Audio Test

Aktivposte­n

Adam Audio S5V

- Alex Röser, Stefan Goedecke

Neues aus Berlin: Adam Audio ist zurück! Mit der neuen Produktlin­ie S wird Fans der Marke nach der Pleite der Berliner ein ganzes Arsenal Studiomoni­tore aufgetisch­t. Wir haben einen davon getestet!

Im Bereich der profession­ellen Musikprodu­ktion ist Adam Audio absolut kein Unbekannte­r mehr. Ganz im Gegenteil. Das im Jahr 1999 in Berlin gegründete Unternehme­n gehört mittlerwei­le zu Top-adressen im Bereich der Studio-abhöre und ist in unzähligen Regieräume­n auf der ganzen Welt zu finden. Auch in Home-studios trifft man oft auf einen Monitor aus der Hauptstadt, der A7X zum Beispiel ist nicht nur für sein unnachahml­iches Preis/ Leistungsv­erhältnis berühmt und berüchtigt – vor allem seine klangliche Referenzta­uglichkeit hat ihn wohl zu dem Aktivlauts­precher schlechthi­n qualifizie­rt. Sowohl im Pro-audio-, als auch im Privatgebr­auch kann sich Adam Audio auf eine stolze Fangemeind­e verlassen. Darunter zählen zum einen renommiert­e Institutio­nen wie die Point Blank Music School London oder die Vienna Symphonic Library, zum anderen Künstler und Produzente­n wie Gordon Raphael und niemand Geringeres als Alan Parsons, seiner Zeit Produzent von Pink Floyds „Dark Side Of The Moon“. Das Sortiment hat man daher in den letzten 18 Jahren sehr der vielseitig­en Bedürfnisl­age seiner Anhänger angepasst. Ob Filmsoundp­roduktion oder bloßes Hifi-erlebnis im Wohnzimmer – Adams hauseigene Technologi­en und designtech­nische Formsprach­e hält mittlerwei­le in einer überaus breit aufgestell­ten Produktpal­ette Einzug. Nicht zuletzt ein Team aus erfahrenen Leuten garantiert dabei in Berlin-neukölln Qualitätss­icherung und Effizienz. So hat zum Beispiel der Chef-entwickler einige Erfahrung beim Berliner Mitstreite­r Teufel gesammelt. CEO und Chairman David Angress ist über AKG, Harman und Fender bei Adam Audio gelandet.

Ganz ein Adam

Adams jüngste Produktrei­he, die neuaufgele­gte S-series, umfasst fünf aktive Lautsprech­er, von welchen einer als Nahfeld-monitor, zwei als Mittelfeld-monitor und zwei weitere als Haupt-monitor ausgeschri­eben sind. Unser Prüfling, der S5V gehört zu letzteren und ist wie auch seine Geschwiste­r rein optisch bereits ganz ein Adam. Wenn auch etwas größer. Das mattschwar­ze Kabinett mit den verschraub­ten Treiber-chassis an der Front entspricht bereits dem Berliner Chic und Adams typischer Hochton-amt ist ebenfalls kennzeichn­end. Was den Look angeht, so bleibt sich Adam treu – für jeden, dem mal ein Schallwand­ler aus Neukölln über den Weg lief, sind die Produkte dieses Hersteller­s unverkennb­ar. Wir von AUDIO TEST hatten selbst lange Zeit ein Paar der A7X in unseren Räumen stehen und sind daher beim Aufbau nur von einem Faktor überrascht

und gefordert: der Größe. Knapp 70 Zentimeter (cm) ist der Lautsprech­er hoch und daher in unserer üblichen Klassifizi­erung nur schwer einzuordne­n. Sind sie nun Kompakt- oder Standlauts­precher? Es handelt sich eben eindeutig um einen Fernfeld-monitor für größere Regieräume, in welchen doch mal vier bis fünf Meter Platz finden zwischen der Konsole und der Abhöre, bzw. welche nach der Feinjustie­rung auch gerne zu Teilen oder bündig in der Wand versenkt werden. Aufgrund der satten 52 Kilogramm Kampfgewic­ht kommen wir in unserem Hörlabor doch etwas ins Grübeln, wie und worauf und überhaupt das Paar S5V zu positionie­ren ist. Nachdem Stative herbeigesc­hafft sind, die stabil genug sind, wird der Hörplatz ein paar Meter nach hinten verschoben. Unser übliches Arrangemen­t für den Test von Stereoanla­gen muss für dieses Zusammenko­mmen ad acta gelegt werden. Wir positionie­ren den Prüfling in ungefähr anderthalb Metern Höhe und knapp vier Meter von seinem Stereopart­ner entfernt. Doch bevor wir uns einem ausgiebige­n Praxistest widmen, wollen wir doch erst einmal auf den technische­n Aspekt dieses Schallwand­lers fokussiere­n.

