Form trifft Klang
Cabasse Grand Baltic 4 und Santorin 30-500 Lautsprecher von Cabasse stehen seit jeher für aufregenden Klang. Doch was die Franzosen mit den Grand Baltic 4 abliefern, vereint Formsprache und Klang in derart aufregender Art und Weise, dass wir diesen Test
Cabasse sieht sich selbst als einen der führenden Hersteller im High End-segment, die vollendeten Klang mit edlem Äußeren verbinden. Und wenn wir die Cabasse Grand Baltic 4 und den dazu passenden Subwoofer Santorin 30-500 in unserem Testraum stehen sehen, dann können wir nur sagen: Optisch macht den Franzosen kaum einer etwas vor. Die weißen Satelliten-lautsprecher erinnern uns an Science-fiction-filme gepaart mit dem Charme der 1960er. Retro trifft hier die Zukunft und das in einer perfekt aufeinander abgestimmten Kombination. Ja, wer sich die Grand Baltic 4 ins heimische Wohnzimmer stellt, dem sind neugierige Blicke von Besuchern garantiert. Damit die Designlautsprecher sich in jedem Ambiente integrieren lassen, bietet sie Cabasse neben Perl- und Hochglanzweiß oder Perl- und Hochglanzschwarz in praktisch allen Farben an. Es lassen sich sogar die Satelliten und die Ständer mit unterschiedlichen Farben kombinieren. Der Subwoofer ist designtechnisch eher zurückhaltend. Die abgerundeten Ecken und Kanten des 38 × 43 × 47 Zentimeter großen Kubus machen Aug und Hand Freude. Auffällig ist aber sein „Ständer“. Er steht nämlich auf einer Bodenplatte, mit der er federnd verbunden ist. So können Vibrationen effektiv abgefangen werden. Die Bodenplatte ist außerdem mittels Spikes vom Fußboden entkoppelt. Und da wir schon beim Subwoofer sind, wollen wir ihm zuerst unser Augenmerk schenken.
Einmessen
Wir beginnen damit, den Subwoofer einzumessen. Wie es sich für einen High End-anbieter gehört, legt dafür Cabasse ein Messmikrofon bei. Das stecken wir hinten in den Mikrofon-anschluss des Santorin 30-500, stellen an der Front das Messprogramm ein und schon kann es losgehen. Wer kein Stativ zur Verfügung hat, der kann das Mikro einfach in der Hand halten. Allerdings braucht er dann jemanden, der die drei Messprozesse am Santorin auslöst. In der Anleitung des Subwoofers steht sehr genau, wie das Mikro zu positionieren ist. Wir haben aber einen anderen Tipp. Man denke sich eine gerade Linie zwischen dem Subwoofer, der normalen Hörposition und einem Menschen, der etwa 30 bis
50 Zentimeter hinter der Hörposition steht. Auf dieser Linie wird das Mikro auf Kniehöhe, also ziemlich nah beim Subwoofer, Ohrhöhe bei der Hörposition und auf Ohrhöhe bei der stehenden Position gehalten. Das bringt sehr gut Ergebnisse in der automatischen Einmessung. Die kann übrigens per parametrischen Equalizer manuell nachjustiert werden. Außerdem sind bis zu drei Subwoofer-presets speicherbar. Sehr praktisch für den Wechsel zwischen wummernden Kinosound am Nachmittag und sanften Pianoklängen am Abend. Alle Einstellungen werden direkt an der Front des Subwoofers vorgenommen. Auf dem kleinen Lcd-display ist zu sehen, in welchem Menüpunkt wir uns gerade befinden. Die Menüführung und Bedienung erschließt sich ziemlich schnell. Außerdem gibt es noch eine kleine Fernbedienung. Mit der schalten wir den Subwoofer ein und aus, wechseln die Presets oder dimmen die Displaybeleuchtung.
Auf eigene Art
Wer nun glaubt, wir schließen den Subwoofer am dafür vorgesehenen Ausgang unseres Rotel-verstärkers an, der irrt. Cabasse empfiehlt ein anderes Vorgehen. Die Lautsprecherkabel gehen vom Amp direkt in die High Level In-anschlüsse auf der Rückseite des Subwoofers. Dann führt das nächste paar Kabel aus dem High Level Out-ausgang zu den Lautsprechern. Der Santorin 30-500 greift vom Verstärkersignal nur die Frequenzen ab, für die er zuständig ist. Den Rest lässt er ohne Signalbeeinflussung durch. Dass das wirklich stimmt, zeigt ein einfacher Test. Subwoofer ausgeschaltet und die Lautsprecher machen genauso weiter wie bisher. Die Übergangsfrequenz können wir am Subwoofer in 1-Hz-schritten zwischen 30 und 200 Hz einstellen. Aber auch das klassische Anschließen des Subwoofers, etwa für Heimkinosysteme, ist möglich.
