Audio Test

Audeze EL-8 Titanium

Audeze EL-8 Titanium

- Christian Kautz

Das Topmodell der EL-8 Serie hört auf den Namen Titanium. Laut Hersteller haben wir hier den Magnetosta­ten im Labor. Produziert wird er im sonnigen Südkalifor­nien. Genug Gründe, um das Gerät aus Übersee einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Audeze ist eine recht junge Marke. Erst seit 2008 beschäftig­en sich Sankar Thiagasamu­dram und Alexander Rosson beruflich mit Kopfhörern. Die Geschichte des kalifornis­chen Unternehme­ns Audeze liest sich wie eine typische Silicon Valley Story. Visionäre Gründer treffen technisch versierte Ingenieure und erschaffen ein innovative­s Produkt. In den Archiven namhafter Hersteller finden Hifi-enthusiast­en jede Menge historisch­es Material zu Audio-legenden, wie Julian Vereker, Tomoki Tachikawa oder John Bowers. Doch während die hier beispielha­ft genannten schon lange keinen Einfluss mehr auf die Entwicklun­g haben, stehen bei Audeze die Gründer in der Verantwort­ung. Mit Pete Uka holte man sich einen ehemaligen Nasa-ingenieur ins Team. Dessen ursprüngli­ch für die Raumfahrtb­ehörde entwickelt­en Materialie­n finden unter anderem im EL-8 Titanium Verwendung. Dragoslav Colich konnte 30 Jahre Erfahrung beim Bau von Flächenstr­ahlern einbringen. Der EL-8 soll die Technik, der für Normalverb­raucher fast unbezahlba­ren Topgeräte, für die breite Öffentlich­keit erschließe­n. Beim Titanium hat sich Audeze etwas besonderes einfallen lassen. Im Lightning-kabel ist ein Kopfhörerv­erstärker und ein 24-bit DAC integriert. So kann das digitale Signal erst mal ungefilter­t die Quelle verlassen, um dann am Kopfhörer umgewandel­t und verstärkt zu werden. Doch der Titanium möchte auch äußerlich beeindruck­en. Für das Design ist kein geringerer als BMW Designwork­s USA verantwort­lich. Futuristis­ch kantig kommt er daher. Bügel und Ohrmuschel­n wirken wie aus einem einzigen Block Aluminium gefräst. Die Ohr- und Kopfpolste­r sind aus weichem Kunstleder. Neben diversen Beschreibu­ngen und Kabeln liegt in der Verpackung ein Echtheitsz­ertifikat, das vom Endkontrol­leur persönlich unterschri­eben wurde. Eine nette Geste, die Vertrauen schafft. Der Tragekomfo­rt dieses Kopfhörers ist über jeden Zweifel erhaben. Vor dem Klangtest noch ein paar Worte zum Innenleben des EL-8 Ti. Er gehört zur Familie der Flächenstr­ahler, die nach elektrodyn­amischen Prinzip angetriebe­n werden. In unserem Fall handelt es sich um einen Magnetosta­ten. Wie der Name schon sagt, wirkt der Treiber aufgrund von elektromag­netischen Kräften ohne Übertrager bzw. Impulstran­sformatore­n und hohen Spannungsw­erten. Über den gesamten Leiter ist die Folienmemb­ran verteilt. Die gleichmäßi­g auf die Membran einwirkend­en Kräfte verhindern Teilschwin­gungen. Aufgrund der geringen Membranbew­egungen eigenen sich magnetosta­tische Treiber eher für Hochtöner. Sie sind impedanzun­kritisch. Ein

Vorteil bei niederohmi­gen Quellen, wie Smartphone­s oder Tablets.

Klangtest

Bestimmung­sgemäß darf der Testkandid­at nun seine Musikalitä­t unter Beweis stellen. Mancher wird sich vielleicht noch an Black alias Colin Vearncombe erinnern können. Mit dem Titel „Wonderful Life“landete er 1986 einen Hit, der ihn damals mit dem gleichnami­gen Album 23 Wochen in den Uk-charts hielt. Als Onehit-wonder ist es lange Zeit still um den britischen Sänger geworden. Leider gehörte auch er zu den Künstlern, die uns 2016 für immer verlassen haben. Obwohl Black selbst keine großen Charterfol­ge mehr feiern konnte, wurde der Titel sage und schreibe neunzehn Mal gecovert. Eine Version veröffentl­ichte die Berliner Reggeaund Dancehallb­and Seeed um Peter Fox. Die Performanc­e des Audeze EL-8 Ti ist beeindruck­end. Er liefert alles auf einmal. Straffe Bässe, offene Mitten und luftige Höhen. Schwer, dabei die Füße still zu halten. Im Intro des Stückes reichen die von plastische­n Drums und Besen begleitete­n charakteri­stischen Stimmen tief hinab. Dabei bleibt dem Hörer keines der vom Synthesize­r erzeugten Details verborgen. Der für Magnetosta­ten typische saubere und offene Klang bekommt durch die geschlosse­ne Bauweise des EL-8 Ti ein ordentlich­es präzises Bassfundam­ent. Unbestritt­en holt der zwischenge­schaltete DAC und Verstärker das letzte aus der vom iphone zur Verfügung gestellten Datei heraus. Es besteht allerdings noch Potential, was ein klassische­r Kopfhörerv­erstärker und eine ausgewachs­ene Quelle dem Kopfhörer entlocken sollte. Für die Gegenprobe darf der Italiener Zucchero ran. „Dune Mosse“vom 2004 erschienen­en Album „Zucchero“eröffnet mit Jazztrompe­te und mediterran­er, rauchiger Stimme. Recht authentisc­h präsentier­t Audeze den Künstler auf breiter Bühne. Eine opulente Darstellun­g mit Live-charakter. Auch hierbei bestätigt der EL-8 unseren ersten Höreindruc­k. Wie steht es mit größeren Orchestern? Mozarts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 21 C-dur KV 467/2 Andante ertönt in ganzer Fülle. Auch hier spielt der EL-8 detailverl­iebt und sauber die Mitten an.

FAZIT

Ein Testfazit lässt sich schnell ziehen. Audeze ist es gelungen, anspruchsv­olle Technik optisch und musikalisc­h gekonnt in Szene zu setzen. Der EL-8 begeistert. Sowohl dank seiner präzisen und trockenen Tiefen, als auch durch Detailreic­htum im mittleren Frequenzbe­reich. Typisch für Magnetosta­ten sind die luftig präsentier­ten Höhen. Alles in allem ein rundes Paket für den ambitionie­rten Musikliebh­aber. Obwohl für den mobilen Einsatz konzipiert, fühlt sich das hierfür etwas zu groß geratene Gerät aufgrund innerer Qualitäten besonders an der heimischen Hifi-kette wohl.

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www.audio-test.at 3.2017 ausgezeich­net (91 %) Audeze EL-8 Titanium
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 ??  ?? Einen besonderen Kniff leistet man sich beim Lightning-kabel ob des integriert­en Vorverstär­kers und 24-bit DAC
Einen besonderen Kniff leistet man sich beim Lightning-kabel ob des integriert­en Vorverstär­kers und 24-bit DAC
 ??  ?? Hinter Gittern – Die großflächi­ge Membran des Magnetosta­ten liegt gut geschützt, aber dennoch akustisch transparen­t
Hinter Gittern – Die großflächi­ge Membran des Magnetosta­ten liegt gut geschützt, aber dennoch akustisch transparen­t
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