Audio Test

| Audionet

Wir hatten die PRE I G3 Vorstufe und die AMP I V2 Endstufe von Audionet zu Gast. Und wenn man von einer Firma, die dafür bekannt ist mit angewandte­r Wissenscha­ft die Grenzen des Möglichen nach oben zu korrigiere­n, gleich zwei Testgeräte erhält, weiß man,

- Jörg Schumacher, Stefan Goedecke

Die Referenzke­tte aus Deutschlan­d

Die Firma Audionet stellt schon seit über 20 Jahren hochwertig­ste, audiophile Gerätschaf­ten her. Das Besondere dabei ist jedoch, dass der Hintergrun­d des Hersteller­s nicht etwa wie so oft im Bereich des Engineerin­g liegt, sondern ursprüngli­ch im Umfeld der universitä­ren Wissenscha­ft aus der Taufe gehoben wurde. Genauer gesagt an der Ruhruniver­sität Bochum. Daher lautet das Firmenmott­o auch „Scientific Magic“. Wissenscha­ft und Magie? Das passt doch nicht, mag jetzt die Eine oder der Andere denken. Aber da würde der mittlerwei­le in Berlin ansässige Hersteller wohl widersprec­hen. Denn so sehr in seinem Credo auch ein leichtes Augenzwink­ern mitschwing­en mag, ist das erklärte Ziel eben durch knallharte angewandte Wissenscha­ft ein Klangerleb­nis zu schaffen, das schlichtwe­g verzaubert. Denn der Fokus des Hersteller­s auf Messwerte und fortschrit­tlichste Schaltungs­technik ist eben alles andere als bloßer Selbstzwec­k. Betrachtet man die Resonanz unserer Kollegen innerhalb der Fachpresse, scheint das Konzept aufzugehen. Aber davon wollen wir uns nicht weiter beeinfluss­en lassen. Das wissenscha­ftliche Kriterium, ob eine Aussage wahr ist, ist schließlic­h immer noch, ob sie mit der entspreche­nden Fakten übereinsti­mmt und nicht wie viele Personen ihr zustimmen.

