Omnes Audio
Optisch beeindruckend, konzeptionell selbstbewusst. Fern jeder Norm und Konvention. Das neue Flaggschiff des Herstellers Omnes Audio imponiert.
Omnes Audio präsentiert mit dem Schallwandler Instyle eine beeindruckende Klangwand
Der Hersteller Omnes Audio ist vielen Leserinnen bestimmt vor allem durch seine Breitbandsysteme und Selbstbau-optionen bekannt, von denen schon einige hier bei uns in der AUDIO TEST zu Gast waren. Die Instyle sind das wohl bisher ambitionierteste Projekt des Herstellers aus Oberursel im Taunus. Nichts anderes als Referenzklasse-klang zum Mittelklasse-preis zu bieten, ist der Anspruch hinter den zugegebenermaßen schon rein optisch schwer Eindruck machenden Standlautsprechern. Ein hehres Ziel, das sich die Hessen da gesteckt haben. Wir sind auf jeden Fall ungemein gespannt!
Aufs Maximum reduziert
Es ist schön zu sehen, dass es anscheinend wieder zunehmend einen Platz auf dem Hifi-markt gibt für wirklich ausgefallene und auch auffällige Designs in puncto Lautsprecher, die nicht im Wohnzimmer möglichst unauffällig untergehen sollen, sondern der unbestrittene Mittelpunkt der heimischen Stube sein dürfen. Mit ihrer imposanten und ungewöhnlichen Erscheinung gehören die hessischen Boliden auf jeden Fall in diese Kategorie. Dabei fallen sie wahrscheinlich zuerst dadurch auf, dass ihnen im Vergleich zu anderen Lautsprechern etwas abhanden gekommen zu sein scheint. Denn ein Gehäuse im klassischen Sinne sucht man hier vergebens. Eine solche Konstruktion mit einer offenen Schallwand ist zwar bei Weitem keine neue Idee, allerdings dennoch ein Konstruktionsprinzip, dessen sich Hersteller letztlich eher selten bedienen. Zu unrecht, findet man in der hessischen Klangschmiede, zumal ein nicht durch ein Gehäuse beeinträchtigter Dipol so durchaus überlegene Wiedergabeeigenschaften erzielen könne. Aufs Maximum reduziert, wäre wahrscheinlich sowieso ein
passendes Motto für unsere Testprobanden. Apropos Maximum. Die hier zum Einsatz kommenden Tieftöner stellen in Sachen Membranfläche so ziemlich alles in den Schatten, was uns bisher so untergekommen ist. Gleich zwei Fünfzehnzöller vom Typ OBW 15PA aus eigener Entwicklung kommen hier zum Einsatz. Eigentlich sind Lautsprecher dieser Größe üblicherweise für die Verwendung in Public Adress Systemen gedacht. Und das kommt nicht von ungefähr, denn wo andere Hersteller versuchen, mit Gehäusetricksereien à la Bassreflexkonstruktionen und anderen Techniken, aus Treibern mit relativ geringem Membrandurchmesser trotzdem relativ tiefe Klänge zu entlocken, setzt das Team von Omnes Audio hier voll und ganz auf den Zusammenhang zwischen Membranfläche und Basswiedergabe und treibt das Ganze einfach auf die Spitze. Es gibt eben auch Fälle, in denen ist mehr halt einfach mehr. Die untere Grenzfrequenz der Instyle ist übrigens mit beeindruckenden 34 Hertz (Hz) angegeben. Spannenderweise verrichten die Fünfzehnzöller hier ihren Dienst wirklich als waschechte Tieftöner. Die Trennfrequenz der Frequenzweiche liegt nämlich bei 380 Hz mit einer Flankensteilheit von 12 Dezibel pro Oktave. Die Übergangsfrequenz zwischen den Treibern aus dem typischen Bereich für Zwei-wege-systeme irgendwo zwischen 1 und 3 Kilohertz (khz) in einen relativ tiefen Frequenzbereich zu verlegen, ist unserer Meinung nach so simpel wie genial. Denn es löst effektiv ein weit verbreitetes Problem. Das menschliche Gehör ist nämlich im Bereich zwischen 1 und 5 khz besonders empfindlich. Das hat letztlich mit frequenzabhängigen Empfindung von Lautstärke beim Menschen zu tun, was in isophonen Kurven beschrieben wird. Problematisch ist dies deshalb, da so eventuelle Phasenschweinereien, die durch die Filter der Frequenzweiche verursacht werden und sich in einer unpräzisen und diffusen Wiedergabe äußern, besonders leicht negativ auffallen. Fragt sich, wieso das nicht mehr Hersteller so handhaben. Die Frequenzweiche selbst ist hier übrigens ein Anblick für sich und kann auf