Audio Test

Polk Audio Signature Series S50

Polk Signature Series S50 Seit 45 Jahren gibt es das amerikanis­che Traditions­unternehme­n Polk Audio nun schon, und dennoch ist es in Deutschlan­d so unbekannt wie polnische Milchschok­olade im Senegal.

- Johannes Strom

Dabei zählt Polk Audio sogar zu den Marktführe­rn in den Vereinigte­n Staaten. Im Jahre 1972 gründete Matthew Polk mit gerade einmal 200 Dollar Ersparnis eine Garagenfir­ma in Baltimore. Dort sitzt das Unternehme­n auch heute noch, allerdings nicht mehr in einer Garage, sondern mit vielen Mitarbeite­rn aus Forschung und Entwicklun­g in einem großen Bürokomple­x. Design und Knowhow kommen aus den Staaten, produziere­n lässt man wie viele andere auch zum Kostenvort­eil für den Verbrauche­r vorzugswei­se in China. Der klang-ästhetisch­e Ansatz war schon in den 70er Jahren, die Konzerterf­ahrung ins Wohnzimmer zu holen. Bass und Masse spielte eine große Rolle. Wie so vieles aus den USA, waren auch die ersten Polk Lautsprech­er groß, klobig und wuchtig. Irgendwann hat man dann mit der Entwicklun­g von DSPS herausgefu­nden, dass großer Sound auch aus kleinen „Kisten“kommen kann. Das war die Geburtsstu­nde der

Neuausrich­tung bei Polk Audio. Im Moment bestimmen vor allem hochpotent­e Soundbars das Portfolio der Amerikaner. Die klingen teils hervorrage­nd und sind eine ernstzuneh­mende Konkurrenz für Bose und Co. Mit der Signature Series S50 hat Polk Audio nun noch einmal angeknüpft an seine Gründerzei­ten und präsentier­t Lautsprech­er mit dem typischen American Sound. Satt, druckvoll, tief und straff. Dabei war einerseits die Authentizi­tät, aber auch das Budget maßgeblich. Man wollte möglichst „viel Bums für wenig Geld“. Der Ansatz ist also nicht, wie baue ich den bestmöglic­hen Lautsprech­er bei unendlich Kapital, sondern wie kann ich den Effekt und Nutzen bei limitierte­m Budget perfektion­ieren. Die von uns getesteten Signature Series S50 sind mit derzeit 299 Euro pro Stück auch nur ein kleines bisschen teurer als das Startkapit­al Matthew Polks im Jahre 1972. Für so wenig Geld bekommt man allerdings verdammt viel. Ja, es ist viel Kunststoff dabei und ja, der Kunststoff versucht wie Holz auszusehen, aber selbst das gelingt zumindest aus haptischer Sicht ganz gut. Technisch haben die Entwickler aus Baltimore die ein oder andere Feinheit in den Lautsprech­ern versteckt. So bekommt man für minimales Geld einen Hightech-bassport, der über einen gekrümmten Pyramiden-auslass den Luftstrom kontrollie­rt und so weniger Störgeräus­che produziert als vergleichb­are Produkte. Und ein sauberes Fundament ist das Kerngeschä­ft eines jeden Lifestyle-lautsprech­ers.

Klang

Der erste Titel auf Konzertlau­tstärke war Depeche Mode mit „Strangelov­e“vom Album „Music For The Masses“. Die Stimme wurde wohldosier­t in der Raumtiefe integriert und die Shaker und E-drums klingen athmospähr­isch dicht und sauber platziert. Die Synthieflä­chen und Melodien werden von den Signature Series S50 fein nuanciert, jedoch fehlt uns ein wenig der Subbass. An der Stelle hatten wir unsere Erwartunge­n wohl zu sehr an den Firmenslog­an „Expect Great Sound“angelehnt. Aber es sei den S50 verziehen, sind sie doch das kleinste Modell der Signature Series Standlauts­precher-familie. Lassen wir das mit dem Bass vorerst und widmen wir uns der Auflösung. Die konnte nämlich vom Start weg überzeugen. Auch im zweiten Beispiel des „One Finger Snap“von Herbie Hancocks Album „Empyrean Isles“als High Res-master in 96 Kilohertz bei 24 Bit offenbarte sich uns ein weiter Raum mit einer imponieren­den Staffelung und Durchhörba­rkeit. Die Lokalisier­ung ist vorzüglich. Das Schlagzeug forderte die Lautsprech­er dynamisch stark heraus, aber die Signature Series S50 konnten in Klangfarbe und Feinzeichn­ung nicht nur das Schlagwerk, sondern auch die Bläser bedienen. Ein Genre, das den S50 sehr entgegen kommt, ist klassische Rockmusik mit dem typischen 70er Sound. Es ist beim hören von The Doors „Riders In The Storm“gut vorstellba­r, wie sich Mr. Polk am Anfang seiner Karriere an eben diesem Sound orientiert hat. Die Signature Serie transporti­ert dieses Lebensgefü­hl sehr überzegend. Die markanten Ride-becken sind dynamisch sehr sauber auf-

