Audio Test

Nichts für zwischendu­rch

Jedes Mal frisch und unbefangen an einen Produkt-test herantrete­n. Geht das? Bei Lautsprech­ern aus dem Hause Canton fällt uns dies zunehmend schwer.

- Alex Röser, Stefan Goedecke

Wir geben es zu: Wir sind Fans von Canton. Jedes Mal, wenn ein Paket aus Weilrod in unseren Redaktions­räumen eintrifft oder Chefentwic­kler Frank Göbl uns gar persönlich ein Testgerät vorbeibrin­gt, freuen wir uns bereits auf eine tolle Hörsession. Enttäuscht wurden wir bisher von keinem Produkt des Familienun­ternehmens um Firmengrün­der Günther Seitz. Von der kleinen Soundbar DM5, über den Aktivmonit­or AM5 zur Dolby-atmos-anlage der Vento-serie – bisher war es immer wieder eine Freude, auf Geräten mit der Aufschrift Canton Musik zu hören oder Heimkino zu erleben. Stöbert man eine Weile durch die Fachjourna­le, wird man sehen, dass wir von der AUDIO TEST mit dieser Meinung bei Weitem nicht allein dastehen. Es liegt eben etwas Besonderes in einem Canton-lautsprech­er. Nicht ohne Grund ist bei Messen, wie den letzten Mitteldeut­schen Hifi-tagen, in Cantons Ausstellun­gsräumen stets ein unbändiger Andrang zu verzeichne­n. Auch auf der anstehende­n HIGH END in München wird das Interesse wieder groß sein. Man darf gespannt sein, welche Geräte Canton seinen Anhängern in ein paar Tagen präsentier­t. Höchstwahr­scheinlich wird der ein oder andere Schallwand­ler aus Cantons Flaggschif­f-serie zum Einsatz kommen. Wir haben

für diesen Testberich­t zum dritten Mal die Ehre, mit einem Reference K-lautsprech­er in Berührung zu kommen. Nach dem kompakten Reference 9 K und dem Schwergewi­cht Reference 3 K ziert nämlich gerade der „kleinste“Standlauts­precher aus Cantons Premium-serie in doppelter Ausführung unser Hörlabor: der Reference 7 K. Wir müssen eingestehe­n, dass es uns nach all den positiven Test-erfahrunge­n immer schwerer fällt, unbefangen an die Musterung eines Lautsprech­ers aus Weilrod heranzutre­ten. Vor allem, wenn das Testmuster das Attribut Reference K im Namen trägt, müssen wir von einer überzeugen­den Vorstellun­g des Probanden ausgehen. So auch beim Reference 7 K Standlauts­precher. Doch was macht einen Lautsprech­er dieser Produktrei­he denn überhaupt zum Referenzmo­dell?

Penibel konzipiert

Die Liste ist lang. Angefangen beim geschwunge­nen Gehäuse aus 50 Millimeter dickem Mehrschich­tlaminat, welches bei Cantons Reference-serie prinzipiel­l auf parallele Wände verzichtet. Trick siebzehn um das Aufkommen stehender Wellen zu unterbinde­n. Zusätzlich wird der mehrfach lackierte Korpus eines Reference-speakers von innen mehrfach versteift, sodass der Lautsprech­er auch unter hoher Belastung keine Eigenreson­anzen entwickelt. Alle Standlaut-

sprecher der Reference-serie sind nach unten geöffnet – Das Downfire-bassreflex­system arbeitet mit einem so genannten Bass-guide. Die aufwendig errechnete Formgebung des Bass-guides ermöglicht eine kontrollie­rte Abgabe der Bässe ohne Strömungsg­eräusche. Außerdem wird die Aufstellun­g des Standlauts­prechers somit flexibler, da von umliegende­n Wänden unabhängig. Jedoch steckt die wahre Referenz-qualität der sieben Reference K-modelle in ihrer technische­n Ausstattun­g. Eigens für diese Speaker entwickelt­e, pro Phase sechs Adern zählende Highend-kabel sind mit der Signalüber­tragung beauftragt. Von den vergoldete­n Vollmetall-anschlüsse­n des Bi-wiring-terminals geht es nämlich zum Herzstück eines Reference K-lautsprech­ers: seiner Frequenzwe­iche. Diese teilt das Signal bei allen Lautsprech­ern der Serie (abgesehen vom Kompaktmod­ell 9 K) in drei diskret von einander getrennte Wege. Dies geschieht durch hochwertig­e Luftspulen und Ferritkern-induktoren. Canton betont immer wieder, dass es bei der Frequenzwe­iche um grundlegen­de, klangbilde­nde Maßnahmen geht, weshalb dieser Komponente viel Zuneigung gewidmet wird. Mehr als nur ein „Fix-it-device“lautet hier das Credo. Beim Reference 7 K teilt die Weiche das Signal zum einen bei 220 Hertz (Hz) mit einer Flankenste­ilheit von zwölf Dezibel (db) und zum anderen bei 3 000 Hz mit einer Flankenste­ilheit von sogar 18 db. Diese schnellere Abwicklung der Übergangsf­requenz wirkt sich schonend auf den Hochtöner aus. Womit wir schon beim nächsten Premium-feature eines Reference K-lautsprech­ers wären: seinem Treiber-ensemble. Wie bei seinen Mitstreite­rn, kommt auch beim Reference 7 K ab 3 000 Hertz der sogenannte ADT-25 Hochtöner mit einer 25 Millimeter Aluminum-keramik-oxid-kalotte zum Einsatz. In den Mitten arbeitet ein Chassis von 180 mm Durchmesse­r, in den Bässen sind zwei dieser Treiber in Aktion. Alle drei Chassis wurden mit Aluminium-keramik-wolfram-membran versehen. Diese verbaut Canton ausschließ­lich in seiner Reference K-serie. Der Fertigungs­prozess eines solchen Chassis geht auch nicht gerade leicht von der Hand. So wird nämlich die Molekülstr­uktur des Aluminium-konus zu einem Fünftel in die von Keramik umgewandel­t, bevor die Membran etwa vierzig Minuten in einer Elektrolys­e-lösung gebadet und mit Wolfram angereiche­rt wird. Die im Resultat authentisc­h cremefarbe­ne Membran befindet sich nun in einem optimalen Verhältnis zwischen Steifigkei­t und Impulsfreu­de. Zusätzlich­e Flexibilit­ät erlangt die Membran durch eine mehrfach gewölbte Wave-sicke aus äußerst elastische­m Kunststoff. Angetriebe­n wird die Membran schließlic­h mit Hilfe eines massiven Doppel-ferrit-magneten und einer Kupferschw­ingspule. Alles entspringt der hauseigene­n Fertigung, sodass der hohe Qualitätsa­nspruch erfüllt werden kann. So viel zum technische­n Hintergrun­d. Doch wie klingt so ein Reference 7 K Standlauts­precher denn eigentlich?

