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Steinmusic Top Line Bob M
Der edle Standlautsprecher Bob M fällt nicht nur ins Auge, sondern auch musikalisch ist er eine Klasse für sich
Wer sich im Luxusbereich des High End Audio tummelt, sucht keine Ware von der Stange. Was hier im Mittelpunkt steht, ist der Genuss, der Spaß an Musik und kompromisslose Qualität. Das Unternehmen Steinmusic lebt diese Attitüde konsequent.
Die Steinmusic Ltd., wie das Unternehmen aus Mühlheim an der Ruhr komplett heißt, ist vermutlich nur eingefleischten High End-fans ein Begriff. Das hat vor allem etwas damit zu tun, dass Holger Stein, Gründer und zusammen mit seiner Frau natürlich auch Geschäftsführer der Firma, sich bisher vor allem auf dem amerikanischen Markt und auch im Export gen Osten seine Lorbeeren verdient hat. Auch wenn die Gesellschaftsform eine englische ist. Sitz, Labor und Manufaktur sind seit über 30 Jahren im westlichen Ruhrgebiet in Nordrhein-westfalen. Dort tüftelt der Pionier Tag und Nacht an seinen Innovationen, die oft die Gemüter spalten und polarisieren. Vorzugsweise die, die seine Produkte nie gehört haben. Ein gutes Zeichen dafür, dass das Know-how und die technische Kreativität dies umzusetzen seiner Zeit weit voraus ist. Stein setzt als studierter Physiker, der schon als Jugendlicher seine eigenen ersten Verstärker baute, bei seinen Konzeptionen teilweise so arg an der Basis aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse an, dass es beim Recherchieren in einschlägigen Hifi-foren zumeist fast so wirkt, als würde sich die etablierte Audio-kirche, also die Vertreter des „das war schon immer so und kann auch gar nicht anders sein“sich mit der Wissenschaft streiten, ob die Erde nun eine Scheibe sei oder nicht. Und wir alle wissen genau, wie diese Geschichte ausgegangen ist. Betrachtet man das Unternehmen und die Schaffenskraft Holger Steins unvoreingenommen und ohne weitere technische Detailkenntnisse, bleibt im direkten Erfahrungskontakt mit den Produkten folgendes übrig: Lautsprecher und Technik mit überwältigendem, die Messlatte definierenden Klang, viel Leidenschaft und Liebe zum Detail bei einem durchaus gerechtfertigten Preis. Denn jedes Exemplar ist in Deutschland handgefertigt, bedient sich akribisch selektierter Bauteile, wobei es durchaus mal vorkommen kann, dass über 90% der Charge nicht den Anforderungen entspricht, also schlicht nicht gut genug für Steinmusics Top Line-produkte ist. Darüber hinaus wird jedes Gerät ausführlichen Stresstests unterzogen und verlässt das Haus erst, wenn Herr Stein es persönlich im Hörlabor abgesegnet hat. Von der seit drei Dekaden im voraus geleisteten Forschungs- und Entwicklungsarbeit wollen wir an der Stelle noch nicht mal reden. Also: High End und Hingabe in seiner
vollendetsten Form. Wir haben uns gefragt, wie kommt man für einen so extravaganten Lautsprecher auf so einen simplen Namen wie Bob? Das ganze hat eine spannende Geschichte: Da Holger Stein, wie bereits erwähnt, in der Vergangenheit relativ umtriebig in den USA Kontakte pflegte, kam es eines Tages auch zu einem Zusammentreffen mit Robert H. Levi, seines Zeichens renommierter Autor, Vordenker und Kritiker der Audio und Hifi-szene und Urgestein des amerikanischen Audio-magazins „Positive Feedback“. Eine lebende Legende seiner Art. Aus dem anfänglichen Kontakt wurde eine gute Freundschaft und so verwunderte es auch kaum, dass Holger Stein später zum Senior Vice President der Los Angeles Audio Society berufen wurde, deren Vorsitzender Robert H. Levi ist. Eine Gesellschaft, in der übrigens auch Komponisten-legende John Williams Mitglied ist. Die innige Freundschaft und die gegenseitige Inspiration von Stein und Levi wurde schließlich so intensiv, dass man kurzerhand die Top Line-serie aus Mühlheim nach ihm benannte, denn Bob ist bekanntermaßen die Kurzform von Robert.
