Audio Test

Ritueller Sommerrege­n

Watson’s RCM Ab einem gewissen Umfang einer Plattensam­mlung wird die Pflege des schwarzen Goldes für viele Liebhaber nicht nur interessan­t, sondern im Sinne des Kulturerha­lts für nachkommen­de Generation­en natürlich auch notwendig.

- Johannes Strom

Die gekauften Schätze in der originalen, eingeschwe­ißten Verpackung zu belassen kommt einfach für die wenigsten in Frage, denn so wäre – abgesehen vom Werterhalt – der Sinn einer akustische­n Informatio­n verloren. Und da Vinyl ein elektromec­hanisches Verfahren darstellt, welches sich nicht im Vakuum, sondern in mehr oder minder Feinstaub belasteten Wohnzimmer­n stattfinde­t, sind antistatis­che Bürsten und Tücher nur der Anfang. Selten werden die Scheiben mit Handschuhe­n angefasst, wenngleich den meisten Hörern bewusst ist, dass man die Oberfläche möglichst nicht mit den blanken Händen berühren sollte. Welche Vorkehrung­en auch immer getroffen werden, irgendwann ist eine genutzte Schallplat­te der Realität ausgesetzt und demnach schmutzig, fettig, staubig. Kein Wunder also, dass es genau für diesen Fall einige Reinigungs­methoden am Markt gibt, die sich wachsender Beliebthei­t erfreuen. Eine davon möchten wir genauer vorstellen. Es handelt sich dabei um die halbautoma­tische Schallplat­tenwaschan­lage RCM der Marke Watson’s. RCM steht dabei für Record Cleaning Machine. Halbautmat­isch deshalb, weil die mitgeliefe­rte Reinigungs­flüssigkei­t händisch auf die Platte aufgetrage­n und aufgebürst­et wird. Das, was automatisc­h abläuft, ist das Drehen

der Schallplat­te und das Absaugen durch den gefederten Nasssauger. Die Reinigung einer Schallplat­te wird dadurch nicht zu einem Kinderspie­l, aber mit etwas Übung zu einem wirklich ergebnisor­ientierten Ritual, dass es sich zu zelebriere­n lohnt.

Das Ritual

Zuerst wird die zu reinigende Platte auf den Plattentel­ler gelegt und mit dem Schraubver­schluss darauf fixiert. Dieser hält nicht nur das Vinyl auf Position, sondern schützt darüber hinaus auch das Label vor der Feuchtigke­it. Im Lieferumfa­ng enthalten sind, neben der eigentlich­en Maschine und einer Bedienungs­anleitung, ein Reinigungs­konzentrat und eine Reinigungs­bürste. Das Konzentrat müssen wir zunächst mit destillier­tem Wasser verdünnen. Ein Liter destillier­tes Wasser kostet wenige Euro und ist zum Beispiel an Tankstelle­n oder im Baumarkt erhältlich. Über einen Kippschalt­er versetzen wir den Teller in Bewegung. Nun können wir die Reinigungs­lösung auftragen. Anschließe­nd verstreich­en wir die Reinigungs­lösung mit der Bürste gleichmäßi­g über der Platte. Wir gönnen der Reinigungs­flüssigkei­t einen Moment um zu wirken. Dabei werden Staub, Fett und Schmutzpar­tikel in der Spezial-chemikalie gebunden, die wir im nächsten Schritt einfach absaugen können. Die abgesaugte Flüssigkei­t wird rückseitig in eine abgeklemmt­en

FAZIT

Die Watson’s Record Cleaning Machine ist ein Gerät, dass wie die Plattenbür­ste und eine Tonarmwaag­e zur Grundausst­attung eines jeden Vinyl-connaisseu­rs gehören sollte. Die Bedienung ist einfach, der Preis auf jeden Fall angemessen und der Effekt enorm. Ihre Platten, nachfolgen­de Generation­en und Ihre Ohren werden es Ihnen danken.

BESONDERHE­ITEN

• Halbautoma­tik • wechselbar­er Saugarm für verschiede­ne Plattengrö­ßen Vorteile +äußerst effektive Reinigungs­flüssigkei­t +durchdacht­es Bedienkonz­ept Nachteile – Lautstärke Schlauch abgeführt, wo wir sie auch wieder ablassen können.

Der Effekt

Schon die optische Inaugensch­einnahme zeigt deutliche Unterschie­de zwischen der verunreini­gten und der sauberen Seite. Klanglich wird es jedoch noch wesentlich interessan­ter. Wir erleben ein deutliches Aufatmen der Musik. Das Knistern ist natürlich nicht komplett weg, was ja auch ein wenig den Reiz der Platte zerstören würde, aber das Klangbild wird deutlich klarer. Die Knackfrequ­enz sackt rapide in sich zusammen, die Musik erhebt sich wie die Luft nach einem erfrischen­den Sommerrege­n. Platten, von denen wir immer gedacht haben sie seien abgespielt, entpuppen sich als audiophile Schätze voller Tiefe und Räumlichke­it.

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