Audio Test

Bowers & Wilkins P9 Signature

Bowers & Wilkins P9 Signature

- Christian Kautz

Groß war die Freude, den P9 Signature von Bowers & Wilkins im Labor begrüßen zu dürfen. Der Ruf eilte dem neuen Kopfhörer des britischen Hersteller­s bereits voraus.

Es kommt nicht so häufig vor, dass Bowers & Wilkins ein neues Mitglied in seine Familie aufnimmt. Bewehrtes weiter zu optimieren und Produktpfl­ege zu betreiben, ist eher die Sache der Briten. Ihnen haben wir zahlreiche Technologi­en, wie zum Beispiel den sagenhafte­n Nautilus-hochtöner, leuchtend gelbe Kevlarmemb­rane oder abgerundet­e Lautsprech­ergehäuse zu verdanken. Bower & Wilkins ist es auch immer gut gelungen, die technische­n Highlights ihrer hochpreisi­gen Produkte nach und nach und mit Erfolg im gesamten Produktpro­gramm zu integriere­n und damit die gesamte Palette aufzuwerte­n. So hielt in nahezu allen Lautsprech­ern der Hochtöner mit Nautilus-technologi­e Einzug. Die Kopfhörer von B&W profitiere­n natürlich in ähnlicher Weise vom Know-how des Hersteller­s. Zum fünfzigste­n Geburtstag der Marke im Jahr 2016 entstand der P9 Signature. Der Zusatz Signature steht für besondere Jubiläumsm­odelle. Schon beim ersten Kontakt mit dem P9 wird klar, welche Zielgruppe man in Worthing im Auge hat. Der P9 ist ein Lifestylep­rodukt par excellence. Die Verpackung erinnert mit ihrem dicken weißen Karton und der verwendete­n silbernen Schrift und Grafik sehr stark an das iphone. Alles fühlt sich irgendwie Apple an. Nun gut, der Hersteller wirbt schließlic­h auch mit Apple-kompatibil­ität. Das Gerät selbst ist von solch hoher Qualität, dass man vor dem Aufsetzen am liebsten noch einmal die Frisur checken würde, um nicht ganz hinten runter zu fallen. Für die Kopf- und Ohrpolster wurde feinstes italienisc­hes Leder verwendet. Offenbar möchte B&W nicht nur den Hörsinn ansprechen. Ein massiver Bügel aus Aluminium verbindet beide Ohrmuschel­n, deren Ohrpolster magnetisch am Gehäuse haften. Die ganze Konstrukti­on wirkt wie aus einem Guss. Eine Besonderhe­it sind die leicht schräg angeordnet­en Treiber. Damit soll der Eindruck entstehen, man höre ein Paar Lautsprech­er mit klassische­r Bühnenabbi­ldung. Technisch basiert der Kopfhörer auf dem bisherigen Topmodell, dem P7. Beide Geräte treiben 40 mm Chassis mit einer Impedanz von 22 Ohm an. Allerdings ist der Frequenzum­fang des P9 mit 2 Hz bis 30 khz gegen 10 Hz bis 20 khz wesentlich breiter. Das klingt nach ordentlich Substanz.

Klangtest

Doch genug der Technik. Auf den Klang kommt es an. Nach allem was uns bis jetzt über den P9 Signature zu Ohren gekommen ist, sind die Erwartunge­n entspreche­nd hoch. Als Musikquell­e dient ein aktuelles Macbook. Schließlic­h empfiehlt B&W ausdrückli­ch die Verwendung des Kopfhörers an mobilen

Geräten. Zu Gehör kommt der Titel „Learning to Fly“vom fantastisc­hen Pink Floyd Album „A Momentary Lapse of Reason“aus dem Jahr 1987. Bald wird klar, wohin die Reise geht. Der P9 glänzt mit reichlich Bassfundam­ent. Bei Liebhabern der tiefen Töne bleibt so bestimmt kein Auge trocken. Sehr beeindruck­end. Über das Intro des Songs hinaus ist der Kopfhörer auch in der Lage, genug Feinzeichn­ung zu liefern, um die Aufmerksam­keit des Hörers bei der Stange zu halten. Es entsteht im Verhältnis zum stets präsenten, tiefen Grundton eine für manche Geschmäcke­r möglicherw­eise zu zurückhalt­ende Abbildung hoher Frequenzen. Im Gegensatz zu anderen getesteten Kopfhörern verlagert der P9 die Bühne tatsächlic­h wie vom Hersteller beabsichti­gt vor den Zuhörer. Das erklärt zum Teil den ersten Höreindruc­k. Ähnlich einem Paar Lautsprech­er werden die Höhen direkt von vorne abgestrahl­t, während einem die Bässe rundum ins Geschehen einbetten. Bevor wir das endgültige Urteil fällen, bekommt der Prüfling ein weiteres Stück zur Aufgabe. Mit „Naked And True“feierte die Us-amerikanis­che Jazz- und Soulsänger­in Randy Crawford 1995 einen ihrer großen Erfolge. Die bekanntest­en Titel dieses Albums sind wohl „Give Me The Night“oder „Come Into My Life“. Crawfords ausdruckss­tarke Stimme und die Mischung aus Funk und Jazz begeistern auch heute noch. Ihr warmer und rauchiger Gesang ist unverwechs­elbar. Geeignet für winterlich­e Abende mit dem P9 Signature. „Naked And True“zeigt noch einmal, wie wichtig die Aufnahmequ­alität für das Hörerlebni­s ist. Das soll keineswegs bedeuten, dass „A Momentary Lapse Of Reason“weniger gut aufgenomme­n wurde. Bei Jazz und Soul kommt die Qualität von Studioaufn­ahmen nur besonders zur Geltung. Und hier spielt der neue Kopfhörer von B&W sein Potential aus. Randy Crawfords Stimme erhält ihren typischen Charakter und Höhen werden besser als bisher präsentier­t. Neben dem ausgeprägt­en mittleren Tonbereich begleiten als besonderes Schmankerl knackige Tiefen den Auftritt unseres Testgeräte­s.

FAZIT

Dieser Kopfhörer sieht also nicht nur verdammt gut aus. Er hört sich auch so an. Mit besonderem Augenmerk auf der Basswieder­gabe haben die Techniker von Bowers & Wilkins den P9 Signature voluminös abgestimmt ohne mittlere und hohe Frequenzen unter den Tisch fallen zu lassen. Mit seiner fantastisc­hen Verarbeitu­ngsqualitä­t und ausgesucht­en Materialie­n nimmt der Brite eine Sonderstel­lung unter den mobilen Abhören ein. Er hat das Zeug zum Klassiker.

 ??  ?? Bowers & Wilkins P9 Signature www.audio-test.at 3.2017 sehr gut (88 %)
Bowers & Wilkins P9 Signature www.audio-test.at 3.2017 sehr gut (88 %)
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Einen Pluspunkt sammelt Bowers & Wilkins mit dem Zurückgrei­fen auf austauschb­are Ohrmuschel­n, deren Polster mit Magneten befestigt sind
Einen Pluspunkt sammelt Bowers & Wilkins mit dem Zurückgrei­fen auf austauschb­are Ohrmuschel­n, deren Polster mit Magneten befestigt sind
 ??  ?? Als besonders praktisch erweist sich der faltbare Bügel
Als besonders praktisch erweist sich der faltbare Bügel
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany