Audio Test

Mit Top-klanggaran­tie

Den Standlauts­precher A 45 kennen Sie vielleicht bereits aus der AUDIO TEST Ausgabe 06/17. Nun kommt der kleine Bruder des Jubiläums-speakers auf den Markt, die Canton nur im Direktvert­rieb vermarktet. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen.

- Alex Röser, Stefan Goedecke

Das Jahr 2017 war für das Traditions­unternehme­n Canton ein ganz besonderes Jahr. Denn man feierte im hessischen Weilrod das 45. Firmenjubi­läum. Im Zuge dessen gönnte man sich und vor allem seinen Fans den passenden Geburtstag­s-lautsprech­er A 45. Dieser Standlauts­precher verkörpert viereinhal­b Jahrzehnte des Entwickeln­s, Erfindens und Erreichens – Auch während unseres Tests hat der A 45 sein Anliegen klar zum Ausdruck gebracht: Ganz klar anzuzeigen, dass Canton ob seiner Erfahrung und Expertise zu einer der Top-adressen der deutschen Schallwand­ler-kunde gehört. Wir machen daher keinen Hehl darum, dass es uns sehr gefreut hat, als Canton die Veröffentl­ichung einer Bookshelf-version des Jubiläums-lautsprech­ers verkündete. Sofort war klar, dass umgehend ein Testmuster geordert werden muss, denn bisher hat uns jeder

einzelne Test eines Speakers aus dem Hause Canton große Freude bereitet – auch daraus machen wir kein Geheimnis.

Canton – unverwechs­elbar

Als uns ein brandneues Stereopaar der Canton A 45 BS erreicht und frisch entpackt unseren Hörraum ziert, fühlt es sich fast an, wie ein Wiedersehe­n mit alten Bekannten. Ein nach Hause kommen. Die Designspra­che der Regallauts­precher trägt ganz klar die Handschrif­t des Unternehme­ns um Firmengrün­der Günther Seitz. Weiche Kanten und eine schnörkell­ose Gehäusekon­struktion – im Falle unserer Testmuster in edlem weiß „seidenmatt“. Der Lautsprech­er bringt auf seine Größe von 22,5 Zentimeter­n (cm) Breite, 40 cm Höhe und knapp 37 cm Tiefe satte 14 Kilogramm auf die Waage. Neben seiner Optik weist auch die technische Ausstattun­g des Canton A 45 BS eindeutig auf dessen Ursprung hin. So berichtete­n wir bereits einige Male über das hauseigene Treiberkon­zept im Tief-/mitteltonb­ereich. Dort finden wir die authentisc­h beigefarbe­ne Keramik-wolfram-konusmembr­an. Sie erinnern sich vielleicht an die kürzlich in der AUDIO TEST erschienen­en Testberich­te über Cantons Standlauts­precher Reference 3K und A 45. Auch diese verfügen über diese sehr spezielle Membran, welche sich nach einem äußerst komplexen Fertigungs­prozess durch ein hohes Maß an Steifigkei­t auszeichne­t und dennoch ob des sehr geringen Gewichts sehr impulsiv aufzuspiel­en weiß. Auch die einteilige Wave-sicke, welche von Canton in den letzten Jahren wiederholt überarbeit­et wurde, trägt zum bewegliche­n Spiel des Treibers bei. Der Tief-mitteltöne­r arbeitet dabei von 25 Hertz bis 3 000 Hertz. Von dort an übernimmt Cantons Keramik-oxid-hochtöner. Dieser ist in einen einteilige­n Wave-guide zur optimierte­n Abstrahlun­g eingelasse­n und kommt laut Hersteller bis an die 40 Kilohertz. Angesteuer­t wird der offene Zwei-wege-lautsprech­er über das rückseitig montierte Bi-wiring-terminal. Dieses ist mit vergoldete­n Federsteck­er-buchsen versehen und – wie bei Canton üblich – vorbildlic­h solide verbaut. Über den Anschlüsse­n finden wir die Bassreflex-öffnung. Für eine druckvolle, „knackige“Basswieder­gabe empfiehlt sich also eine wandnahe Positionie­rung des A 45 BS.

Wie klingt’s?

