Audio-technica AT-ART9
Vor allem im Einsteigerbereich haben sich Tonabnehmer von Audio-technica einen guten Namen gemacht, gehören sie bei vielen Plattenspielern schließlich zum Paket. Und wenn man aufrüsten will? Wir hätten da etwas...
Audio-technica gehört mit Sicherheit zu den Spezialisten der Audiobranche. Das Produktportfolio reicht dabei von Mikrofonen, Kopfhörern und Funktechnik über Mischpulte und Konferenztechnik bis hin zu Hifi-produkten und da im speziellen die Sektion Tonabnehmer. Kaum ein anderer Zulieferer wird so oft bei einem neuen Plattenspieler als Starterset beigefügt. Jeder halbwegs ambitionierte Schallplattenhörer, hat früher oder später einmal Kontakt mit einer Audio-technica-nadel. Aber in den Genuss des AT-ART9 kommt man nicht so oft. Es handelt sich hierbei nämlich nicht um irgendein Mm-grundmodell, sondern um das Flaggschiff der japanischen Mc-serie. Dabei bediente man sich beim Design des Magneten beim Modell AT50ANV, welches als Jubiläumsmodell zum 50-jährigen Firmenbestehen entwickelt wurde. Eine Hauptänderung war vor allem die Umstellung auf stärkere Neodymmagnete. Der Körper des AT-ART9 besteht aus zwei Elementen. Die Basis ist aus einem ganzen Block Aluminium gefräst. Die Haube besteht aus gehärtetem Kunststoff. So versucht man Resonanzen des Körpers zu unterbrechen und zu unterdrücken. Gehalten wird der die Hybridkonstruktion von zwei hochwertigen Messingschrauben, deren Handhabung sehr angenehm vonstatten ging. Unter der Haube erwartet uns das klassische Mc-konzept. Am Ende des Nadelträgers finden sich zwei zylindrische Spulen, eine für den linken Kanal und eine für den rechten. Dabei hat Audio-technica besonders großen Wert darauf gelegt, eine hohe Kanaltrennung zu erreichen. Auf dem Papier zumindest überzeugen diese Daten. Insgesamt 30 Dezibel trennen die Kanäle. Das ist zwar noch weit entfernt von Digitaltechnik, aber für Vinyl schon eine Weltklasse Leistung. Dort fällt auch auf, dass der AT-ART9 mit einer oberen Grenzfrequenz von 50 000 Hertz angegeben ist! Das ist mindestens ein Ausrufezeichen wert. Die untere liegt übrigens
mit 15 Hertz ebenfalls beeindruckend außerhalb der Norm. Mit 1,8 Gramm Auflagegewicht ist der Japaner eher ein Leichtfüßer, was aber auch an der verhältnismäßig dünnen Nadel liegen kann. Diese ist mit gerade einmal 0,26 Millimeter wirklich hauchdünn wie ein Haar und würde womöglich sowieso keine Lasten tragen. Dafür folgte sie unseren Platten zart und anmutig, aber auch feinfühlig und exakt.
Klang
Und wie hört sich das nun an? Wie klingen 50 khz nach oben und 30 db zur Seite? Auf jeden Fall breit, tief und offen. An mancher Stelle fast schon ein wenig zu offen, aber das hängt auch stark von der Peripherie ab, die den Audio-technica umgibt. Wir haben den AT-ART9 zum Test vorwiegend mit dem Audionet SAM (Test im Heft) genutzt, was diese These unterstützen würde. Was aber vor allem vom AT-ART9 profitiert, sind Räume jeder Art. Eher platte und undifferenzierte Aufnahmen bekommen durch ihn eine echte Aufwertung. So gehört auf der „Greatest Hits“von Kool And The Gang. Über den AT-ART9 klang die Kombo frischer, die Bläser sonorer und die Hihat hatte mehr Körper. Und das ist noch nicht mal ein audiophiles Beispiel. Besonders gut hat uns der Tonabnehmer in Kombination mit Klassik gefallen. In Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 5, gespielt vom Gewandhausorchester Leipzig unter Leitung von Franz Konwitschny, konnten wir uns für ein paar Minuten verführen und überzeugen lassen von Audio-technicas neuem Maxmial-mc. Wir haben eine Zeitreise gemacht in den März 1960, dem Entstehungszeitpunkt der Aufnahme. Und wir konnten lauschen, wie Konwitschny Beethovens Schicksal verstand und wie er selbst verstanden werden wollte. „So pocht das Schicksal an die Pforte!“Dramatisch und kraftvoll, episch und niederschmetternd, aber zugleich auch majestätisch und packend. Auf jeden Fall mitreißend. Ein Sturm, der einem den Kopf freibläst. Ein emotionales und akustisches Wechselbad, welches der AT-ART9 bis in die kleinste Luftverwirbelung aus der Aufnahme zaubert. Ein richtiger Restaurator. So wie die Streicher und Bläser in ihren Timbres herausgearbeitet werden, hat man glatt das Gefühl, die Platte sei frisch gewaschen worden. Mit dem AT-ART9 bekommt man definitiv einen Tonabnehmer, der einem ungeahnte Potentiale einer Aufnahme eröffnen kann.