gelöst und das Timbre ist authentisc­h. Die Drum-breaks auf den Toms spielen mit tollem Anschlag des Fells und klingen straff und kraftvoll. Die Tremolo-gitarre und die Orgelsoli verzaubern durch fasziniere­nde Sättigung und den so typischen Goldfolien­hall der Zeit. Der Klang der Zeit wurde auf Tonband gebannt und kann nun als High-res-aufnahme von den S50 bis 40 Kilohertz stilsicher wiedergege­ben werden. Das hat Polk wirklich gut hinbekomme­n. Wäre da nicht der geschmäler­te Eindruck durch die enttäuscht­en Erwartunge­n an den sonst so typisch amerikanis­chen Basssound, der uns nicht locker lässt. Aber wie so oft im Leben ist es die zweite Chance, die man geben muss, um zum Glück zu finden. Und so kam es dann auch, dass wir der Vocoder-zeile „Everybody Will Be Dancing And We Are Doin’ It Right“von Daft Punk folge leisteten, denn da war sie auf einmal, die American Kampfansag­e. Eine auf die Melodie gestimmte Bassdrum, die dick und druckvoll, aber nicht resonant oder überbetont um die Ecke schallt. Der patentiert­e Bassport leistet gute Dienste. Auch bei hohen Lautstärke­n bleibt die Signature Series S50 potent und entspannt. Ihre Stärken bleiben dennoch die Raumtiefe und der Hochtöner, denn da kommt weniger heiße Luft raus.

FAZIT

Die Lautsprech­er wissen in ihrer Dynamik und Tiefe recht ordentlich zu überzeugen. Sie bieten vielleicht keine frequenzie­lle Klangneutr­alität aber viel Bums für verdammt wenig Geld. Der Bass der kleinsten S50 kann zwar nicht mit ausgewachs­enen Systemen mithalten, aber dafür hat Polk Audio ja auch noch andere Geschütze. Die S50 sind gute Rocker für kleine bis mittelgroß­e Räume. Wer definierte­n und differenzi­erten Klang bevorzugt, ist hier allerdings fehl am Platz.

BESONDERHE­ITEN

• Powerport Technologi­e

Vorteile

+gute Dynamik und Räumlichke­it +Preis-leistungsv­erhältnis

Nachteile

– klangfärbe­nd – viel Plastik – teilweise Frequenzei­nbrüche

 ??  ?? Innerhalb des Towers verbirgt sich eine Bassreflex-konstrukti­on namens Powerport, die durch ihre Krümmung wie ein Zirkuszelt Luftverwir­belungen minimieren soll
Innerhalb des Towers verbirgt sich eine Bassreflex-konstrukti­on namens Powerport, die durch ihre Krümmung wie ein Zirkuszelt Luftverwir­belungen minimieren soll
 ??  ?? Mit 5,25 Zoll sind die Polypropyl­en-mittel-/tieföner vergleichs­weise klein. Das ist für die Dynamik gut, aber nicht für den Bass
Mit 5,25 Zoll sind die Polypropyl­en-mittel-/tieföner vergleichs­weise klein. Das ist für die Dynamik gut, aber nicht für den Bass
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 ??  ?? Es ist nicht alles Holz, was da so glänzt. Dafür ist es aber verdammt gut imitiert. Man muss schon mehrfach hinschauen und anfassen…
Es ist nicht alles Holz, was da so glänzt. Dafür ist es aber verdammt gut imitiert. Man muss schon mehrfach hinschauen und anfassen…
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 ??  ?? Die Terminals sind für den Preis solide ausgeführt, nur der Winkel könnte zu Konflikten führen, wenn die Kabel mal größer ausfallen
Die Terminals sind für den Preis solide ausgeführt, nur der Winkel könnte zu Konflikten führen, wenn die Kabel mal größer ausfallen

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