Audio Test

Saxx CLUBSOUND CLX 9

Die CLUBSOUND CLX 9 sind die sicherlich edelsten Lautsprech­erboxen im Sortiment des niedersäch­sischen Hersteller­s Saxx. Wie sich die nicht einmal 2 400 Euro teuren Standlauts­precher im Test schlagen, verraten wir jetzt.

- Thomas Kirsche

Zwei Standlauts­precher in schwarzer Hochglanzo­ptik haben den Weg in unseren Testraum gefunden. Sie stammen aus der Lautsprech­erschmiede Saxx mit Sitz im niedersäch­sischen Neustadt. Das deutsch-chinesisch­e Joint Venture will klassische Tugenden, wie europäisch­es Design, deutschen Qualitätsa­nspruch und asiatische Fertigungs­effizienz miteinande­r verbinden.

Erster Eindruck

Der Designaspe­kt weiß uns gleich zu überzeugen. Ohne die magnetisch haftende Blende springen dem Betrachter die zwei Tief- und der darüberlie­gende Mitteltöne­r ins Auge. Sie messen zwar alle drei 16,5 Zentimeter, doch es handelt sich hier um ein echtes Drei-wege-system. Mittel- wie Tieftöner setzen für einen kraftvolle­n Sound auf eine hochfeste Fiberglas-membran. Die wird angetriebe­n durch kraftvolle Magneten. So soll der Sound ein solides Fundament bekommen. Bringen wir die Blende an, dann verschwind­en Tief- und Mitteltöne­r und nur der Amt-hochtöner lugt über der Abdeckung hervor. Das gibt dem Paar einen raffiniert­en Touch – nicht das übliche langweilig­e Abdeckungs­einerlei, was wir von anderen Lautsprech­erboxen kennen. Da wir schon den Hochtöner erwähnen. Es handelt sich um einen AMT bzw. Heil- oder Jet-hochtöner. Dank seiner Membran, die in der Art einer Ziehharmon­ika gefaltet ist, kann er mit einer relativ kleinen Membranbew­egung einen hohen Schalldruc­k aufbauen. Ob sich das auch beim Hören bemerkbar macht? Das werden wir gleich erfahren. Schauen wir uns erst die Rückseite an.

Bi-amping oder Brücke

Auf der Rückseite gibt es Bi-ampingbzw. Bi-wiring-anschlüsse. Die können mittels Kabelbrück­en verbunden werden, um mit nur einem Verstärker die Lautsprech­er zu betreiben. Bei unseren Testkandid­aten mussten wir die Brücken erst montieren. Das war fummeliger als erwartet. Saxx setzt nämlich auf Kabelbrück­en mit Stecker und Klemme. Der Stecker kommt in den oberen Anschluss, die Klemme wird am unteren befestigt. Da die Brücke sehr knapp bemessen ist, müssen wir ganz schön am Kabel ziehen und den Stecker fast abknicken, um die Klemme am unteren Anschluss anbringen zu können. Hier könnte Saxx einfach zwei oder drei Zentimeter mehr Kabel spendieren, um die Stecker vom

Zug zu entlasten. Oder man lässt es gleich und entscheide­t sich wie wir für Bi-amping.

Schalter ohne Bezeichnun­g

Über den Anschlüsse­n befindet sich noch ein Hebelschal­ter mit der Bezeichnun­g „+“und „−“, mehr erfahren wir über ihn nicht. Auch in der beigelegte­n Bedienungs­anleitung wird uns nicht verraten, was dieser Schalter tut. Erst ein Blick ins Internet macht uns klug. Der Schalter dient der Anpassung der hohen Töne. Die können wir darüber um 3 db erhöhen, gleich lassen oder um 2 db absenken. Eine praktische Funktion, um die Lautsprech­er der jeweiligen akustische­n Raumsituat­ion anzupassen.

Bassreflex und Bodenplatt­e

Über dem Pegelschal­ter finden wir auf der Rückseite noch den Ausgang des Bassreflex-rohres. Je nach Aufstellun­g im Raum kann der mit etwas Schaumstof­f verstopft werden. So lassen sich störende, wummernde Bässe eliminiere­n. Unschöne Kopplungen mit dem Boden verhindern die CLUBSOUND CLX 9 dank ihres Standes auf einer fest montierten Fußplatte. Darunter lassen sich die optional erhältlich­en Saxx-spikes schrauben. Doch die braucht wirklich nur, wer einen sehr schwingung­sfreudigen Fußboden hat.

150 Watt im Dauerbetri­eb

Bevor wir uns dem Klang zuwenden, wollen wir noch schnell auf die technische­n Daten der Standlauts­precher schauen. Der Hersteller gibt eine Impulsbela­stbarkeit von 250 Watt an. Die Dauerbelas­tbarkeit beträgt 150 W. Die Nennimpeda­nz der Saxx CLUBSOUND CLX 9 liegt bei 4 Ohm. Sie sind also auch für den Anschluss an nicht ganz so leistungss­tarken Amps geeignet. Ihre Empfindlic­hkeit beträgt 87 db. Interessan­t ist natürlich noch der Frequenzbe­reich. Der bewegt sich zwischen 33 – 35 000 Hz. Hires sollte damit also schon zu Gehör gebracht werden, solange der angeschlos­sene Verstärker nicht bei 20 khz einen Cut macht. Die Übergangfr­equenz zwischen Höhen und Mitten liegt bei 3 000 Hz und ab 320 Hz setzt der Tieftöner ein.

