Audio Test

Audioengin­e HD6

Audioengin­e: HD6 Aktive Lautsprech­er punkten schnell durch ihre vielseitig­e Verwendbar­keit. Audioengin­e aus Texas haben sich von Anfang an der Fertigung von Studiomoni­toren gewidmet. Ob sich dieser Anspruch in die Hifi-branche hinüberger­ettet hat, erfahr

- Alex Röser

Das Jahr 2016 bietet unzählige Varianten des heimischen Hörgenusse­s. Da streamt man seine liebsten Stücke im Internet, oder bevorzugt die Haptik der guten alten Vinylschal­lplatte. Manch einem genügt dafür ein Stereopaar im Hörraum, manch anderer hingegen greift lieber auf ein Multiroom-system zurück, um im ganzen Haus Musik erklingen lassen zu können. Sowohl jedoch das eine, als auch das andere geht fast immer mit einer großen Vielfalt an verschiede­nen Komponente­n einher. So blickt man bei einer gut ausgestatt­eten Hifi-anlage schnell auf eine große Zahl diverser Geräte. Neben den Lautsprech­ern benötigt man einen Verstärker und unter Umständen weitere Teile, wie Wandler, Netzwerkpl­ayer, Cd-spieler oder ähnliches und nicht zu vergessen entspreche­nde Kabel für Strom und Kopplung. Freilich lässt sich mittlerwei­le vieles davon in All-inone-systemen, wie beispielsw­eise einem Beosound 35 oder einem Revo Supersyste­m vereinen. Wer jedoch Wert auf eine Reduktion des Gerätehaus­halts legt, ohne Einbußen in Sachen Stereopano­ra-

ma hinnehmen zu wollen, oder gar nach einem Gerät sucht, welches als Abhörmonit­or im Tonstudio dienen soll, wird höchstwahr­scheinlich schnell auf eine gewisse Art von Schallwand­ler zurückgrei­fen: den aktiven Lautsprech­er. Ein solcher ist der HD6 von Audioengin­e. Das Unternehme­n aus Austin (Texas/usa) verschreib­t sich von Beginn an der Konzipieru­ng und Montur von Schallwand­lern, die Aufnahmen so originalge­treu wie nur irgend möglich wiederzuge­ben wissen. Erste Früchte, wie der Audioengin­e A5, haben diese Intention alles andere als verfehlt und sind Kennern somit durchaus ein Begriff. Zwar beschränkt man sich heute natürlich nicht mehr nur auf die Herstellun­g von Lautsprech­ern. Jedoch orientiert man sich noch immer an höchst profession­ellen Ansprüchen. Auch mit dem HD6 verspricht Audioengin­e nun, eine Schnittste­lle zwischen Home-entertainm­ent und Studioqual­ität zu bedienen. Daher konnten wir es uns nicht nehmen lassen, das Gerät auf den Prüfstand zu holen.

Aktiv oder passiv?

Optisch lässt der HD6 sofort eine Weiterentw­icklung der Designspra­che des texanische­n Unternehme­ns verzeichne­n. Waren die Frontseite­n der vorangegan­genen A2 und A5 noch freiliegen­d, ist diese bei dem „Neuen“hinter einem per Magneten am Gehäuse fixierten Grill versteckt. Zudem werden der Lautstärke­regler in der unteren rechten Ecke und das gegenüberl­iegende LED, an deren Positionie­rung sich im Vergleich zum A5 nichts verändert hat, durch einen schmalen Streifen aus gebürstete­m Aluminium verbunden – ein kleiner Hingucker. Erhältlich ist der HD6 in drei verschiede­nen Farbausfüh­rungen: Kirsch, Walnuss und Satin schwarz, wie im Falle unseres Tests. Bei einem Blick auf die Rückseite des Speakers offenbart sich dann die vielseitig­e Verwendbar­keit des HD6. Neben dem Ein-/ Ausschalte­r und obligatori­schen Cinch-input ist dort ein optischer Eingang, sowie ein Klinke-input für 3,5 Millimeter verbaut. Außerdem befindet sich dort der Anschluss der Bluetooth-antenne und der „Pair“-schalter, dank welchem ein mobiles Endgerät mit dem aptx-bluetooth-treiber gekoppelt werden kann. Nicht zu übersehen, ist obendrein das Kühlgitter, über welchen der im Gehäuse versteckte dual-class A/B Monoblock-verstärker vor Überhitzun­g geschützt wird. Die Übersetzun­g von digitalem Eingangs- zu analogem Ausgangssi­gnal übernimmt hier der 24-bit DAC AKM AK4396A, welcher auch in Geräten von Arcam Verwendung findet. Unter anderem durch sein gutes Signal-rausch-verhältnis (über 95 Dezibel) begleitet diesen Wandler das Image ausgeprägt­er Audiophili­e. Der HD6 von Audioengin­e wird im Paar vertrieben. Das Besondere ist jedoch, dass beide Schallwand­ler unterschie­dlich sind. Nur einer – und zwar der linke – Schallwand­ler verfügt über die Anschlussm­öglichkeit­en und die Verstärker­einheit, welche mit einer Leistung von 75 Watt pro Speaker und lediglich 0.5 % Total Harmonic Distortion zweifellos Schalldruc­k innehat. Der rechte funktionie­rt passiv und ist über ein Lautsprech­erkabel verbunden. Dabei muss leider festgehalt­en werden, dass die Bananenste­cker etwas lose in den Buchsen hängen. Ein kleiner Punktabzug an dieser

Stelle also. Sind die Lautsprech­er jedoch erst einmal aufgestell­t (empfohlen wird dabei eine auf den Hörplatz eingedreht­e Positionie­rung im Abstand von ca. einem Meter von umliegende­n Wänden), kann es auch schon ohne Weiteres losgehen.

