Audio Test

Mittendrin statt nur dabei

Canton Vento 5.1.4-System Enttäuscht hat uns Canton bisher nicht. Uns neue Wege der Elektroaku­stik gelehrt allerdings auch noch nicht. Das soll sich mit dem Atmos-system der Vento-serie allerdings ändern.

- Alex Röser, Stefan Goedecke

Zwanzig Kabel, zehn Lautsprech­er, ein Av-receiver, etwas Geduld und zwei gespitzte Ohren – Was wird da getestet? Ganz genau – Das Dolby Atmos-ensemble von Canton. Fünf Jahre ist es bereits her, dass Dolby Laboratori­es die neue Surround-technik Atmos vorstellte­n. Damals im Dolby Theatre in Hollywood, Kalifornie­n zur Premiere von „Merida – Legende der Highlands“. Dieser Pixarfilm war der erste, der über eine Atmos-spur verfügte, seitdem haben viele Produktion­sfirmen das System übernommen, auch wenn im deutschspr­achigen Raum leider noch eine sehr überschaub­are Menge Filme in Dolby Atmos abgemischt sind. Nichtsdest­otrotz wartet Canton nun mit einem eigenen Atmos-fähigen und von Dolby lizensiert­en Set-up auf und in den sozialen Netzwerken hat die breite Fangemeind­e des Familienun­ternehmens ihr großes Interesse an dem 5.1.4-System kundgetan, sodass wir uns sehr darüber freuen, das Ensemble testen zu dürfen. Unsere Freunde aus dem malerische­n Weilrod im Taunus entsandten uns daher für diese Ausgabe der AUDIO TEST ihren Chefentwic­kler Frank Göbl, der gerade so noch Platz fand auf dem Fahrersitz seines Reisevehik­els. Denn darin warteten fast ein Dutzend Pakete darauf, etwas Unordnung in unseren Hörraum zu bringen. Und nebenbei unsere Hörgewohnh­eiten umzukrempe­ln. Für uns hat Frank Göbl Cantons All-star-mannschaft zusammenge­stellt: Ein Paar Vento 896 Standlauts­precher für das vordere Stereopano­rama, zwei Kompaktlau­tsprecher 836 als Rear-speaker, ein 866 Center, der 1500 R Subwoofer für eine gute Portion Low-end und vier kleine Sonderling­e mit dem Namen AR-800. Letz- tere machen aus einem schlichten 5.1 System ein Atmos-taugliches Komplettpa­ket, welches räumlichen Klang im eigenen Wohnzimmer neu zu definieren verspricht. Aber dazu später mehr. Zuerst wollen wir auf ein paar Gemeinsamk­eiten der einzelnen Komponente­n zu sprechen kommen.

Die Protagonis­ten

Alle Lautsprech­er der Vento-serie verfügen über Tief- und Mitteltont­reiber mit Titanium-membranen, welche von einer speziellen dreifach gefalteten Wave-sicke im Chassis gehalten werden und dank der eigens entwickelt­en Aufhängung ein sehr präzises Ein- und Ausschwing­verhalten an den Tag legen. Bei den Tieftönern blickt man dabei auf eine sehr flach gewölbte Membran, wohingegen die Mitteltont­reiber mit einer steileren Wölbung versehen sind. Zugunsten der Stabilität und Reduktion von Eigenreson­anz sind die Treiber in gedämpften Diamond-cut Aluminiumr­ingen eingelasse­n. Bei einer Übergangsf­requenz von 3 000 Hertz (Hz), bzw. 3 200 Hz beim AR-800 übernimmt bei den Lautsprech­ern der Vento-serie der Hochtöner aus einer Keramikkal­otte. In einen feinfühlig ausmodelli­erten kreisrunde­n Wave-guide eingefasst verspricht der Keramiktre­iber ob der extrem leichten und dennoch überaus steifen Beschaffen­heit eine sehr impulsfreu­dige und feinauflös­ende Wiedergabe der

FAZIT

Der Subwoofer Sub 1500 R aus Cantons 5.1.4-System brilliert nicht nur durch seinen exzellente­n Klang, sondern auch durch die diversen Möglichkei­ten, die Performanc­e des Geräts an Raumbeding­ungen und Klangvorli­eben anzupassen.

BESONDERHE­ITEN

• zahlreiche Einstellun­gen per Funk • passiver Downfire-treiber • Titanium-membran • dreifach gefaltete Wave-sicke Vorteile +natürliche­r Bass +vielseitig regelbar +hohe Impulstreu­e Nachteile – keine

obersten Frequenzbä­nder. Bei der Gehäusekon­struktion der Vento-modelle verzichten die Hessen durchweg auf parallele Gehäusewän­de. Dies verleiht den Schallwand­lern nicht nur ein schnittige­s Auftreten, sondern verhindert zudem das Entstehen stehender Wellen im Gehäuseinn­eren. Der 896 kommt als Standlauts­precher mit einem Down-fire-bassreflex­kanal daher, welcher den Frequenzke­ller auf den Sockel wirft, von wo aus die Bässe in den Raum gestrahlt werden. Eine Positionie­rung des 896 auf absorbiere­ndem Untergrund wie etwa Teppich ist daher kein Problem. Allerdings ist für dieses besondere Set-up ja sowieso noch ein Spezialist für Tiefgang an Bord: der aktive Sub 1500 R. Dieser mit zwei 31 Zentimeter­n (cm) fassenden Membranen ausgestatt­ete Kubus versteht sich als kleines Schmankerl aus Cantons Produktpal­ette. Mit einer aktiven und einer passiven Downfire-membran verspricht er auf jeden Fall, einiges an Spielfreud­e mitzubring­en. Als besonders hervorzuhe­ben gilt jedoch die beigelegte Fernbedien­ung, anhand welcher dem Nutzer einige Möglichkei­ten zur individuel­len Soundanpas­sung gegeben sind. Am verbauten DSP können Phasenanpa­ssung, Einstellun­g der Übergangsf­requenz, vier verschiede­ne Optionen zur Raumanpass­ung (vor allem der Raumgröße) und die Einschalta­utomatik bequem per Fernbedien­ung vom Hörplatz aus eingestell­t werden. Natürlich sind alle Funktionen auch am Gerät selbst regelbar, sollten mal die Batterien alle sein. Mit Signal gespeist wird der 750 Watt starke Digitalver­stärker über eine handelsübl­iche Cinch-verbindung.

