Saxx CLUBSOUND CLX 9
Die CLUBSOUND CLX 9 sind die sicherlich edelsten Lautsprecherboxen im Sortiment des niedersächsischen Herstellers Saxx. Wie sich die nicht einmal 2 400 Euro teuren Standlautsprecher im Test schlagen, verraten wir jetzt.
Zwei Standlautsprecher in schwarzer Hochglanzoptik haben den Weg in unseren Testraum gefunden. Sie stammen aus der Lautsprecherschmiede Saxx mit Sitz im niedersächsischen Neustadt. Das deutsch-chinesische Joint Venture will klassische Tugenden, wie europäisches Design, deutschen Qualitätsanspruch und asiatische Fertigungseffizienz miteinander verbinden.
Erster Eindruck
Der Designaspekt weiß uns gleich zu überzeugen. Ohne die magnetisch haftende Blende springen dem Betrachter die zwei Tief- und der darüberliegende Mitteltöner ins Auge. Sie messen zwar alle drei 16,5 Zentimeter, doch es handelt sich hier um ein echtes Drei-wege-system. Mittel- wie Tieftöner setzen für einen kraftvollen Sound auf eine hochfeste Fiberglas-membran. Die wird angetrieben durch kraftvolle Magneten. So soll der Sound ein solides Fundament bekommen. Bringen wir die Blende an, dann verschwinden Tief- und Mitteltöner und nur der Amt-hochtöner lugt über der Abdeckung hervor. Das gibt dem Paar einen raffinierten Touch – nicht das übliche langweilige Abdeckungseinerlei, was wir von anderen Lautsprecherboxen kennen. Da wir schon den Hochtöner erwähnen. Es handelt sich um einen AMT bzw. Heil- oder Jet-hochtöner. Dank seiner Membran, die in der Art einer Ziehharmonika gefaltet ist, kann er mit einer relativ kleinen Membranbewegung einen hohen Schalldruck aufbauen. Ob sich das auch beim Hören bemerkbar macht? Das werden wir gleich erfahren. Schauen wir uns erst die Rückseite an.
Bi-amping oder Brücke
Auf der Rückseite gibt es Bi-ampingbzw. Bi-wiring-anschlüsse. Die können mittels Kabelbrücken verbunden werden, um mit nur einem Verstärker die Lautsprecher zu betreiben. Bei unseren Testkandidaten mussten wir die Brücken erst montieren. Das war fummeliger als erwartet. Saxx setzt nämlich auf Kabelbrücken mit Stecker und Klemme. Der Stecker kommt in den oberen Anschluss, die Klemme wird am unteren befestigt. Da die Brücke sehr knapp bemessen ist, müssen wir ganz schön am Kabel ziehen und den Stecker fast abknicken, um die Klemme am unteren Anschluss anbringen zu können. Hier könnte Saxx einfach zwei oder drei Zentimeter mehr Kabel spendieren, um die Stecker vom
Zug zu entlasten. Oder man lässt es gleich und entscheidet sich wie wir für Bi-amping.
Schalter ohne Bezeichnung
Über den Anschlüssen befindet sich noch ein Hebelschalter mit der Bezeichnung „+“und „−“, mehr erfahren wir über ihn nicht. Auch in der beigelegten Bedienungsanleitung wird uns nicht verraten, was dieser Schalter tut. Erst ein Blick ins Internet macht uns klug. Der Schalter dient der Anpassung der hohen Töne. Die können wir darüber um 3 db erhöhen, gleich lassen oder um 2 db absenken. Eine praktische Funktion, um die Lautsprecher der jeweiligen akustischen Raumsituation anzupassen.
Bassreflex und Bodenplatte
Über dem Pegelschalter finden wir auf der Rückseite noch den Ausgang des Bassreflex-rohres. Je nach Aufstellung im Raum kann der mit etwas Schaumstoff verstopft werden. So lassen sich störende, wummernde Bässe eliminieren. Unschöne Kopplungen mit dem Boden verhindern die CLUBSOUND CLX 9 dank ihres Standes auf einer fest montierten Fußplatte. Darunter lassen sich die optional erhältlichen Saxx-spikes schrauben. Doch die braucht wirklich nur, wer einen sehr schwingungsfreudigen Fußboden hat.
150 Watt im Dauerbetrieb
Bevor wir uns dem Klang zuwenden, wollen wir noch schnell auf die technischen Daten der Standlautsprecher schauen. Der Hersteller gibt eine Impulsbelastbarkeit von 250 Watt an. Die Dauerbelastbarkeit beträgt 150 W. Die Nennimpedanz der Saxx CLUBSOUND CLX 9 liegt bei 4 Ohm. Sie sind also auch für den Anschluss an nicht ganz so leistungsstarken Amps geeignet. Ihre Empfindlichkeit beträgt 87 db. Interessant ist natürlich noch der Frequenzbereich. Der bewegt sich zwischen 33 – 35 000 Hz. Hires sollte damit also schon zu Gehör gebracht werden, solange der angeschlossene Verstärker nicht bei 20 khz einen Cut macht. Die Übergangfrequenz zwischen Höhen und Mitten liegt bei 3 000 Hz und ab 320 Hz setzt der Tieftöner ein.
