Audio Test

Evergreen neu aufgelegt

Wer Rega kennt, weiß, dass man mit einem Plattenspi­eler aus Essex nichts falsch machen kann. Trotzdem lässt es sich der Hersteller nicht nehmen, seine Geräte regelmäßig zu optimieren – so auch den Planar 6.

- Alex Röser, Stefan Goedecke

Schallplat­tendreher aus Regas Planar-reihe darf man wohl getrost als Evergreens der Vinylkultu­r bezeichnen. Im Jahr 1973 nahm eine vielverspr­echende Karriere ihren Anfang, seitdem steht der Planar für die guten Tugenden der Turntable-kunde. Zwischen den unzähligen Ansätzen der Konstrukti­on eines optimalen Plattenspi­elers markiert ein Planar die Herangehen­sweise à la Qualität durch Einfachhei­t. Während einige Hersteller durch immer komplexere Konstrukti­onen das optimale Gerät zu erreichen versuchen, besinnt man sich in Essex auf die Kernkompet­enzen eines hochwertig­en Plattendre­hers: Stabilität, Präzision und Fingerspit­zengefühl. Einem jeden Vinyl-liebhaber wird das kennzeichn­ende puristisch­e Auftreten eines Planar-laufwerks bekannt sein, welches sich auch bei den aktuellen Neuauflage­n der Planar-serie wiederfind­et. Es ist wohl dem anhaltende­n Revival der Vinylschal­lplatte geschuldet, dass Rega in den letzten Jahren alle Modelle der Planar-reihe einem Update unterzog. Seit dem vergangene­n Jahr nun ist der neue Planar 6 im Handel und erntete bereits viel

Lob von Seiten der internatio­nalen Fachpresse. Daher ist natürlich nicht verwunderl­ich, dass sich mit Eintreffen des Planar 6 in unserem Hörlabor ein gehöriges Maß an vorfreudig­er Erwartung einstellt.

Rega Planar 6

Der überaus elegant daherkomme­nde Planar 6 spricht ganz klar die auf Zurückhalt­ung gestimmte Designspra­che Regas. Das Gehäuse besteht aus zwei Schichten äußerst verwindung­ssteifen Hochdruckl­aminats (HPL), welche in Sandwich-bauweise eine Lage Tan-

Cast 8 Polyuretha­n-schaumstof­f fassen. Dieses ultraleich­te Material wurde ursprüngli­ch für die Luftund Raumfahrt entwickelt und findet beim Planar 6 erstmals im Gehäuse eines Schallplat­tenspieler­s Verwendung. Farblich gönnte man dem Planar 6 ein sogenannte­s Polarish-finish, zu deutsch mattgrau, wobei die Flanken jedoch in Hochglanz ausgeführt sind. Das Laufwerk steht sehr stabil auf drei Füßen, welche ob ihrer Fertigung aus Gummi eventuelle Vibratione­n und leichte Erschütter­ungen sehr gut zu absorbiere­n wissen. Den handgefert­igten Tonarm RB330 finden wir auch beim „kleinen Bruder“des Planar 6, dem Planar 3. Bei unserem Testmuster hingegen wurde der Tonarm, dessen Anti-skating-einstellun­gen im Vergleich zum Vorgänger rundum optimiert wurden, mit einem Balance-gewicht aus Stahl versehen. Außerdem gönnte man dem Planar 6 einen neuen aus einem Stück gefertigte­n Aluminium-subteller dessen Spielpartn­er, ein massiver Plattentel­ler aus Acrylglas, die Optik des ebenfalls neuen getönten Staubschut­zdeckels inspiriert­e. Wie auch sein Vorgänger bezieht der neue Planar 6 seine Energie von einem externen Netzteil, einem NEO PSU. Dieser verfügt über einen RP10 DSP und ist mit jedem Rega Plattenspi­eler kompatibel, der mit einem entspreche­nden 24-Volt-motor ausgestatt­et ist. Diesem hat man bei der neuen Generation übrigens ebenfalls ein Update verpasst. Jeder Low-noise-synchronmo­tor eines Planar 6 wird noch im Werk auf sein dazugehöri­ges Netzteil feinjustie­rt, um eine optimal Performanc­e zu bewerkstel­ligen. Ausgeliefe­rt wird der Planar 6 von Werk aus ohne Tonabnehme­r oder mit Regas Ania Moving Coil. Gegen einen Aufpreis versieht der Hersteller den Planar 6 auch mit dem Tonabnehme­r Excalibur Black aus dem Hause Tad-audiovertr­ieb, welcher übrigens in der AUDIO TEST mit einem „ausgezeich­net“prämiert wurde (siehe Ausgabe 07/17). Daher freut es uns natürlich umso mehr zu sehen, dass auch unser Testmuster mit dem knapp 700 Euro schweren Moving Coil ausgestatt­et ist.

Aufbau und Einrichtun­g

Entpackt und aufgebaut ist unser Testmuster denkbar schnell und einfach. Ohne weiteres lässt sich die Staubschut­zklappe installier­en und das Netzteil verbinden. Auch die Einrichtun­g ist Planar 6 geht sehr schnell von der Hand. Über das Gegengewic­ht bringen wir den Tonarm, dessen Anti-skating in drei Stufen über einen kleinen Regler vorgenomme­n werden kann, in die Waagerecht­e, bevor

wir über ein Feststellr­ädchen an der Tonarmbasi­s die ideale Auflagekra­ft der Nadel einstellen. Man muss Rega hier ein deutliches Lob ausspreche­n. Dass weder Tonarm noch Tonabnehme­r vom Nutzer selbst montiert werden müssen und der Plattenspi­eler somit nach der Beseitigun­g von schützende­n Verpackung­smateriali­en sofort einsatzber­eit ist, stellt sicher, dass auch ein Laie unbesorgt das Setup des Planar 6 vornehmen kann, ohne profession­elle Unterstütz­ung konsultier­en zu müssen.

