Energisch Segeln
Mit der neuen Vela-serie setzen die Kieler auf ein deutlich modernes Erscheinungsbild ihrer 400er-linie. Wir haben uns ein Paar der Regallautsprecher Vela BS 403.2 gesichert und wurden nicht nur optisch aufs Angenehmste überrascht.
Die Linie 400 von ELAC ist inzwischen etwas in die Jahre gekommen. Auf der diesjährigen HIGH END in München war es deshalb kaum eine Überraschung, als die neue Vela-serie vorgestellt wurde. Sie führt das Beste der Linie 400 fort und setzt dabei unter anderem auf eine deutlich modernisierte Formensprache. So weicht das eckige Gehäuse einer weichen Linie. Diese besticht mit abgerundeten Kanten und einem sich nach hinten verjüngendem Gehäuse. Dank ihr wirken die Lautsprecherboxen nicht nur schmaler und moderner, auch die Akustik gewinnt. ELAC verspricht nämlich weniger Kantenreflexionen. Außerdem soll die leicht nach hinten gebeugte Front sowie die verbesserte Schallwand für einen noch präziseren Klang sorgen. Das sagen jedenfalls die Kieler. Glaubwürdig klingt das alles, aber wir wären keine Tester, wenn wir das alles einfach alles so hinnehmen würden, ohne uns selbst ein Bild zu verschaffen.
Segel fürs Regal
Wer ein wenig nachforscht, wird schnell herausfinden, dass es ein Sternbild Vela gibt, was übersetzt Segel heißt. ELAC hat also den Namen nicht ohne Grund gewählt, denn die Lautsprecher erinnern tatsächlich von der Form her an ein Segel. Auch war die Electroacustic
Gmbh in ihren Anfangsjahren vorwiegend im Bereich der Unterwasserschalltechnik tätig. Und da ein Segel auch ein Boot braucht, auf dem es steht, haben die Vela 403 einen aus Aluminium bestehenden Sockel. Von dem gewinnen sie auf der Rückseite ein wenig Abstand. Das ist nicht nur eine Designspielerei, denn dank dessen können die 2-Wege-bassreflexboxen als Downfire arbeiten. Der Bass wird nach unten abgestrahlt und sie lassen sich so wesentlich flexibler aufstellen, als nach hinten abstrahlende Kompaktlautsprecher. Gerade wenn sie im Regal platziert werden sollen – die offensichtlich meist an der Wand stehen – ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Trotzdem sollte ein Abstand von zehn Zentimetern zur Wand nicht unterschritten werden. Und da wir schon bei der Aufstellung der Vela im Interieur sind, ist es sicher nicht uninteressant zu erfahren, dass sie neben Hochglanz-schwarz auch in Weiß und Nussbaum, beides ebenfalls hochglänzend, erhältlich sind. Auf der Rückseite finden wir die Anschlüsse der neuen 403. Diese kombinieren Klemme und Bananensteckerbuchse und sitzen bombensicher im Gehäuse. Erwähnen wollen wir, dass die Regallautsprecher Bi-amp beherrschen. Eine goldene Brücke ist zwischen den Anschlüssen vorinstalliert. Sie kann aber schnell entfernt werden, um die Lautsprecher im Bi-wiring- oder Bi-amping-modus zu betreiben.
Treiber vom Feinsten
An der Front fallen uns sofort zwei Sachen aus: zum einen die Elac-typische Kristallmembran und zum anderen der Jet-hochtöner. Der Letztgenannte wurde überarbeitet und liegt hier in seiner fünften Version vor. Der JET 5 zeichnet sich durch einen noch größeren Übertragungsbereich und verringerte Verzerrungen aus. Auch wurde die Auflösung verbessert. Der 150 Millimeter messende Treiber für den Tieftonbereich hat ebenfalls eine Neuentwickelung erfahren. So wurden die Sicken neu konstruiert und die beidseitig belüfteten Zentrierungen sowie ein Aluminiumkorb sollen nun höchste Wiedergabequalität gewährleisten. Zusätzlich haben die Kieler Hand an das Bassreflexrohr gelegt. Es ist jetzt beidseitig verrundet, was die Strömungsgeräusche während der Basswiedergabe reduzieren soll. In Zahlen bringen es die Regallautsprecher auf einen Übertragungsbereich von 41 – 50 000 Hz bei einer Empfindlichkeit von 86 db bei 2,83 V/m. Die 7,1 Kilogramm schwere Box schafft zudem 70 Watt Nenn- und 100 Watt Musikbelastbarkeit. Die Übergangfrequenz des Zwei-wege-systems liegt bei 2 400 Hz.