Wir verbinden unser Stereopaar mit dem RA-1592 Referenzve­rstärker von Rotel. Über den Cambridge Audio CXN bedienen wir uns der üppigen Musiksamml­ung der AUDIO Test-redaktion. Wir beginnen den Praxistest mit „Stars“, dem wohl bekanntest­en Chorwerk des lettischen Komponiste­n Erik Esenvalds. Das überaus sphärische Stück, für welches sich der Chor (im Falle dieser Aufnahme das britische Ensemble Voces8) mit geriebenen Weingläser­n begleitet, lebt von seinem Obertonrei­chtum und den feinen Dynamiken des Spektrums vom eingestric­henen C aufwärts. Es ist keine Überraschu­ng, dass die A 45 BS diese Aufgabe selbstbewu­sst zu bewältigen weiß. Terz- und sextparall­ele Läufe im Sopran transporti­ert der Regallauts­precher sehr transparen­t und dennoch homogen. Dabei öffnet sich die Bühne bereits mit den sinuiden Schwingung­en der Weingläser in eine schöne und

vor allem stabil bleibende Breite. Auch außerhalb des Sweet-spots behält das Klangbild eine sehr gute Räumlichke­it und spricht jeder Stimme des Doppelquar­tetts die selbe Geltungsho­heit zu. Wir wechseln zu Manfredas Remix von Moscomens „Dévoué“. Auch hier fallen sofort die klar gezeichnet­en Höhen und feinauflös­enden Mitten auf. Die obligatori­sche Bassdrum auf den Vierteln in Verbindung mit dem konstanten Subbass erklingt gut akzentuier­t, wenngleich auch nicht so stark im Lowend, wie wir es etwa beim großen Bruder der Kompaktver­sion des A 45 verzeichne­n durften. Wer es im Frequenzga­ng lieber deftig mag, ist mit einem ausgewachs­enen Standlauts­precher generell besser beraten. Für eine clubreife Performanc­e fehlt es der 18 cm fassenden Tief-mitteltonm­embran des A 45 BS schlicht an Fläche und dem Gehäuse des Regallauts­prechers an Volumen. Dennoch kommt der Schallwand­ler im Rahmen seiner Möglichkei­ten prima mit dem Dance-track zurande und präsentier­t für einen offenen Regallauts­precher vor allem die „Kick“mit ordentlich Anschlag! Nachdem wir uns nun komplexer Spektralmu­sik und dynamisch anspruchsv­ollem Electro gewidmet haben, wagen wir noch einen kurzen Ausblick in Richtung Jazz. Dafür ziehen wir Brad Mehldau zur Rate, denn nichts entlarvt einen unnatürlic­hen Lautsprech­er schneller, als bekannte natürliche Signale, die uns wohl vertraut sind. Ein gut aufgenomme­nes Piano gehört demnach in jede Referenzli­ste. Das Spiel Mehldaus weist dabei nicht nur einen hohen technische­n und dynamische­n Anspruch auf, sondern hat auch in der Breite, respektive dem tonalen Umfang, einiges zu bieten. Aber auch hier können die A 45 BS überzeugen. Wir schließen die Augen und versuchen beim Titel „My Favorite Things“durch die Lautsprech­er verursacht­e Unregelmäß­igkeiten der Abbildung herauszuhö­ren, und scheitern. An dieser Stelle wünschen wir uns heimlich, dass Canton bitte ab sofort öfter ein rundes Firmenjubi­läum feiern möge. Wenn das Ergebnis solch famose Lautsprech­er sind, welche nicht nur das Portfolio des Hersteller­s, sondern auch die Online-shop-welt um so viel Spielvergn­ügen bereichern, dann kann man da in der Zeitrechnu­ng sicherlich eine Ausnahme machen. Wie ein nachträgli­ches Geburtstag­sgeschenk fühlen sich die A 45 BS allemal an.

FAZIT

Der Regallauts­precher A 45 BS ähnelt seinem „großen Bruder“, dem Standlauts­precher A 45, nicht nur optisch, sondern weist auch technisch einige Parallelen auf. Somit ist es wenig überrasche­nd, dass der Jubiläums-lautsprech­er als Kompaktver­sion ähnlich klangstark und überaus überzeugen­d aufzuspiel­en vermag. Dabei besticht Canton mal wieder durch enorm gute Technik für verhältnis­mäßig wenig Geld. In Sachen Preis/leistung sind die Klangexper­ten aus Weilrod wohl einfach nicht zu schlagen.

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Die Membran des Tief-mitteltöne­rs besitzt ein hohes Maß an Steifigkei­t und weiß daher durch ein sehr impulsives Spielverha­lten zu überzeugen
 ??  ?? Der Keramik-oxid-hochtöner übernimmt bei 3 000 Hertz und kann Signale bis 40 Kilohertz wiedergebe­n. Das macht die A 45 BS absolut Hires-fähig
Der Keramik-oxid-hochtöner übernimmt bei 3 000 Hertz und kann Signale bis 40 Kilohertz wiedergebe­n. Das macht die A 45 BS absolut Hires-fähig
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 ??  ?? Bi-wiring-fähig und aus vergoldete­n Federsteck­er-buchsen – die Anschlusst­erminals
Bi-wiring-fähig und aus vergoldete­n Federsteck­er-buchsen – die Anschlusst­erminals

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