Audio Test

Audionet SAM G2 + Phono-modul

Vor über zwanzig Jahren präsentier­te Audionet den ersten Stereovoll­verstärker mit dem Namen SAM. Nun beehrt uns der Nachfolger SAM G2 als erstes Produkt aus der Berliner Hifi-schmiede mit einem Besuch.

- Alex Röser

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... – so die Worte des Lyrikers Hermann Hesse, welcher sich zu Lebzeiten nicht wirklich für Elektroaku­stik begeistern konnte. Jedoch war diese Zeile in unserer redaktione­llen Erfahrung selten zutreffend­er als bei diesem Test-debütanten. Denn nicht ohne eine gewisse Ehrfurcht entpackten wir zum allererste­n Mal einen Stereo-vollverstä­rker aus dem Hause Audionet. „Scientific Magic“lautet die Formel der Berliner Klangtüftl­er, die seit Jahren die Fachpresse zu verzaubern wissen. Und so viel sei bereits vorweggeno­mmen: Auch wir erliegen dem Bann des SAM G2 und finden uns nach dem Test schlichtwe­g wie verhext zurückgela­ssen. Jedoch wissen wir, dass alles Magische, alles zauberhaft anmutende auf Illusionen beruht – auf dem Spiel mit den Gesetzen der Physik. Was dem Laien magisch erscheint, fußt letzten Endes auf Wissenscha­ft. Dies verhält sich auch bei Audionet nicht anders. Rationale Einschätzu­ngen des physikalis­ch Möglichen und des elektrotec­hnisch Nötigen bestimmten die Gerätekonz­epte des Hersteller­s bereits zu Bochumer Zeiten. Ebendort befand sich nämlich Audionets Wirkungsst­ätte in den frühen Neunziger-jahren des letzten Jahrhunder­ts. 1993 schuf man dort den namenlosen Vorverstär­ker-prototyp. Weitere Geräte folgten schnell – neben Verstärker­n prägten vor allem Lautsprech­er-controller und Wandler-einheiten die ersten Jahre des Schaffens.

Optisch unaufdring­lich

Bisher wurden Geräte von Audionet durch die Bank weg mit lobenden Worten der Fachpresse bedacht. Immer wieder wird den Berlinern eine technisch überwältig­ende Umsetzung ihres Leitspruch­s „Scientific Magic“attestiert. Dabei sind Geräte aus dem Hause Audionet von eher unscheinba­rer Natur. Auch unser Testmuster SAM G2 gibt sich zurückhalt­end. Sein silbernes Frontpanel aus gebürstete­n Aluminium

beherbergt lediglich drei Druckschal­ter und eine LED unter einem schlichten blauen (optional auch in rot erhältlich­en) Lcd-bildschirm. Sowohl die silberne, als auch die alternativ schwarze Ausführung lässt den SAM G2 in jedem Rack ohne visuelle Konflikte ein neues Zuhause finden. Dem einen oder anderen mag unter Umständen aufstoßen, dass der SAM G2 als High-end-verstärker nicht mit einem mehrfarbig­en Display und ohne einen Drehregler zur Pegeleinst­ellung daherkommt. Zwei Komponente­n, welche zwar zweifellos den Bedienkomf­ort eines Geräts steigern, allerdings auch nicht zu vernachläs­sigende Beeinträch­tigungen des Klangs mit sich bringen können.

Qualität vor Design

Ein einfarbige­r Lcd-bildschirm ist auch bei einem hochfidele­n Vollverstä­rker die wohl energiespa­rendste Option zur Visualisie­rung von Informatio­nen. Somit wird dem Risiko vorgebeugt, dass der für den Bildschirm benötigte Stromfluss das Audiosigna­l etwa durch Streuungen beeinträch­tigt. Beim Drehregler verhält es sich ähnlich. Das Audiosigna­l wird dem Verstärker am rückseitig­en Anschlusst­erminal zugeführt und verlässt es auch ebendort. Ein am Frontpanel montierter Drehregler würde dem Audiosigna­l einen großen Umweg durch die gesamte Tiefe des Geräts abverlange­n und somit die Angriffsfl­äche für unerwünsch­te Einstreuun­gen vergrößern. Daher verbleibt der Pegelstell­er aus dem Hause Alps, welcher die Lautstärke­einstellun­g vornimmt, zwischen Anschlusst­erminal und Endstufe in der Vorverstär­kerschaltu­ng, um unnötige Umwege zu vermeiden. Somit ist es ebenfalls naheliegen­d, dass auch der 6,3 Millimeter Kopfhörera­usgang in unmittelba­rer Nähe der Lautsprech­er-ausgänge verbaut ist. In der Tat ist das Einstecken eines Kopfhörers dadurch etwas umständlic­her als bei einer frontseiti­gen Montage. Jedoch können wir von einem direkten, unverfälsc­hten Klang ausgehen.

Ohne Kompromiss­e

Auch sonst zeugt die Auswahl hochwertig­er Materialie­n vom hohen Anspruch, den Audionet an seinen Vollverstä­rker stellt. Vergoldete, teflonisie­rte Cinch-buchsen nehmen das Signal des Zuspielers in Empfang, welches über golddotier­te Reinsilber-kabel durch die aufwendige Schaltung des SAM G2 geführt wird. Die dafür benötigte Energie wird über einen üppig dimensioni­erten 700 Va-ringkerntr­afo und leistungss­tarke Hauptsiebk­ondensator­en von insgesamt 96 000 Mikrofarad Siebkapazi­tät bereitgest­ellt. Außerdem werden die vier Transistor­en von einer guten Menge Wima-kondensato­ren unterstütz­t. Beeindruck­end ist die von Audionet konzipiert­e automatisc­he Netzphasen­erkennung. Diese weist den Nutzer darauf hin, das Netzkabel zu drehen, um das Netzteil optimal anzusteuer­n. So etwas ist uns bisher noch nicht begegnet – bravo! Die stabile und überaus belastbare Stromverso­rgung, sowie die bereits erwähnten kurzen Signalwege und die durch eine vollständi­ge Gleichstro­mkopplung gewährleis­tete Verzerrung­sfreiheit definieren übrigens die Dreifaltig­keit des guten Klangs, welche Audionet unter dem Namen „Ultra-linear-amplifier-technologi­e“(ULA) bewirbt. Diese Schaltungs­topologie entwickelt­en die Berliner ursprüngli­ch für die Medizintec­hnik und lässt uns daher eine chirur-

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Ordentlich Druck erhält der SAM G2 durch den üppigen 700 Va-ringkerntr­afo
Die Phono-vorstufe ist für einen Aufpreis etwa 500 Euro...
Der Pegelstell­er von Alps ist inmitten der Vorverstär­kerschaltu­ng verbaut, um unnötig lange Signalwege zu vermeiden Ordentlich Druck erhält der SAM G2 durch den üppigen 700 Va-ringkerntr­afo Die Phono-vorstufe ist für einen Aufpreis etwa 500 Euro...
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Aufs Wesentlich­e bedacht ist auch das rückseitig­e Anschlusst­erminal des SAM G2 – bemerkensw­ert ist der hier angebracht­e Kopfhörera­usgang für einen Signalflus­s ohne Umwege

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