Audionet SAM G2 + Phono-modul
Vor über zwanzig Jahren präsentierte Audionet den ersten Stereovollverstärker mit dem Namen SAM. Nun beehrt uns der Nachfolger SAM G2 als erstes Produkt aus der Berliner Hifi-schmiede mit einem Besuch.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... – so die Worte des Lyrikers Hermann Hesse, welcher sich zu Lebzeiten nicht wirklich für Elektroakustik begeistern konnte. Jedoch war diese Zeile in unserer redaktionellen Erfahrung selten zutreffender als bei diesem Test-debütanten. Denn nicht ohne eine gewisse Ehrfurcht entpackten wir zum allerersten Mal einen Stereo-vollverstärker aus dem Hause Audionet. „Scientific Magic“lautet die Formel der Berliner Klangtüftler, die seit Jahren die Fachpresse zu verzaubern wissen. Und so viel sei bereits vorweggenommen: Auch wir erliegen dem Bann des SAM G2 und finden uns nach dem Test schlichtweg wie verhext zurückgelassen. Jedoch wissen wir, dass alles Magische, alles zauberhaft anmutende auf Illusionen beruht – auf dem Spiel mit den Gesetzen der Physik. Was dem Laien magisch erscheint, fußt letzten Endes auf Wissenschaft. Dies verhält sich auch bei Audionet nicht anders. Rationale Einschätzungen des physikalisch Möglichen und des elektrotechnisch Nötigen bestimmten die Gerätekonzepte des Herstellers bereits zu Bochumer Zeiten. Ebendort befand sich nämlich Audionets Wirkungsstätte in den frühen Neunziger-jahren des letzten Jahrhunderts. 1993 schuf man dort den namenlosen Vorverstärker-prototyp. Weitere Geräte folgten schnell – neben Verstärkern prägten vor allem Lautsprecher-controller und Wandler-einheiten die ersten Jahre des Schaffens.
Optisch unaufdringlich
Bisher wurden Geräte von Audionet durch die Bank weg mit lobenden Worten der Fachpresse bedacht. Immer wieder wird den Berlinern eine technisch überwältigende Umsetzung ihres Leitspruchs „Scientific Magic“attestiert. Dabei sind Geräte aus dem Hause Audionet von eher unscheinbarer Natur. Auch unser Testmuster SAM G2 gibt sich zurückhaltend. Sein silbernes Frontpanel aus gebürsteten Aluminium
beherbergt lediglich drei Druckschalter und eine LED unter einem schlichten blauen (optional auch in rot erhältlichen) Lcd-bildschirm. Sowohl die silberne, als auch die alternativ schwarze Ausführung lässt den SAM G2 in jedem Rack ohne visuelle Konflikte ein neues Zuhause finden. Dem einen oder anderen mag unter Umständen aufstoßen, dass der SAM G2 als High-end-verstärker nicht mit einem mehrfarbigen Display und ohne einen Drehregler zur Pegeleinstellung daherkommt. Zwei Komponenten, welche zwar zweifellos den Bedienkomfort eines Geräts steigern, allerdings auch nicht zu vernachlässigende Beeinträchtigungen des Klangs mit sich bringen können.
Qualität vor Design
Ein einfarbiger Lcd-bildschirm ist auch bei einem hochfidelen Vollverstärker die wohl energiesparendste Option zur Visualisierung von Informationen. Somit wird dem Risiko vorgebeugt, dass der für den Bildschirm benötigte Stromfluss das Audiosignal etwa durch Streuungen beeinträchtigt. Beim Drehregler verhält es sich ähnlich. Das Audiosignal wird dem Verstärker am rückseitigen Anschlussterminal zugeführt und verlässt es auch ebendort. Ein am Frontpanel montierter Drehregler würde dem Audiosignal einen großen Umweg durch die gesamte Tiefe des Geräts abverlangen und somit die Angriffsfläche für unerwünschte Einstreuungen vergrößern. Daher verbleibt der Pegelsteller aus dem Hause Alps, welcher die Lautstärkeeinstellung vornimmt, zwischen Anschlussterminal und Endstufe in der Vorverstärkerschaltung, um unnötige Umwege zu vermeiden. Somit ist es ebenfalls naheliegend, dass auch der 6,3 Millimeter Kopfhörerausgang in unmittelbarer Nähe der Lautsprecher-ausgänge verbaut ist. In der Tat ist das Einstecken eines Kopfhörers dadurch etwas umständlicher als bei einer frontseitigen Montage. Jedoch können wir von einem direkten, unverfälschten Klang ausgehen.
Ohne Kompromisse
Auch sonst zeugt die Auswahl hochwertiger Materialien vom hohen Anspruch, den Audionet an seinen Vollverstärker stellt. Vergoldete, teflonisierte Cinch-buchsen nehmen das Signal des Zuspielers in Empfang, welches über golddotierte Reinsilber-kabel durch die aufwendige Schaltung des SAM G2 geführt wird. Die dafür benötigte Energie wird über einen üppig dimensionierten 700 Va-ringkerntrafo und leistungsstarke Hauptsiebkondensatoren von insgesamt 96 000 Mikrofarad Siebkapazität bereitgestellt. Außerdem werden die vier Transistoren von einer guten Menge Wima-kondensatoren unterstützt. Beeindruckend ist die von Audionet konzipierte automatische Netzphasenerkennung. Diese weist den Nutzer darauf hin, das Netzkabel zu drehen, um das Netzteil optimal anzusteuern. So etwas ist uns bisher noch nicht begegnet – bravo! Die stabile und überaus belastbare Stromversorgung, sowie die bereits erwähnten kurzen Signalwege und die durch eine vollständige Gleichstromkopplung gewährleistete Verzerrungsfreiheit definieren übrigens die Dreifaltigkeit des guten Klangs, welche Audionet unter dem Namen „Ultra-linear-amplifier-technologie“(ULA) bewirbt. Diese Schaltungstopologie entwickelten die Berliner ursprünglich für die Medizintechnik und lässt uns daher eine chirur-