Mittendrin statt nur dabei
Canton Vento 5.1.4-System Enttäuscht hat uns Canton bisher nicht. Uns neue Wege der Elektroakustik gelehrt allerdings auch noch nicht. Das soll sich mit dem Atmos-system der Vento-serie allerdings ändern.
Zwanzig Kabel, zehn Lautsprecher, ein Av-receiver, etwas Geduld und zwei gespitzte Ohren – Was wird da getestet? Ganz genau – Das Dolby Atmos-ensemble von Canton. Fünf Jahre ist es bereits her, dass Dolby Laboratories die neue Surround-technik Atmos vorstellten. Damals im Dolby Theatre in Hollywood, Kalifornien zur Premiere von „Merida – Legende der Highlands“. Dieser Pixarfilm war der erste, der über eine Atmos-spur verfügte, seitdem haben viele Produktionsfirmen das System übernommen, auch wenn im deutschsprachigen Raum leider noch eine sehr überschaubare Menge Filme in Dolby Atmos abgemischt sind. Nichtsdestotrotz wartet Canton nun mit einem eigenen Atmos-fähigen und von Dolby lizensierten Set-up auf und in den sozialen Netzwerken hat die breite Fangemeinde des Familienunternehmens ihr großes Interesse an dem 5.1.4-System kundgetan, sodass wir uns sehr darüber freuen, das Ensemble testen zu dürfen. Unsere Freunde aus dem malerischen Weilrod im Taunus entsandten uns daher für diese Ausgabe der AUDIO TEST ihren Chefentwickler Frank Göbl, der gerade so noch Platz fand auf dem Fahrersitz seines Reisevehikels. Denn darin warteten fast ein Dutzend Pakete darauf, etwas Unordnung in unseren Hörraum zu bringen. Und nebenbei unsere Hörgewohnheiten umzukrempeln. Für uns hat Frank Göbl Cantons All-star-mannschaft zusammengestellt: Ein Paar Vento 896 Standlautsprecher für das vordere Stereopanorama, zwei Kompaktlautsprecher 836 als Rear-speaker, ein 866 Center, der 1500 R Subwoofer für eine gute Portion Low-end und vier kleine Sonderlinge mit dem Namen AR-800. Letz- tere machen aus einem schlichten 5.1 System ein Atmos-taugliches Komplettpaket, welches räumlichen Klang im eigenen Wohnzimmer neu zu definieren verspricht. Aber dazu später mehr. Zuerst wollen wir auf ein paar Gemeinsamkeiten der einzelnen Komponenten zu sprechen kommen.
Die Protagonisten
Alle Lautsprecher der Vento-serie verfügen über Tief- und Mitteltontreiber mit Titanium-membranen, welche von einer speziellen dreifach gefalteten Wave-sicke im Chassis gehalten werden und dank der eigens entwickelten Aufhängung ein sehr präzises Ein- und Ausschwingverhalten an den Tag legen. Bei den Tieftönern blickt man dabei auf eine sehr flach gewölbte Membran, wohingegen die Mitteltontreiber mit einer steileren Wölbung versehen sind. Zugunsten der Stabilität und Reduktion von Eigenresonanz sind die Treiber in gedämpften Diamond-cut Aluminiumringen eingelassen. Bei einer Übergangsfrequenz von 3 000 Hertz (Hz), bzw. 3 200 Hz beim AR-800 übernimmt bei den Lautsprechern der Vento-serie der Hochtöner aus einer Keramikkalotte. In einen feinfühlig ausmodellierten kreisrunden Wave-guide eingefasst verspricht der Keramiktreiber ob der extrem leichten und dennoch überaus steifen Beschaffenheit eine sehr impulsfreudige und feinauflösende Wiedergabe der
FAZIT
Der Subwoofer Sub 1500 R aus Cantons 5.1.4-System brilliert nicht nur durch seinen exzellenten Klang, sondern auch durch die diversen Möglichkeiten, die Performance des Geräts an Raumbedingungen und Klangvorlieben anzupassen.
BESONDERHEITEN
• zahlreiche Einstellungen per Funk • passiver Downfire-treiber • Titanium-membran • dreifach gefaltete Wave-sicke Vorteile +natürlicher Bass +vielseitig regelbar +hohe Impulstreue Nachteile – keine
obersten Frequenzbänder. Bei der Gehäusekonstruktion der Vento-modelle verzichten die Hessen durchweg auf parallele Gehäusewände. Dies verleiht den Schallwandlern nicht nur ein schnittiges Auftreten, sondern verhindert zudem das Entstehen stehender Wellen im Gehäuseinneren. Der 896 kommt als Standlautsprecher mit einem Down-fire-bassreflexkanal daher, welcher den Frequenzkeller auf den Sockel wirft, von wo aus die Bässe in den Raum gestrahlt werden. Eine Positionierung des 896 auf absorbierendem Untergrund wie etwa Teppich ist daher kein Problem. Allerdings ist für dieses besondere Set-up ja sowieso noch ein Spezialist für Tiefgang an Bord: der aktive Sub 1500 R. Dieser mit zwei 31 Zentimetern (cm) fassenden Membranen ausgestattete Kubus versteht sich als kleines Schmankerl aus Cantons Produktpalette. Mit einer aktiven und einer passiven Downfire-membran verspricht er auf jeden Fall, einiges an Spielfreude mitzubringen. Als besonders hervorzuheben gilt jedoch die beigelegte Fernbedienung, anhand welcher dem Nutzer einige Möglichkeiten zur individuellen Soundanpassung gegeben sind. Am verbauten DSP können Phasenanpassung, Einstellung der Übergangsfrequenz, vier verschiedene Optionen zur Raumanpassung (vor allem der Raumgröße) und die Einschaltautomatik bequem per Fernbedienung vom Hörplatz aus eingestellt werden. Natürlich sind alle Funktionen auch am Gerät selbst regelbar, sollten mal die Batterien alle sein. Mit Signal gespeist wird der 750 Watt starke Digitalverstärker über eine handelsübliche Cinch-verbindung.
