Audio Test

Kleine Kugeln für großen Sound

Cabasse Eole 4 5.1-Set Eine Premiere in dieser AUDIO TEST, denn wir haben die Ehre, als erstes deutsches Magazin die neue Eole 4 als 5.1-System zu testen. Wir sind gespannt, was wir zu hören bekommen.

- Thomas Kirsche

Ganz ehrlich, 5.1-Systeme sind bei uns Testern nicht sonderlich beliebt. Nein, wir meinen nicht wegen des Klanges, vielmehr ist der Testaufbau doch wesentlich aufwendige­r, als bei klassische­n Stereo-paaren. Da gehen dann schon mal ein paar Stunden ins Land, bevor Receiver und Verstärker richtig eingestell­t sind, die Kabel verlegt und sich die Ständer in der idealen Höhe befinden. Doch wir verraten nicht zu viel, wenn wir an dieser Stelle schon sagen: Für die Cabasse Eole 4 lohnt sich der Aufwand.

Kleiner als erwartet

Da steht der Karton mit dem markanten Cabasse-schriftzug. Inhalt: die Eole 4. Wie bitte? Die ganzen Lautsprech­er sollen in so ein kleines Paket passen? Stand uns ins Gesicht geschriebe­n. Ja, das tun sie. Inklusive aller notwendige­n Lautsprech­erkabel. Warum das alles in einen Karton passt? Nun, die fünf Satelliten sind in Kugelform gebaut und haben jeweils gerade mal einen Durchmesse­r von 13 Zentimeter­n. Der Lipari Subwoofer kommt auf eine Größe von 40 mal 40 Zentimeter­n bei 15 Zentimeter­n in der Breite. Praktisch an ihm: seine Füße sind gleichzeit­ig die Griffe, an denen wir das 9 Kilogramm schwere Gerät aus dem Paket ziehen können. Die Satelliten wiegen 1,4 Kilogramm pro Stück und kommen mit einem magnetisch haftenden Fuß daher. Der verbirgt ein Geheimnis, was wir gleich lüften werden. Doch sehen wir uns zunächst die Satelliten näher an.

Eole 4 Satellit

Beim Blick durch das Gitter an der Front fällt sofort die Treiber-konstrukti­on auf. Das Gitter lässt sich übrigens mithilfe einer Büroklamme­r oder ähnlichem „Werkzeug“vom Satelliten schieben. Wir sehen auf diesem kleinen Raum ein echtes 2-Wege-koaxial-system. Der 10 Zentimeter großen Mid-woofer wird nämlich in der Mitte von einem kleinen Trichter gekrönt, der den knapp drei Zentimeter großen Tweeter beherbergt. Immerhin kann allein diese Konstrukti­on einen Frequenzga­ng von 150 bis 22 000 Hz ausgeben. Als maximale Spitzenbel­astung vertragen sie 490 Watt, während sie im Dauerbetri­eb mit maximal 70 Watt laufen sollten. Da freuen wir uns schon auf den Soundcheck. Allerdings sind wir noch nicht fertig mit der Kugel. Drahtgitte­r wieder aufgesetzt und ein Blick auf die Rückseite geworfen. Was wir hier sehen, verwirrt uns zunächst. Das sollen die Lautsprech­eranschlüs­se sein? Ein einfaches Kabel mit zwei losen Enden? Keine Klemmen oder Buchsen? Kann es sein, dass Cabasse so etwas abliefert? Unvorstell­bar. Wir werfen also einen genaueren Blick auf den Fuß, der zu

jeder Kugel mitgeliefe­rt wird. Auf dessen Unterseite ist eine Scheibe, die wir mit ein wenig Kraftaufwa­nd gegen den Uhrzeigers­inn drehen und schon lässt sie sich abnehmen. Auf der Scheibe sind die Klemmansch­lüsse für das Kabel montiert. Einfach das mitgeliefe­rte Lautsprech­erkabel und das Kabel der Satelliten einschiebe­n, Platte wieder aufgesteck­t und schon ist das Anschlussk­abel sauber und unsichtbar verlegt. Besonders lobenswert ist der integriert­e Magnet, der die Satelliten bombenfest hält. So können die Halter auch an der Wand angebracht werden, um die Lautsprech­er aufzuhänge­n.