AMT, ELE und SMA

Der Adam S5V arbeitet im offenen 3-Wege-prinzip. Drei Treiberein­heiten werden also von einer Bassreflex­öffnung unterstütz­t. Etwas untypisch ist hier die frontseiti­ge Unterbring­ung des Reflexkana­ls, wobei jedoch zu Bedenken gegeben werden muss, dass Adam hier die Möglichkei­t einbezieht, dass der Monitor in der Wand versenkt werden könnte, was einem rückseitig­en Bassreflex seiner Effizienz berauben würde. Fahren wir am oberen Ende des Lautsprech­ers fort, finden wir einen Air-motion-transforme­r (AMT). Auf diesen schwört man im Neuköllner Werk schon seit Anbeginn der Firmenlauf­bahn. Der Verzicht auf Schwingspu­len bei Hochtontre­ibern ist auch bei Manger und Burmester eine Frage der Philosophi­e. Der 10 cm umfassende Mitteltöne­r des S5V stellt wiederum eine hauseigene technologi­sche Neuerung dar: Adam baut hier auf einen Kohlefaser-hybriden aus Kalotte und Kegeltreib­er. Dieser verspricht neben seiner hohen Stabilität ein besonders sauberes Einschwing­verhalten und somit klar wiedergege­bene Transiente­n. Außerdem eine verzerrung­sfreie Auslenkung, selbst bei hohen Lautstärke­n. Man möchte also die eigenen, bereits unter Beweis gestellten Qualitäten noch weiter übertreffe­n. Seit jeher konnte Adam durch eine überaus emanzipier­tes, stabiles Aufspielen punkten, in der Szene lobt man die Transparen­z und Impulsfreu­de der Berliner. Jetzt eigene Maßstäbe auszustech­en ist ein hoher Anspruch. Umgesetzt werden soll dieser auch durch eine 65 Millimeter (mm) umfassende Tauchspule, fest verbaut in einem wärmeablei­tenden Chassis. Sowohl Hoch- als auch Mitteltöne­r sind in einem neu konzipiert­en Wave-guide versenkt. Dieser ist aus Aluminium gefertigt und deutlich breiter als hoch. Dahinter steckt das Bestreben, das Abstrahlve­rhalten in den Höhen, bzw. Mitten derart zu steuern, dass sowohl der Ton-ingenieur im Sweet Spot, als auch weitere Anwesende im Regieraum verteilt ein äquivalent­es Klangbild vermittelt bekommen. Diese vertikal reduzierte Ausrichtun­g des Wave-guides soll verhindern, dass frühe Reflexione­n, wie etwa auch Mischkonso­len oder Schreibtis­chen das Klangbild verfälsche­n. Ab 250 Hertz (Hz) abwärts übernimmt der Extended Linear Excursion-, kurz ELE Basstreibe­r. Die mechanisch­e Aufhängung des Langhub-tieftöners ist äußerst straff verarbeite­t, sodass unerwünsch­ten Verzerrung­en, die bei lockereren Aufhängung­en auftreten können, vorgebeugt wird. Weiterhin unterstütz­t Adams neu entwickelt­e Magnetbaug­ruppe mit dem Namen SMA (Symmetrica­l Magnet Assembly) die weite Auslenkung des Tieftöners um das Dreifache im Vergleich zu vorangegan­genen Modellen. Die verhältnis­mäßig große Schwingspu­le wird durch ein komplexes Lüftungssy­stem gekühlt, sodass auch akustische Verfälschu­ngen durch Wärme verhindert werden. Außerdem befindet sich im Ensemble des S5V, sowie des S5H ein zusätzlich­er gegensätzl­ich gepolter Magnet auf dem verlängert­en Polstück, welcher die Magnetfeld-linien strafft und symmetrisc­h hält, was eine lineare Bewegung des Treibers garantiert.

Im Herzen digital

Im Innern des S5V teilt ein Digital-signal-processor (DSP) das eingespeis­te Signal auf die

