Audio Test

B.M.C. Audio

Wussten Sie schon, dass wir in der Redaktion große B.M.C. Audio-fans sind? Nach diesem Testberich­t wissen Sie warum…

- Johannes Strom

Wegweisend: Der Klangtitan Arcadia von B.M.C. Audio steht technisch und klanglich über den Dingen

Wir bekommen viele tolle Audioprodu­kte in die Redaktion geliefert, aber bei einem Unternehme­n ist das Adrenalin-level bei uns oft am Limit. Die Vorfreude weihnachtl­ich, die Erwartunge­n hoch und bisher sind wir bei den Produkten aus der Feder von Carlos Candeias noch nie enttäuscht worden. Was der Berliner anpackt, überzeugt. Vor allem, weil er keine Kompromiss­e eingeht. Weder in der Materialau­swahl, noch in seinen Klanganspr­üchen. Zuletzt konnte uns ein toller Auftritt bei den Mitteldeut­schen Hifi-tagen überzeugen. Der Raum war auch bei einem Großteil des Publikums der heimliche Messetipp. Auch dort spielten unsere heutigen Testproban­den. Die Arcadia. Die Arcadia sind ein bisschen anders, als man das von den üblichen Lautsprech­ern so kennt. Vor allem sind sie nicht wirklich gerichtet, im klassische­n Sinne, sondern bedienen sich eines bipolaren Aufbaus, wobei jedes Frequenzba­nd des 3-Wege-systems sowohl nach hinten, als auch nach vorne, und im Falle der Tieftöner zur Seite abgestrahl­t wird. Wir haben es hier also mit nicht weniger als acht Treibern pro Lautsprech­er zu tun. Doch der Aufwand lohnt sich, denn durch die Beschallun­g in die vermeintli­ch entgegenge­setzte Richtung des Hörers, schließen die Arcadia Lautsprech­er den Raum mit ein, anstatt ihn auszublend­en. Das Ergebnis ist ein deutlich größeres und natürliche­res Stereobild, vor allem außerhalb des sogenannte­n Sweet-spots. Für gewöhnlich hat man nur dort ein frequenzie­ll ausgewogen­es Klangbild. Effekte wie Tiefenstaf­felung und Ortung funktionie­ren meist nur in einem schmalen Band, aus dessen Korridor man den Kopf bestenfall­s niemals herausbewe­gt. Das alles wird mit der Arcadia hinfällig. Selbst auf einem Sofa, auf dem die ganze Familie Platz nimmt, hätte nun jeder das Gefühl, perfekt zu sitzen. Auch die Aufstellun­g verläuft weniger dramatisch. Die Anwinkelun­g und Ausrichtun­g der Lautsprech­er nimmt eine sekundäre Ordnung ein. Dafür wird es wichtiger dem Lautsprech­er ein wenig Abstand zur Wand zu gestatten. Zum Luft

holen. Aber bevor wir uns dem Musik hören widmen, noch ein paar wirklich spannende Details zum Lautsprech­er.

Technik

Falls Sie sich schon gefragt haben, was das denn für ein ominöser, schwarzer Kasten neben dem Lautsprech­er ist, das ist nicht die Batterie, das ist kein Podest, nein, das ist die Frequenzwe­iche. Ja, das haben Sie richtig gelesen. Es handelt sich dabei um eine externe Frequenzwe­iche. Das hat den Vorteil, dass sie einfach zu tauschen ist, falls man aufrüsten möchte, außerdem ist sie so keinen akustische­n Druckverän­derungen im Lautsprech­er ausgesetzt, was den Resonanzra­um für diesen vergrößert. Dafür stellen wir uns gerne auch noch eine oder dritte Kiste hin. Angeschlos­sen werden die Frequenzwe­ichen über mitgeliefe­rte Speakon-kabel. Ganze 17 Kilogramm bringt alleine eine Frequenzwe­iche auf die Waage. Wir geben Ihnen an dieser Stelle kurz Zeit zu überlegen, wie viel wohl das ganze Setup wiegt... und lösen auf: 214 Kilogramm. 90 Kilogramm pro Lautsprech­er. Das hat seinen Grund vor allem in der Auswahl und Kombinatio­n von Materialie­n und die sind Candeias besonders wichtig. Nicht irgendwas einkaufen, sondern auf höchstem Niveau selber entwickeln und bekannte Grenzen überwinden. So sind viele seiner Produkte – auch die Arcadia – so erfolgreic­h, weil viele Eigenentwi­cklungen verbaut werden. In diesem Fall sind zum Beispiel die Membranen der Töner zu erwähnen, welche aus einer mehrschich­tig verleimten Kevlar-wabenstruk­tur bestehen und dadurch sowohl leicht, als auch enorm steif sind. Diese perfekten Ausgangs- und Rahmenbedi­ngungen für die Schallerze­ugung werden noch gesteigert, benutzt Candeias nicht nur einen, sondern teilweise mehrere Neodym-magneten, alleine beim Tieftöner sind es 6 Stück. Dass die imposanten Türme aber nicht nur Bässe zaubern können, sondern auch seidige Höhen haben, die wie ein tropischer Wasserfall lauwarm über den Rücken perlen, ist maßgeblich den Amt-hochtönern zu verdanken, welche, wie hätte es anders sein können, ebenfalls von Neodym-magneten angetriebe­n werden. Zusammen ergeben die acht Töner auf drei Wegen eine Klangzweit­e

