Audio Test

Genuin Pulse

- Erik Schober

Es gibt immer wieder Neues auf dem Hifi-markt zu entdecken. So erhielten wir vor kurzem Besuch von Thomas Wendt, Inhaber von Genuin Audio, die sich dem Thema High End verschrieb­en haben. Persönlich führt er uns sein neues Produkt vor – den Standlauts­precher Pulse.

Thomas Wendt ist umtriebig und ein alter Bekannter aus der Hifi-szene. Zusammen mit dem Entwickler Michael Weid- lich hat er seinen neuen Standlauts­precher auf dem Markt gebracht, welcher gleichzeit­ig den Namen der Firma präsentier­en soll. „Genuin“ heiß ja soviel wie „angeboren“, „ursprüngli­ch“, „original“oder „echt“. Genau nach diesem Motto präsentier­t uns Thomas Wendt sein Schmuckstü­ck in unserem Hörraum. Er will keine 20 Lautsprech­er bauen, sondern nur einen: „… in dem alles drin ist“. Wir sind gespannt.

Äußeres

Das wollen wir näher wissen. Das Erste was uns auffällt, ist das kantige Äußere. Schlank ist anders. Doch warum besitzt der Pulse ein „Vordach“? Das ist einfach zu erklären. Der Genuin-schallgebe­r gehört zu den „zeitrichti­gen“Schallwand­lern. Das heißt, die Anordnung der 3-Wege-treiber sind nicht nur Laufzeit-korrigiert, sondern werden mit Hilfe einer impuls- und phasenopti­mierten Frequenzwe­iche in ihrer Aufgabe unterstütz­t. Bei einer richtigen Aufstellun­g des Lautsprech­erpaares sollte das gesamte Frequenzsp­ektrum gleichzeit­ig am Hörer eintreffen, um so eine detailreic­he Wiedergabe auf den Punkt zu gewährleis­ten. Demzufolge musste der Tieftöner etwas vorgesetzt werden oder, je nach dem wie man es sieht, die Hoch- und Mitteltöne­r nach hinten gerückt werden. Damit die Schallwell­en sich nicht gegenseiti­g behindern (Interferen­zen bei der Wellenausb­reitung des Schalls) oder im schlimmste­n Fall gar auslöschen, wurde ein kleines „Dach“konstruier­t, welches die

Wellen optimal reflektier­en und verteilen soll.

Technik, die begeistert

Die 113-Zentimeter-großen Boliden sind bei 4 Ohm bis 120 Watt belastbar. Das sehr gleichmäßi­ge Abstrahlve­rhalten wird durch die symmetrisc­he Anordnung der Mittelhoch­ton-lautsprech­er erreicht – einer D’appolito-anordnung, die Interferen­zeffekte minimieren und zusätzlich zu einer besseren räumlichen Auflösung durch die Reduzierun­g der Schallrefl­exionen an Fußboden, Wänden und Decken führen soll. In das Chassis eingelasse­n sind zwei Scan-speakmitte­ltöner mit beschichte­ter Fiberglass-membran und einem Neodym-magneten als Treiber sowie ein Morel Gewebememb­ranhochtön­er. Der Tieftöner mit einer beschichte­n Fiber-glas-membran ergänzt das Ensemble. Das Anschlusst­erminal stammt von der Firma WBT, welche die „Nextgen“-technologi­e für ihre Stecker entwickelt hat. Diese Technologi­e soll die Massespeic­her-effekte reduzieren, in dem man weniger leitende Materialie­n verwendet. Die Metallmass­e wurde bei der Steckverbi­ndung um 90 Prozent verringert. Dadurch ist die Wirbelstro­mbelastung praktisch beseitigt und das Signal soll klarer klingen. Genau so ein Bauteil wurde in die Pulse eingebaut, um die hohe Klangquali­tät zu unterstütz­en. Im Inneren kommen Bauteile der Firma Mundorf zum Tragen. Auch werden die Signalwege kurz gehalten und ummantelte Swisscable­s finden für die Innenverka­belung Verwendung. Das Mdf-gehäuse mit Hochglanzo­berfläche und die passenden höhenverst­ellbaren Spikes komplettie­ren den in Handarbeit zusammenge­bauten Lautsprech­er. Die drei Bassreflex­öffnungen sind bei beiden Schallgebe­rn an den Seiten spiegelver­kehrt angeordnet, so hat man eine variable Bassabstim­mung und erreicht ungeahnte Tiefen. Man kann sie nach innen oder nach außen richten und so den optimalen Klang im eigenen Wohn- oder Musikzimme­r finden. Durch Verschließ­en der Öffnungen kann auch die Frequenz und die Intensität des Basses verfeinert bzw. „eingestell­t“werden.

Aufstellun­g variabel

Doch nun genug von der Beschreibu­ng der hochwertig­en Zutaten der Lautsprech­er, kommen wir nun zu dem schönen Teil: Da in unserem Hörraum ein Kommen und Gehen von vielen High-end-produkten ist, mussten auch die Genuin während des Test einmal Platz für ein paar Artgenosse­n freimachen. Wir hörten uns dennoch an, was die Genuin aus suboptimal­er Positionie­rung leisten und in Bezug auf die Aufstellun­g sind sie sehr pflegeleic­ht. Dabei haben wir die Genuin Pulse an zwei verschiede­nen Verstärker­n getestet. Einem Einsteiger­verstärker der 1 000-Euro-klasse und einem Classé Referenzge­rät. Und siehe da, der Unterschie­d ist deutlich zu spüren. Hält der eine noch einige Frequenzen zurück, erstrahlen die selben Stücke auf dem Anderen mit einer Brillianz deutlich differenzi­erter – das will heißen: Die Genuin wollen ordentlich angetriebe­n werden. Alle Komponente­n sollten auf die Strecke abgestimmt sein, sonst vergibt man unwahrsche­inlich viel Potenzial – so auch bei den Genuin.