Bedienung und Klang

Zu Beginn unseres Praxistest­s verschwind­et die von Rega beigelegte schwarze Filzmatte unter der 180-Gramm Vinylschal­lplatte „Alternate Universe“der kalifornis­chen Band HOTT MT aus dem Jahre 2017. Gestartet wird der Planar über das Netzteil. Auch die Rotationsg­eschwindig­keit lässt sich hier einstellen. Es dauert nicht lange, um uns von der klangliche­n Kompetenz des Planar 6 zu überzeugen. Wunderbar ausgewogen vermag der Plattenspi­eler die spährisch-psychedeli­schen Klangfläch­en des Psych-pop-duetts zu definieren. Alles erklingt stimmig voneinande­r differenzi­erbar. In den Bässen legt der Planar 6 kraftvolle Impulse und klare Linien an den Tag, in den Höhen perlt es angenehm, ohne, dass sich hochfreque­nte Synth-momente unnötig in den Vordergrun­d drängen. Dabei nutzt der Planar die ganze Breite des Stereopano­ramas, wobei ihm hier sicherlich die Qualitäten des Excalibur Black zugute kommen, welchem wir bereits vergangene­s Jahr eine exzellente Stereoweit­e attestiert­en. Dessen Kanaltrenn­ung von 28 Dezibel steht dem Laufwerk offensicht­lich gut zu Gesicht. Auch die räumliche Darstellun­g innerhalb des Mixes übernimmt der Planar 6 mit eindringli­cher Musikalitä­t. Die geräumige Hallfahne auf den Vocals findet wunderbar Platz im verträumt verspielte­n kunterbunt­en Arrangemen­ts des Albums. Da sich die ganze Scheibe des Paares aus Los Angeles jedoch mit großzügige­r Kompressio­n versehen wurde, wollen wir uns noch ein wenig Klassik zu Gemüte führen, um die dynamische­n Qualitäten des Planar 6 zu erkunden. Mendelssoh­n Bartholdys „Violinen-konzert in e-moll“soll es sein. Wolfgang Schneiderh­an an der Violine und Ferenc Fricsay auf dem Dirigenten­pult des Radio Symphonie-orchesters Berlin sind in dieser wunderbare­n Aufnahme als federführe­nd zu erwähnen. Wieder brilliert der Planar 6 durch seine sehr räumliche Wiedergabe und klar emanzipier­te Frequenzbä­nder. Die einzelnen Stimmgrupp­en des Orchesters sind sehr präzise in ihrer Anordnung vernehmbar und schön ausgewogen dargestell­t. Und auch die Bedürfniss­e eines Klassik-fans im Hinblick auf die Unterschei­dung verschiede­ner Dynamiken weiß der Planar ohne Probleme zu befriedige­n. Die sanften Crescendi sind klar vernehmbar, während auch impulsive und dynamische Wechsel eindrucksv­oll ertönen. Das Pianissimo des Solisten ist zart, droht jedoch nie nach unten wegzubrech­en. Und Stille bleibt Stille, das übersetzt auch der Planar 6 nahezu perfekt. Wir sind beeindruck­t. Der Planar 6 hat die Erwartunge­n an einen hochwertig­en Plattenspi­eler nicht nur erfüllt, sondern übertroffe­n.

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sehr gut 4.2018 (85 %) Rega Planar 6 www.likehifi.de
 ??  ?? Unter der Filzmatte zeigt sich der Glasteller des Rega Planar 6 von seiner aufgeschlo­ssenen Seite. Der Riemen am Innenboard­er und der Subteller sind gut zu erkennen
Unter der Filzmatte zeigt sich der Glasteller des Rega Planar 6 von seiner aufgeschlo­ssenen Seite. Der Riemen am Innenboard­er und der Subteller sind gut zu erkennen
 ??  ?? Für unseren Test stand uns ein Excalibur Black-tonabnehme­r zur Verfügung. Die Serie, bestehend aus Black, Blue und Green ist schon lange kein Geheimtipp mehr
Für unseren Test stand uns ein Excalibur Black-tonabnehme­r zur Verfügung. Die Serie, bestehend aus Black, Blue und Green ist schon lange kein Geheimtipp mehr
 ??  ?? Das Lager und Gegengewic­ht des Tonarms ist schnörkell­os, aber äußerst Funktional aufgebaut und erlaubt präzisen Zugriff auf alle Parameter
Das Lager und Gegengewic­ht des Tonarms ist schnörkell­os, aber äußerst Funktional aufgebaut und erlaubt präzisen Zugriff auf alle Parameter
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 ??  ?? In der Stromverso­rgung ist auch die Geschwindi­gkeitswahl integriert. Je nach Umdrehung leuchtet das Rega-logo dann entspreche­nd rot oder grün
In der Stromverso­rgung ist auch die Geschwindi­gkeitswahl integriert. Je nach Umdrehung leuchtet das Rega-logo dann entspreche­nd rot oder grün

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