MQA: doch kein verlustfreier Audio-codec?
Das viel gelobte Dateiformat „Master Quality Authenticated“(MQA) bringt zur Zeit ordentlich Schlagzeilen im Hifischbecken. Was ist dran an der vielgepriesenen verlustfreien Kodierung?
Im Dezember 2014 präsentierte Bob Stuart, Gründer von Meridian Audio, eine von ihm entwickelte Technologie, welche das Streamen von hochauflösenden und somit speicherplatzintensiven Audio-dateien revolutionieren sollte. „Master Quality Authenticated“, kurz MQA, verspricht das scheinbar Unmögliche: höhere Klangqualität in kleinerer Datenmenge. Wie das funktionieren soll, ist den mit MQA in Zusammenhang stehenden Patentanträgen zu entnehmen: im Wesentlichen basiert das Verfahren auf einer Reduktion der Bit-tiefe. High Resolution Audio-aufnahmen werden von 24 Bit auf 17 Bit heruntergerechnet, um Frequenzinformationen aus dem Spektrum über 48 Kilohertz in den somit verbleibenden 7 Bit zu kodieren. Bei dieser „Faltung“wird von MQA angenommen, dass 4 Bit ohnehin nur Rauschen enthalten und durch Dithering die verlorenen Bits aufgewogen werden können. Dithering beschreibt hier eine Methode, welche üblicherweise verwendet wird, um bei der Umwandlung eines analogen Signals in ein digitales Signal Quantisierungsfehler zu kompensieren. Dabei wird durch eine zufällige Rundung der Signalwerte eine störende Verzerrung verhindert, stattdessen entsteht ein leichtes Rauschen, das den Höreindruck nicht immens beeinflusst. Nun vermag allerdings nicht jedes Abspielgerät oder jede Wiedergabe-software, Mqa-dateien ohne weiteres zu dekodieren, denn bei MQA handelt es sich um ein proprietäres Produkt, dessen Nutzung nur mit Hilfe eines lizensierungspflichtigen Dekoders möglich ist. Bisher haben jedoch bereits eine handvoll Hersteller einen solchen in ihre Produkte integriert. So ermöglichen bekannte Adressen wie Onkyo, NAD oder Technics ihren Kunden schon die Nutzung von MQA. Auch der Streaming-anbieter Tidal ist seit Januar mit von der Partie. Auf der Seite der Produzenten ist MQA auch schon lange in Verwendung. Unter anderem 2L, Warner Music Group und Universal lassen die Mqa-kodierung in Mastering-prozessen ihrer Titel Anwendung finden. Nun wurde vor Kurzem eine heftige Debatte um MQA entfacht, als Lothar Kerestedjian, Geschäftsführer vom audiophilen Online-musikhandel Highresaudio auf Facebook bekanntgab, sein Unternehmen werde Mqa-dateien vorübergehend aus dem Angebot Alex Röser, Stefan Goedecke
nehmen, da es sich bei dem Kodierverfahren nicht um einen verlustfreien Prozess handle. In dem Post, der mittlerweile auf den Wunsch von Bob Stuart wieder gelöscht wurde, bezog sich Kerestedjian auf ein umfangreiches Paper, in welchem das Versprechen von MQA, hochauflösende Dateien unverfälscht zu dekodieren, angefochten wird. Auf 44 Seiten werden hier zum einen die Arbeitsweise von MQA und zum anderen ein Analyse-verfahren beschrieben, welches aufzeigen soll, dass Mqa-dateien durchaus verlustbehaftet sein können. Urheber dieses englischsprachigen Papers ist Dipl.-ing. Stephan Hotto, der als Geschäftsführer von Xivero tätig ist. Xivero ist ein junges Unternehmen, dass sich der Programmierung von Software und Hardware für digitale Signalprozessierung verschrieben hat. Nun ist MQA, wie bereits erwähnt, ein proprietäres Format und ohne einen Software-dekoder nicht so leicht zu untersuchen. Für eine Analyse hat Hotto also das Mqa-baseband von 0 Hz bis 24 khz vermessen. Festgestellt hat er hier, dass MQA auch nach der Dekodierung keinen höheren Signal-rausch-abstand erreicht,