Etwas ganz Eigenes
Das Album von Friedemann „Beauty and Mystery of Touch“ist unsere erste Wahl, um die Klangvirtuosität der CLUBSOUND CLX 9 unter die Lupe zu nehmen. Der Musiker schafft es, elektronische Elemente, New Age und eingängigen Jazz so zu vermischen, dass etwas ganz Eigenes entsteht. Gleich beim ersten Track „The Eye Of The Dragonfly“überrascht uns die Weite der Klangbühne. Gut, das Lied ist extrem räumlich abgemischt, die CLX 9 bringen aber noch mehr Tiefe ins Geschehen. Ihr Sound ist kraftvoll und lebendig. Der Hochtöner macht dem Ruf eines AMT alle Ehre. Die Höhen bringt er mit einer ungeheuren Energie zu Gehör. Das sorgt für eine scharfe Trennung aller Instrumente und Signale. Der Bass drängt sich nie in den Vordergrund. Er bietet vielmehr die Standfläche für die restlichen Frequenzen. Das passt genau zum entspannten Wesen dieser Musik. Einzig in den unteren Mitten vermissen wir ein wenig Fülle. Doch vielleicht liegt das auch am Lied. Wir wechseln deshalb zu etwas Flotterem.
Swing mal elektrisch
Schon seit der Jahrtausendwende ist Electroswing aus der Clubszene nicht mehr wegzudenken. Ein Garant für eingängige Tanzrhythmen sind dabei Tape Five. Das multinationale, deutsche Musikprojekt gibt es seit 2003. Mit „Tonight Josephine!“brachte es 2010 eine echte Perle des Electroswing heraus. Beim Titel „A Cool Cat In Town“springt uns sofort der schön abgerundete Bass in die Ohren. Wieder schafft er es, der Musik das nötige Fundament zu geben – gerade bei Tanzmusik unverzichtbar. Alle anderen Frequenzbereiche bekommen ihre eigene Bühne und die
Räumlichkeit erreicht wieder eine beeindruckende Tiefe. Als sehr präsent empfinden wir wieder die Höhen. Doch trotz ihrer Kraft bleiben sie immer in dem Rahmen, der einen angenehmen Musikgenuss ermöglicht.
Auf den kahlen Berg
Gut, Ambience und Electroswing haben die Saxx gemeistert. Doch die Königsdisziplin steht noch aus, natürlich die Klassik. Dafür gehen wir gleich in die Vollen und wählen von Modest Mussorgsky „Eine Nacht auf dem Kahlen Berge“. Interpretiert wird das Stück vom Orchestre symphonique de Montréal unter der Leitung von Charles Dutoit. Wir müssen zugeben, unsere Aufnahme strotzt nicht gerade vor Tiefe. Ihre Abmischung ist etwas schwach. Trotzdem liefern hier die CLX9 wieder ein kleines Meisterstück ab. Sie ziehen das Orchester in die Weite und geben ihm eine schöne Plastizität. Leider fällt wieder ein wenig die Delle in den unteren Mitten auf. Das merken wir bei den Celli. Ihr Klang ist etwas dünn. Dazu sei angemerkt, dass wir einen A/b-vergleich mit unseren Referenzlautsprechern machen. Wer die Saxx allein hört, dem würde diese kleine Delle wohl kaum auffallen. Nach Mussorgsky stöbern wir noch ein wenig in der bunten Überraschungskiste unseres Musikservers. Wir hören Pop, Rock und Jazz über die CLUBSOUND CLX 9. Bei Jacques Loussier „Chromatic Fantasia“gehen sie beispielsweise richtig schön flott zur Sache und präsentieren alles mit wirklich großer Weite. Das ist sowieso die Spezialität der Saxx. Sie bauen einen weiten Klangraum angefüllt mit Details auf. Vielleicht sind die Höhen bei der ein oder anderen Abmischung zu ambitioniert, aber für Geschmacksfragen gibt es schließlich hinten den Dämpfungsschalter. Wer viel Standlautsprecher für kleines Geld sucht, wird hier absolut fündig.
FAZIT
Saxx beweist: Hochwertiger Musikgenuss zum wirklich günstigen Preis ist möglich. Gut, anfangs erschienen uns die CLUBSOUND CLX 9 etwas zu scharf zeichnend. Doch dieser Eindruck legte sich schnell und sie überzeugten uns durchweg, obwohl es hin und wieder in den unteren Mitten schwächelt. Aber das fällt nur im direkten Vergleich mit deutlich kostspieligeren Lautsprechern auf. Wir wissen nicht, wo es sonst noch derart detailverliebte Standlautsprecher mit dieser tollen Räumlichkeit für so einen kleinen Preis gibt.