Mit Waben-membran
Der Santorin 30-500 hat in seinem Gehäuse die Technik der Bass-abteilung des „La Sphère“untergebracht. Wer den nicht kennt, dieser Lautsprecher kommt auf einen Stückpreis von 135 000 Euro. Das lässt unsere Erwartungen an den Subwoofer nochmals in die Höhe steigen. So setzt das Tieftonchassis auf eine Wabenmembran. Diese Hohlwaben-struktur erlaubt eine große Auslenkung, ohne zu deformieren oder zu verzerren. Der interne Digitalverstärker bringt es auf eine Leistung von 500 Watt RMS, wobei die Impuls-verstärkerleistung doppelt so hoch ist. Der Cabasse Subwoofer realisiert mit seinem 30 Zentimeter großen Tieftöner einen Frequenzbereich von 22 bis 200 Hz und einen maximalen Impuls-schalldruck von 111 db RMS.
Der Untermalende
Den Klang eines Subwoofers allein zu bewerten, ist schwer. Es kommt immer darauf an, wie er mit den Satelliten zusammenspielt. Er kann den Sound mit einer Omnipräsenz dominieren oder sich wie ein schüchterner Welpe in einer Ecke verkriechen. Ist der Santorin 30-500 eingemessen, wird er nichts von dem tun. Er gibt dem schon genialen Sound der Grand Baltic 4 lediglich den richtigen Anstrich. Er untermalt ihren Klang, gibt ihm mehr Fülle und ein Quäntchen mehr Basskraft. Nie drängt er sich in den Vordergrund. Wären die Grand Baltic ein Orchester, dann wäre der Santorin 30-500 der Konzertsaal. Sicher funktioniert ein Konzert auch im Freien, doch erst der Saal bringt es im vollen Glanz zum Klingen. Auffällig ist dabei, mit welcher Präzision und leichten Eleganz er dem Bassfundament Leben einhaucht. Bei einigen Jazzstücken, die wir hören, riechen wir direkt das Holz über dem die Saiten des Basses gespannt sind. Hier merken wir, was es bedeutet, einen High End Subwoofer zur Verfügung zu haben: Perfekt ausbalanciertes und nuancenreiches Fundament, was dem Gesamterlebnis Musik zu einem vollendeten Volumen verhilft.
3-Wege Koaxialtechnik
Die Grand Baltic 4 haben wir bisher als Satelliten bezeichnet. Das ist im Zusammenhang mit diesem Test sicher richtig, wird ihnen aber überhaupt nicht gerecht. Wir haben es hier nämlich mit einem Stück High End-technik zu tun, was nicht vergleichbar ist, mit dem was man im Allgemeinen unter Satellitenlautsprecher versteht. Das zeigt sich allein schon im verwendeten Tri-koaxialchassis. Für diese Neuentwicklung setzen die Franzosen auf ein Membranmaterial aus Aramidfaser. Das wird im Tiefmitteltöner sowie im Mitteltöner verwendet. Aus beiden Tönern ergibt sich eine
konzentrische Membran, die so konstruiert ist, dass sich eine fast unterbrechungsfreie pulsierende Fläche ergibt. Das sorgt für eine extreme Homogenität und Reinheit in der Abstrahlung und das auf der gesamten Bandbreite. Laufzeitunterschiede gibt es damit praktisch nicht. Weiterhin ist die Membransteifigkeit durch den Einsatz von seltenen Erden erhöht worden, womit sich auch der Wirkungsgrad und die Belastbarkeit deutlich verbessert haben. In Zahlen ausgedrückt: Die Grand Baltic 4 erreichen eine Nennbelastbarkeit von 220 Watt und 1210 Watt Spitzenbelastbarkeit. Ihr Wirkungsgrad liegt bei 1 W/1 m an 90 db und der Übertragungsbereich verläuft von 80 bis 25 000 Hz. Werte, die zeigen: Die Grand Baltic können auch ohne Subwoofer bemerkenswert tief und das bei einem Gehäusedurchmesser von gerade einmal 27 Zentimetern – Chapeau!
Bach und Jazz
Eines der ersten Musikstücke, was wir mit den Grand Baltic 4 hören, ist von Jacques Loussiers Album „Play Bach No. 1“. Gleich beim ersten Stück „Prelude No. 1 in C major“fällt uns die ausnehmend real wirkende Tiefenstaffelung auf. Unser Testraum wird zu dem Studio, in dem die fast 60 Jahre alte Aufnahme des französischen Pianisten neu eingespielt wird. Die Cabasse geben das fein ausbalancierte Album in all seinen Nuancen und mit soviel Charme wieder, dass plötzlich das Album zu Ende ist – Wie? Haben wir schon alles gehört? Das wohl beste Zeichen für vollkommenen Hörgenuss, wenn man nicht merkt, wie die Zeit vergeht.