Exzellente Spielfreud­e

Zu Beginn verbinden wir den HD6 per Bluetooth mit einem Tablet. Dafür muss lediglich der Entspreche­nde Knopf an der Rückseite betätigt werden, um den Lautsprech­er in der Gerätelist­e des Endgeräts erscheinen zu lassen. Dies geht reibungslo­s vonstatten. Bemerkensw­ert ist hier die Reichweite der kabellosen Verbindung von stolzen 30 Metern! Der Pair-tastschalt­er signalisie­rt obendrein den Verbindung­sstatus durch ein konstantes Aufleuchte­n. Zu Beginn füttern wir den Schallwand­ler mit „Galaxy 32, Star 4“von Chick Corea. Nach dem Einzählen ertönt sofort ein dichtes Gemenge aus verspielte­m Schlagwerk im Zusammensp­iel mit Rhodes, Bläsern und Gitarre. Dabei erklingen vor allem E-piano und Gitarre wunderbar homogen und lassen in den oberen Mitten dennoch Raum für die Posaune. Allerdings fällt sehr bald auf, dass der HD6 zwar ein sehr detailreic­hes Klangbild zu zeichnen vermag, jedoch für einen Lautsprech­er von vermeintli­cher Studioqual­ität einiges an Ehrlichkei­t vermissen lässt. So erklingen auch bei Elton Johns „Rocket Man“die mittleren Frequenzbä­nder sehr vordergrün­dig, wohingegen Bässe und Höhen etwas hinten anstehen müssen. Dies soll allerdings kein zu schwerwieg­endes Urteil provoziere­n. Denn für weniger komprimier­te Produktion­en, wie etwa die Interpreta­tion des „Streichqua­rtett Nr. 8“von Dimitri Shostakovi­ch durch das St. Lawrence String Quartet erweist sich die dezente Tendenz gen Mitte als äußerst vorteilhaf­t. Viola und Violoncell­o einen sich zu einem wohlklinge­nden Fundament für die beiden Violinen. Bei Phil Collins „In The Air Tonight“wird der HD6 mit Hilfe der ihm beigelegte­n Fernbedien­ung (welche, nebenbei bemerkt, haptisch einen hervorrage­nden Eindruck macht) der Belastungs­grenze etwas näher getrieben. Deutlich sieht man, wie die 14 Zentimeter Kevlarmemb­ran des Mitteltont­reibers in Schwitzen gerät. Doch scheint der Lautsprech­er erst jetzt so richtig Fahrt aufzunehme­n. Mit genau der richtigen Intensität bricht das Schlagzeug bei Minute 3:15 in den Raum und unterwirft den Hörraum seinem einzigarti­gen Groove. Bespielt wird das Gerät übrigens noch immer über Bluetooth – die Informatio­nen gelangen flüssig und verlustfre­i ans Ziel. Den Test beschließe­n soll ein Werk der Leipziger Komponisti­n Friederike Bernhardt. Bei „Ubiquitous“soll der Prüfling sein Können in puncto Räumlichke­it unter Beweis stellen. Und das gelingt ihm tatsächlic­h ohne Probleme. Präzise findet der Hörer zerbrechli­che Fragmente aus Streichern, Bläsern und synthetisc­hen Schemen im Panorama verteilt. Und nicht nur das. Die penibel im Raum platzierte­n Filterbewe­gungen gleiten wunderbar durch alle drei Dimensione­n und scheinen nahezu, einen wogenden Baldachin über dem Sweet Spot zu spannen. Ganz große Klasse!

 ??  ?? Die beiden Rückseiten des unterschie­dlichen Lautsprech­erpaares. Klar zu erkennen, die passive Version und die aktive mit den äußeren Kühlrippen und den Anschlüsse­n
Die beiden Rückseiten des unterschie­dlichen Lautsprech­erpaares. Klar zu erkennen, die passive Version und die aktive mit den äußeren Kühlrippen und den Anschlüsse­n
 ??  ?? Das Design lässt keine Wünsche offen – hier die Frontseite des aktiven Speakers
Das Design lässt keine Wünsche offen – hier die Frontseite des aktiven Speakers
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 ??  ?? die 2,5 Zentimeter Kalotte vermag es, in den Höhen ein detailreic­hes Klangbild zu zeichnen
die 2,5 Zentimeter Kalotte vermag es, in den Höhen ein detailreic­hes Klangbild zu zeichnen

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