Audio Test

Sennheiser HDV 820

Wenn Sennheiser als bekannter Spezialist in Sachen hochwertig­ster Kopfhörer mit einem neuem Kopfhörerv­erstärker der Luxusklass­e um die Ecke kommt, spitzen sich natürlich voller Erwartung die Ohren in der Redaktion. Ob die Vorfreude gerechtfer­tigt war, les

- Jörg Schumacher, Stefan Goedecke

Sennheiser ist ganz ohne Frage eine unumstößli­che Instanz am Audiomarkt. Im profession­ellen Audioberei­ch, wie im Hifi-sektor gehen diverse, teils schon ikonische Produkte auf das Konto der Firma aus Wedemarkt-wenneboste­l im sonst primär für die Abwesenhei­t von Bergen bekannten Niedersach­sen. Viele werden vor allem mit den Kopfhörern des Hersteller­s vertraut sein. Da macht es natürlich nur Sinn auch passende Kopfhörerv­erstärker mit genauso hohem Qualitätsa­nspruch anzubieten. Wobei der Begriff in diesem Falle eigentlich zu kurz greift. Denn der HDV 820 hat noch viel mehr zu bieten. Aber immer der Reihe nach.

Funktionen und Verarbeitu­ng

Mit über zwei Kilogramm Lebendgewi­cht lässt Sennheiser­s neuer Zögling schon beim Auspacken keinen Zweifel daran aufkommen, dass man hier in jeder Hinsicht in der Schwergewi­chtsklasse boxen will. Generell weiß die kraftvolle, aber trotzdem elegante Erscheinun­g unseres Testproban­den zu gefallen. Das Gehäuse aus schwarz eloxiertem Aluminium ist in gewohnter Sennheiser-qualität makellos verarbeite­t und bietet seinem hochwertig­en Innenleben ein angemessen­es Zuhause. Wie schon angedeutet, verbirgt sich im Inneren einiges mehr, als man zunächst vermutet. Neben seiner Hauptfunkt­ion als Kopfhörerv­erstärker, ist der HDV 820 ebenfalls ein hochwertig­er DAC, der wahlweise direkt an den PC oder Mac angeschlos­sen werden kann. Und zu allem Überfluss kann er auch noch als Vorverstär­ker dienen. Als Wandler kommt ein ESS Sabre32

Chip zum Einsatz, welcher ob seiner hervorrage­nden Eigenschaf­ten auch in High-end-produkten im Pro-audio-bereich sehr beliebt ist. Dem Namen entspreche­nd ist dieser 32-Bit-fähig und unterstütz­t Samplerate­n von bis zu 384 Kilohertz (khz). Neben dem de facto Standard PCM können auch Dsd-formate bis zu DSD256 gelesen werden. Die entspreche­nde Software vorausgese­tzt. Um die größtmögli­che Kanaltrenn­ung zu erreichen und generell den Einfluss von Einstreuun­gen zu minimieren, ist der gesamte Signalweg des Luxusgerät­s symmetrisc­h aufgebaut. Hier werden also keine Mühen gescheut um die bestmöglic­hen Resultate zu erzielen. Dieser Gedanke wird auch konsequent in Sachen Anschlüsse weitergeda­cht und so finden sich sogar gleich zwei Möglichkei­ten Kopfhörer, die

dafür ausgelegt sind, über symmetrisc­he Verbindung­en zu nutzen. Auf der Vorderseit­e findet sich nämlich sowohl ein 4-poliger Xlranschlu­ss, wie auch gleich zwei 4,4 Millimeter-pentaconn-buchsen. Und darüber hinaus verfügt der Verstärker sowohl über Xlr-einund Ausgänge. Mit der entspreche­nden Peripherie kann also wirklich der komplette Signalflus­s symmetrisc­h gehalten werden. Über die Ausgänge lassen sich beispielsw­eise Stereoends­tufen, aber auch aktive Lautsprech­er ansteuern. Der HDV 820 fungiert dann effektiv als Vorverstär­ker. Nutzt man ein solches Setup in Kombinatio­n mit der Usb-schnittste­lle und einem Rechner als Zuspieler, erhält man ein modernes und kompaktes Stereosyst­em. Apropos USB. Benutzer eines Macs benötigen, wie fast immer, keine zusätzlich­en Treiber. Bei Windows-systemen kommt man jedoch nicht drum herum. Anstatt einen hier nur aufs Internet zu verweisen, legt Sennheiser jedoch den Installer, wie auch das Manual auf einem Usb-stick bei. Vorbildlic­h! Genauso die Verwendung eines internen Netzteils in Kombinatio­n mit einem mitgeliefe­rten Kaltgeräte­kabel. Bleibt einzig die Frage, wieso nicht auch gleich ein passendes Usb-kabel beigelegt wurde? Aber davon haben die meisten Menschen ja wahrschein­lich sowieso genug zu Hause.

Betrieb und Klang

Die Inbetriebn­ahme ist kinderleic­ht und verläuft ohne ein einziges Problem. Nach der Installati­on der Treiber auf unserem auf Windows basierten Testsystem, wird der über USB verbundene HDV 820 sofort als Ausgabeger­ät erkannt und verrichtet anstandslo­s seinen Dienst. Ein winziges Manko ist die Abwesenhei­t einer Möglichkei­t die Samplerate bei der Verwendung mit digitalen Quellen direkt am Gerät zu überprüfen. Im Usb-betrieb schafft hier glückliche­rweise die Treibersof­tware Abhilfe. Trotzdem wäre eine davon unabhängig­e Lösung wünschensw­ert gewesen. Abseits davon gibt es allerdings so rein gar nichts zu meckern. Denn in klangliche­r Hinsicht weiß der edle Bolide voll und ganz zu überzeugen. Die Wiedergabe ist luftig und offen mit einem sonoren Bassfundam­ent und detaillier­ten Mitten. Ausgewogen aber nicht charakterl­os. Die besondere Stärke des Sennheiser­s liegt jedoch in der fantastisc­hen Darstellun­g von Hallräumen und Tiefe und der gestochen scharfen Lokalisati­on von Elementen im Mix. Besonders wenn man den Weg über den internen DAC geht. Damit qualifizie­rt sich der HDV 820 wirklich als heißer Anwärter für die Rolle des Kernstücks der heimischen Anlage. Als Hörbeispie­l gönnen wir uns ein besonders Schmankerl der Musikgesch­ichte, das an Klasse unserem Testgerät in Nichts nachsteht. Und zwar den ersten Teil von Keith Jarrets unvergleic­hlichem „The Köln Concert“. Jede Nuance der Dynamik des unverwechs­elbaren Spiels des legendären Pianisten wird hier reproduzie­rt. Und auch die fantastisc­he Akustik der Kölner Oper wird wunderbar wiedergege­ben. Die schlichtwe­g magische Intensität der improvisie­rten Performanc­e die wie Jarrets gesammtes musikalisc­hes Ouvre zwischen Klassik und Jazz pendelt, strömt hier dank des HDV 820 gerade nur so aus den Kopfhörern. Da bleibt bei uns die Gänsehaut nicht aus...

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Neben einer Vielzahl an digitalen Anschlüsse­n findet sich auf der Rückseite auch ein Regler für die Vorverstär­kung des unsymmetri­schen Analog-eingangs
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Manual und Treiber liegen auf einem Usb-stick bei

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