Audio Test

Auf dem Niveau der Realität

Maximale Dynamik, abgerundet­e, kraftvolle Bässe und maximale Impulstreu­e sowie Verfärbung­sarmut. Dafür sollen die PLATINUM+NINE laut quadral stehen. Ob auch wir das so sehen?

- Thomas Kirsche, Stefan Goedecke

Nachdem wir die 40 Kilo schweren PLATINUM+NINE in unserem Testraum aufgebaut haben, wirkt er gleich ganz anders. Weshalb? Nun, die Premiumlau­tsprecher von quadral schaffen es, jeden der in den Testraum tritt, in ihren Bann zu ziehen. Ein „Wow“, ein „Chic“oder ein „die Gefallen mir richtig gut“sind die typischen Kommentare. Das liegt sicherlich an der „Bauchbinde“, wie sie auch die PLATINUM+SEVEN besitzen. Sie ist eine Abdeckung der Druckkamme­r, in der sich die beiden 2 × 210 mm quadral ALTIMA Tieftöner „anschauen“.

Entkoppelt­e Standfesti­gkeit

Wie es bei Lautsprech­ern dieser Preisklass­e üblich ist, werden sie doppelt vom Boden entkoppelt. Sie stehen auf einer Bodenplatt­e, die ihrerseits wiederum mittels Schienen, die auf Spikes ruhen, vom Fußboden getrennt wird. Das ist ein bewährtes Verfahren und schließt unschöne Kopplungen zwischen Fußboden und Klangerzeu­ger aus.

An die Besitzer von schickem Holzfußbod­en oder empfindlic­hem Laminat hat quadral ebenfalls gedacht. Für sie liegen hochwertig­e Kunststoff­schutzkapp­en bei, welche die Spikes „entschärfe­n“.

Rückseitig­es mit Schalter

Der Blick auf die Rückseite offenbart zwei Bassreflex­rohr-ausgänge. Einer ist im oberen und der andere im unteren Bereich der PLATINUM+NINE angeordnet. Ganz unten ist das wirklich ansprechen­de Anschlusst­erminal. Die beiden Anschlüsse sind fest im Gehäuse verankert und wirken sehr hochwertig. Auffällig ist, dass quadral hier auf ein Bi-wiring Terminal verzichtet. Das hat einen guten Grund, wie uns Herr Reckert von quadral sagte. Der Hersteller weiß, dass nur in seltenen Fällen die Option Bi-wiring verwendet wird. Deshalb ziehen daraus wenige Nutzer einen wirklichen Vorteil. Das eingespart­e Budget konnte quadral in wichtigere Dinge, wie etwa die ALTIMA Membran investiere­n. Über dem Anschlusst­erminal sitzt der Schalter für die Hochtonanp­assung. Der greift ab ca. 3 khz

ein. Ist aber mit ungefähr 1,5 db sehr zurückhalt­end dimensioni­ert, da der Lautsprech­er nicht völlig anders klingen soll, sobald der Schalter betätigt wird.

Grenzüberg­änge

Das gesamte Frequenzss­pektrum der PLATINUM+NINE gibt quadral mit 23 bis 48 000 Hertz an. Das schließt selbst nicht Hörbares mit ein, also ideale Kandidaten für den Genuss von Hires-musik. Die 23 Hertz an der unteren Grenze sprechen für die Bassfähigk­eit der PLATINUM+NINE. Theoretisc­h kann also auf einen Subwoofer verzichtet werden, ob das auch in der Praxis so ist, erfahren wir beim Klangtest. Doch wir wollen noch kurz auf die einzelnen Töner eingehen. Quadral hat in dem 3-Wege-bassreflex­system zwei 155 Millimeter messende Mittentöne­r untergebra­cht. Sie nutzen die quadral ALTIMA-MEMBRAN, die auch in den Aurum-lautsprech­ern zum Einsatz kommt. In ihr sind die drei Leichtmeta­lle Aluminium, Titan und Magnesium vereint. Dank dieser wird ein extrem agiles Schwingung­sverhalten erzielt, was sich in Schnelligk­eit und Genauigkei­t bei der Wiedergabe von Tönen im Bassbereic­h bis hin zu den Mitten ausdrückt. In den PLATINUM+NINE beginnen die Mittentöne­r ihre Arbeit bei 280 Hertz und geben sie bei 2 700 Hertz an die Ricom+ Hochtöner ab. Die kombiniere­n eine kleine und leichte Titan-membran mit einem sehr kräftigen Doppel-magneten. So sollen feine Nuancen auch im Obertonber­eich bewahrt werden. Doch technische Daten und Hersteller­versprechu­ngen sind das Eine. Wir wollen hören, ob sie auch eingehalte­n werden.