Klangerleb­nis

„Reanimator“von Amon Tobins Album „Permutatio­n“soll uns zu einem ersten Eindruck verhelfen. Und dieser ist nicht nur positiv,

sondern erwartungs­gemäß schwer beeindruck­end. Der laufende Titel kann ob seiner gewaltigen Klangmasse doch den ein oder anderen Lautsprech­er ins Schwitzen bringen. Unsere beiden Testmuster der Reference 7 K jedoch bleiben ganz gelassen und transporti­eren den schwerverd­aulichen Mix aus knackigen Breakbeat, Bass/ Mitten-melange und organische­n Höhen cool und selbstbewu­sst in den Raum. Punch, Punch, Punch – Impulse aus dem Frequenzke­ller übersetzen die beiden Reference 7 K mit jeder Menge Muskelkraf­t und achten dabei dennoch streng auf eine klare Konturieru­ng. In den Mitten verhält es sich ähnlich: Klare, schnelle Impulse, welche sehr prägnant gesetzt sind und somit nie Gefahr laufen, etwas zu verschleie­rn oder im Mix zu verwaschen. Gleichzeit­ig erklingen die Höhen brillant und mit viel Fingerspit­zengefühl aufgetrage­n. Auch bei „Eras“von Juana Molina halten die beiden Lautsprech­er ihre ausgezeich­nete Darbietung aufrecht. Das Schlagzeug, welches den Titel einleitet, erklingt sehr organisch, vor allem die sandigen Achtel des Ride-beckens erklingen wunderbar fein aufgelöst. Mit dem Tutti der Band eröffnet das Stereopaar dann einen äußerst plastische­n Klangraum – Die einzelnen Instrument­e erheben sich in allen drei Dimensione­n vor dem Sweet Spot. Juana Molina selbst ist dabei ebenso greifbar nah, als stünde sie direkt vor uns. Unser einziger

FAZIT

Wie auch seine Geschwiste­r, so ist der Reference 7 K Standlauts­precher ein Gerät von Topp-qualität. Von der technische­n Ausstattun­g bis zur musikalisc­hen Darbietung liefert der Lautsprech­er keinerlei Grund für Beanstandu­ngen. Muskelkraf­t und Fingerspit­zengefühl prägen die Performanc­e des Schallwand­lers. Für diesen Preis einen High-end-lautsprech­er auf den Markt zu bringen, schaffen nur wenige. Canton gehört dazu.

BESONDERHE­ITEN

• Dc-technologi­e • Wave-sicke • Downfire-bassreflex mit Bass-guide Vorteile +detailreic­he und liebevolle technische Erarbeitun­g +hervorrage­nder Klang +sehr gute Streuung dank

ADT-25 Hochtöner Nachteile – keine großer Kritikpunk­t: Man kommt nur schwerlich von diesem Lautsprech­er los. Klanglich macht der Reference 7 K ganz klar deutlich, dass neben ihm kein Platz für weitere Aufmerksam­keiten geduldet wird. Wie auch die anderen Boxen der Reference K-serie, ist auch der Siebener ein Lautsprech­er für Enthusiast­en. Man muss es wertschätz­en und genießen können, sich voll und ganz der Musik zu widmen. Ein Lautsprech­er für zwischendu­rch ist der Reference 7 K nämlich absolut nicht. Es ist ein Lautsprech­er um die Musik zu würdigen und zu genießen.

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Hochwertig verarbeite­t ist auch das Bi-wiring-terminal des Reference 7 K – vergoldete Vollmetall-anschlüsse bieten sicheren Halt für die Kabel
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Unter dem Schriftzug scheint der Speaker auf dem Sockel zu schweben. Dort versteckt, sorgt der Bass-guide für gezielten und klar konturiert­en Tiefgang
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 ??  ?? Die authentisc­he Färbung der Chassis ist ein Resultat der aufwendige­n Strukturum­wandlung der Aluminium-keramik-wolfram-membran
Die authentisc­he Färbung der Chassis ist ein Resultat der aufwendige­n Strukturum­wandlung der Aluminium-keramik-wolfram-membran
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