Aktivposten
Adam Audio S5V
Neues aus Berlin: Adam Audio ist zurück! Mit der neuen Produktlinie S wird Fans der Marke nach der Pleite der Berliner ein ganzes Arsenal Studiomonitore aufgetischt. Wir haben einen davon getestet!
Im Bereich der professionellen Musikproduktion ist Adam Audio absolut kein Unbekannter mehr. Ganz im Gegenteil. Das im Jahr 1999 in Berlin gegründete Unternehmen gehört mittlerweile zu Top-adressen im Bereich der Studio-abhöre und ist in unzähligen Regieräumen auf der ganzen Welt zu finden. Auch in Home-studios trifft man oft auf einen Monitor aus der Hauptstadt, der A7X zum Beispiel ist nicht nur für sein unnachahmliches Preis/ Leistungsverhältnis berühmt und berüchtigt – vor allem seine klangliche Referenztauglichkeit hat ihn wohl zu dem Aktivlautsprecher schlechthin qualifiziert. Sowohl im Pro-audio-, als auch im Privatgebrauch kann sich Adam Audio auf eine stolze Fangemeinde verlassen. Darunter zählen zum einen renommierte Institutionen wie die Point Blank Music School London oder die Vienna Symphonic Library, zum anderen Künstler und Produzenten wie Gordon Raphael und niemand Geringeres als Alan Parsons, seiner Zeit Produzent von Pink Floyds „Dark Side Of The Moon“. Das Sortiment hat man daher in den letzten 18 Jahren sehr der vielseitigen Bedürfnislage seiner Anhänger angepasst. Ob Filmsoundproduktion oder bloßes Hifi-erlebnis im Wohnzimmer – Adams hauseigene Technologien und designtechnische Formsprache hält mittlerweile in einer überaus breit aufgestellten Produktpalette Einzug. Nicht zuletzt ein Team aus erfahrenen Leuten garantiert dabei in Berlin-neukölln Qualitätssicherung und Effizienz. So hat zum Beispiel der Chef-entwickler einige Erfahrung beim Berliner Mitstreiter Teufel gesammelt. CEO und Chairman David Angress ist über AKG, Harman und Fender bei Adam Audio gelandet.
Ganz ein Adam
Adams jüngste Produktreihe, die neuaufgelegte S-series, umfasst fünf aktive Lautsprecher, von welchen einer als Nahfeld-monitor, zwei als Mittelfeld-monitor und zwei weitere als Haupt-monitor ausgeschrieben sind. Unser Prüfling, der S5V gehört zu letzteren und ist wie auch seine Geschwister rein optisch bereits ganz ein Adam. Wenn auch etwas größer. Das mattschwarze Kabinett mit den verschraubten Treiber-chassis an der Front entspricht bereits dem Berliner Chic und Adams typischer Hochton-amt ist ebenfalls kennzeichnend. Was den Look angeht, so bleibt sich Adam treu – für jeden, dem mal ein Schallwandler aus Neukölln über den Weg lief, sind die Produkte dieses Herstellers unverkennbar. Wir von AUDIO TEST hatten selbst lange Zeit ein Paar der A7X in unseren Räumen stehen und sind daher beim Aufbau nur von einem Faktor überrascht
und gefordert: der Größe. Knapp 70 Zentimeter (cm) ist der Lautsprecher hoch und daher in unserer üblichen Klassifizierung nur schwer einzuordnen. Sind sie nun Kompakt- oder Standlautsprecher? Es handelt sich eben eindeutig um einen Fernfeld-monitor für größere Regieräume, in welchen doch mal vier bis fünf Meter Platz finden zwischen der Konsole und der Abhöre, bzw. welche nach der Feinjustierung auch gerne zu Teilen oder bündig in der Wand versenkt werden. Aufgrund der satten 52 Kilogramm Kampfgewicht kommen wir in unserem Hörlabor doch etwas ins Grübeln, wie und worauf und überhaupt das Paar S5V zu positionieren ist. Nachdem Stative herbeigeschafft sind, die stabil genug sind, wird der Hörplatz ein paar Meter nach hinten verschoben. Unser übliches Arrangement für den Test von Stereoanlagen muss für dieses Zusammenkommen ad acta gelegt werden. Wir positionieren den Prüfling in ungefähr anderthalb Metern Höhe und knapp vier Meter von seinem Stereopartner entfernt. Doch bevor wir uns einem ausgiebigen Praxistest widmen, wollen wir doch erst einmal auf den technischen Aspekt dieses Schallwandlers fokussieren.