Das Spiel mit Reflexionen
Alles in allem ist das bis jetzt natürlich schon ein überaus kompetentes Set-up und als 5.1 System bereits äußerst vielversprechend. Angekündigt hat Frank Göbl allerdings ein durch Dolby lizensiertes Atmos-ensemble. Hörvergnügen in allen drei räumlichen Dimensionen – Absolute Immersion in Raumklang. Dazu bedarf es noch einer akustischen Deckung der Vertikalen. Vielerorts kommen hier
FAZIT
Nicht nur als Rear-speaker für ein Mehrkanal-set-up macht der Kompaktlautsprecher 836 aus Cantons Vento-serie eine absolut souveräne Figur. Das 2-Wege-system brilliert durch wunderbar feinauflösenden Klang eine sehr selbstbewusste Performance. Ob eingebunden in ein Mehrkanal-set-up wie Cantons Atmos-system oder als alleinstehende Stereo-formation: Beide Daumen hoch für diesen Schallwandler.
BESONDERHEITEN
• Titanium-membran • dreifach gefaltete Wave-sicke Vorteile +ausgewogener Klang +reaktionsschnelles Aufspielen +unaufdringliche Klangzeichnung Nachteile – keine schlicht Deckenlautsprecher zum Einsatz. Nicht so bei Canton. Dort greift man nämlich, wie auch Nubert, Klipsch, Quadral oder Elac auf ein besonders raffiniertes System zurück. Statt Lautsprecher an der Decke zu befestigen, kommen die passiven 2-Wege-speaker AR-800 zum Einsatz. Sowohl auf das Stereopaar in der Front, als auch auf die beiden Rear-speaker wird jeweils ein AR-800 aufgelegt, sodass dessen angeschrägte Treiber auf die Raumdecke über dem Sweetspot gerichtet sind. Nach der richtigen Ausrichtung sollen die vier AR-800 das ihnen
zugespielte Signal an die Decke werfen, sodass die dort reflektierten Wellen dem Hörer den Eindruck vermitteln, der Sound käme direkt von oben. Soweit die Theorie. Allerdings müssen alle Geräte erst einmal aufgestellt und verbunden werden. Schnell zeigt sich, dass hier für die längerfristige Verwendung des Set-ups eine clevere Kabelführung ratsam ist – schnell zieht sich ein großes Wirrwarr aus Lautsprecherkabeln durch unseren Hörraum, der Ästhet in uns wünscht sich sauber hinter Scheuerleisten oder sogar in der Wand verborgene Drähte. Sind alle Lautsprecher mit einem Atmos-fähigen Av-receiver verbunden, müssen die Klanggeber noch dem Raum entsprechend feinjustiert werden. Dabei erweist sich eine von Dolby herausgegebene Blu-ray Disc als sehr hilfreich. Hier müssen im entsprechenden Menüpunkt die genauen Abstandsmaße der Lautsprecher zueinander und der AR-800 zur Decke eingegeben werden – also am besten gleich den Zollstock zurecht legen. Die beste Hilfe bei der Einrichtung des Atmos-sets sind und bleiben jedoch die eigenen Ohren. Unser Hörraum ist akustisch optimiert, auch an der Decke sind Absorber angebracht, welche den Raumklang verbessern. Es braucht daher einiges Fingerspitzengefühl und ein feines Gehör, um die aufgesetzten AR-800 so auszurichten, dass ihr Output genau zwischen die Akustikelemente an der Zimmerdecke gerichtet ist und von dieser reflektiert werden kann. Ist dann
FAZIT
Äußerst klar und präzise weiß der Center-speaker Vento 866 aufzuspielen. Sehr voluminös ergänzt der 2-Wege-lautsprecher das 5.1.4-System zur Mitte hin. Eine seiner Hauptaufgaben, das Wiedergeben von Stimmen, erledigt er mit einer schönen organischen Note. Dabei stabilisiert er das Stereobild, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
BESONDERHEITEN
• Titanium-membran • dreifach gefaltete Wave-sicke Vorteile +kraftvolle Mitten +stabiles Stereozentrum +sehr belastbar Nachteile – keine