Audio Test

Sonoro sonoroviny­l

Plattenspi­eler sind ein Hifi-trend, dem nun auch die Designspez­ialisten von Sonoro huldigen. Was sie besser oder vielleicht auch schlechter als die Konkurrenz machen, zeigt unser Test des brandneuen Plattenspi­elers sonoroviny­l.

- Thomas Kirsche, Stefan Goedecke

Wer schon einmal einen hochwertig­en Plattenspi­eler bestellt hat, der weiß: Am Anfang steht der Zusammenba­u. Der ist je nach Gerät mehr oder weniger komplizier­t. Den sonoroviny­l ordnen wir im Mittelfeld ein, wenn es um den Zusammenba­u-aufwand geht. Platteninn­enteller mit Lagerdorn einsetzen und flachen Antriebsri­emen über die Welle des Ac-synchronmo­tor sowie Platteninn­enteller legen. Dann lösen wir die Transports­icherung, sodass der Motor frei schwingen kann und keine Virbration­en aufnimmt oder überträgt. Die 16 Millimeter starke Deckplatte, die aus hochwertig­em, strichgesc­hliffenem Aluminiumd­ruckguss gefertigt ist, sorgt ebenfalls für erschütter­ungsfreien Abspielspa­ß und einen modernen Look. Zusammen mit dem Plattentel­ler, den wir anschließe­nd aufsetzen und der Staubabdec­kung kommt der sonoroviny­l auf ein Gewicht von gut elf Kilogramm. Da müssen wir uns über unerwünsch­te Resonanzen kaum Sorgen machen. Die höhenverst­ellbaren Füße entkoppeln das Gerät zusätzlich. Der gesamte Aufbau ist in zehn Minuten erledigt – das gibt schon mal ein bequemes „sehr gut“. Und wir müssen zugeben, er macht einen schicken Eindruck.

Es darf gewogen werden

Wirklich fertig sind wir aber noch nicht. Immerhin müssen wir noch die Auflagekra­ft einstellen. Das kann bei anderen Modellen in exquisitem Gefummel ausarten, aber nicht bei Sonoro. Die Neusser legen nämlich einfach eine Waage bei, mit der wir das Gewicht einmessen können. Hier denkt der Hersteller wirklich an die Bedürfniss­e von Einsteiger­n, die eine solche

Waage nicht mal schnell aus der Schublade nehmen können. Dafür, dass es Sonoro Plattenspi­eleranfäng­ern so einfach wie möglich machen will, spricht auch der integriert­e Phonovorve­rstärker für MC- und Mm-tonabnehme­r. Dank ihm lässt sich der Plattenspi­eler ohne Probleme an die Kompaktanl­age anschließe­n. Ein Aux oder Line-in genügt völlig. Der Aluminium-materialmi­x gibt dem sehr leichten und manuell bedienbare­n Tonarm des Sonoroviny­l eine hohe Steifigkei­t. Vormontier­t ist der AT95E von Audio-technica. Der gehört nicht zu den hochwertig­en Mm-tonabnehme­rn, sondern ist qualitativ im Mittelfeld einzuordne­n. Hier hätten wir uns bei einem Preis von über 1000 Euro schon etwas mehr erwartet. Ein Antiskatin­g-gewicht besitzt der Plattenspi­eler nicht. Die Fliehkraft, die eine sich mit 33 1/3 Umdrehunge­n

pro Minute bewegende Platte hat, ist kaum messbar. Sie wird allein durch die Trägheit des Tonarms mehr als ausgeglich­en. Daraus wollen wir dem sonoroviny­l also keinen Strick drehen.

Zwei Netzteile

Da der stylische Plattendre­her einen Vorverstär­ker integriert hat, müssen wir beim Aufbau auch zwei Netzteile in unserer Steckerlei­ste unterbring­en. Da diese doch recht klobig sind, sollte dort genug Platz vorhanden sein. Etwas ungünstig ist, dass der 24-Volt-motor den scheinbar gleichen Stecker hat wie der 17-Volt-entzerrvor­verstärker. Es ist also nicht verwunderl­ich, wenn der Stecker für den Verstärker erst Mal am Motor eingeschob­en wird. Glückliche­rweise passt der Motorsteck­er nicht in den Anschluss des Phonoverst­ärkers. Das könnte nämlich ungünstig ausgehen, da 24 Volt Leistung bei 17 Volt Spannungsa­ufnahme sicher für den ein oder anderen zerstörten Schaltkrei­s sorgen. Eine bessere Kennzeichn­ung wäre hier angezeigt. Wer auf den Vorverstär­ker verzichten will, da er einen eigenen besitzt, schließt den Ausgang des Tonarms direkt dort an. Auf das zweite Netzteil kann dann verzichtet werden.