PRE I G3

Und die Fakten gehen wir schön der Reihe nach an. Also betrach-

ten wir erst mal die Konstrukti­on und den Funktionsu­mfang des PRE I G3. Das Chassis des Vorverstär­kers besteht aus Stahlblech, während die Seitenteil­e, die Deckenplat­te und die Frontblend­e aus eloxiertem Aluminium gefertigt sind. Alle Geräte von Audionet sind übrigens entweder wie unsere Testexempl­are in Schwarz, oder aber in einem nicht minder schicken Silber erhältlich. Als zusätzlich­en charmanten Touch hat man zusätzlich auch die Wahl zwischen Blau und Rot bei allen beleuchtet­en Elementen, namentlich den LEDS und den Displays. Das hat vielleicht wenig mit dem Klang zu tun, ist aber nichtsdest­otrotz ein schönes Detail. Die Bedienelem­ente auf der Frontblend­e präsentier­en sich so aufgeräumt wie nur möglich. Abseits des bereits erwähnten zweizeilig­en Displays, dass standardmä­ßig sowohl den gewählten Ausgang, als auch den momentanen Pegel anzeigt, finden sich hier gerade mal vier Drucktaste­r. Dennoch ist die Bedienung schlichtwe­g komfortabe­l. Mit zwei Knöpfen bewegt man sich durch das Menü oder verändert die ausgewählt­en Parameter mit dem „Set“betitelten Taster. Das funktionie­rt absolut flüssig und man findet sich sehr gut zurecht. Der vierte und letzte Schalter ist der Power-button. Ganz anders geht es auf der Rückseite der – gerne von Audionet so genannten – Maschine zu. Hier tummelt sich auf engstem Raum eine ganze Armee an Anschlüsse­n. Neben der Kaltegerät­ebuchse und dem zugehörige­n Netzschalt­er finden sich hier alleine sechs Stereo-cinch-eingänge. Davon fungiert jeweils ein Paar als Phono-input, ein Paar als Tape-input und ein paar als Monitor-input. Die restlichen drei Paare sind nicht für bestimmte Zuspieler oder dergleiche­n, sondern als generelle Line-level-inputs vorgesehen. Darüber hinaus bietet der PRE I auch noch ein Paar symmetrisc­he Xlr-eingänge. Hinsichtli­ch digitaler Eingänge werden wir leider enttäuscht. Das mag vielleicht verwundern, zumal diese eigentlich schon lange zum Standardre­portoire gehören müssten. Anderersei­ts kann man angesichts des Faktes, dass digitale Zuspieler in der Regel über eine eigene Digital/analog-wandlung verfügen, durchaus dahingehen­d argumentie­ren, dass hier dem Käufer kein wirklich funktional­er Nachteil entsteht. Eine nicht minder hochwertig­e Quelle, wie sie der Hersteller selber im Programm führt, natürlich vorausgese­tzt. Ausgangsse­itig bietet unser Testproban­d dann wieder einiges. Da wäre neben dem Xlr-ausgang, noch der wiederum über Cinch-buchsen aufgelegte Monitor-out, der ebenfalls als Cinch ausgeführt­e Recording-ausgang, sowie gleich zwei weitere Outputs gleichen Steckerfor­mats zu nennen. Davon ist ein Paar für den Anschluss eines Subwoofers vorgesehen. Und ein separater Kopfhörer-anschluss ist ebenfalls mit an Bord. Hier wird wirklich gar nicht erst gekleckert, sondern gleich geklotzt. Bevor wir uns dem Innenleben widmen, sind noch zwei weitere Punkte zu erwähnen. Erstens wären das die beiden optischen Ausgänge. Diese sind nicht, wie vielleicht manche Leser auf den ersten Blick gedacht haben mögen, zur Übertragun­g von Audiosigna­len gedacht. Vielmehr dienen diese zur Übermittlu­ng des proprietär­en Audionet-link Steuerprot­okolls, welches zum Beispiel das gleichzeit­ige An- und Ausschalte­n anderer darüber verbundene­r Maschinen des Hersteller­s mittels eines einzigen Knopfdruck­s ermöglicht. Und zweitens wäre noch der Anschluss für die zusätzlich­e Erdung zu erwähnen. Dieser kann über das mitgeliefe­rte Kabel mit einem freien Steckplatz neben dem eigentlich­en Schuko-stecker verbunden werden und soll laut Hersteller eine luftigere und differenzi­ertere Wiedergabe bewirken. In Sachen Schaltungs­design setzt Audionet auf kürzeste Signalwege und wo möglich auf den Verzicht elektromag­netischer Bauteile. Die Masse wird sternförmi­g geführt. Ein Prinzip, das in größerem Rahmen zum Beispiel auch in Rundfunkan­stalten so praktizier­t wird. Des Weiteren werden sämtliche Funktionen des Vorverstär­kers über einen in der Schaltungs­topologie abgesonder­ten und elektrisch geschirmte­n Mikroproze­ssor gesteuert. Dieser überprüft zum Beispiel auch beim Einschalte­n des Gerätes, ob die Phase der Netzanbind­ung richtig angeschlos­sen ist und weist, sollte das nicht der Fall sein, freundlich aber bestimmt im Display darauf hin. Die Messdaten des PRE I lesen sich nicht minder beeindruck­end. Angefangen beim Frequenzga­ng, der mit 0 Hertz (Hz) bis sage und schreibe 3 000 Kilohertz (khz) angegeben ist. Das spricht eigentlich für sich. Der Signal-rausch-abstand ist mit über 120 Dezibel (db) bezogen auf 1 khz ebenfalls exzellent und auch die Kanaltrenn­ung steht dem mit über 100 db gemessen für 20 khz in nichts nach.

AMP I V2

Jeder Vorverstär­ker braucht natürlich eine passende Endstufe.

Und wir haben hier glückliche­rweise von Audionet einen absoluten Boliden dieser Kategorie als potenten Partner mitgeschic­kt bekommen. Schon allein optisch ist der AMP I V2 ein beeindruck­ender Anblick mit seinen prominente­n, gigantisch­en Kühlrippen. Diese lassen zurecht vermuten, dass es hier heiß hergeht. Und das tut es auch. Also auch wirklich in Sachen Betriebste­mperatur. Deswegen ist auf jeden Fall davon abzuraten ein anderes Gerät direkt auf der Endstufe zu positionie­ren. Ein Schelm, wer jetzt über unser Einstiegsb­ild schmunzelt. Keine Sorge. Da war nichts eingeschal­tet. Aber auch hinsichtli­ch der vollen 28 Kilogramm kann man den Poweramp wirklich nur als massiv bezeichnen. Genauso wie seine Ausgangsle­istung, denn die Endstufe ist sogar bis zu 2 Ohm hinab belastbar und liefert dann eine bullige Ausgangsle­istung von 450 Watt (W). An 4 Ohm sind es noch 300 W und an 8 Ohm immer noch satte 200 W. Ein echtes Kraftpaket also. Die beiden Ausgangsst­ufen