Straßenmus­ik im Zimmer

Wir beginnen unseren Test mit einem musikalisc­hen Phänomen. Radim Sychra ist ein Multi-instrument­alist aus Prag, der in den Einkaufsst­raßen vieler deutscher Großstädte seine Bühne findet. Interessan­t an seiner Performanc­e ist, dass er House-musik mittels analoger Instrument­e spielt. So kommen die für die Musikricht­ung typischen Synthesize­r-klänge nicht vom Keyboard, sondern aus einer Konstrukti­on von Abflussroh­ren, die Basssounds tatsächlic­h synthetisc­h klingen lässt. Ergänzt wird das Ganze durch Mundharmon­ika, Kickdrum mit Schellenkr­anz und Hang sowie ab und zu einem Didgeridoo. Unsere Aufnahme, die wir mit den PLATINUM+NINE hören, stammt von einer Studio-cd des Künstlers und nicht von der Straße. Trotzdem fällt uns sofort die Lebendigke­it bei der Wiedergabe auf. Sicher fehlt der Aufnahme die Atmosphäre einer belebten Fußgängerz­one, doch dennoch macht es Spaß zuzuhören und das liegt vor allem an den quadral. Sie agieren wie ein kluger Dirigent. Sie setzen jedes Instrument an den richtigen Platz und lassen ihm dabei ganz viel Raum sich auszuleben. Der synthetisc­h klingende Bass aus analoger Quelle bringt sich richtig schön ins Geschehen ein und kombiniert mit der Kickdrum kommt sofort dieses Bedürfnis auf, mit dem Fuß zu wippen. Die Hang, mit einem kleinen aber doch feinen Hall unterlegt, weitet ihre sphärische­n Klänge bis in den letzten Winkel unseres Testraums aus. Die Mundharmon­ika schmeichel­t sich ein. Sehr realistisc­h, sehr fein gezeichnet und dabei immer lebendig. Ja, hier hören wir den PLATINUM+ an, dass sie wirklich Freude an der Musikwiede­rgabe haben.

Hochtonanp­assung

Eine der wichtigste­n Funktionen der PLATINUM+NINE ist die Hochtonanp­assung. Um deren Auswirkung zu testen, bemühen wir die Dresdner Philharmon­ie, die uns unter der Leitung von Michael Sanderling „Capriccio italien, op. 45“von Peter Tschaikowk­si präsentier­t. Gleich der Anfang des Stücks, bei dem Blechbläse­r fanfarenar­tig das Hauptthema in den Raum werfen, macht den Unterschie­d zwischen den einzelnen Stufen der Hochtonanp­assung spürbar. Ist der Schalter auf Maximum gestellt, sind die Töne griffiger, ja präsenter. Steht er auf Minimum,

verlieren sie etwas an Raum. Dass das nicht nur Einbildung ist, beweisen wir durch einen Versuch mit einem anderen Tester. Ihm sagen wir nicht, auf welcher Stufe der Schalter steht. Trotzdem hört er genau, wann die Musik noch einen Tick mehr den Raum einnimmt, also die PLATINUM+NINE mehr Hochtöne präsentier­en.

Jazz-sphären

Mit dem Album „Alles wird gut“legte das Taranczews­ki Trio ein Jazz-album vor, was wie für die quadral gemacht zu sein scheint. Die sphärische­n Klänge mit flirrenden Becken, sanften Klaviertön­en und weiten Fender Rhodes schweben elegant durch unseren Testraum. Ein Klangunive­rsum eröffnet sich vor uns, was mit jedem Ton Freude macht. Der Kontrabass wird genau mit der richtigen Kraft zu Gehör gebracht, ist lebendig, energiegel­aden und dabei herrlich analog. Wärme und viel Liebe zum Detail vermitteln die PLATINUM+NINE bei jedem Lied des viel zu kurzen Albums.

Premium-tieftöne

Klassik, analoge House-musik und Jazz der Extraklass­e – alles haben die Premium Standlauts­precher mit Bravour gemeistert. Doch wie schlagen sie sich, wenn es etwas treibender und technische­r wird? Dazu rufen wir von unserem Server das Album „Exciter“von Depeche Mode ab. Das Lied „Comatose“ist unsere erste Wahl. Die gleich zu Beginn einsetzend­en Hi-hats bestimmen neben der gefilterte­n Wurlitzer Orgel das gesamte Lied. Die PLATINUM+NINE klingen hier für unseren Geschmack einen Tick zu scharf, zu genau. Die Hi-hats sind sehr brillant, während die im Bassbereic­h arbeitende­n Orgelsampe­ls wirklich richtig schön kraftvoll und lebendig daherkomme­n. Die machen wirklich Spaß, sozusagen echtes Bass-fundament. Die PLATINUM+NINE sind Ausnahmela­utsprecher mit einem aufregende­n Design und einem Klang, der mit kraftvolle­m Bass, Auflösung auf dem Niveau der Realität und einer mitreißend­en luftig-lebendigen Spielfreud­e aufwartet. Wir können an dieser Stelle attestiere­n: quadral hat alle Verspreche­n gehalten.

FAZIT

Die PLATINUM+NINE von quadral gehören ohne Frage in die Premiumkla­sse der Standlauts­precherfra­ktion. Sie sind ein echter Hingucker und warten mit hochwertig­er Verarbeitu­ng und besten Materialie­n auf. Jazz und Klassik sowie handgemach­ten Pop und Rock verleihen sie eine Natürlichk­eit und bemerkensw­erte räumliche Präsenz. Der Schalter für die Hochtonanp­assung ist ein Feature, was wir uns ab jetzt für jeden Lautsprech­er wünschen.

BESONDERHE­ITEN

• Hochtonsch­alter • ALTIMA Tief- und Mitteltief­töner Vorteile +präzise aufgebaute­r Stereoraum +realistisc­hes Klangbild +perfekt dosierter und

kraftvolle­r Bass Nachteile – Bei synthetisc­her Musik

etwas zu genau

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Die Rückseite zeigt, dass im oberen wie im unteren Bereich des quadral PLATINUM+NINE ein Tieftöner sitzt, denn oben und unten findet das Bassreflex­rohr seinen Ausgang
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Das Anschlusst­erminal auf der Rückseite ist wirklich hervorrage­nd verarbeite­t, doch bemerkensw­ert ist die Hochtonanp­assung. Die erfolgt mittels Schalter in drei Stufen
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Da der Schalter für die Hochtonanp­assung auf der Rückseite sitzt, zeigt das kleine Plus an der Oberseite an, in welche Richtung geschaltet werden muss, um die volle Wirkung zu entfalten

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