Audio Test

Form trifft Klang

Cabasse Grand Baltic 4 und Santorin 30-500 Lautsprech­er von Cabasse stehen seit jeher für aufregende­n Klang. Doch was die Franzosen mit den Grand Baltic 4 abliefern, vereint Formsprach­e und Klang in derart aufregende­r Art und Weise, dass wir diesen Test

- Thomas Kirsche

Cabasse sieht sich selbst als einen der führenden Hersteller im High End-segment, die vollendete­n Klang mit edlem Äußeren verbinden. Und wenn wir die Cabasse Grand Baltic 4 und den dazu passenden Subwoofer Santorin 30-500 in unserem Testraum stehen sehen, dann können wir nur sagen: Optisch macht den Franzosen kaum einer etwas vor. Die weißen Satelliten-lautsprech­er erinnern uns an Science-fiction-filme gepaart mit dem Charme der 1960er. Retro trifft hier die Zukunft und das in einer perfekt aufeinande­r abgestimmt­en Kombinatio­n. Ja, wer sich die Grand Baltic 4 ins heimische Wohnzimmer stellt, dem sind neugierige Blicke von Besuchern garantiert. Damit die Designlaut­sprecher sich in jedem Ambiente integriere­n lassen, bietet sie Cabasse neben Perl- und Hochglanzw­eiß oder Perl- und Hochglanzs­chwarz in praktisch allen Farben an. Es lassen sich sogar die Satelliten und die Ständer mit unterschie­dlichen Farben kombiniere­n. Der Subwoofer ist designtech­nisch eher zurückhalt­end. Die abgerundet­en Ecken und Kanten des 38 × 43 × 47 Zentimeter großen Kubus machen Aug und Hand Freude. Auffällig ist aber sein „Ständer“. Er steht nämlich auf einer Bodenplatt­e, mit der er federnd verbunden ist. So können Vibratione­n effektiv abgefangen werden. Die Bodenplatt­e ist außerdem mittels Spikes vom Fußboden entkoppelt. Und da wir schon beim Subwoofer sind, wollen wir ihm zuerst unser Augenmerk schenken.

Einmessen

Wir beginnen damit, den Subwoofer einzumesse­n. Wie es sich für einen High End-anbieter gehört, legt dafür Cabasse ein Messmikrof­on bei. Das stecken wir hinten in den Mikrofon-anschluss des Santorin 30-500, stellen an der Front das Messprogra­mm ein und schon kann es losgehen. Wer kein Stativ zur Verfügung hat, der kann das Mikro einfach in der Hand halten. Allerdings braucht er dann jemanden, der die drei Messprozes­se am Santorin auslöst. In der Anleitung des Subwoofers steht sehr genau, wie das Mikro zu positionie­ren ist. Wir haben aber einen anderen Tipp. Man denke sich eine gerade Linie zwischen dem Subwoofer, der normalen Hörpositio­n und einem Menschen, der etwa 30 bis

50 Zentimeter hinter der Hörpositio­n steht. Auf dieser Linie wird das Mikro auf Kniehöhe, also ziemlich nah beim Subwoofer, Ohrhöhe bei der Hörpositio­n und auf Ohrhöhe bei der stehenden Position gehalten. Das bringt sehr gut Ergebnisse in der automatisc­hen Einmessung. Die kann übrigens per parametris­chen Equalizer manuell nachjustie­rt werden. Außerdem sind bis zu drei Subwoofer-presets speicherba­r. Sehr praktisch für den Wechsel zwischen wummernden Kinosound am Nachmittag und sanften Pianokläng­en am Abend. Alle Einstellun­gen werden direkt an der Front des Subwoofers vorgenomme­n. Auf dem kleinen Lcd-display ist zu sehen, in welchem Menüpunkt wir uns gerade befinden. Die Menüführun­g und Bedienung erschließt sich ziemlich schnell. Außerdem gibt es noch eine kleine Fernbedien­ung. Mit der schalten wir den Subwoofer ein und aus, wechseln die Presets oder dimmen die Displaybel­euchtung.

Auf eigene Art

Wer nun glaubt, wir schließen den Subwoofer am dafür vorgesehen­en Ausgang unseres Rotel-verstärker­s an, der irrt. Cabasse empfiehlt ein anderes Vorgehen. Die Lautsprech­erkabel gehen vom Amp direkt in die High Level In-anschlüsse auf der Rückseite des Subwoofers. Dann führt das nächste paar Kabel aus dem High Level Out-ausgang zu den Lautsprech­ern. Der Santorin 30-500 greift vom Verstärker­signal nur die Frequenzen ab, für die er zuständig ist. Den Rest lässt er ohne Signalbeei­nflussung durch. Dass das wirklich stimmt, zeigt ein einfacher Test. Subwoofer ausgeschal­tet und die Lautsprech­er machen genauso weiter wie bisher. Die Übergangsf­requenz können wir am Subwoofer in 1-Hz-schritten zwischen 30 und 200 Hz einstellen. Aber auch das klassische Anschließe­n des Subwoofers, etwa für Heimkinosy­steme, ist möglich.

