Evergreen neu aufgelegt
Wer Rega kennt, weiß, dass man mit einem Plattenspieler aus Essex nichts falsch machen kann. Trotzdem lässt es sich der Hersteller nicht nehmen, seine Geräte regelmäßig zu optimieren – so auch den Planar 6.
Schallplattendreher aus Regas Planar-reihe darf man wohl getrost als Evergreens der Vinylkultur bezeichnen. Im Jahr 1973 nahm eine vielversprechende Karriere ihren Anfang, seitdem steht der Planar für die guten Tugenden der Turntable-kunde. Zwischen den unzähligen Ansätzen der Konstruktion eines optimalen Plattenspielers markiert ein Planar die Herangehensweise à la Qualität durch Einfachheit. Während einige Hersteller durch immer komplexere Konstruktionen das optimale Gerät zu erreichen versuchen, besinnt man sich in Essex auf die Kernkompetenzen eines hochwertigen Plattendrehers: Stabilität, Präzision und Fingerspitzengefühl. Einem jeden Vinyl-liebhaber wird das kennzeichnende puristische Auftreten eines Planar-laufwerks bekannt sein, welches sich auch bei den aktuellen Neuauflagen der Planar-serie wiederfindet. Es ist wohl dem anhaltenden Revival der Vinylschallplatte geschuldet, dass Rega in den letzten Jahren alle Modelle der Planar-reihe einem Update unterzog. Seit dem vergangenen Jahr nun ist der neue Planar 6 im Handel und erntete bereits viel
Lob von Seiten der internationalen Fachpresse. Daher ist natürlich nicht verwunderlich, dass sich mit Eintreffen des Planar 6 in unserem Hörlabor ein gehöriges Maß an vorfreudiger Erwartung einstellt.
Rega Planar 6
Der überaus elegant daherkommende Planar 6 spricht ganz klar die auf Zurückhaltung gestimmte Designsprache Regas. Das Gehäuse besteht aus zwei Schichten äußerst verwindungssteifen Hochdrucklaminats (HPL), welche in Sandwich-bauweise eine Lage Tan-
Cast 8 Polyurethan-schaumstoff fassen. Dieses ultraleichte Material wurde ursprünglich für die Luftund Raumfahrt entwickelt und findet beim Planar 6 erstmals im Gehäuse eines Schallplattenspielers Verwendung. Farblich gönnte man dem Planar 6 ein sogenanntes Polarish-finish, zu deutsch mattgrau, wobei die Flanken jedoch in Hochglanz ausgeführt sind. Das Laufwerk steht sehr stabil auf drei Füßen, welche ob ihrer Fertigung aus Gummi eventuelle Vibrationen und leichte Erschütterungen sehr gut zu absorbieren wissen. Den handgefertigten Tonarm RB330 finden wir auch beim „kleinen Bruder“des Planar 6, dem Planar 3. Bei unserem Testmuster hingegen wurde der Tonarm, dessen Anti-skating-einstellungen im Vergleich zum Vorgänger rundum optimiert wurden, mit einem Balance-gewicht aus Stahl versehen. Außerdem gönnte man dem Planar 6 einen neuen aus einem Stück gefertigten Aluminium-subteller dessen Spielpartner, ein massiver Plattenteller aus Acrylglas, die Optik des ebenfalls neuen getönten Staubschutzdeckels inspirierte. Wie auch sein Vorgänger bezieht der neue Planar 6 seine Energie von einem externen Netzteil, einem NEO PSU. Dieser verfügt über einen RP10 DSP und ist mit jedem Rega Plattenspieler kompatibel, der mit einem entsprechenden 24-Volt-motor ausgestattet ist. Diesem hat man bei der neuen Generation übrigens ebenfalls ein Update verpasst. Jeder Low-noise-synchronmotor eines Planar 6 wird noch im Werk auf sein dazugehöriges Netzteil feinjustiert, um eine optimal Performance zu bewerkstelligen. Ausgeliefert wird der Planar 6 von Werk aus ohne Tonabnehmer oder mit Regas Ania Moving Coil. Gegen einen Aufpreis versieht der Hersteller den Planar 6 auch mit dem Tonabnehmer Excalibur Black aus dem Hause Tad-audiovertrieb, welcher übrigens in der AUDIO TEST mit einem „ausgezeichnet“prämiert wurde (siehe Ausgabe 07/17). Daher freut es uns natürlich umso mehr zu sehen, dass auch unser Testmuster mit dem knapp 700 Euro schweren Moving Coil ausgestattet ist.