Technik
Bei dem von uns getesteten Exemplar aus Mühlheim handelt es sich genauer gesagt um den Top Line Bob M. Der 126 Zentimeter große Hühne ist dabei jedoch gerade mal der kleinste der größten Serie. Mit seinem 32 Zentimeter messenden Horn, welches einen darin befindlichen Gewebehochtöner exzellent an den Raum ankoppelt, ist er ein echter Blickfang. Das 3-Wege-system wird in den Mitten von vier frontseitig bestückten 17,5 Zentimeter-treibern aus mit Karbon beschichtetem Kevlar angetrieben. Die Anordnung entspricht dabei tatsächlich einem Line-array und die Übergangsfrequenz von Horn zu Mitteltönern liegt erstaunlich tief bei 950 Hertz. Für den Bass sind ganze acht 22,5 Zentimeter messende Tieftöner aus identischem Material verbaut. Pro Lautsprecher! Daraus ergibt sich eine effektive Oberfläche von knapp 4 000 Quadratzentimetern! Aber das ist auch dringend nötig, denn beim Bob M handelt es sich im Bass und in den Mitten um ein offenes System, welches diese Fläche definitiv benötigt, um die rückseitigen Schallauslöschungen zu kompensieren. Andererseits hat es den Vorteil, dass so die Membranen nicht eingesperrt werden in ein Gehäuse, sondern gleichmäßig von beiden Seiten belastet werden, was der Impulstreue enorm zugute kommt. Stehende Wellen und Resonanzen sind, abgesehen vom Werkstoff selbst, bei einem offenen Gehäuse natürlich auch kein Thema mehr, was vor allem den Bass natürlicher und klarer werden lässt. Und wer weiß, wie ein Treiber funktioniert, der weiß auch, dass extreme Auslenkungen zu Verzerrungen führen. Ein Problem, was dadurch quasi komplett umgangen wird. Denn bei so viel Fläche braucht man auch weniger Hub um den selben Effekt zu erzielen, wie mit kleinen Treibern. Wer einen Blick auf die Anschlüsse des Lautsprechers wirft, stellt schnell fest, dass es sowohl Bananensteckerbuchsen für einen Verstärker, als auch einen Schuko-anschluss gibt. Das hat den Hintergrund, dass es sich bei den Bob M um ein teilaktives System handelt. Der Lautsprecher holt sich also das Hochpegel-signal vom Spielpartner-amp seines Vertrauens und schickt es zum einen über mit handgefertigten Bauteilen konfektionierte Frequenzweichen zum Horn und zu den Mitteltönern. Für die Bässe wird das Verstärkersignal ab 55 Hertz abwärts nochmals mithilfe eines DSPS verarbeitet und über eine integrierte 1500 Watt Class-d-endstufe an die Chassis ausgegeben. Pro Seite natürlich. Das hat vor allem den Vorteil, dass man hier noch mal über einen Gain-regler korrigieren und auch Eq-raumanpassungen vornehmen kann, welche dann bei der Einrichtung auch als Presets gespeichert werden können. Der Ether- 16 Basstreiber, 8 Mitteltöner und zwei Horn-hochtöner lautet die Bilanz für ein Paar der Steinmusic Bob M
net-anschluss dient dabei eigentlich lediglich der Wartung und dem Service des Prozessors und ist für den Endkunden nicht unbedingt relevant, es sei denn es wird explizit gewünscht, dann kann natürlich der Käufer auch nach Lust und Laune über eine grafischen Benutzeroberfläche verschiedene Bass-eqs probieren und einstellen. Die Einrichtung und das Einmessen vor Ort beim Kunden gehört aber natürlich auch so zum Service dazu. Plug and Play ja, aber auch die Offenheit, dem Kunden auf Wunsch den Schlüssel in die Hand zu geben. Das erlebt man leider viel zu selten in der Branche. Ein weiterer Vorteil der teilaktiven Bauweise ist, dass der energielastige Part ausgelagert wurde, was es ermöglicht auch kleinere Verstärker (bereits ab 30 Watt!) zum Beispiel Röhrenamps zum Betrieb zu verwenden, da dieser dann hauptsächlich eigentlich nur noch die Mitten und Höhen zeichnet. Der Wahl der eigenen Lieblingselektronik steht also nichts im Wege. Die verbauten Frequenzweichen sind bei genauerer Betrachtung technisch zunächst simpel gehalten, aber auch das hat seinen Grund. Der Fokus bei der Entwicklung des Lautsprechers lag nämlich von vornherein auf der perfekten Abstimmung der Treiber zueinander, sodass man sich in der Weiche dann auf möglichst hochwertige Bauteile konzentrieren konnte und nicht etwa Konzeptfehler wieder ausbügeln muss. Das führt vor allem dazu, dass die Phasen und somit die Attack und die Transienten des Lautsprechers sauber, im exakten Timing zueinander und unverzerrt am Treiber ankommen. Woran man das hört? Wir geben Ihnen gerne ein paar Beispiele mit auf den Weg.