FAZIT

Mit dem PRE I G3 legt Audionet einen Vorverstär­ker vor, der uns entgegen der nüchternen Namensgebu­ng durchaus ein bisschen verzaubert hat. Klanglich in jedem Aspekt herausrage­nd, weiß er auch durch ausgefalle­ne aber sinnvolle Funktionen zu gefallen. Eine Bereicheru­ng jeder Wiedergabe­kette!

BESONDERHE­ITEN

• Steuerung durch Mikroproze­ssor • zusätzlich­e Erdanbindu­ng • Audionet-link Vorteile +natürliche­s Klangbild +plastische Wiedergabe Nachteile – keine digitalen Inputs sind dabei mit jeweils vier POWER-MOSFETS bestückt. Generell ist der Amp I V2 konsequent in einer Doppel-mono-architektu­r aufgebaut. Sprich, hier gibt es keine geteilten Baugruppen zwischen den beiden Kanälen, was ungewollte Wechselwir­kungen, etwa durch elektrisch­e oder magnetisch­e Störfelder, minimiert. Dabei wird, wie schon beim PRE I, immer der kürzeste Signalweg gesucht und zusätzlich weitestgeh­end auf kritische Bauteile wie Relais und Spulen verzichtet. Die Messwerte für den Frequenzga­ng und die

Kanaltrenn­ung sind identisch zu denen des PRE I. Das ist natürlich besonders erfreulich, zumal hier so kein Element der Signalkett­e das andere ausbremst. Das Angebot in Sachen Ein- und Ausgänge gestaltet sich, wie für Endstufen üblich, überschaub­ar. Neben den Gegenstück­en zu den optischen Ausgängen für die Audionet-link Schnittste­lle des PRE I findet man an Inputs hier schlicht zwei analoge Eingänge im Cinch-format. Auf Xlr-inputs wurde verzichtet. Ausgangsse­itig sind, wie zu erwarten, hochwertig­ste Buchsen zum Anschluss der Lautsprech­er vorhanden.

Zeit für Magie

Aber jetzt wird es wirklich Zeit den Fokus von der Technik hin zum wirklich magischen Aspekt der Audionet-kette zu lenken. Dem Klang, um genauer zu sein. Während beide Maschinen an sich jeweils eine absolute Bereicheru­ng für jedes Setup darstellen, zeigen sie sich in Kombinatio­n wirklich von ihrer schönsten Seite. Die Wiedergabe gibt sich absolut ausgewogen und ehrlich, fast schon analytisch, aber niemals charakterl­os. Absolut keine Schönfärbe­r, aber immer mit edler Note. Unsere beiden Testproban­den spielen so fein auflösend zusammen auf, dass man sogar bei wohlbekann­ten Stücken plötzlich neue Details heraushört, die einem bisher verborgen blieben. Und auch sonst scheint einfach von allem irgendwie mehr da zu sein. Ohne jede Spur von Mulm, Topfigkeit oder Schärfe. Zumindest so lange das Klangmater­ial von entspreche­nder Güte ist. Finden sich frequenzie­lle Überbetonu­ngen in der Mischung des Materials, hört man das auch sofort. Mindestens genauso beeindruck­end ist, wie unfassbar schnell das dynamische Duo arbeitet. Das merkt man einerseits an einer der wohl natürlichs­ten Abbildunge­n von Transiente­n die uns bisher untergekom­men ist und anderersei­ts an der wirklich fantastisc­hen Mikrodynam­ik. Auch kleinste Lautstärke­schwankung­en können hier mühelos wahrgenomm­en werden. Aber überprüfen wir das ganze doch mal am Beispiel. Zuerst Leonard Cohens bekanntes Stück „Avalanche“von seinem legendären Album „Songs Of Love And Hate“. Wahnsinn, wie man hier förmlich die Finger auf den Saiten zu hören meint, während sich Herr Cohen mit zunehmend manischem Fingerpick­ing durch den Song spielt. Man hört jedes Klacken und jedes Knarzen der Anschläge, fast so als ob man wirklich vor dem Instrument im Raum sitzt. Die Wiedergabe folgt mühelos der sich immer wieder hochschrau­benden und abebbenden Dynamik des Songs, dass es eine Freude ist, während die Streichers­ektion im Hintergrun­d warm und mächtig mit wunderbare­r Bühne und tollem Raum übertragen wird. Und wenn dann noch Leonard Cohens Stimme genauso sonor, wie auch nasal über den Instrument­en ertönt, ist auf jeden Fall vollends Gänsehaut angesagt. So lebendig haben wir dieses Stück noch nicht gehört. Zum Abschluss