AMT, ELE und SMA
Der Adam S5V arbeitet im offenen 3-Wege-prinzip. Drei Treibereinheiten werden also von einer Bassreflexöffnung unterstützt. Etwas untypisch ist hier die frontseitige Unterbringung des Reflexkanals, wobei jedoch zu Bedenken gegeben werden muss, dass Adam hier die Möglichkeit einbezieht, dass der Monitor in der Wand versenkt werden könnte, was einem rückseitigen Bassreflex seiner Effizienz berauben würde. Fahren wir am oberen Ende des Lautsprechers fort, finden wir einen Air-motion-transformer (AMT). Auf diesen schwört man im Neuköllner Werk schon seit Anbeginn der Firmenlaufbahn. Der Verzicht auf Schwingspulen bei Hochtontreibern ist auch bei Manger und Burmester eine Frage der Philosophie. Der 10 cm umfassende Mitteltöner des S5V stellt wiederum eine hauseigene technologische Neuerung dar: Adam baut hier auf einen Kohlefaser-hybriden aus Kalotte und Kegeltreiber. Dieser verspricht neben seiner hohen Stabilität ein besonders sauberes Einschwingverhalten und somit klar wiedergegebene Transienten. Außerdem eine verzerrungsfreie Auslenkung, selbst bei hohen Lautstärken. Man möchte also die eigenen, bereits unter Beweis gestellten Qualitäten noch weiter übertreffen. Seit jeher konnte Adam durch eine überaus emanzipiertes, stabiles Aufspielen punkten, in der Szene lobt man die Transparenz und Impulsfreude der Berliner. Jetzt eigene Maßstäbe auszustechen ist ein hoher Anspruch. Umgesetzt werden soll dieser auch durch eine 65 Millimeter (mm) umfassende Tauchspule, fest verbaut in einem wärmeableitenden Chassis. Sowohl Hoch- als auch Mitteltöner sind in einem neu konzipierten Wave-guide versenkt. Dieser ist aus Aluminium gefertigt und deutlich breiter als hoch. Dahinter steckt das Bestreben, das Abstrahlverhalten in den Höhen, bzw. Mitten derart zu steuern, dass sowohl der Ton-ingenieur im Sweet Spot, als auch weitere Anwesende im Regieraum verteilt ein äquivalentes Klangbild vermittelt bekommen. Diese vertikal reduzierte Ausrichtung des Wave-guides soll verhindern, dass frühe Reflexionen, wie etwa auch Mischkonsolen oder Schreibtischen das Klangbild verfälschen. Ab 250 Hertz (Hz) abwärts übernimmt der Extended Linear Excursion-, kurz ELE Basstreiber. Die mechanische Aufhängung des Langhub-tieftöners ist äußerst straff verarbeitet, sodass unerwünschten Verzerrungen, die bei lockereren Aufhängungen auftreten können, vorgebeugt wird. Weiterhin unterstützt Adams neu entwickelte Magnetbaugruppe mit dem Namen SMA (Symmetrical Magnet Assembly) die weite Auslenkung des Tieftöners um das Dreifache im Vergleich zu vorangegangenen Modellen. Die verhältnismäßig große Schwingspule wird durch ein komplexes Lüftungssystem gekühlt, sodass auch akustische Verfälschungen durch Wärme verhindert werden. Außerdem befindet sich im Ensemble des S5V, sowie des S5H ein zusätzlicher gegensätzlich gepolter Magnet auf dem verlängerten Polstück, welcher die Magnetfeld-linien strafft und symmetrisch hält, was eine lineare Bewegung des Treibers garantiert.