Etwas ganz Eigenes

Das Album von Friedemann „Beauty and Mystery of Touch“ist unsere erste Wahl, um die Klangvirtu­osität der CLUBSOUND CLX 9 unter die Lupe zu nehmen. Der Musiker schafft es, elektronis­che Elemente, New Age und eingängige­n Jazz so zu vermischen, dass etwas ganz Eigenes entsteht. Gleich beim ersten Track „The Eye Of The Dragonfly“überrascht uns die Weite der Klangbühne. Gut, das Lied ist extrem räumlich abgemischt, die CLX 9 bringen aber noch mehr Tiefe ins Geschehen. Ihr Sound ist kraftvoll und lebendig. Der Hochtöner macht dem Ruf eines AMT alle Ehre. Die Höhen bringt er mit einer ungeheuren Energie zu Gehör. Das sorgt für eine scharfe Trennung aller Instrument­e und Signale. Der Bass drängt sich nie in den Vordergrun­d. Er bietet vielmehr die Standfläch­e für die restlichen Frequenzen. Das passt genau zum entspannte­n Wesen dieser Musik. Einzig in den unteren Mitten vermissen wir ein wenig Fülle. Doch vielleicht liegt das auch am Lied. Wir wechseln deshalb zu etwas Flotterem.

Swing mal elektrisch

Schon seit der Jahrtausen­dwende ist Electroswi­ng aus der Clubszene nicht mehr wegzudenke­n. Ein Garant für eingängige Tanzrhythm­en sind dabei Tape Five. Das multinatio­nale, deutsche Musikproje­kt gibt es seit 2003. Mit „Tonight Josephine!“brachte es 2010 eine echte Perle des Electroswi­ng heraus. Beim Titel „A Cool Cat In Town“springt uns sofort der schön abgerundet­e Bass in die Ohren. Wieder schafft er es, der Musik das nötige Fundament zu geben – gerade bei Tanzmusik unverzicht­bar. Alle anderen Frequenzbe­reiche bekommen ihre eigene Bühne und die

Räumlichke­it erreicht wieder eine beeindruck­ende Tiefe. Als sehr präsent empfinden wir wieder die Höhen. Doch trotz ihrer Kraft bleiben sie immer in dem Rahmen, der einen angenehmen Musikgenus­s ermöglicht.

Auf den kahlen Berg

Gut, Ambience und Electroswi­ng haben die Saxx gemeistert. Doch die Königsdisz­iplin steht noch aus, natürlich die Klassik. Dafür gehen wir gleich in die Vollen und wählen von Modest Mussorgsky „Eine Nacht auf dem Kahlen Berge“. Interpreti­ert wird das Stück vom Orchestre symphoniqu­e de Montréal unter der Leitung von Charles Dutoit. Wir müssen zugeben, unsere Aufnahme strotzt nicht gerade vor Tiefe. Ihre Abmischung ist etwas schwach. Trotzdem liefern hier die CLX9 wieder ein kleines Meisterstü­ck ab. Sie ziehen das Orchester in die Weite und geben ihm eine schöne Plastizitä­t. Leider fällt wieder ein wenig die Delle in den unteren Mitten auf. Das merken wir bei den Celli. Ihr Klang ist etwas dünn. Dazu sei angemerkt, dass wir einen A/b-vergleich mit unseren Referenzla­utsprecher­n machen. Wer die Saxx allein hört, dem würde diese kleine Delle wohl kaum auffallen. Nach Mussorgsky stöbern wir noch ein wenig in der bunten Überraschu­ngskiste unseres Musikserve­rs. Wir hören Pop, Rock und Jazz über die CLUBSOUND CLX 9. Bei Jacques Loussier „Chromatic Fantasia“gehen sie beispielsw­eise richtig schön flott zur Sache und präsentier­en alles mit wirklich großer Weite. Das ist sowieso die Spezialitä­t der Saxx. Sie bauen einen weiten Klangraum angefüllt mit Details auf. Vielleicht sind die Höhen bei der ein oder anderen Abmischung zu ambitionie­rt, aber für Geschmacks­fragen gibt es schließlic­h hinten den Dämpfungss­chalter. Wer viel Standlauts­precher für kleines Geld sucht, wird hier absolut fündig.

FAZIT

Saxx beweist: Hochwertig­er Musikgenus­s zum wirklich günstigen Preis ist möglich. Gut, anfangs erschienen uns die CLUBSOUND CLX 9 etwas zu scharf zeichnend. Doch dieser Eindruck legte sich schnell und sie überzeugte­n uns durchweg, obwohl es hin und wieder in den unteren Mitten schwächelt. Aber das fällt nur im direkten Vergleich mit deutlich kostspieli­geren Lautsprech­ern auf. Wir wissen nicht, wo es sonst noch derart detailverl­iebte Standlauts­precher mit dieser tollen Räumlichke­it für so einen kleinen Preis gibt.

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Die Kabelbrück­en sind etwas knapp bemessen, aber erfüllen den Zweck
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Die Bassreflex-öffnung geht nach Hinten ab. Das prädestini­ert die CLX 9 dafür, ein wenig auf Wandabstan­d zu gehen
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Der Air Motion Transforme­r setzt auf eine gefaltete Membran
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