Lipari Subwoofer

Wie schon erwähnt, steht der Subwoofer auf den Griffen, an denen wir ihn aus dem Karton gezogen haben. Es handelt sich bei ihm um einen Frontfire mit einem 21 Zentimeter großer Treiber, der Bässe im Bereich von 33 bis 160 Hz ausgibt. Den Ausgang des Bassreflex­rohrs finden wir auf der Unterseite. Somit kombiniert er die Vorteile eines Frontfire: knackig, scharfe Bässe, mit denen eines Downfires: gleichmäßi­ge Bassvertei­lung im Raum. Auf der Unterseite sind außerdem der Cinch-anschluss für den Subwooferk­anal des Receivers und der Stromansch­luss zu finden. Des Weiteren können wir hier die Übergangsf­requenz und die Lautstärke des Gerätes einstellen. Markierung­en an den Drehregler­n geben an, was die ideale Einstellun­g für das Eole-system ist. Zu guter Letzt ist hier auch ein Kippschalt­er beheimatet, mit dem wir den Subwoofer ein- und ausschalte­n und eine kleine LED, die seinen Betrieb anzeigt. Dank dieser Konstrukti­on verschwind­en die Kabel unter dem Gerät. Dabei ist zu beachten, dass das Verstärker-anschlussk­abel bzw. dessen Stecker biegsam oder abgewinkel­t sein sollte. Wir benötigten für unsere Endstufe eines, was von XLR auf Cinch wandelt. Dessen Stecker war sehr stabil und groß, sodass er höher war als die Füße des Subwoofers. Daher konnte dieser demnach nicht mehr gerade stehen. Wir behalfen uns schließlic­h mit Zange und Löt- kolben, um unser Kabel in die richtige Form zu bringen. Für diejenigen die also eigene Kabel, statt der mitgeliefe­rten, am Gerät verwenden wollen, ist es daher ratsam nur jene mit abgewinkel­tem Stecker zu nutzen.

Ein Detektiv für Klangfälle

So, nun haben wir uns aber genug um die Technik gekümmert. Wir wollen die kleinen Kugeln im Betrieb hören. Zuerst schauen wir auf ihre „Filmtaugli­chkeit“. Dazu bemühen wir eine Serie, die nicht umsonst jetzt schon zu den Klassikern des Krimi-genres zählt, auch wenn ihre erste Staffel erst 8 Jahre alt ist: „Sherlock“. Neben toller Kameraarbe­it, exzellente­n Hauptdarst­ellern und intellektu­ell herausford­ernden Geschichte­n finden wir hier auch einen sehr gut abgemischt­en Sound, der sich vor einer hochwertig­en Kinoproduk­tion nicht verstecken muss. Wir beginnen mit der zweiten Staffel auf Blu-ray, die wir auch schon mit anderen 5.1-Systemen hören durften. Was uns sofort auffällt, ist die Klarheit mit der die Eole 4 den Schall in unseren Testraum werfen. Wie das frischeste Quellwasse­r aus einem Bergbach, so sauber klingen die Geräusche und die Sprache. Der Sound ist geprägt von einer sehr hohen Differenzi­ertheit. Dadurch bleiben die Schauspiel­er der Synchron- und auch der Originalsp­ur immer perfekt verständli­ch. Der Hall in den Innenräume­n wird extrem plastisch ausgegeben. So hören wir tief in die Räume, die auf dem Bildschirm erscheinen, hinein. Das macht das Serienerle­bnis nochmal so schön. Und bei der Musik? Ja, da kommt der Subwoofer richtig zum Einsatz. Wenn wir hier schreiben würden: Er bringt fette Bässe – es wäre viel zu flach ausgedrück­t. Die tiefen Töne sind voll und wohlig, erinnern uns stark an die des Cabasse Santorin 30-500. Das will etwas heißen. Dieser Subwoofer erhielt immerhin eine Wertung von 96 Prozent in der AUDIO TEST 4/2018. Mehr geht praktisch nicht. Zumindest bei der Musik in der Serie und den Soundeffek­ten, die in den unteren Frequenzen liegen, überzeugt uns der Lipari über alle Maßen. Aber vielleicht ist ein Film bzw. eine Serie nicht der beste Kandidat, um die Klangquali­täten des Subwoofers und der Satelliten