Rachmaninoff tanzt
Mit den „Sinfonischen Tänze Op. 45“von Rachmaninoff beginnen wir unseren Test. Wer die nicht kennt, muss einfach mal eine Sendung „Quarks & Co.“einschalten, denn die verwendet einen Ausschnitt des ersten Satzes als Titelmelodie. Hier können sich die Vela gleich beweisen. Schaffen sie es die Energie des ersten Satzes herüberzubringen oder halten sie damit hinter dem Berg? Es beginnt alles mit den Streichern, die sie dezent aber intensiv zu Gehör bringen und die dann von den Bläsern begleitet werden. Das wirkt etwas unheilvoll oder trägt ein Geheimnis. Nach einem kurzen Moment der Ruhe setzt das Orchester ein. Das hören wir nicht nur anhand der Instrumente, nein, wir hören das Rascheln der Kleidung der Musiker, ihr Einatmen, das Ansetzen der Instrumente. Eine unruhige Stille offenbart sich quasi und sagt uns: „Jetzt geht es los!“Und dann erschallt die aus dem TV bekannte Melodie und wir treiben auf den Klängen dahin, denn wir haben ja ein Segel dabei: die Vela. Der Wind, bestehend aus den tiefen Tönen, treibt uns mit viel Kraft voran und auf den Wellen tanzen die Höhen in feinsten Reflexionen. Die Mitten füllen den Hörraum und sind, um im Bild zu bleiben, wie warmes, weiches Wasser von kristallener Klarheit.
Carmen im Testraum
Da die Vela BS 403 in der ersten Klassik-hörsession wirklich be-
eindruckt haben, streamen wir gleich den nächsten Klassiker über unseren Cambridge CXN. Es ist Bizets „Carmen“. Die Ouvertüre haut uns praktisch vom Sofa. Kraft, Energie, Detailreichtum, Brillanz und Räumlichkeit par excellence sind die Begriffe, die uns durch den Kopf gehen, während wir den kleinen ELACS lauschen. Ja, hier haben die Kieler ein Stück Musikkunst zum ins Regal stellen abgeliefert. Selbst wenn das volle Orchester einsetzt, bleibt jedes Instrument präzise zu orten. Der Hall entfaltet sich wie in einem weiten Opernsaal und der Klang ist präzise ohne die Ohren zu überanstrengen. Der Chor zu Beginn des ersten Aktes stellt sich in unserem Testraum auf und beginnt zu singen. Da lassen wir die Augen geschlossen und hören einfach weiter zu. Oper kann, akustisch gesehen, kaum mehr Spaß machen.
Können sie auch modern?
Gut, in der Klassik haben sich die Vela mehr als behauptet. Wir fanden keine Mängel. Aber wie sieht es mit moderneren Tönen aus? Vielleicht sind sie ja nur auf Klassik eingeschossen? Wir laden uns das Album von Tab Two „... zzzipp! Live“in unser System und lauschen dem Eingangslied „Kunststück“. Das live aufgenommene Album zieht uns sofort in seinen Bann. Durch das Publikum, was applaudiert und so raumfüllend klingt, fühlen wir uns mitten in dem Konzert. Die Trompete und die E-gitarre zeichnen sich so wunderbar realistisch ab, dass wir die angedachte Toilettenpause doch noch etwas nach hinten verschieben. Wir wollen einfach weiter zuhören. Nach der inzwischen dringlichsten Toilettenpause lassen wir das Album von Badbadnotgood „BBNG“laufen. Das nur 1:22 Minuten kurze Stück „Based Is How You Feel Inside“ist eine kleine Herausforderung für jeden Lautsprecher. Es besteht praktisch nur aus einem kurzen, aber intensiven Schlagzeugsolo. Die Hi-hats und Becken zeichnen sich perfekt ab und jede Klangnuance von den Bassdrums über die Snares bis hin zu den Toms ist einfach nur brillant in Szene gesetzt. Besonders beeindruckt uns, die wirklich detailverliebte Darstellung der Töne, ohne sie aber zu sezieren. So macht Musikhören auch lange Zeit Spaß, ohne dabei auf Genauigkeit zu verzichten. Zum Schluss greifen wir tief in die Techno-kiste und holen das Album „Warp Factor“der Warp Brothers heraus. Der Titel „Phatt Bass“ist ja einer der Klassiker in der Szene und treibt die kleinen ELAC zur Höchstform an, wenn es um den Bass geht. Hier stößt der exzellente und wirklich kraftvolle, dabei nie überforderte Basstreiber, aber doch an seine Grenzen. In die Ebenen vorzudringen, in die es ein Subwoofer schafft, gelingt den BS 403.2 nicht. Aber das dem Kompaktlautsprecher vorzuwerfen, wäre mehr als unfair, denn sie klingen auch im Techno und Trance extrem gut und zeigen, dass Bassklasse nicht unbedingt Masse bedeuten muss.