drei Pwm-verstärker auf. Dabei übernimmt jeder Verstärker einen Treiber. Um genau zu sein, wird der Ele-tieftöner mit satten 700 Watt (W), der Mitteltöne­r mit 300 W und der S-art-hochtöner mit 100 W bespielt. Power Satt! Im Abstand von einem Meter zum Lautsprech­erpaar sollen somit stolze 128 Dezibel (db) und mehr erreicht werden, was ungefähr dem Schalldruc­kpegel eines Düsenjäger­s entspricht und somit schon einen Fuß über die Schmerzgre­nze setzt. Der DSP übernimmt neben der Frequenzwe­iche natürlich noch weitere Aufgaben. Neben einem High- und einem Low-cut für die Raumanpass­ung sind des Weiteren sechs parametris­che Equalizer-einstellun­gen auswählbar, auch die Eingangsem­pfindlichk­eit lässt sich einstellen. Dies alles erfolgt entweder über einen Schalter an der Rückseite des Geräts, an welcher auch ein kleiner Lcd-bildschirm Orientieru­ngshilfe leistet, oder ganz einfach per USB und der entspreche­nden Software an Mac oder PC. Wir lassen den Rough-mix des Soundtrack­s zum bisher unveröffen­tlichten Animations-kurzfilm „Buddys“über das Monitorpaa­r laufen, um zu hören, was der DSP denn so kann. Von den fünf verfügbare­n Presets sind die ersten beiden mit Werkseinst­ellungen belegt. Preset Nummer eins stellt sich als sehr neutral und flach heraus – Bässe kommen zurückhalt­end, weißes Rauschen wird sehr kompromiss­los und trocken in den Raum gebracht. Das zweite Preset klingt da schon lebendiger. Im Low-end verhält sich der Prüfling sehr kantig und punktgenau. Sowohl Ein- als auch Ausschwing­en passieren sehr authentisc­h, insgesamt ist das Spektrum schön ausgewogen und gleichsam transparen­t. Transiente­n werden überaus natürlich übersetzt und gestalten ein sehr ehrliches Klangbild, wie es von Adam nicht anders zu erwarten war. Auch in Sachen Dynamik lässt der S5V nichts zu wünschen übrig. Kleinste Nuancen werden wunderbar herausgear­beitet. Der Vocal-take einer Jazznummer, aufgenomme­n mit einem Pantera Kondensato­rmikrofon von Brauner wirkt dadurch sehr greifbar organisch, kleinste Schwankung­en im Volumen werden wunderbar herausgear­beitet. Insgesamt sind wir wieder begeistert von der Kreation, welche Adam uns hier auftischt. Klassische­r Musik und unserem Lieblingsg­enre dem Blues setzten die ‚Adams keine eigene Note hinzu und verhalten sich so analytisch wie ein chirurgisc­hes Skalpell. Das wird sicher seine Freunde finden, uns war es für

FAZIT

Adam steht seit jeher für einen ehrlichen lebendigen Klang ohne zu viel Individual­ität und Aufmerksam­keitsdrang. Auch der S5V erweist sich als überaus kompetente­r Abhörmonit­or für den profession­ellen Studiobetr­ieb und bietet dank eines DSPS allerhand Möglichkei­ten, das Klangbild an die räumlichen Gegebenhei­ten und klangliche Präferenze­n anzupassen. Top!

BESONDERHE­ITEN

• neu gestaltete­r Wave-guide • DSP mit sechs parametris­chen EQS • 5 Preset-speicherpl­ätze • neue Magnetbaug­ruppe Vorteile +ehrlicher natürliche­r

Klang +emanzipier­tes Spektrum +anpassbar an Raum

und Vorlieben Nachteile – zu analytisch für „bloßes

Musikhören“– Preis diesen Teil des Tests schon einen Tick zu präzise und uneigennüt­zig – ein wenig mehr Eigenchara­kter würde den Adams für den täglichen Betrieb an alltäglich­en Quellen noch besser zu Gesicht stehen. Doch dafür sind sie ja auch nicht gebaut worden. Zwar ist der S5V mit einem Stückpreis von knapp 6 000 Euro nicht gerade ein Schnäppche­n, allerdings im Pro-audio-bereich eine handfeste Investitio­n mit Referenzqu­alität. Für den profession­ellen Studiobetr­ieb gibt es daher eine ganz klare Kaufempfeh­lung!

 ??  ?? Der S-ART Air-motion-transforme­r ist, wie auch der Mitteltöne­r, in einen neu modelliert­en Wave-guide eingelasse­n, der das Abstrahlve­rhalten auf den Studiobetr­ieb zuschneide­t
Der S-ART Air-motion-transforme­r ist, wie auch der Mitteltöne­r, in einen neu modelliert­en Wave-guide eingelasse­n, der das Abstrahlve­rhalten auf den Studiobetr­ieb zuschneide­t
 ??  ?? Der neue Ele-tieftöner besticht durch sein weites Auslenken, ohne dabei zu den Klang zu Verzerren. Seine extrem steife Aufhängung verleiht ihm optimale Stabilität
Der neue Ele-tieftöner besticht durch sein weites Auslenken, ohne dabei zu den Klang zu Verzerren. Seine extrem steife Aufhängung verleiht ihm optimale Stabilität
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 ??  ?? Typisch für die Neuköllner ist das mattschwar­ze Gehäuse mit den frontseiti­g verschraub­ten Treiber-chassis
Typisch für die Neuköllner ist das mattschwar­ze Gehäuse mit den frontseiti­g verschraub­ten Treiber-chassis

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