der Rückseite der Instyle bewundert werden, wo diese auf dem massiven metallenen Standfuß aufgebracht ist. Die elektrischen Bauteile so zu sehen, hat schon durchaus seinen Reiz. Oberhalb der Trennfrequenz übernimmt ein Breitbänder mit einem Membrandurchmesser von acht Zoll die Wiedergabe, hier logischerweise dann als Mittelhochtöner. Das Modell stammt von Tang Band, einem taiwanesischen Hersteller, mit dem Omnes Audio auch bei der Herstellung der Treiber unter eigenem Namen zusammenarbeitet. Optisch verbreitet das Chassis mit seiner goldgelben Papiermembran und dem Phase Plug aus Aluminium einen angenehmen Retro-charme. Dennoch kommt hier im Antrieb ein moderner Neodymmagnet zum Einsatz. Dieser Magnettyp ist dafür bekannt, schon bei verhältnismäßig geringer Masse potente Magnetfelder zu erzeugen. Der hier erbrachten Ingenieursleistung angemessen, gibt man sich auch sonst bei der Verarbeitung keine Blöße. Der metallene Standfuß ist auf Hochglanz poliert, Platine und Verkabelung sind ein Musterbeispiel an Ordnung und die Treiber sind bombenfest von vorne mit versenkten Schraubenköpfen mit der Schallwand verschraubt. Bei unseren Testmodellen ist letztere makellos in einem strahlenden Weiß lackiert, welches definitiv einen noblen Flair versprüht. Allerdings gibt es hier seitens des Herstellers viele Möglichkeiten zur persönlichen Anpassung an den eigenen Geschmack. So finden sich auf der Webseite von Omnes Audio zu minimal unterschiedlichen Preispunkten Varianten für Custom-farben und Grafiken und sogar mit Leder-bezug und in edler Alcantara-optik.
Volle Klangwand
Soweit so gut. Man merkt also, hinter den Instyle steckt einiges an Entwicklungsarbeit, an Wissen und an Können. Aber die wirkliche Frage ist natürlich, ob sie sich letztlich auch durch ihren Klang hervortun? Zusammengefasst: ja! Aber eine so kurze Antwort wird dem Klangerlebnis, das uns hier kredenzt wurde, unter keinen Umständen gerecht. Man weiß auch gar nicht so recht wo man mit dem Lob anfangen soll. Viel-
leicht hiermit: Die Instyle klingen unfassbar groß. Soll heißen, der Klang füllt von der ersten Sekunde an den gesamten Raum. Alles klingt nach mehr. Das Bild der viel zitierten Klangwand drängt sich auf. Nur so gar nicht zweidimensional. Schaltet man auf ein anderes Paar ebenfalls ausgewachsener Standlautsprecher um, wirkt das Klangbild irgendwie klein. Hier geht das Prinzip Dipol in offener Schallwand also voll und ganz auf. Was hingegen die Eine oder den Anderen wundern mag ist, dass man hier nichts von der, dieser Bauart nachgesagten, diffusen Wiedergabe merkt. Die Mitte des Stereobildes ist stark, Phantomschallquellen im Panorama sind präzise wahrnehmbar und überhaupt schmiert hier nichts. Alle Achtung. Hier scheint jemand die perfekte Mischung aus mächtigem Höreindruck und dennoch konturierter Abbildung gefunden zu haben. Wo wir gerade schon beim Thema mächtig sind. Man muss an dieser Stelle natürlich auch ein paar Worte über den fantastischen Bassbereich der Instyle verlieren. Beeindruckend, wie tief und gleichzeitig klar hier die Wiedergabe ist. Keine Spur von boxenden, hohen Bassanteilen, die man von vielen Bassreflexkonstruktionen gewohnt ist. Stattdessen gibt es hier kellertiefes und absolut sauberes Low-end. Und zwar mit hoher Impulstreue. Auch heftigste Schläge der Bassdrum klingen hier nicht unnatürlich lange nach, sondern nur ungemein voll. Und da wo manch andere Lautsprecher das Handtuch schmeißen und in die Verzerrung gehen, machen unsere Testkandidaten einfach nur Spaß. Dennoch sind sie keineswegs basslastig abgestimmt. Dafür sorgt der Achtzöller mit nicht minder starken Mitten und offenen Höhen. Zeit für ein paar Hörbeispiele. Als erstes legen wir einen absoluten Klassiker auf und zwar Black Sabbath mit dem Titel „War Pigs“von ihrem ikonischen Album „Paranoid“. Und prompt macht sich ein verschmitztes Grinsen im unserem Gesicht breit. Die Klangwunder von Omnes Audio verleihen der typisch mittigen