Revolution?
Ob als Zweitanlage auf Arbeit oder als platzsparende Lösung für das Sideboard, Desktoplösungen finden einen immer größeren Zuspruch in der Hifi-gemeinde. Doch können sie wirklich mit den großen Ketten mithalten?
Das englische Traditionsunternehmen Arcam aus Cambridge hat in den letzten Jahre sein Sortiment kräftig umgestellt. Der Schwerpunkt lag schon immer auf Verstärkern jeglicher Art und Zuspielern. Man hat sich bei der kompakten r-serie einem enormen Wandlungsprozess unterzogen, der wegführt von den klassischen Hifi-komponenten, hin zu modularen Bausteinen, die sich, frei nach den Bedürfnissen des Nutzers, zu teilweise komplexen und umfangreichen Ketten verschalten lassen. Ausgestattet mit zeitgenössischer Funktechnologie und Software ist es Arcam gelungen, sich schrittweise neu zu erfinden und den Sprung ins digitale Zeitalter zu meistern. Dafür schon mal: Hut ab. Wir haben uns eine kleine Kette konfiguriert, die fast keine Wünsche offen lässt.
rhead
Der rhead ist das Kopfhörerverstärker-modul der r-serie. Die Bedienelemente sind stark reduziert, aber um ehrlich zu sein, braucht es auch gar nicht mehr. Die Haptik ist wertig und die Verarbeitungsqualität hoch. Trotz seiner geringen Größe hat der rhead ein beachtliches Gewicht und ist zudem auf der Unterseite, wie übrigens alle r-produkte, mit einer Gummierung versehen, so dass man ihn nicht aus Versehen mit dem Kabel vom Tisch zieht. Gut durchdacht. Der chromfarbene Poti an der Front ist zugleich der Power-schalter. Eine LED in der Mitte zeigt den Betrieb an. Positiv zu vermerken ist, dass es direkt zwei Ausgänge gibt, sodass man sich das lästige Adapterschrauben entsprechend sparen kann. Auf der Rückseite befinden sich Stereoeingänge in Cinch und Xlr-ausführung. Besonders über die zweite Option haben wir uns natürlich gefreut. Über einen Schalter lassen sich die Eingänge wechseln. Dieser ist trotz seiner rückseitigen Lage gut zu erreichen. Neben dem Eingang für das externe Netzteil befindet sich noch ein Schalter für eben dieses, um das Gerät komplett stromlos zu schalten. Ein nettes Feature, was sofort auffällt ist, dass der rhead eine Soft-fade-funktion hat. Das heißt, dass die Lautstärke beim Einschalten zur gewünschten Lautstärke sanft eingefaded wird, was ein Erschrecken aufgrund zu hoher Lautsärke verhindert. Der rhead klingt im Vergleich zu unserem Referenzobjekt, einem Lake People Phone-amp G109, im Durchschnitt etwas bauchiger und gefühlt auch ein wenig transientenreicher in der Percussion. Dafür fehlt es ihm im Direktvergleich ein bisschen an Subbass, was ihn wiederum offener und ausgewogener klingen lässt. Kari Bremnes „A Lover in Berlin“vom Album „Norwegian Moods“war hierfür unser Testkandidat. Die Offenheit bedeutet auch einen Zugewinn an Räumlichkeit. Die Echos der Stimme verschwinden schön plastisch im Äther unseres
Kopfhörers und laden ein auf Repeat zu drücken.