Klang
Wir starten mit den Dire Straits und „Brothers in Arms“. Nicht, weil es sich dabei um einen besonders herausragenden oder audiophilen Titel handelt, obschon er exzellent produziert ist, sondern weil wir Ihnen die Chance geben möchten uns leicht verständlich zu folgen. Schließlich ist der Song den meisten Lesern gut im Ohr. Besonders das markante Gitarren-intro, noch bevor die Stimme Mark Knopflers erklingt. Unter dem weltbekannten Gitarrenklang schwebt ein gehaltener Orgelton. Und darunter? Ein Gewittergrollen, ein Donner in der Ferne. Wussten Sie nicht? Hören Sie noch mal rein in die ersten 10 Sekunden. Auf den meisten Lautsprechern geht er einfach unter, da er tatsächlich sehr tief und fern klingt. Die Steinmusic Bob M erwecken ihn zum Leben, nicht nur, weil sie tatsächlich bereits mit vollem Potential ab 20 Hertz aufspielen, sondern vor allem, weil sie dabei unheimlich natürlich klingen. Auch für uns eine Neuentdeckung, denn für einen Moment glaubt man dann tatsächlich man hätte das Fenster offen gelassen und wagt einen Blick nach draußen und beschaut den Himmel, nur um dann festzustellen, dass die Realitätsnähe der Wiedergabe so exzellent ist, dass wir uns in einem akustischen Hologramm getäuscht haben. Ein weiterer hervorragender Test für natürliche, unverkennbare Wiedergabe sind Stimmen jeder Art. Vor allem gut bekannte Stimmen. Stimmen eignen sich deshalb so gut, weil wir ständig von ihnen umgeben sind. Wir sind damit groß geworden und aufgewachsen. Sie sind uns vertraut. Es ist das erste, und für manche unter Umständen auch das einzige „Instrument“, dass der Mensch lernt.
Daher unser Tipp: Nehmen sie sich eine Aufnahme einer Ihnen gut bekannten Stimme zum Testen von Lautsprechern. In unserem Fall ist das zum Beispiel Leonard Cohen. In seinem Titel „In My Secret Life“säuselt uns der kanadische Singer-songwriter mit der sonoren Stimme seine Geheimnisse ins Ohr. Und das so echt, mit den Bob M tatsächlich ein Gänsehaut-garant, auch bei mehrmaligem Hören. Wenn man bereits verstorbene Künstler wieder auferstehen lassen will, Holger Stein macht es möglich. Darüber hinaus gibt es neben frequenziellen, Timbre- und Auflösungsfaktoren aber auch noch eine Menge andere Kriterien, die einen High End-lautsprecher ausmachen und welche die Spreu vom Weizen trennen. Das Dynamikspektrum spielt dabei ebenfalls eine große Rolle und in dieser Kategorie möchten wir Ihnen, erstaunlicherweise noch einen bereits verstorbenen Künstler, nahelegen. Niemand geringeren als den Südafrikaner Hugh Masekela und seinen „Coal Train (Stimela)“vom Album „Hope“. Obwohl die Live-aufnahme von 1993 ist, erfüllt sie auch heute noch die höchsten Standards der Aufnahmebzw. Wiedergabequalität und besticht vor allem durch ihre Offenheit und Unkomprimiertheit in der Dynamik. Der Effekt, der sich dadurch ergibt, ist, dass die reine Authentizität der künstlerischen Darbietung zur Geltung
FAZIT
Der Steinmusic Bob M ist das Ergebnis von 30 Jahren Forschung. Grundlagenforschung in der Physik und ihren Teilbereichen Akustik, Elektrotechnik und Werkstoffkunde. Doch dabei hört er sich so gar nicht technokratisch an, sondern unvergleichbar lebendig. Mit der Top Line ist Holger Stein ein echter, akustischer Meilen-stein gelungen.
BESONDERHEITEN
kommt. Und genau das entspricht auch dem Konzept Holger Steins und dem Ziel der Bob M, welche den offenkundigen Schmerz der Apartheid in Masekelas Performance so zauberhaft transportiert, dass man nicht anders kann, als den zehn minütigen Titel komplett mit offenem Mund, pochendem Herz und voller Aufmerksamkeit bis zum Ende durchzuhören, aus Angst man könnte auch nur ein kleines Stück Zeitgeschichte verpassen. Wer den Steinmusic Bob M nicht gehört hat, tut jedenfalls genau das. Etwas verpassen.
AUSSTATTUNG