Aufbau und Einrichtung
Entpackt und aufgebaut ist unser Testmuster denkbar schnell und einfach. Ohne weiteres lässt sich die Staubschutzklappe installieren und das Netzteil verbinden. Auch die Einrichtung ist Planar 6 geht sehr schnell von der Hand. Über das Gegengewicht bringen wir den Tonarm, dessen Anti-skating in drei Stufen über einen kleinen Regler vorgenommen werden kann, in die Waagerechte, bevor
wir über ein Feststellrädchen an der Tonarmbasis die ideale Auflagekraft der Nadel einstellen. Man muss Rega hier ein deutliches Lob aussprechen. Dass weder Tonarm noch Tonabnehmer vom Nutzer selbst montiert werden müssen und der Plattenspieler somit nach der Beseitigung von schützenden Verpackungsmaterialien sofort einsatzbereit ist, stellt sicher, dass auch ein Laie unbesorgt das Setup des Planar 6 vornehmen kann, ohne professionelle Unterstützung konsultieren zu müssen.
Bedienung und Klang
Zu Beginn unseres Praxistests verschwindet die von Rega beigelegte schwarze Filzmatte unter der 180-Gramm Vinylschallplatte „Alternate Universe“der kalifornischen Band HOTT MT aus dem Jahre 2017. Gestartet wird der Planar über das Netzteil. Auch die Rotationsgeschwindigkeit lässt sich hier einstellen. Es dauert nicht lange, um uns von der klanglichen Kompetenz des Planar 6 zu überzeugen. Wunderbar ausgewogen vermag der Plattenspieler die spährisch-psychedelischen Klangflächen des Psych-pop-duetts zu definieren. Alles erklingt stimmig voneinander differenzierbar. In den Bässen legt der Planar 6 kraftvolle Impulse und klare Linien an den Tag, in den Höhen perlt es angenehm, ohne, dass sich hochfrequente Synth-momente unnötig in den Vordergrund drängen. Dabei nutzt der Planar die ganze Breite des Stereopanoramas, wobei ihm hier sicherlich die Qualitäten des Excalibur Black zugute kommen, welchem wir bereits vergangenes Jahr eine exzellente Stereoweite attestierten. Dessen Kanaltrennung von 28 Dezibel steht dem Laufwerk offensichtlich gut zu Gesicht. Auch die räumliche Darstellung innerhalb des Mixes übernimmt der Planar 6 mit eindringlicher Musikalität. Die geräumige Hallfahne auf den Vocals findet wunderbar Platz im verträumt verspielten kunterbunten Arrangements des Albums. Da sich die ganze Scheibe des Paares aus Los Angeles jedoch mit großzügiger Kompression versehen wurde, wollen wir uns noch ein wenig Klassik zu Gemüte führen, um die dynamischen Qualitäten des Planar 6 zu erkunden. Mendelssohn Bartholdys „Violinen-konzert in e-moll“soll es sein. Wolfgang Schneiderhan an der Violine und Ferenc Fricsay auf dem Dirigentenpult des Radio Symphonie-orchesters Berlin sind in dieser wunderbaren Aufnahme als federführend zu erwähnen. Wieder brilliert der Planar 6 durch seine sehr räumliche Wiedergabe und klar emanzipierte Frequenzbänder. Die einzelnen Stimmgruppen des Orchesters sind sehr präzise in ihrer Anordnung vernehmbar und schön ausgewogen dargestellt. Und auch die Bedürfnisse eines Klassik-fans im Hinblick auf die Unterscheidung verschiedener Dynamiken weiß der Planar ohne Probleme zu befriedigen. Die sanften Crescendi sind klar vernehmbar, während auch impulsive und dynamische Wechsel eindrucksvoll ertönen. Das Pianissimo des Solisten ist zart, droht jedoch nie nach unten wegzubrechen. Und Stille bleibt Stille, das übersetzt auch der Planar 6 nahezu perfekt. Wir sind beeindruckt. Der Planar 6 hat die Erwartungen an einen hochwertigen Plattenspieler nicht nur erfüllt, sondern übertroffen.