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Seit Jahrzehnten weiß KEF die Hifi-szene zu begeistern. Auch AUDIO TEST wird regelmäßig von diesem Fieber erfasst. Der Regallautsprecher Q350 trifft daher auf nicht ganz unvoreingenommene Prüfer...
Der britische Verdienstorden „Order Of The British Empire“, kurz OBE, wurde seinerzeit vom britischen König George V. ins Leben gerufen. Er stellt quasi das britische Äquivalent des deutschen Bundesverdienstkreuzes dar und wird sowohl britischen Staatsangehörigen als auch Personen anderer Nationen als Auszeichnung für besonderer Verdienste um das vereinigte Königreich verliehen. Inwiefern dies relevant ist für einen Testbericht der AUDIO TEST? Ganz einfach: Raymond Cooke, der im Jahre 1961 die Lautsprecherschmiede KEF aus der Taufe hob, bekam 1979 die Ehrenwürde eines Officers des OBE von Königin Elisabeth II. verliehen. Zu dieser Zeit war KEF nicht nur aufgrund der Lautsprecherfertigung selbst einer der gefragtesten Akteure der weltweiten Hifi-szene. Auch der Vertrieb einzelner Bauteile sowohl an Hobby-bastler, als auch an Marktrivalen wie Linn, Sonus faber und Celef steigerte das Interesse an dem Unternehmen aus Kent enorm, sodass KEF bisweilen wöchentlich um die zehntausend Treibereinheiten herstellte. Somit machte sich Raymond Cooke aufgrund seiner wichtigen Rolle in der englischen Wirtschaft des Ordens verdient. Beinahe vierzig Jahre später gehört der Konzern Kent Engineering & Foundry zur in Hong Kong ansässigen Gold Peak Holding, welche vor allem durch die Produktion und den Vertrieb von Batterien in Europa Bekanntheit erlangte.
Uni-q
Jedoch hat die Übernahme durch Gold Peak der Produktivität und dem Innovationsgeist im Hause KEF keinen Abbruch getan. Somit ist beispielsweise KEFS bekannter Uni-q-treiber auch knapp dreißig Jahre nach dessen Markteinführung nicht vor ständiger Überarbeitung und Optimierung gefeit. So wurden für die zwölfte Generation des Treibers Chassis-steifigkeit, Membran-aufhängung und die Tieftonmembran verbessert. Außerdem wurde das Hochtonröhrchen in seiner Form verändert. Statt einer Zylinderform ist es nun kegelartig ausgeführt,
was einer präziseren akustischen Übertragung zur Kalotte hin dient. Mittlerweile ist der durchaus extravagant daherkommende Treiber wohl das design-technische Markenzeichen eines Lautsprechers à la KEF. Sowohl die Flaggschiffe Muon und Blade, als auch die deutlich erschwinglichere R-serie vertrauen auf den Uni-qtreiber, wenngleich in verschieden aufwändig verarbeiteten Ausführungen. Selbstverständlich findet sich KEFS Uni-q ebenfalls in den Modellen der Q-serie, welche übrigens vor wenigen Wochen um einen weiteren Lautsprecher bereichert wurde. Durch den Lautsprecheraufsatz Q50a (ebenfalls mit einem Uni-q-treiber ausgestattet) ist KEFS Q-serie nun endlich in der Lage, Filmton in Dolby Atmos wiederzugeben. Bei KEFS R-serie steht die Atmos-kompatibilität bereits auf dem Programm, nun ermöglicht also auch die Q-serie maximales Filmvergnügen.
Q350
Doch kommen wir zu unserem aktuellen Testmuster aus KEFS Q-serie, dem Q350 Regallautsprecher. Zentriert in die Frontplatte eingehängt finden wir den Koaxial-treiber Uni-q, welcher durch das Nachempfinden einer Einpunkt-schallquelle eine sehr feine und räumlich präzise Wiedergabe zu leisten vermag, wie wir bereits beim aktiven Monitor-speaker LS50 Wireless in Ausgabe 5/2017 feststellen durften. Die zentrierte Anordnung des Treibers soll laut Hersteller auch beim Q350 das Auftreten stehender Wellen und etwaige Gehäuseresonanzen unterbinden und so eine klanglich reinere Performance ermöglichen. Der Titel „You Know I’m No Good“der leider viel zu früh verstorbenen Amy Winehouse erklingt kraftvoll und fein auflösend aus dem Q350 Stereopaar. Das sehr kraftvoll und knackig inszenierte Schlagwerk gibt eine offene und dennoch kompakte Grundstimmung vor. Der Bass ist klar definiert und auch die Bläser zeigen sich sehr detailreich. Leider nicht dasselbe Maß Begeisterung ver-
FAZIT
KEFS Q-serie besitzt mit dem Q350 einen Regallautsprecher, welcher sich in seiner Preisklasse durchaus mit der Konkurrenz messen darf. Der berühmte Uni-q-treiber verleiht dem kleinen Schallwandler eine hervorragende räumliche Qualität und dazu eine sehr stabile Wiedergabe dynamisch weitgehend konstanter Titel. Nur bei Klassik und Jazz kann er nicht ganz an einen ausgewachsenen Standlautsprecher heranreichen. Dennoch handelt es sich hier um einen hervorragenden Lautsprecher. mag uns Antonín Dvoráks neunte Sinfonie „Aus der neuen Welt“in die Ohren zu zaubern. Die große dynamische Flügelspanne des Orchesterwerks gibt der Regallautsprecher etwas unbeholfen zum Besten. Dabei mangelt es vor allem etwas am Mut zum Fortissimo. Insgesamt erklingt das Orchester nicht so selbstbewusst und energisch wie die Band der Londoner Soul-chansonette. Dennoch sind wir im Endergebnis einmal mehr von der Qualität des Q350 überzeugt. Vor allem Fans von Popularmusik legen wir hier nahe, beim nächstgelegenen Fachhändler einmal selbst reinzuhören!