rplay
Beim rplay handelt es sich um eine wirklich interessante Kombination aus Da-wandler und Streaming-player. Dabei ist vor allem die Anschlussvielfalt erwähnenswert, denn neben einem digitalen Ausgang über eine koaxiale Verbindung besitzt der rplay gleich zwei analoge Ausgänge als Cinch-pärchen. Der eine mit schaltbarer Lautstärke, der andere mit einem konstanten Pegel. So kann man nach Wahl auch seine Lieblingsvorstufe nachschalten, oder den rplay sogar direkt an eine Endstufe hängen, was ihn für viele verschiedene Setups zu einer interessanten Wahl machen dürfte. Auch bezüglich Konnektivität haben sich die Briten Mühe gegeben und nicht einfach nur WLAN oder Ethernet integriert, sondern gleich beides. Dafür sammelte der rplay in unserer Redaktion durchweg Pluspunkte. Als Kooperationspartner für die Softwareseite hat man sich DTS Play-fi ins Boot geholt, um systemübergreifend streamen zu können. Und hier versteckt sich leider dann ein kleiner, fader Beigeschmack. Denn während das Musikhören und streamen von verschiedenen Quellen über Play-fi mühelos und kinderleicht geschieht, so kostet die synchrone Wiedergabe von Video beim Kooperationspartner Play-fi extra, da es als Premiumfunktion ausgewiesen wird. Unter Umständen wäre man also mit einer hauseigenen Lösung aus Cambridge besser gefahren. Die Wiedergabe über Apples Airplay-protokoll dagegen, auch mit Video, ist dagegen problemlos möglich. Denn auch diesen Standard unterstützt der rplay. Dadurch ergibt sich eine kleine Benachteiligung für alle Android und Windows-nutzer, die wir an dieser Stelle erwähnen müssen. Darüber hinaus ist der rplay aber eine gelungene Möglichkeit, für kleines Geld seine unter Umständen angestaubte Stereoanlage ins 21. Jahrhundert zu teleportieren. Wer nicht gleich eine komplett neue Kette kaufen möchte, weil vielleicht das Herz an der alten Anlage hängt, bekommt hier eine
FAZIT
Beeindruckt hat uns das durchaus überzeugende Grundkonzept, um seine heimische Anlage Internet-tauglich zu machen. Leider könnten die aufpreispflichtigen Play-fi-features Android und Windows-nutzer verschrecken. Darüber hinaus gibt es aber ganz großes Streaming und Multiroom-erlebnis für einen kleinen Taler. gute Variante sein System durch Upnp-fähiges Streaming, Online-anbieter wie Deezer, Tidal,
Spotify und Amazon Music und Multiroom-optionen bis zu einer Abtastrate von 192 Kilohertz bei 24 Bit zu erweitern.
IRDAC-II
Der dritte im Bunde unserer Kette ist der IR-DAC-II. Bei diesem Wandler hat sich Arcam wirklich ins Zeug gelegt und eine tolle Palette an Möglichkeiten verbaut, die das Gehäuse des Mini-wandlers nahezu vollends ausschöpfen. Ausgestattet mit jeweils zwei optischen und koaxialen Digitalausgängen, kommt der DAC, ähnlich wie beim rplay, ebenfalls mit einem festen und einem variablen Analogausgang daher. Anstelle von LAN oder WLAN wird der IRDAC-II über eine Antenne durch zeitgemäßes Bluetooth ergänzt. Der obligatorische Typ B-usb-anschluss darf natürlich auch nicht fehlen. Im Lieferumfang gibt es sogar noch eine funktionale Infrarot-fernbedienung, welche das von der r-serie abweichende Kürzel „ir“erklären dürfte. Frontseitig befindet sich zudem noch ein Kopfhörerausgang, der zwar nicht mit dem rhead mithalten kann, aber durchaus einen Mehrwert darstellt. Von den drei vorgestellten r-produkten Arcams ist der IRDAC-II definitiv unser heimlicher Liebling, denn bei sehr kompakten Ausmaßen liefert er ein wirklich tolles Klang- und Funktionsangebot. Kari Bremnes Titel „Coastal Trip“vom Album „Norwegian Moods“erklingt voll, atmosphärisch, tief und ergreifend. Die markanten im Hall verwehenden Sibilanten zeichnet der DAC vollständig und glaubwürdig. Dass es sich hierbei um ein Einsteiger- Als Quelle kommen analoge Signale über Cinch und XLR in Frage. Beides schaltbar produkt handelt, kann man bei der Detailtreue und audiophilen Zurückhaltung schnell vergessen. Bei diesem Paket stimmt wirklich alles. Wer einen soliden und vielseitigen Tischwandler mit hervorragendem Preis-leistungsverhältnis sucht, wird hier sicher fündig. Die Arcam r-serie konnte unterm Strich beweisen, dass Desktoplösungen sich nicht verstecken müssen. Die Vielseitigkeit auf kleinem
FAZIT
Ein überdurchschnittlich ausgestatteter Kopfhörerverstärker mit Funktionen, die für die Liebe zum Detail der Entwickler sprechen. Der Klang ist bei moderater Lautstärke offen und lebendig. Auch vor großen Kopfhörern muss sich dieser kleine Amp nicht verstecken. Raum spricht definitiv für Evolution im digitalen Tisch-sektor. Von Revolution zu sprechen, wäre aber vielleicht noch etwas verfrüht. Dafür ist man im englischen Cambridge auf dem besten Weg eine solide Palette ansprechender Lösungen aufzubauen.
FAZIT
Unser Tipp aus der Arcam r-serie. Dieser DAC ist ein Arbeitstier und bietet Bedienkomfort, zahlreiche Anschlüsse und hochwertigen Klang auf kleinstem Raum. Am liebsten würden wir eine Petition starten, die den IRDAC-II zur gesetzlichen Grundausrüstung eines jeden gepflegten Büroschreibtischs macht.