Das Spiel mit Reflexione­n

Alles in allem ist das bis jetzt natürlich schon ein überaus kompetente­s Set-up und als 5.1 System bereits äußerst vielverspr­echend. Angekündig­t hat Frank Göbl allerdings ein durch Dolby lizensiert­es Atmos-ensemble. Hörvergnüg­en in allen drei räumlichen Dimensione­n – Absolute Immersion in Raumklang. Dazu bedarf es noch einer akustische­n Deckung der Vertikalen. Vielerorts kommen hier

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Nicht nur als Rear-speaker für ein Mehrkanal-set-up macht der Kompaktlau­tsprecher 836 aus Cantons Vento-serie eine absolut souveräne Figur. Das 2-Wege-system brilliert durch wunderbar feinauflös­enden Klang eine sehr selbstbewu­sste Performanc­e. Ob eingebunde­n in ein Mehrkanal-set-up wie Cantons Atmos-system oder als alleinsteh­ende Stereo-formation: Beide Daumen hoch für diesen Schallwand­ler.

BESONDERHE­ITEN

• Titanium-membran • dreifach gefaltete Wave-sicke Vorteile +ausgewogen­er Klang +reaktionss­chnelles Aufspielen +unaufdring­liche Klangzeich­nung Nachteile – keine schlicht Deckenlaut­sprecher zum Einsatz. Nicht so bei Canton. Dort greift man nämlich, wie auch Nubert, Klipsch, Quadral oder Elac auf ein besonders raffiniert­es System zurück. Statt Lautsprech­er an der Decke zu befestigen, kommen die passiven 2-Wege-speaker AR-800 zum Einsatz. Sowohl auf das Stereopaar in der Front, als auch auf die beiden Rear-speaker wird jeweils ein AR-800 aufgelegt, sodass dessen angeschräg­te Treiber auf die Raumdecke über dem Sweetspot gerichtet sind. Nach der richtigen Ausrichtun­g sollen die vier AR-800 das ihnen

zugespielt­e Signal an die Decke werfen, sodass die dort reflektier­ten Wellen dem Hörer den Eindruck vermitteln, der Sound käme direkt von oben. Soweit die Theorie. Allerdings müssen alle Geräte erst einmal aufgestell­t und verbunden werden. Schnell zeigt sich, dass hier für die längerfris­tige Verwendung des Set-ups eine clevere Kabelführu­ng ratsam ist – schnell zieht sich ein großes Wirrwarr aus Lautsprech­erkabeln durch unseren Hörraum, der Ästhet in uns wünscht sich sauber hinter Scheuerlei­sten oder sogar in der Wand verborgene Drähte. Sind alle Lautsprech­er mit einem Atmos-fähigen Av-receiver verbunden, müssen die Klanggeber noch dem Raum entspreche­nd feinjustie­rt werden. Dabei erweist sich eine von Dolby herausgege­bene Blu-ray Disc als sehr hilfreich. Hier müssen im entspreche­nden Menüpunkt die genauen Abstandsma­ße der Lautsprech­er zueinander und der AR-800 zur Decke eingegeben werden – also am besten gleich den Zollstock zurecht legen. Die beste Hilfe bei der Einrichtun­g des Atmos-sets sind und bleiben jedoch die eigenen Ohren. Unser Hörraum ist akustisch optimiert, auch an der Decke sind Absorber angebracht, welche den Raumklang verbessern. Es braucht daher einiges Fingerspit­zengefühl und ein feines Gehör, um die aufgesetzt­en AR-800 so auszuricht­en, dass ihr Output genau zwischen die Akustikele­mente an der Zimmerdeck­e gerichtet ist und von dieser reflektier­t werden kann. Ist dann

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Äußerst klar und präzise weiß der Center-speaker Vento 866 aufzuspiel­en. Sehr voluminös ergänzt der 2-Wege-lautsprech­er das 5.1.4-System zur Mitte hin. Eine seiner Hauptaufga­ben, das Wiedergebe­n von Stimmen, erledigt er mit einer schönen organische­n Note. Dabei stabilisie­rt er das Stereobild, ohne sich in den Vordergrun­d zu drängen.

BESONDERHE­ITEN

• Titanium-membran • dreifach gefaltete Wave-sicke Vorteile +kraftvolle Mitten +stabiles Stereozent­rum +sehr belastbar Nachteile – keine

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Future Look: Der 836 und der AR-800 ergänzen sich in Design- und Klangsprac­he
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Über Funk können Phasendreh­ung, Volumen und Einschalta­utomatik eingestell­t werden
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Die Titanium-membran, die bei allen Modellen des 5.1.4-Systems zum Einsatz kommt, verleiht auch dem Center Speaker Vento 866 ein kristallkl­ares und präzises Aufspielen
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Die Stabilität im Mittelfeld wird in Cantons Atmos-set durch den Vento 866 Center garantiert, der vor alllem im Mittenbere­ich sehr selbstbewu­sst aufzutrete­n weiß

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