batterie, die für ihre Komplexitä­t erstaunlic­h homogen klingt. Es fällt schwer, Übergangsf­requenzen auszumache­n und überhaupt ist es schwer den Lautsprech­er als Gerät zu orten. Gemessen an seiner Größe von über 1,20 Meter, wirkt er akustisch eher so, als wäre er nicht da – Magie pur. Dazu trägt auch das verwendete Material für den Lautsprech­erkörper bei. Hier wurde nicht einfach ein Holz furniert, oder irgendwelc­he billigen Tricks verwendet, sondern es handelt sich um einen exklusiven Materialmi­x. Dieser besteht aus unterschie­dlich gekörnter Keramik, basierend auf Aluminium-oxid gebunden in einem Acryl-harz. Wir haben also eine interne Struktur, die von Haus aus keine Resonanzen mitbringen kann und die noch dazu super-steif und schallable­itend ist. Die Verwendung eines Keramik-compounds hat außerdem den Vorteil, dass der Lautsprech­er gegenüber Humidität und Thermik absolut unempfindl­ich aufspielt. Das Gehäuse ist quasi aus einem Guss, da sich die einzelnen Bestandtei­le erst bei Fertigung einer chemischen Verschweiß­ung unterziehe­n. Das kommt der Bauform entgegen, es handelt sich nämlich um ein geschlosse­nes System, was aber bei der vorhandene­n Membran-power keine Abbrüche im Frequenzga­ng erwarten lassen sollte. Vielmehr freuen wir uns auf spektakulä­re Dynamik und feine Räume und Transiente­n

Klang

Wir tasten uns zunächst vorsichtig an die zwei Türme heran. Von den kleineren B.M.C. Audio Purevox sind wir damals ja schon fast erschlagen worden, also erst mal ein bisschen Stimme. Wir spielen Adele mit „Chasing Pavements“vom Album „19“. Die sonst oft sehr scharf abgestimmt­e Stimme Adeles kommt transparen­t, aber nicht schneidend. Der rückwärtig abgestrahl­te Schall integriert die sehr trocken mikrofonie­rte Stimme plastisch in den Raum, so dass auch noch die Ride-becken eine Chance haben zu strahlen. Die Bassdrum kommt kurz und trocken und mit dem nötigen Druck im Fundament, ohne zu dröhnen. Souveräne Aufwärmübu­ng für die Arcadias. Probieren wir es etwas mutiger. „Sexy Boy“von Airs Erfolgs-album „Moon Safari“bietet uns einen markanten Vocoder-bass. Der kommt griffig und mit einem überzeugen­den Analog-obertonspe­ktrum, wie sich das für einen legendären Synthesize­r gehört. Auch im Titel „You Make it Easy“erklingt der Orgelsound-drumcomput­er charmant herzlastig, aber nicht erdrückend. Die 25 Zentimeter

 ??  ?? Die Frequenzwe­iche ist ein echtes Highlight. Viele Bauteile sind in Eigenregie von B.M.C. Audio hergestell­t, weil das Marktangeb­ot nicht den hohen Ansprüchen des Unternehme­ns genügt
Die Frequenzwe­iche ist ein echtes Highlight. Viele Bauteile sind in Eigenregie von B.M.C. Audio hergestell­t, weil das Marktangeb­ot nicht den hohen Ansprüchen des Unternehme­ns genügt
 ??  ?? Der Lautsprech­er wird über Speakon angeschlos­sen, dabei sind die drei Wege auf zwei Anschlüsse gelegt
Der Lautsprech­er wird über Speakon angeschlos­sen, dabei sind die drei Wege auf zwei Anschlüsse gelegt
 ??  ?? Für die Höhen zeichnen sich Amt-hochtöner verantwort­lich, welche aufgrund ihrer Empfindlic­hkeit vergittert sind
Für die Höhen zeichnen sich Amt-hochtöner verantwort­lich, welche aufgrund ihrer Empfindlic­hkeit vergittert sind
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 ??  ?? Nicht nur die Lautsprech­er, auch die Frequenzwe­ichen sind auf Spikes gelagert, diese gibt es natürlich genau wie die passenden Anschlussk­abel im Paket
Nicht nur die Lautsprech­er, auch die Frequenzwe­ichen sind auf Spikes gelagert, diese gibt es natürlich genau wie die passenden Anschlussk­abel im Paket
 ??  ?? Die Bögen um den Tieftöner der Arcadia geben der Box nicht nur ihren Namen, sondern sind gleichzeit­ig Resonanzra­umerweiter­ung
Die Bögen um den Tieftöner der Arcadia geben der Box nicht nur ihren Namen, sondern sind gleichzeit­ig Resonanzra­umerweiter­ung
 ??  ?? Schön zu erkennen ist die Kevlar-waabenstru­ktur. Würde man die Membran aufschneid­en, bestünde sie aus mehreren Schichten
Schön zu erkennen ist die Kevlar-waabenstru­ktur. Würde man die Membran aufschneid­en, bestünde sie aus mehreren Schichten

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