Béla Bartók
Als Nächstes kommt die Klassik zu ihrem Recht. Wir suchen uns dafür das „Violinkonzert No. 2“von Béla Bartók heraus. Es ist
FAZIT
Die Cabasse Grand Baltic 4 bestechen durch ein ausnehmend ansprechendes Äußeres und Lautsprecher technik auf dem höchstmöglichen Niveau. Die echte Voll bereichs punkt schall quelle erlaubt Musikgenuss auf einem Level, was als Referenz für High End gelten kann: ehrlich und präzise und dabei immer bemüht, die Schönheit jeder Musik lebendig werden zu lassen.
BESONDERHEITEN
• Tri-koaxialchassis • aufregendes Design in unterschiedlichsten Farbkombinationen Vorteile +ultra präzise räumliche Abbildung +ehrliche und dabei anmutige Musikwiedergabe Nachteile – keine einfach herrlich, wie wir hier das Stühleknarzen hören, die Musiker atmen an, die Harfe spielt die ersten Töne und dann setzt die erste Geige ein. Die wird von dem sich dahinter aufbauenden Orchester mal konterkariert, dann wieder untermalt – ein herrliches Wechselspiel, was sich immer mehr steigert. Gänsehaut läuft uns von der Schulter über die Arme. Das wir das Konzert hier „nur“aus Lautsprechern vernehmen, haben wir schnell vergessen. Wir sind im Konzertsaal und geben uns den Klängen des ungarischen Komponisten hin.
Von der brillanten Auflösung, der präzisen Ortbarkeit jeder Schallquelle und dem lebendigen Hall, den die Cabasse zaubern, wollen wir gar nicht reden. Bei Lautsprechern dieser Preisklasse sollte das selbstverständlich sein. Aber trotzdem sind sie etwas Besonderes und das hören wir bei jedem Violinenstrich des Konzertes.
Mit und ohne
Wir sind zwar schon beim Subwoofer-abschnitt auf die Unterschiede des Klanges einmal mit und einmal ohne Santorin 30-500 eingegangen, wollen aber an dieser Stelle tiefer ins Detail gehen. Deshalb wechseln wir von Klassik zu einem Veteranen der Dance-music: „Flat Beat“von Mr. Oizo. Richtig, das ist das Lied mit der gelben Puppe und dem wummernd, treibenden Bass, der hier sogar die Melodieführung übernimmt. Hier sind wir erstaunt, wie selbst ohne Subwoofer-unterstützung die Grand Baltic 4 den Technoklassiker auf die Klangbühne stellen. Richtig schön knackig kommen die tiefen Synthesizer-töne aus den runden Satelliten und sorgen für wippende Köpfe bei uns Testern. Dann schalten wir den Subwoofer dazu und erleben dieses einmalig schöne Gefühl, wenn etwas Perfektes noch verbessert wird. Wie ein Butler, der seiner Herrschaft in den Mantel hilft, ohne dass die das richtig registriert, so verrichtet der Santorin seine Arbeit. Eine stützende Hand. Auch beim Titel „Sick Dog Try To Speak“werden wir von der herrlichen Bassarbeit der Grand Baltic zusammen mit dem Subwoofer mitgerissen.
Perfektes Ensemble FAZIT
Der Subwoofer Santorin 30-500 von Cabasse setzt die Technik ein, die auch in der Bass-abteilung der 135 000 Euro teuren „La Sphère“zum Einsatz kommt. Sie geben einen weichen, kraftvollen Bass wieder, der immer genau an den richtigen Stellen eingreift, um der Musik ihr Fundament zu geben. Einmessung und Bedienung sind selbst für Nichtprofis kein Problem. Dank der drei abspeicherbaren Presets kommt immer genau der richtige Bassbereich zum Einsatz.
BESONDERHEITEN
• Viele Einstellmöglichkeiten • einfaches Einmessen • Fernbedienung und abspeicherbare Presets Vorteile +lebendiger, echter Bass +perfekt entkoppelt Nachteile – keine Wir testen alle unsere Geräte mit viel Freude und Hingabe, doch manchmal macht ein Test einfacher mehr Freude. Bei den Cabasse Grand Baltic 4 im Zusammenspiel mit dem Subwoofer Santorin 30-500 gab es davon jede Menge. Die High End-lautsprecher arbeiten extrem genau und sind dabei leichtfüßig wie eine französische Fee. Sie finden bei jedem Musikstil das richtige Maß an Ehrlichkeit und Anmut.