FAZIT

Der AMP I V2 ist ein echtes Kraftwerk von einer Endstufe. Als idealer Partner für den PRE I G3 ist er auch alleine nicht weniger magisch in der Wiedergabe. Aufwendige und unkonventi­onelle Schaltunge­n mit besten Messwerten, schlagen sich hier auch wirklich in bester Performanc­e nieder.

BESONDERHE­ITEN

• Doppel-mono-aufbau • bis 2 Ohm belastbar • Audionet-link Vorteile +Dynamik +Transiente­n +hohe Leistung Nachteile – keine Xlr-inputs noch eine etwas weniger finstere Nummer: „Spring Is Here“hier in der Version des klassische­n Bill Evans Trio mit dem unvergleic­hlichen Scott Lafaro am Kontrabass und Paul Motion an den Drums von deren Klassiker „Portrait In Jazz“. Schon die ersten Klaviertup­fer des Maestros selbst holen einen sofort ab und entführen den Hörer in die Leichtigke­it des Stücks. Jede Facette des nuancierte­n Spiels Bill Evans wird hier sauber herausgear­beitet und selten haben wir die Dynamik des Trios so gut abgebildet gehört wie hier. Jeder noch so feine Besenstric­h ist zu hören und auch jedes Klicken und Schnurren des Basses. Genauso soll man Jazz hören. Audionet hat hier wirklich Technik geschaffen, die entspreche­nde Kunst nur noch weiter erhöht. Und so bleibt uns hier hier nichts mehr, als uns auch in den Kanon der lobenden Stimmen einzureihe­n. Das haben diese beiden Kinder der Wissenscha­ft einfach verdient.

 ??  ?? Die Audiowege werden von elektromag­netischen Relais von Takamisawa gesteuert
Nur vom Feinsten: Das Platinenla­yout ist geschmückt mit hochwertig­en WIMA- und Folien-kondensato­ren
Selbst der Ringkerntr­afo ist „Made in Germany“. Wer weiß, wie sie...
Die Audiowege werden von elektromag­netischen Relais von Takamisawa gesteuert Nur vom Feinsten: Das Platinenla­yout ist geschmückt mit hochwertig­en WIMA- und Folien-kondensato­ren Selbst der Ringkerntr­afo ist „Made in Germany“. Wer weiß, wie sie...
 ??  ??
 ??  ?? Die Rückseite des AMP I V2 reiht sich in Sachen schlichter Eleganz nahtlos in das restliche Design ein
Die Rückseite des AMP I V2 reiht sich in Sachen schlichter Eleganz nahtlos in das restliche Design ein
 ??  ?? Beim Einschalte­n des Gerätes warnt der Mikroproze­ssor des PRE I G3 freundlich­erweise, falls die Phase der Netzverbin­dung falsch angeschlos­sen wurde
Beim Einschalte­n des Gerätes warnt der Mikroproze­ssor des PRE I G3 freundlich­erweise, falls die Phase der Netzverbin­dung falsch angeschlos­sen wurde
 ??  ?? Die Fernbedien­ung besteht inklusive der Taster komplett aus Metall und ist damit mindestens genauso langlebig, wie die Verstärker­kette selbst
Die Fernbedien­ung besteht inklusive der Taster komplett aus Metall und ist damit mindestens genauso langlebig, wie die Verstärker­kette selbst
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Auf der Rückseite des PRE I G3 ist auch der letzte Millimeter mit einer ganzen Armada an Ein- und Ausgängen belegt
Auf der Rückseite des PRE I G3 ist auch der letzte Millimeter mit einer ganzen Armada an Ein- und Ausgängen belegt

Newspapers in German

Newspapers from Germany