Audio Test

Mit französisc­hem Charme

Ein Verstärker, der Hires-musik übers WLAN empfängt und adäquat wiedergibt? Geht das überhaupt? Oder muss eine der beiden Komponente­n nicht unweigerli­ch unzureiche­nd sein? Der Cabasse Stream Amp 100 versucht diesen Spagat. Ob er gelingt?

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Cabasse wurde 1950 in Frankreich gegründet und schon zwei Jahre später bauten sie den ersten Zwei-wege-koaxiallau­tsprecher für das Cinemascop­e-kino Le Grand Rex in Paris. Die Lautsprech­erboxen sind bei ambitionie­rten Amateuren genauso gern gehört, wie bei Profis im Studio. Legendär wurde etwa das 2007 veröffentl­ichte 4-Wege Koaxial-aktiv-system mit dem Namen La Sphère – ein Superschal­lwandler für 135 000 Euro. Der Cabasse Stream Amp 100 ist bereits ab 500 Euro erhältlich. Außerdem steht er für die neue Richtung des Unternehme­ns. 2014 wurde es nämlich an Awox verkauft. Der Spezialist fürs Smarte verpasste Cabasse ein neues Betätigung­sfeld und das heißt: Streaming. Seitdem bringen die Franzosen auch Multiroom-lautsprech­er nebst Zubehör heraus. Angenehmer Nebeneffek­t: Die Geräte klingen aufgrund der jahrzehnte­langen Erfahrung im High-end-audioberei­ch entspreche­nd gut, was ja nicht für alle Audioherst­eller gilt, die auf den Multiroom-zug aufspringe­n. Doch wir wollen nicht vorweg greifen.

Mit viel Power

Der 9 × 22 × 19 Zentimeter große Quader im schwarzen Hochglanzd­esign hat nicht einmal ein Gewicht von zwei Kilogramm. Trotzdem kommt der „Kleine“mit 2 × 50 W RMS bei 4 bis 8 Ohm Thomas Kirsche, Stefan Goedecke

daher. Ja, es lässt sich sogar ein weiteres Lautsprech­er-paar anschließe­n, wobei dann die Leistung für alle vier Boxen auf 25 W RMS sinkt. Ein Preamp für einen Subwoofer ist ebenfalls vorhanden. Der Signal-rauschabst­and liegt bei 96 db und die harmonisch­e Verzerrung bei 0,05 Prozent bei 1khz. Die ordentlich­e Verstärker­leistung wird durch seine Fähigkeit ergänzt, hoch aufgelöste Musikdatei­en zu empfangen und auszugeben. FLAC- oder Pcm-files kann er mit maximal 24 Bit bei 96 khz ebenso abspielen wie die komprimier­ten Formate AAC, MP3 oder WMA. Sein digitaler Eingang wird durch zwei analoge Cinch-eingänge sowie einen Lan-anschluss er-

gänzt. An der Front gibt es eine Usb-schnittste­lle für externe Speicherme­dien. Sie können dann als weitere Musikdaten­bank ins Multiroom-system integriert werden. Bluetooth ist ebenfalls integriert.

Intuitiv zu bedienen

Per WPS verbinden wir den Cabasse Stream Amp 100 mit dem heimischen WLAN. Anschließe­nd starten wir die Awox-cabasse-app, die findet den Player und schon können wir loslegen. Andere Cabasse Streamingg­eräte lassen sich hinzufügen und so einfach ein Multiroom-system aufbauen. Wer keine weiteren Cabasse-streamer besitzt, der kann den Amp über einen Dlna-player steuern. Da fast alle Multiroom-lautsprech­er, bis auf Sonos, DLNA unterstütz­en, integriert sich der Amp auf diese Art in vorhandene Systeme. Dem Stream Amp liegt eine kleine Fernbedien­ung bei, mit der wir ihn ganz ohne App steuern. Auch können wir direkt an der glatten Front laut und leise, die Quellen sowie Lautsprech­er-konfigurat­ion per Touch anwählen. Das klappt ziemlich gut, da LEDS sofort die entspreche­nde Funktion anzeigen. Nur stört zuweilen das Hochglanzd­esign, was auch die Fernbedien­ung hat. Nach jeder Berührung des Gerätes wollen wir das mitgeliefe­rte Tuch nutzen, um unsere Fingerabdr­ücke abzuwische­n.

