„Das Wichtigste ist Kontinuität“
Die jährliche Leitmesse der Audiobranche, die HIGH END, steht bevor. Der neue Geschäftsführer der HIGH END SOCIETY Service Gmbh wird neue Trends auf bewährten Wegen umsetzen.
Herr Dreischärf, Ihre erste Messe als Geschäftsführer der HIGH END SOCIETY steht nun kurz bevor. Sind Sie aufgeregt? Hier muss ich zweigleisig antworten: Im Moment fehlt mir schlichtweg die Zeit um aufgeregt zu sein. Die Räume des MOC in München und alle 4 Ausstellungshallen werden Mitte Mai während der HIGH END 2017 komplett belegt sein, so dass mein Team und ich im Moment alle Hände voll zu tun haben. Andererseits habe ich bereits vor einem Jahr begonnen, für die HIGH END SOCIETY als Project Manager zu arbeiten und konnte von meinem Vorgänger, Branko Glisovic, perfekt in die Geheimnisse der Messe eingeweiht werden. Das gibt mir die notwendige Sicherheit, die anfallenden Aufgaben im Sinne unserer Kunden und der HIGH END SOCIETY zu erfüllen.
Welche neuen Akzente werden Sie auf der diesjährigen HIGH END Messe in München setzen? Der wichtigste und erste Akzent ist die Kontinuität. Wir werden weiter auf höchstem Niveau unseren Ausstellern eine perfekte Umgebung für ihre Präsentation bieten. Ein zweiter Schwerpunkt sind die Sondervorführungen, die nicht an Marken bzw. Ausstellern gebunden sind. Zudem möchte ich in den nächsten Jahren den Bereich der Einsteigeranlagen stärken, die preislich erschwinglich sind, aber dennoch ein sehr hohes musikalisches Niveau erreichen. Speziell der letzte Bereich hat viel Potential in der Außendarstellung.
Mit wie vielen Ausstellern dürfen wir in diesem Jahr rechnen? Welche Produktgruppen möchten Sie den Besuchern am meisten ans Herz legen? Deutlich über 500 Aussteller werden sich auf der HIGH END 2017 präsentieren. Anstatt Produktgruppen hervorzuheben, möchte ich den Besuchern der HIGH END ans Herz legen, ausreichend Zeit mitzubringen. Wer zwei Tage im MOC verbringen kann, wird ohne Stress die gebotene Vielfalt genießen können.
Sie kommen ja von einem der großen High-end-hersteller in Deutschland. – Wie war der Weg vom Verkaufsleiter der Industrie hin zum Geschäftsführer der HIGH END Society Service Gmbh? Ohne die Kenntnis, die ich in den Jahren national und international gesammelt habe, würde das ganze nicht funktionieren. Die HIGH END Branche ist wie jede andere Branche miteinander vernetzt und entsprechend für Außenstehende nur schwer zu durchdringen. Die bereits bestehenden Kontakte zur Industrie, zu den Magazinen etc. erleichtern die Arbeit enorm.
Der Trend zu analoger Tonwiedergabe, insbesondere zu Plattenspielern, ist nach Analyse der Zeitschrift AUDIO TEST ungebrochen. Wie wirkt sich dies auf den Markt für Audiotechnik aus? Das ist eine gute Frage, die aber auch zu einem wichtigen Detail führt: Konsumieren von Musik vs. Genießen von Musik als Kulturgut. Wir haben uns immer für das Kulturgut Musik stark gemacht und werden dies auch weiterhin tun. Allerdings beobachten wir in den letzen Jahren, dass Musik mit zu-
nehmend geringer Wertschätzung konsumiert wird. Die permanente Verfügbarkeit lässt sie beliebig werden. Die Renaissance der Langspielplatte kehrt diesen Trend um und gibt der Musik die Anerkennung zurück, die sie verdient.
Was empfehlen Sie einem Verbraucher, der sich erstmals mit dem Thema Hifi ernster auseinandersetzt? – Wie findet er die für ihn passende Anlage? Wir haben in Deutschland eine große Auswahl an Hifi-magazinen (Print & Online) die nahezu alle Bereiche des Hifi / High End abdecken. Einsteiger wie Profis werden hier fündig. Allerdings fällt die Schlüsselrolle nach wie vor dem engagierten Fachhändler zu, denn egal wie gut eine Besprechung ausfällt, muss am Ende das eigene Ohr und Empfinden entscheiden.
Wie findet unsere Branche Zugang zu den nachwachsenden Generationen? Wie kann die HIGH END Messe hier als Katalysator wirken? Die HIGH END ist mittlerweile der wichtigste Branchentreffpunkt der Welt, alle wichtigen Entwicklungen aus dem Bereich der hochwertigen Musikwiedergabe sind hier zu finden. Fraglos greifen viele der aktuellen Entwicklungen die Trends die durch die nachwachsende Generation gesetzt werden professionell auf. So ist z. B. eine HIGH END ohne Streaming oder Streamingdienste nicht mehr denkbar. Kopfhörer, die für den mobilen Einsatz konstruiert wurden, die aber keine Konkurrenz zu ihren heimischen Gegenstücken scheuen müssen, gehören ebenso dazu. Und als hervorragende Alternative zu einfachen Handys werden an vielen Ständen tragbare High-resplayer präsentiert. Ich könnte an dieser Stelle noch viele weitere Besonderheiten aufzählen, welche einen Besuch der HIGH END auch für die nachwachsende Generation zu einem Erlebnis machen. Dies würde allerdings den Rahmen sprengen. Wir bemerken zusehends einen Trend: weg von komprimierter Musik (MP3), wieder hin zu mehr Genuss am Hören. Wie kann unsere Branche diesen Schwung aufnehmen und neue Nutzer für Hifi begeistern? Exakt diese Entwicklung können auch wir erkennen. Durch fallende Preise für Speicher (Festplatten) und flächendeckende Versorgung durch schnelles Internet gibt es kaum noch vernünftige Argumente, Musik zu komprimieren. Parallel haben sich Plattformen im Internet etabliert, die Musik in Cd-qualität und zum Teil auch in Hi-res-auflösung anbieten. Selbst Anbieter wie Spotify denken aktuell über Streaming in Hq-qualität nach. Dieses Engagement ist kein Selbstzweck, es spiegelt den Wunsch der Kunden nach mehr Qualität. Dass unsere Branche es versteht diese Dynamik aufzugreifen, beweisen die aktuellen technischen Entwicklungen. Daher mache ich mir um ihre Zukunft keine Sorgen.
Vielen Dank für das Gespräch.