Im Herzen digital
Im Innern des S5V teilt ein Digital-signal-processor (DSP) das eingespeiste Signal auf die
drei Pwm-verstärker auf. Dabei übernimmt jeder Verstärker einen Treiber. Um genau zu sein, wird der Ele-tieftöner mit satten 700 Watt (W), der Mitteltöner mit 300 W und der S-art-hochtöner mit 100 W bespielt. Power Satt! Im Abstand von einem Meter zum Lautsprecherpaar sollen somit stolze 128 Dezibel (db) und mehr erreicht werden, was ungefähr dem Schalldruckpegel eines Düsenjägers entspricht und somit schon einen Fuß über die Schmerzgrenze setzt. Der DSP übernimmt neben der Frequenzweiche natürlich noch weitere Aufgaben. Neben einem High- und einem Low-cut für die Raumanpassung sind des Weiteren sechs parametrische Equalizer-einstellungen auswählbar, auch die Eingangsempfindlichkeit lässt sich einstellen. Dies alles erfolgt entweder über einen Schalter an der Rückseite des Geräts, an welcher auch ein kleiner Lcd-bildschirm Orientierungshilfe leistet, oder ganz einfach per USB und der entsprechenden Software an Mac oder PC. Wir lassen den Rough-mix des Soundtracks zum bisher unveröffentlichten Animations-kurzfilm „Buddys“über das Monitorpaar laufen, um zu hören, was der DSP denn so kann. Von den fünf verfügbaren Presets sind die ersten beiden mit Werkseinstellungen belegt. Preset Nummer eins stellt sich als sehr neutral und flach heraus – Bässe kommen zurückhaltend, weißes Rauschen wird sehr kompromisslos und trocken in den Raum gebracht. Das zweite Preset klingt da schon lebendiger. Im Low-end verhält sich der Prüfling sehr kantig und punktgenau. Sowohl Ein- als auch Ausschwingen passieren sehr authentisch, insgesamt ist das Spektrum schön ausgewogen und gleichsam transparent. Transienten werden überaus natürlich übersetzt und gestalten ein sehr ehrliches Klangbild, wie es von Adam nicht anders zu erwarten war. Auch in Sachen Dynamik lässt der S5V nichts zu wünschen übrig. Kleinste Nuancen werden wunderbar herausgearbeitet. Der Vocal-take einer Jazznummer, aufgenommen mit einem Pantera Kondensatormikrofon von Brauner wirkt dadurch sehr greifbar organisch, kleinste Schwankungen im Volumen werden wunderbar herausgearbeitet. Insgesamt sind wir wieder begeistert von der Kreation, welche Adam uns hier auftischt. Klassischer Musik und unserem Lieblingsgenre dem Blues setzten die ‚Adams keine eigene Note hinzu und verhalten sich so analytisch wie ein chirurgisches Skalpell. Das wird sicher seine Freunde finden, uns war es für
FAZIT
Adam steht seit jeher für einen ehrlichen lebendigen Klang ohne zu viel Individualität und Aufmerksamkeitsdrang. Auch der S5V erweist sich als überaus kompetenter Abhörmonitor für den professionellen Studiobetrieb und bietet dank eines DSPS allerhand Möglichkeiten, das Klangbild an die räumlichen Gegebenheiten und klangliche Präferenzen anzupassen. Top!
BESONDERHEITEN
• neu gestalteter Wave-guide • DSP mit sechs parametrischen EQS • 5 Preset-speicherplätze • neue Magnetbaugruppe Vorteile +ehrlicher natürlicher
Klang +emanzipiertes Spektrum +anpassbar an Raum
und Vorlieben Nachteile – zu analytisch für „bloßes
Musikhören“– Preis diesen Teil des Tests schon einen Tick zu präzise und uneigennützig – ein wenig mehr Eigencharakter würde den Adams für den täglichen Betrieb an alltäglichen Quellen noch besser zu Gesicht stehen. Doch dafür sind sie ja auch nicht gebaut worden. Zwar ist der S5V mit einem Stückpreis von knapp 6 000 Euro nicht gerade ein Schnäppchen, allerdings im Pro-audio-bereich eine handfeste Investition mit Referenzqualität. Für den professionellen Studiobetrieb gibt es daher eine ganz klare Kaufempfehlung!