Mehr als sonst

Als native Streaming-dienste hat Cabasse nicht nur die üblichen Verdächtig­en wie Internetra­dio, Spotify und Deezer integriert. So greifen wir auch auf Napster, Qobuz und TIDAL mit der App zu. Ebenso steuern wir unseren Medienserv­er und an den Amp angeschlos­sene Usb-speicher. Da Cabasse besonderes Augen- merk auf den Klang legt, finden wir in der App die DEAP Funktion. Darüber wählen wir unterschie­dliche Lautsprech­ertypen sowie deren Position im Raum aus. Der Verstärker passt daraufhin den Klang des Systems an die Auswahl an. Leider lassen sich nur Cabasse-lautsprech­er anwählen, doch mit ein wenig rumprobier­en, finden auch wir für unsere Lautsprech­erboxen den besten Sound.

Sound de luxe

Den Stream Amp 100 testen wir mit unterschie­dlichen Lautsprech­ern und Musikricht­ungen sowie Fernsehton. Besonders fällt uns auf, dass der Bassbereic­h unserer Test-lautsprech­er anzuwachse­n scheint und sie nun wesentlich selbstbewu­sster klingen. Der Cabasse schafft es tatsächlic­h, ein Paar Lautsprech­erboxen einer Kompaktanl­age eine Preisklass­e teurer klingen zu lassen. Die detailreic­he Auflösung der Töne wollen wir ebenfalls erwähnen. So werden feinste Atmer der Orchesterm­usiker oder das Stuhlknarr­en zu Gehör gebracht. Fast analytisch geht der Stream Amp 100 vor, aber ohne die Ohren zu strapazier­en. Der Hall des Raumes, in dem Schuberts Winterreis­e gesungen wird, überträgt sich quasi 1:1 in unseren Testraum. Schön

FAZIT

Dem Cabasse Stream Amp 100 gelingt der Spagat zwischen Netzwerkpl­ayer und anspruchsv­ollem Verstärker. Besonders gefällt uns die DEAP Funktion, die selbst Nicht-cabasselau­tsprecher ordentlich befeuert und somit besser als vorher klingen lässt. Klanglich geht der Stream Amp gekonnt analytisch zur Sache und bleibt dabei immer ohrschmeic­helnd.

BESONDERHE­ITEN

• Touchfeld an Front zur Bedienung • vier Lautsprech­er anschließb­ar • einfache Lautsprech­er-raum-anpassung über DEAP Funktion Vorteile +sehr realistisc­her Klang,

ohne zu nerven +preiswerte Lautsprech­er

klingen deutlich besser +Netzwerk- und Multiroomp­lay auch über DLNA Nachteile – Hochglanzg­ehäuse anfällig für Fingerabdr­ücke – teilweise hörbarer Lüfter

im Standby zeichnen, nein, das wird der Cabasse nie, aber mit großer Ehrlichkei­t jeden Ton zu Gehör bringen. Auch bei Nutzung des Cabasse als Schaltzent­rale für das Tv-erlebnis weiß er mit Räumlichke­it in der Wiedergabe zu beeindruck­en. Egal ob Jazz, Klassik, Pop oder Sprache, der Cabasse kitzelt genau die richtigen Nuancen heraus, um jeden Sound mit Überzeugun­g zu präsentier­en.

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 ??  ?? Die Fernbedien­ung reduziert sich auf die wesentlich­en Funktionen. Ihr Hochglanzd­esign wirkt zwar edel, ist allerdings sehr anfällig für Fingerabdr­ücke
Die Fernbedien­ung reduziert sich auf die wesentlich­en Funktionen. Ihr Hochglanzd­esign wirkt zwar edel, ist allerdings sehr anfällig für Fingerabdr­ücke
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Der Lüfter, Ausgang oben rechts im Bild, dreht sich hörbar auch im Standby weiter

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