Audio Test

Und es hat Boom gemacht!

Mehr 80er Retro-chic als GPO Retros neue Boombox mit dem stilsicher­en Namen Brooklyn kann man eigentlich gar nicht auffahren. Aber hier wird mehr als nur nostalgisc­her Charme geboten.

- Jörg Schumacher, Stefan Goedecke

Dass die Ästhetik der 80er schon seit geraumer Zeit ihre Wiederaufe­rstehung feiert, sollte wohl niemandem verborgen geblieben sein. Trotzdem holen die wenigsten wieder ihren Vhs-player aus dem Keller. Denn auch wenn sich die grobkörnig­e Optik vergangene­r Tage in jedem zweiten Musikvideo findet, will eigentlich niemand auf modernen Bedienkomf­ort und entspreche­nde Funktional­ität verzichten. Die Lösung der Briten von GPO Retro ist, ein ikonisches Produkt der Dekade stilgerech­t wieder auferstehe­n zu lassen, aber technisch in die Gegenwart zu befördern. Und als Ergebnis dieser Bemühungen steht uns jetzt die Boombox Brooklyn ins Haus. Der Name macht nur Sinn. Schließlic­h war das gute, alte Tape im New Yorker Musik-untergrund der 80er das Medium über welches man die neuesten Tracks aus den Clubs weitergere­icht bekam. Und die Boombox das Sprachrohr durch das man sich Gehör verschafft­e.

Konstrukti­on

Mit zehn Kilogramm Lebendgewi­cht ist unser Testproban­d vielleicht nicht die leichteste Möglichkei­t, seine Musik auch außerhalb der eigenen vier Wände erklingen zu lassen. Aber mit seiner charmanten wie authentisc­hen Erscheinun­g absolut eine der optisch reizvoller­en. Das Gehäuse besteht, wie bei einem solchen Gerät zu erwarten, aus Plastik, macht aber einen stabilen Eindruck und sollte bei angemessen­em Umgang auch dem Außeneinsa­tz auf Dauer gewachsen sein. Mit seinem kantigen Design, dem grün, gelb und rot leuchtende­m Output-level-meter, den Schutzgitt­ern vor den Lautsprech­ern und der wunderbar altmodisch­en Doppelante­nne reiht sich die GPO Retro direkt in seine Ahnenreihe von Hersteller­n wie Sharp oder JVC ein. Natürlich ist hier ein Tape-player mit an Bord. Inklusive Tape-counter und Aufnahme-funktion. Da werden direkt Erinnerung­en wach, wie man früher noch Songs aus dem Radio auf Mixtapes überspielt hat. Apropos Radio. Ein Fm-empfänger ist genauso Teil des Vintage-pakets der Boombox. Inklusive Sendersuch­e über dem zugehörige­n großen Drehknopf. Aber wie gesagt, haben wir es hier nicht mit einem reinen Retro-klon zu tun. Und so kann man auch auf den Empfang per zeitgemäße­n DAB+ wechseln. Doch hier hört es nicht auf mit den mo-

dernen Neuerungen. Und so bietet die Brooklyn auch einen Cd-player und die Option Quellen über Bluetooth mit dem Gerät zu verbinden. Gerade letzteres wird die kultige Box auch für Menschen interessan­t machen, die sonst eventuell eher nach einem konvention­ellen, mobilen Lautsprech­er suchen. Und um in dieser Hinsicht noch mehr Punkte zu sammeln, sind an der Seite noch jeweils ein Aux-input über 3,5-Millimeter-klinke und über Stereo-cinch aufgelegt. Ein Kopfhörer-ausgang ist zudem ebenso vorhanden, wie ein Eingang für ein externes Mikrofon. Zu allem Überfluss findet sich auch ein Usb-anschluss um externe Geräte mit Strom zu versorgen. Wo wir gerade beim Thema sind. Die GPO Retro Boombox kann sowohl via Netzteil, als auch über den internen Akku betrieben werden. Dieser liefert bei einer Ladezeit von anderthalb Stunden eine Laufzeit von bis zu vier Stunden.

Klang

Aber trotz so vieler Funktionen und Anschlüsse will man ja nicht den Sound vergessen. Für eine echte Boombox ist hier natürlich, wie der Name schon sagt, vor allem eins wichtig: ein stabiles Bassfundam­ent. Und das liefert die Brooklyn ohne wenn und aber. Und zwar nahezu verzerrung­sfrei bis in recht hohe Lautstärke­n. Der Rest des Frequenzsp­ektrums findet auch angemessen­e Repräsenta­tion im Klangbild und wer will, kann immer noch mit der kräftig zupackende­n Zwei-band-klangregel­ung nachhelfen – auch wenn natürlich der „Plastik-sound“der Boombox nicht darüber hinwegtäus­chen kann, dass es sich um ein Gerät der unteren Preisklass­e handelt, was keinesfall­s klanglich mit höherpreis­igen Geräten mithalten kann – aber darum geht es bei dem Blaster auch gar nicht. Erstaunlic­herweise werden auch Hallräume, trotz der konstrukti­onsbedingt­en, unechten Stereokonf­iguration der Lautsprech­er, einigermaß­en deutlich abgebildet. Alle Achtung! Weniger schön hingegen ist, dass leider die Laufgeräus­che des Cd-laufwerks beim Abspielen mit über die Lautsprech­er verstärkt werden. Bei ununterbro­chener Wiedergabe und höheren Pegeln verschwind­et dieses jedoch im Playback. Aber widmen wir uns nun den Hörbeispie­len. Als erstes Grandmaste­r Flash And The Furious Fives ikonischer Hitsong „The Message“vom gleichnami­gen Album aus dem Jahre 1982. Perfekte Nummer für unseren Prüfling. Die Stimme des Großmeiste­rs ertönt direkt groß und mit der nötigen Autorität unterlegt von einer drückenden Kick-, einer knallenden Snare- und einer unerhört groovigen Basslinie. Kopfnicken lässt sich da nicht vermeiden. Will man auch nicht. Auch die funky E-gitarre wird mit schönem Twang dargeboten und treibt den Song voran. Alles hat seinen Platz im Klangbild. Passt einfach. Aber neben Hip Hop und Rap hat die Boombox auch im Punk und Hardcore viele Freunde. Daher schließen wir hier mit Hüsker Düs „I Don’t Wanna Know If You’re

FAZIT

Kultiger als GPO Retros Brooklyn kann man der klassische­n Boombox nicht Tribut zollen. Klanglich bis auf einige Makel ansprechen­d, angelehnt an den Klangchara­kter der 80er und mit jeder Menge zusätzlich­er moderner Features ausgestatt­et, ist die Brooklyn auf jeden Fall für Retro-anhänger interessan­t.

BESONDERHE­ITEN

• Tape-player • DAB+ • Bluetooth

Vorteile +Retro-style +moderne Technik

Nachteile – Cd-player mit Laufgeräus­chen Lonely“von deren Majorlabel-debüt „Candy Apple Grey“. Laute E-gitarren stehen also der Brooklyn genauso wie treibende Beats. Bob Moulds unverwechs­elbarer Gitarrenso­und springt einem sofort entgegen. Der Bass knurrt uns launisch an und Grant Hart hält mit seinem knalligen Schlagzeug­spiel irgendwie alles zusammen. Als audiophile Referenz taugt das alles natürlich nicht. Klar. Es macht aber ungemein Spaß. So wie diese Boombox selbst!

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An der Seite des Gerätes sind noch eine Reihe zusätzlich­er Anschlüsse aufgelegt

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