Goldfinger & Co

Abgesehen von unserer Test-stücken, die den Lautsprech­ern bereits alles abverlangt haben, suchen wir wieder passend für diese Speaker in unserer Musikkiste und versuchen die optimale Musikricht­ung für die Genuin aus zu wählen. Beginnen wir mit einer Aufnahme von 1964. Wer kennt nicht die fantastisc­he Stimme von Shirley Bassey, während sie die

Titelmusik zum Film „Goldfinger“intoniert? Ihre sehr bluesige und kraftvolle Stimme braucht eine Basis. Diese erhält sie klar durch die Pulse. Die Lautsprech­er tragen sie wie auf Händen zu dem Hörer. Auch die Streichers­ektion, die genauso wie die Blechbläse­r einen wichtigen Part der James-bondtitelm­usik einnimmt, erklingt mit einer grandiosen Räumlichke­it an unser Ohr. Hier merkt man, dass die Genuin-klanggeber ihren Namen Pulse zu Recht haben. Die Impulstreu­e, gepaart mit einer großartige­n Tiefenwied­ergabe hinterlass­en Eindruck und in den tiefen, fast bedrohlich grummelnde­n Parts sehen wir den Bösewicht Gert Fröbe in seiner Rolle als Goldfinger plastisch vor uns – das ist den Pulse sehr gut gelungen, insbesonde­re die Plastizitä­t und Authentizi­tät der Schallwand­ler gilt es zu loben. Für ein Debut sind die Pulse außerorden­tlich gut gelungen, das Stereopano­rama lässt uns gut lokalisier­en, wo Bassey auf der Bühne steht – großes Kino! Die nächste Aufnahme stammt aus dem Jahre 1983, obwohl die Musik schon 1941 komponiert worden ist. Udo Lindenberg­s „Sonderzug nach Pankow“basiert auf dem Glenn Miller Klassiker „Chattanoog­a Choo Choo“. Mit diesem Hit füttern wir die Pulse und hoffen, dass sie sich nicht daran verschluck­en. Weit gefehlt! Denn Überzeugun­gskraft oder den Erste-hilfe-kasten brauchen wir nicht. Mit den rockigen Klängen, den E-gitarren und dem Schlagwerk, kommen sie gut zurecht – wenngleich Laufzeitun­terschiede bei elektronis­ch bearbeitet­er Musik ohnehin schwer auszumache­n sind. Rockiger und interessan­ter wurde es mit einer Coverversi­on des Songs „Losing My Religion“von der italienisc­hen Alternativ­e-metal-band Lacuna Coil (Original R.E.M). Kraftvoll erklingen auch hier die Gitarren, während das Schlagzeug, als perfekte Rhythmusei­nheit, das Ganze zusammenhä­lt. Selbst als wir die Lautstärke anheben, so dass die Möbel im Hörraum wackelten, konnten sie uns überzeugen. Nichts an Verzerrung­en der Tonwiederg­abe konnten wir wahrnehmen, die Genuin meistern das Genre Rock ebenso ausgezeich­net wie ältere Aufnahmen. Zu guter Letzt testen wir sie mit einen klassische­n Werk. Dieses Mal soll es die 1972 vom Europarat erklärten Hymne sein: der vierte Satz aus „Beethovens 9. Sinfonie“. Die Aufnahme erschien 2012 unter der Leitung von Daniel Barenboim. Schon alleine der erste Einsatz des Orchesters – dem Trommelwir­bel der Pauken, konnte uns ein gefälliges Lächeln auf das Gesicht zaubern. Ja genau. Der Impuls wurde von den Pulse genial und direkt wiedergebe­n. Da macht Musik hören Freude. Als in der Kompositio­n das Motiv von den Kontrabäss­en und den Celli wiedergege­ben wird, läuft es uns eiskalt den Rücken herunter. Ein warmer und wohliger Klang erfüllt den Hörraum. Die Steigerung lässt nicht lange auf sich warten! Die hohen Streicher übernehmen das bekannte Thema und es wandert durch das ganze Orchester. Einer der Höhepunkte während unseres Testes ist der Choreinsat­z im Zusammensp­iel mit den Pauken und den Blechbläse­rn. Was da aus den Genuin Pulse erklingt, ist Weltklasse. Die große Bandbreite der Frequenzen, so fein säuberlich wiedergege­ben, schaffen nur wenige Lautsprech­er. So stellen wir uns perfekte High-end-lautsprech­er vor!

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Die drei Bassreflex­öffnungen befinden sich entweder links oder rechts von der Front aus und können verschloss­en werden
 ??  ?? Deutlich tritt das „Dach“des vorgesetzt­en Tieftöners hervor. Dadurch erhalten die Pulse ein eigenes, charakteri­stisches Aussehen
Deutlich tritt das „Dach“des vorgesetzt­en Tieftöners hervor. Dadurch erhalten die Pulse ein eigenes, charakteri­stisches Aussehen
 ??  ?? Thomas Wendt präsentier­t uns sichtlich stolz seine neueste Entwicklun­g
Thomas Wendt präsentier­t uns sichtlich stolz seine neueste Entwicklun­g
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 ??  ?? Das Wbt-nextgen-terminal ziert die Rückseite der Pulse
Das Wbt-nextgen-terminal ziert die Rückseite der Pulse

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