Mit Waben-membran

Der Santorin 30-500 hat in seinem Gehäuse die Technik der Bass-abteilung des „La Sphère“untergebra­cht. Wer den nicht kennt, dieser Lautsprech­er kommt auf einen Stückpreis von 135 000 Euro. Das lässt unsere Erwartunge­n an den Subwoofer nochmals in die Höhe steigen. So setzt das Tieftoncha­ssis auf eine Wabenmembr­an. Diese Hohlwaben-struktur erlaubt eine große Auslenkung, ohne zu deformiere­n oder zu verzerren. Der interne Digitalver­stärker bringt es auf eine Leistung von 500 Watt RMS, wobei die Impuls-verstärker­leistung doppelt so hoch ist. Der Cabasse Subwoofer realisiert mit seinem 30 Zentimeter großen Tieftöner einen Frequenzbe­reich von 22 bis 200 Hz und einen maximalen Impuls-schalldruc­k von 111 db RMS.

Der Untermalen­de

Den Klang eines Subwoofers allein zu bewerten, ist schwer. Es kommt immer darauf an, wie er mit den Satelliten zusammensp­ielt. Er kann den Sound mit einer Omnipräsen­z dominieren oder sich wie ein schüchtern­er Welpe in einer Ecke verkrieche­n. Ist der Santorin 30-500 eingemesse­n, wird er nichts von dem tun. Er gibt dem schon genialen Sound der Grand Baltic 4 lediglich den richtigen Anstrich. Er untermalt ihren Klang, gibt ihm mehr Fülle und ein Quäntchen mehr Basskraft. Nie drängt er sich in den Vordergrun­d. Wären die Grand Baltic ein Orchester, dann wäre der Santorin 30-500 der Konzertsaa­l. Sicher funktionie­rt ein Konzert auch im Freien, doch erst der Saal bringt es im vollen Glanz zum Klingen. Auffällig ist dabei, mit welcher Präzision und leichten Eleganz er dem Bassfundam­ent Leben einhaucht. Bei einigen Jazzstücke­n, die wir hören, riechen wir direkt das Holz über dem die Saiten des Basses gespannt sind. Hier merken wir, was es bedeutet, einen High End Subwoofer zur Verfügung zu haben: Perfekt ausbalanci­ertes und nuancenrei­ches Fundament, was dem Gesamterle­bnis Musik zu einem vollendete­n Volumen verhilft.

3-Wege Koaxialtec­hnik

Die Grand Baltic 4 haben wir bisher als Satelliten bezeichnet. Das ist im Zusammenha­ng mit diesem Test sicher richtig, wird ihnen aber überhaupt nicht gerecht. Wir haben es hier nämlich mit einem Stück High End-technik zu tun, was nicht vergleichb­ar ist, mit dem was man im Allgemeine­n unter Satelliten­lautsprech­er versteht. Das zeigt sich allein schon im verwendete­n Tri-koaxialcha­ssis. Für diese Neuentwick­lung setzen die Franzosen auf ein Membranmat­erial aus Aramidfase­r. Das wird im Tiefmittel­töner sowie im Mitteltöne­r verwendet. Aus beiden Tönern ergibt sich eine

konzentris­che Membran, die so konstruier­t ist, dass sich eine fast unterbrech­ungsfreie pulsierend­e Fläche ergibt. Das sorgt für eine extreme Homogenitä­t und Reinheit in der Abstrahlun­g und das auf der gesamten Bandbreite. Laufzeitun­terschiede gibt es damit praktisch nicht. Weiterhin ist die Membranste­ifigkeit durch den Einsatz von seltenen Erden erhöht worden, womit sich auch der Wirkungsgr­ad und die Belastbark­eit deutlich verbessert haben. In Zahlen ausgedrück­t: Die Grand Baltic 4 erreichen eine Nennbelast­barkeit von 220 Watt und 1210 Watt Spitzenbel­astbarkeit. Ihr Wirkungsgr­ad liegt bei 1 W/1 m an 90 db und der Übertragun­gsbereich verläuft von 80 bis 25 000 Hz. Werte, die zeigen: Die Grand Baltic können auch ohne Subwoofer bemerkensw­ert tief und das bei einem Gehäusedur­chmesser von gerade einmal 27 Zentimeter­n – Chapeau!

Bach und Jazz

Eines der ersten Musikstück­e, was wir mit den Grand Baltic 4 hören, ist von Jacques Loussiers Album „Play Bach No. 1“. Gleich beim ersten Stück „Prelude No. 1 in C major“fällt uns die ausnehmend real wirkende Tiefenstaf­felung auf. Unser Testraum wird zu dem Studio, in dem die fast 60 Jahre alte Aufnahme des französisc­hen Pianisten neu eingespiel­t wird. Die Cabasse geben das fein ausbalanci­erte Album in all seinen Nuancen und mit soviel Charme wieder, dass plötzlich das Album zu Ende ist – Wie? Haben wir schon alles gehört? Das wohl beste Zeichen für vollkommen­en Hörgenuss, wenn man nicht merkt, wie die Zeit vergeht.

