German Physiks Unlimited MK II
Ein handgemachtes Produkt ist immer etwas ganz Besonderes. Bei unserer Suche nach solch besonderen Produkten wurden wir auf das Einsteigermodell Unlimited MK II der Frankfurter Manufaktur German Physiks aufmerksam.
Kürzlich durften wir Holger Müller, Geschäftsführer der Manufaktur German Physiks, in unseren Redaktionsräumen begrüßen. Bei der Einführung des Einsteigermodells Unlimited MK II brachte er uns auch die Philosophie des deutschen Unternehmens näher: German Physiks stellt echte Luxusgeräte her, deshalb gehöre ein perfekter Service zum guten Ton. Auf jedes Produkt gibt es nämlich fünf Jahre Garantie. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten und man möchte seinen Germanphysiks-lautsprecher verkaufen, bietet die Firma eine kostenlose Generalüberholung und ein Echtheitszertifikat an. Auch weil die Lautsprecher auf lange Haltbarkeit hin entwickelt wurden, verliert man mit dem Kauf eines solchen Produktes kein Geld. Im Gegenteil, man kann Germanphysiks-boxen als sichere Wertanlage betrachten – auch die vergleichsweise preiswerten Unlimited MK II. Diese werden sogar im Bedarfsfall bei Eigenverschulden auch einmal gratis repariert. Das ist doch mal echter Service!
Unlimited MK II
Hervorgegangen ist dieser Lautsprecher aus der auf 100 Stück
limitierten „Limited-11“von 2011, die so erfolgreich war, dass man sich dazu entschloss, sie als Unlimited MK II dauerhaft auf den Markt zu bringen. Die Box sieht auf den ersten Blick recht ungewöhnlich aus. Senkrecht ragt ein Konus aus dem Gehäuse, der von einem auf Metallstäben ruhenden Dach geschützt zu werden scheint, das stark an einen Hut erinnert. Die Box wird in den vier Farben Grau, Matt Schwarz, Weiß und Tabakbraun angeboten, uns überließ man die weiße Variante im Testlabor. Laut German Physiks Chef Holger Müller ist der Lack nicht „von der Stange“, German Physiks ließ ihn nach eigenen Vorstellungen anrühren.
Ddd-wandler
Lautsprecherchassis schauen uns auf den ersten Blick keine an. Erst auf den zweiten Blick erkennt man eine Downfire-subwoofermembran an der Unterseite des Gehäuses. Auf den Dritten Blick schließlich schwant uns, dass besagter Konus der Mittelhochtöner zu sein scheint. Genau genommen handelt es sich dabei um den sogenannten Ddd-wandler, eine Eigenentwicklung von German Physiks und Herzstück aller Produkte der Firma. Die Funktionsweise dieses Treibers ist relativ kompliziert und soll hier nur angerissen werden: Als Membran dient eine flexible Folie aus 0,15 Millimeter starker Carbonfaser, die zum Schwingen gebracht wird. Die resultierende Bewegung vergleicht German Physiks mit der Schwimmbewegung einer Qualle. In der Folge sendet die Membran die Schallwellen seitlich aus. Da der konische Wandler immer vertikal verbaut wird, strahlt der Ddd-wandler rundherum gleichmäßig ab, was einige Vorteile im Stereopanorama mit sich bringen soll. Ein wesentlicher Vorteil des Ddd-wandlers liegt in der geringen Masse der Carbonfaser und der daraus folgende schnelle Einschwingvorgang, der zu hoher Impuls- und Klangtreue auch bei niedriger Lautstärke führt. Der Ddd-wandler der Unlimited MK II ist baugleich mit dem der weit teureren Gaudi MK II-BOX. Sein Hauptarbeitsbereich liegt zwischen 200 und 24 000 Hertz (Hz), er muss also mit einem Tieftöner kombiniert werden. Im Falle des Unlimited MK II ist dies ein 8-Zoll-woofer, der bis zu 32 Hz herabreicht. Laut Müller wurde bei der Entwicklung der Unlimited MK II nichts dem Zufall überlassen. So berechnet sich die Länge des Gehäuses nach der Minimierung von Interferenzen, im Gehäuseinneren verhindern Absorber die Entstehung stehender Wellen. Auch die Form des „Hütchens“
resultiert aus physikalischen Berechnungen. Man erkennt direkt, der Name German Physiks ist Programm.
Klang
Als Rundumstrahler sollte man die Unlimited MKII nicht zu nah an der Wand positionieren, da sich die rückseitigen Reflexionen ungünstig auf den Sound auswirken können. Wir hatten anfangs beispielsweise das Problem, dass Alan Taylors Gesang im Song „Wheel of Fortune“hinter den Lautsprechern und auch hinter den Gitarren zu stehen schien. Befinden sich die Lautsprecher weiter im Raum, tritt dieses Problem weniger stark in Erscheinung. In der Bedienungsanleitung wird eine Wanddistanz von 1,5 Metern empfohlen. Näher als 0,5 bis 1 Meter sollten die Boxen also nicht zur Seitenwand stehen, da dann das Stereoabbild beeinträchtigt wird. Für zu kleine Räume kommen die Unlimited MK II somit nicht infrage, auch weil deren Klang Platz zur Entfaltung braucht. Dank der omnidirektionalen Abstrahlung muss nicht auf die Drehung der Lautsprecher und der Ausrichtung auf einen Sweet Spot geachtet werden. Frequenziell ist die Unlimited MK II sehr fein abgestimmt. Sowohl die tiefsten als auch die höchsten wahrnehmbaren Töne werden direkt und impulstreu ausgespielt. Besonders die im Arbeitsbereich des Ddd-wandlers liegenden Frequenzen über 200 Hz begeistern und sorgen für die überzeugende Performance des Lautsprechers. Der konventionelle Subwoofer kommt nicht ganz so druckvoll daher, fällt aber durch die gute Abstimmung mit dem Gesamtgerät nicht negativ auf. Wirklich Weltklasse sind die Mitten und Höhen, die vornehm zurückhaltend aber dennoch stets präsent sind – und das auch bei niedrigen Pegeln. Der Ddd-wandler zeichnet etwa eine Triangel so zart und dennoch so deutlich, dass man selbst an ihrer sanft leiser werdenden Hallfahne noch Freunde haben kann. In hochwertigen Aufnahmen von Mozarts „Entführung aus dem Serail“gelingt dies trotz nebenher aufspielendem Orchester. Eine Freude sind auch die bis ins Pfeifregister springenden Arien dieses Stückes, welche die Unlimited MK II mühelos wiedergibt, ohne ins Kreischende abzudriften. Bei Klassikkonzerten und teilweise bei Live-mitschnit- ten macht die Box die beste Figur. Pop- und Rockmusik, die ausschließlich auf konventionellen Lautsprechern und für selbige gemixt wurde, wird durch die Rundum strahl charakteristik und die hierdurch vermehrt auftretenden Wandreflexionen unserer Meinung nach mit einer etwas zu langen Hallfahne versehen – aber das mag Geschmacksache sein. Wen dies stört, der sollte versuchen, seinen Raum zu optimieren, indem er etwa schall zerstreuende Bücherregale vor die Seitenwände stellt.