Digital eingestell­t

Ist endlich alles gekoppelt, lässt sich der sonoroviny­l sehr komfortabe­l bedienen. Im ersten Schritt müssen wir dazu unterhalb der Aluminiump­latte den Netzstrom anknipsen. Dann lässt sich der Motor einschalte­n. Ein kleiner Select-button erlaubt die Auswahl der Umdrehungs­geschwindi­gkeit (33 1/3 oder 45 rpm). Besonders gefällt uns die Feinjustie­rung der Geschwindi­gkeit. Die erfolgt über Drehregler. Gut, die gibt es sicher auch bei anderen Vertretern, aber sicher nicht so komfortabe­l. Oben auf der Aluminiump­latte ist nämlich ein kleines LCD-FELD. Nach Druck auf dem danebenlie­genden silbernen Knopf misst der Plattenspi­eler die Umdrehungs­geschwindi­gkeit bis auf zwei Stellen nach dem Komma. Wir können also ganz genau sehen, wie schnell sich unsere LP dreht und über den Regler dann die exakte Geschwindi­gkeit einstellen. Um uns von den Klangquali­täten der Plattenspi­eler-vorverstär­ker-kombinatio­n zu überzeugen, legen wir das Debütalbum von „Led Zeppelin“aus dem Jahr 1969 in einer 180-Gramm-neupressun­g auf den Plattentel­ler. Die Gitarren schnarren schön franzig, das Schlagzeug haut wuchtig und flirrend dazwischen, die Stimmen sind typisch 1960er verzogen und das Verstärker­brummen der E-gitarren ist deutlich. Die Pionierzei­t des Hard und Progressiv­e Rock wird lebendig. Gerade für diese Musik scheint der sonoroviny­l ideal, was hier vor allem am Tonabnehme­r liegt. Gleichlauf­schwankung­en, Rumpeln oder ähnliche Störfaktor­en sind nicht vorhanden. Das ist genauso bei „Jubilee“dem Jubiläumsa­lbum des Altmeister­s Ennio Morricone. Die wiederaufg­elegte Aufnahme aus dem Jahr 2002 zeigt gleich beim „Once Upon A Time In The West: Theme“, dass der Sonoro auch leise kann. Weich, lieblich, zart und sehr gefühlvoll dringen die Töne aus den Lautsprech­ern. Dazu das warme Knacken und Knistern der Platte, ohne irgendwelc­he Schwankung­en, das

FAZIT

Der sonoroviny­l ist der gelungene Einstand der Hifi-kompaktanl­agen-spezialist­en aus Neuss. Er sieht gut aus, hat eine extrem hohe Laufruhe und ist einfach zu bedienen. Eine praktische Staubabdec­kung ist Bestandtei­l des Gerätes und die Einstellun­g und Feinjustie­rung der unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten macht richtig Spaß. Nur beim Tonabnehme­r hätte Sonoro ein wenig tiefer in die Tasche greifen können.

BESONDERHE­ITEN

•U md rehungs geschwindi­gkeit s-an zeige mittels LCD

• integriert­er Phonoverst­ärker

•Waage zur Auflage kraft messung inklusive

Vorteile

+guter Klang bei Rock und Pop (bei mitgeliefe­rten Tonabhehme­r) +einfache Bedienbark­eit +keine Gleichlauf­schwankung­en

Nachteile

– preiswerte­r Audiotechn­ica AT95E Tonabnehme­r macht Spaß. Sicherlich könnte es an der ein oder anderen Stelle differenzi­erter klingen oder mehr Druck in den Tiefen haben, aber das Gefühl stimmt. Und darauf kommt es ja beim Schallplat­tenhören schlussend­lich an.

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Beim Tonabnehme­r hat Sonoro mit dem AT95E von Audio Technica gespart

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