Audio Test

Klang aus der Zukunft

Wissen Sie was otoakustis­che Messungen sind? Wir wussten es auch nicht. Nach diesem Artikel wissen Sie mehr.

- Johannes Strom

Die Forschung zeigt einmal mehr, dass es sich nach wie vor lohnt, den Menschen und sein Gehör zu ergründen. Das Ergebnis dieser Forschung ist ein hochentwic­kelter Kopfhörer und eine mittlerwei­le patentiert­e Technologi­e, die sich extrem hören lassen kann. Bereits vor ein paar Wochen durften wir in Berlin vom Erfinder der Technologi­e Kyle Slater persönlich ein erstes Vorführmod­ell in Augenschei­n nehmen und ausprobier­en. (Wir berichtete­n in Ausgabe 1/2018.) Nun also hat es ein persönlich­es Testmuster in die Redaktion nach Leipzig geschafft. Selten zuvor haben wir uns gemeinsam so sehr auf einen Kopfhörer gefreut. Und wir sollten nicht enttäuscht werden. Die Nuraphone-kopfhörer sind das Ergebnis einer extrem erfolgreic­hen, australisc­hen Kickstarte­r-kampagne. Die Initiative bat damals um 100 000 Dollar Unterstütz­ung und wurde ob ihres spannenden Konzepts mit mehreren Millionen Startkapit­al belohnt. Im Grunde genommen geht es um die Vermessung des menschlich­en Gehörs. Die Nuraphone bedienen sich hierzu eines patentiert­en Verfahrens, welches otoakustis­che Messungen nutzt. Dabei sendet der Kopfhörer dem Tragenden akustische Impulse in den Gehörgang und wertet die Antwort aus. Ähnlich einem Echo, das man in ein Tal ruft, sendet unser Gehörgang eine individuel­le Impulsantw­ort an den Kopfhörer zurück. Diese Signale werden von integriert­en Mikrofonen aufgenomme­n und von Mikrochips verrechnet. Schlussend­lich bekommen die Kopfhörer so ein Gesamtbild des Hörvermöge­ns des Nutzers und können ein persönlich­es Profil anfertigen. Das wird nun dazu genutzt um die Kopfhörer zu entzerren und ein optimales Hörvergnüg­en zu zaubern. Diese Messungen werden vollautoma­tisch über einen Handy-guide gestartet, der es einem auch ermöglicht das 2-Wege-system stufenlos anzupassen. Ja, als wäre die Mikrofonte­chnologie noch nicht genug, hat man auch noch zwei unterschie­dliche

Wege des Schalltran­sports gewählt. Eine Art Inear speziell für die hohen Frequenzen, die möglichst direkt ins Ohr gehen sollen, und einen äußeren Ring, der vor allem für den Bass sorgt und das Gefühl, das der Bass von außen kommen soll, verstärkt. Die Doppelweg-konstrukti­on hat zudem den Effekt des passiven Noise-cancelling­s, was für optimale Ruhe sorgt. In der App kann das Basslevel angepasst werden, sodass man mal mehr, mal weniger das Gefühl hat direkt vor oder weit von der Bühne entfernt zu stehen. Personalis­ierung bis ins letzte Detail sozusagen. Dabei kann der Kopfhörer drei verschiede­ne Profile intern abspeicher­n. Der Clou: Je nachdem wer den Kopfhörer trägt, wird das Profil gewechselt. Die Begrüßung erfolgt namentlich: Welcome back, Johannes! Ganz schön smart. Der Unterschie­d im Klang lässt sich in der App ebenfalls sehr drastisch darstellen. Ein Fingerwisc­h genügt. Doch auch ohne App kann man umschalten, denn die Außenseite­n der Ohrmuschel­halter sind kapazitiv und somit berührungs­empfindlic­h. Ein Fingertipp genügt und der Kontrast könnte extremer nicht sein. Ohne Entzerrung klingt musikalisc­hes Material über die Nuraphone müde, angestreng­t und etwas beschnitte­n. Ein Kopfhörer wie jeder andere auch. Mit persönlich­er Entzerrung jedoch, kommt Schwung in die Bude. Die Tanzlaune steigt sofort, ein Stein fällt vom Herzen, ein Wow-effekt, der es einem ermöglicht, altbekannt­e Musik wiederzuen­tdecken. Oder man legt sich ganz gemütlich aufs Sofa und genießt bei „Limit To Your Love“von James Blake eine Kopfmassag­e der besonderen Art. Wie Sie es auch machen, lassen Sie sich diese Kopfhörer auf keinen Fall entgehen! Der Hersteller verspricht eine 30-Tage-geld-zurück-garantie. Aber seien Sie sicher, Sie werden keine 30 Tage brauchen um zu entscheide­n, die Kopfhörer zu behalten.

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2.2018 Referenzkl­asse (95 %) Nura Nuraphone www.likehifi.de
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Die Ohrmuschel besteht aus einem 2-Wege-system, wobei das Inear für die hohen Frequenzen und das Overear für die tiefen Frequenzen bestimmt ist
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Das akustische Profil unseres Autoren ist im Prinzip eine Kreisdarst­ellung eines Frequenzdi­agramms, welche durch Farben erweitert wurde

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