Béla Bartók

Als Nächstes kommt die Klassik zu ihrem Recht. Wir suchen uns dafür das „Violinkonz­ert No. 2“von Béla Bartók heraus. Es ist

FAZIT

Die Cabasse Grand Baltic 4 bestechen durch ein ausnehmend ansprechen­des Äußeres und Lautsprech­er technik auf dem höchstmögl­ichen Niveau. Die echte Voll bereichs punkt schall quelle erlaubt Musikgenus­s auf einem Level, was als Referenz für High End gelten kann: ehrlich und präzise und dabei immer bemüht, die Schönheit jeder Musik lebendig werden zu lassen.

BESONDERHE­ITEN

• Tri-koaxialcha­ssis • aufregende­s Design in unterschie­dlichsten Farbkombin­ationen Vorteile +ultra präzise räumliche Abbildung +ehrliche und dabei anmutige Musikwiede­rgabe Nachteile – keine einfach herrlich, wie wir hier das Stühleknar­zen hören, die Musiker atmen an, die Harfe spielt die ersten Töne und dann setzt die erste Geige ein. Die wird von dem sich dahinter aufbauende­n Orchester mal konterkari­ert, dann wieder untermalt – ein herrliches Wechselspi­el, was sich immer mehr steigert. Gänsehaut läuft uns von der Schulter über die Arme. Das wir das Konzert hier „nur“aus Lautsprech­ern vernehmen, haben wir schnell vergessen. Wir sind im Konzertsaa­l und geben uns den Klängen des ungarische­n Komponiste­n hin.

Von der brillanten Auflösung, der präzisen Ortbarkeit jeder Schallquel­le und dem lebendigen Hall, den die Cabasse zaubern, wollen wir gar nicht reden. Bei Lautsprech­ern dieser Preisklass­e sollte das selbstvers­tändlich sein. Aber trotzdem sind sie etwas Besonderes und das hören wir bei jedem Violinenst­rich des Konzertes.

Mit und ohne

Wir sind zwar schon beim Subwoofer-abschnitt auf die Unterschie­de des Klanges einmal mit und einmal ohne Santorin 30-500 eingegange­n, wollen aber an dieser Stelle tiefer ins Detail gehen. Deshalb wechseln wir von Klassik zu einem Veteranen der Dance-music: „Flat Beat“von Mr. Oizo. Richtig, das ist das Lied mit der gelben Puppe und dem wummernd, treibenden Bass, der hier sogar die Melodiefüh­rung übernimmt. Hier sind wir erstaunt, wie selbst ohne Subwoofer-unterstütz­ung die Grand Baltic 4 den Technoklas­siker auf die Klangbühne stellen. Richtig schön knackig kommen die tiefen Synthesize­r-töne aus den runden Satelliten und sorgen für wippende Köpfe bei uns Testern. Dann schalten wir den Subwoofer dazu und erleben dieses einmalig schöne Gefühl, wenn etwas Perfektes noch verbessert wird. Wie ein Butler, der seiner Herrschaft in den Mantel hilft, ohne dass die das richtig registrier­t, so verrichtet der Santorin seine Arbeit. Eine stützende Hand. Auch beim Titel „Sick Dog Try To Speak“werden wir von der herrlichen Bassarbeit der Grand Baltic zusammen mit dem Subwoofer mitgerisse­n.

Perfektes Ensemble FAZIT

Der Subwoofer Santorin 30-500 von Cabasse setzt die Technik ein, die auch in der Bass-abteilung der 135 000 Euro teuren „La Sphère“zum Einsatz kommt. Sie geben einen weichen, kraftvolle­n Bass wieder, der immer genau an den richtigen Stellen eingreift, um der Musik ihr Fundament zu geben. Einmessung und Bedienung sind selbst für Nichtprofi­s kein Problem. Dank der drei abspeicher­baren Presets kommt immer genau der richtige Bassbereic­h zum Einsatz.

BESONDERHE­ITEN

• Viele Einstellmö­glichkeite­n • einfaches Einmessen • Fernbedien­ung und abspeicher­bare Presets Vorteile +lebendiger, echter Bass +perfekt entkoppelt Nachteile – keine Wir testen alle unsere Geräte mit viel Freude und Hingabe, doch manchmal macht ein Test einfacher mehr Freude. Bei den Cabasse Grand Baltic 4 im Zusammensp­iel mit dem Subwoofer Santorin 30-500 gab es davon jede Menge. Die High End-lautsprech­er arbeiten extrem genau und sind dabei leichtfüßi­g wie eine französisc­he Fee. Sie finden bei jedem Musikstil das richtige Maß an Ehrlichkei­t und Anmut.

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Das Anschlusst­erminal am Fußende ist hochwertig eingelasse­n
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Hinter der Gitterabde­ckung verbirgt sich das Tri-koaxialcha­ssis, was für eine räumlich kohärente Schallabga­be sorgt
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Das Display gibt Auskunft über die jeweilige Funktion des Santorin 30-500. Mit der beiliegend­en Fernbedien­ung kann sogar dessen Helligkeit gedimmt werdenw
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Über den High Level-in bedient sich der Subwoofer direkt des Lautsprech­ersignals

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