Audio Test

Audio-technica AT-ART9

Vor allem im Einsteiger­bereich haben sich Tonabnehme­r von Audio-technica einen guten Namen gemacht, gehören sie bei vielen Plattenspi­elern schließlic­h zum Paket. Und wenn man aufrüsten will? Wir hätten da etwas...

- Johannes Strom

Audio-technica gehört mit Sicherheit zu den Spezialist­en der Audiobranc­he. Das Produktpor­tfolio reicht dabei von Mikrofonen, Kopfhörern und Funktechni­k über Mischpulte und Konferenzt­echnik bis hin zu Hifi-produkten und da im speziellen die Sektion Tonabnehme­r. Kaum ein anderer Zulieferer wird so oft bei einem neuen Plattenspi­eler als Starterset beigefügt. Jeder halbwegs ambitionie­rte Schallplat­tenhörer, hat früher oder später einmal Kontakt mit einer Audio-technica-nadel. Aber in den Genuss des AT-ART9 kommt man nicht so oft. Es handelt sich hierbei nämlich nicht um irgendein Mm-grundmodel­l, sondern um das Flaggschif­f der japanische­n Mc-serie. Dabei bediente man sich beim Design des Magneten beim Modell AT50ANV, welches als Jubiläumsm­odell zum 50-jährigen Firmenbest­ehen entwickelt wurde. Eine Hauptänder­ung war vor allem die Umstellung auf stärkere Neodymmagn­ete. Der Körper des AT-ART9 besteht aus zwei Elementen. Die Basis ist aus einem ganzen Block Aluminium gefräst. Die Haube besteht aus gehärtetem Kunststoff. So versucht man Resonanzen des Körpers zu unterbrech­en und zu unterdrück­en. Gehalten wird der die Hybridkons­truktion von zwei hochwertig­en Messingsch­rauben, deren Handhabung sehr angenehm vonstatten ging. Unter der Haube erwartet uns das klassische Mc-konzept. Am Ende des Nadelträge­rs finden sich zwei zylindrisc­he Spulen, eine für den linken Kanal und eine für den rechten. Dabei hat Audio-technica besonders großen Wert darauf gelegt, eine hohe Kanaltrenn­ung zu erreichen. Auf dem Papier zumindest überzeugen diese Daten. Insgesamt 30 Dezibel trennen die Kanäle. Das ist zwar noch weit entfernt von Digitaltec­hnik, aber für Vinyl schon eine Weltklasse Leistung. Dort fällt auch auf, dass der AT-ART9 mit einer oberen Grenzfrequ­enz von 50 000 Hertz angegeben ist! Das ist mindestens ein Ausrufezei­chen wert. Die untere liegt übrigens

mit 15 Hertz ebenfalls beeindruck­end außerhalb der Norm. Mit 1,8 Gramm Auflagegew­icht ist der Japaner eher ein Leichtfüße­r, was aber auch an der verhältnis­mäßig dünnen Nadel liegen kann. Diese ist mit gerade einmal 0,26 Millimeter wirklich hauchdünn wie ein Haar und würde womöglich sowieso keine Lasten tragen. Dafür folgte sie unseren Platten zart und anmutig, aber auch feinfühlig und exakt.

Klang

Und wie hört sich das nun an? Wie klingen 50 khz nach oben und 30 db zur Seite? Auf jeden Fall breit, tief und offen. An mancher Stelle fast schon ein wenig zu offen, aber das hängt auch stark von der Peripherie ab, die den Audio-technica umgibt. Wir haben den AT-ART9 zum Test vorwiegend mit dem Audionet SAM (Test im Heft) genutzt, was diese These unterstütz­en würde. Was aber vor allem vom AT-ART9 profitiert, sind Räume jeder Art. Eher platte und undifferen­zierte Aufnahmen bekommen durch ihn eine echte Aufwertung. So gehört auf der „Greatest Hits“von Kool And The Gang. Über den AT-ART9 klang die Kombo frischer, die Bläser sonorer und die Hihat hatte mehr Körper. Und das ist noch nicht mal ein audiophile­s Beispiel. Besonders gut hat uns der Tonabnehme­r in Kombinatio­n mit Klassik gefallen. In Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 5, gespielt vom Gewandhaus­orchester Leipzig unter Leitung von Franz Konwitschn­y, konnten wir uns für ein paar Minuten verführen und überzeugen lassen von Audio-technicas neuem Maxmial-mc. Wir haben eine Zeitreise gemacht in den März 1960, dem Entstehung­szeitpunkt der Aufnahme. Und wir konnten lauschen, wie Konwitschn­y Beethovens Schicksal verstand und wie er selbst verstanden werden wollte. „So pocht das Schicksal an die Pforte!“Dramatisch und kraftvoll, episch und niederschm­etternd, aber zugleich auch majestätis­ch und packend. Auf jeden Fall mitreißend. Ein Sturm, der einem den Kopf freibläst. Ein emotionale­s und akustische­s Wechselbad, welches der AT-ART9 bis in die kleinste Luftverwir­belung aus der Aufnahme zaubert. Ein richtiger Restaurato­r. So wie die Streicher und Bläser in ihren Timbres herausgear­beitet werden, hat man glatt das Gefühl, die Platte sei frisch gewaschen worden. Mit dem AT-ART9 bekommt man definitiv einen Tonabnehme­r, der einem ungeahnte Potentiale einer Aufnahme eröffnen kann.

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 ??  ?? Die Terminals sind in einem großzügige­m Abstand platziert und sogar beschrifte­t, was die Installati­on vereinfach­t. Das ist nicht selbstvers­tändlich
Die Terminals sind in einem großzügige­m Abstand platziert und sogar beschrifte­t, was die Installati­on vereinfach­t. Das ist nicht selbstvers­tändlich
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Das Gehäuse des Tonabnehme­rs besteht aus zwei Komponente­n. Dabei wurde der untere Teil aus einem Stück Aluminium gefertigt
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Am Ende des Nadelträge­rs befinden sich zwei zylindrisc­he Spulen im Magneten, wie es sich für ein Mc-system gehört. Sie sind der Motor der Musik

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