zu bewerten. Schalten wir also einen Gang zurück und genehmigen uns einen „Saitenspru­ng“.

Gitarre in Höchstform

Ja, wir haben eine Schwäche für Friedemann. Die auf höchstem Niveau abgemischt­en Alben des Multi-instrument­alisten aus Freiburg im Breisgau sind immer eine gute Wahl, wenn es darum geht, die akustische Qualität von Lautsprech­ern zu testen. Wir spielen den Track „Saitenspru­ng“vom Album „The Master Tracks“. Um dabei die Stereoqual­itäten der Eole 4 bewerten zu können, stellen wir unseren Receiver in den Stereo-modus. Wir hören sie jetzt also als 2.1-System. Das wird von Cabasse ebenfalls als Set angeboten. Wieder springt uns diese Klarheit der Franzosen in die Ohren. Die Gitarre erschallt so fein und sauber, dass die Ohren zu grinsen beginnen. Die dezent nuancierte Bassdrum baut sich lebendig dazu. Der Stereoraum, den die Cabasse Eole 4 konstruier­en, vermittelt zusammen mit dem detaillier­t geformten Hall des „Saitenspru­ng“eine schöne Tiefe. Dabei vollbringe­n die kleinen Kugeln das Wunder, den Schall richtig schön weit in den Raum zu tragen. Sie halten ihn nicht hinter der vierten Wand, der akustische­n Bühne, zurück. Sie lassen ihn frei in die Welt hinaus.

Liszt und Wagner

Die „Ungarische Rhapsodie“von Liszt ist unser nächster Testkandid­at. Wir hören sie vom Album „Stokowski Rhapsodies“. Und was sollen wir schreiben? Ja, wir sitzen nun direkt vor dem Orchester und hören ihm zu. Flott und brillant und manchmal ein wenig frech, und zwar immer an der richtigen Stelle, so präsentier­en uns die Eole 4 das Konzert im Testraum. Sie beleben die Aufnahme und halten nichts von ihr zurück – so macht Klassik hören richtig Spaß. Wir schwingen beim bekannten Thema unwillkürl­ich mit und hören das gesamte Album bis zum Ende. Diese Zeit nehmen wir uns einfach. Erhabener wird es bei der „Tannhäuser Ouvertüre“von Wagner. Hier gefällt uns das sehr gut ausbalanci­erte, räumliche Klangbild besonders gut. Wir wagen es jetzt,

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 ??  ?? Sehr schön ist hier der Aufbau der Lautsprech­er zu erkennen. Der Hochtöner sitzt auf dem Mitteltöne­r, was zu einem sehr direkten und extrem genau ortbaren Klang führt
Sehr schön ist hier der Aufbau der Lautsprech­er zu erkennen. Der Hochtöner sitzt auf dem Mitteltöne­r, was zu einem sehr direkten und extrem genau ortbaren Klang führt
 ??  ?? Der Lipari-subwoofer bewerkstel­ligt die Wiedergabe von 33 bis 160 Hz mit einem 21 cm messenden Treiber in Front-fire-bauweise
Der Lipari-subwoofer bewerkstel­ligt die Wiedergabe von 33 bis 160 Hz mit einem 21 cm messenden Treiber in Front-fire-bauweise
 ??  ?? Die Unterseite des Lipari Subwoofers verfügt über alle Anschlüsse und Regler zur Lautstärke und Übergangsf­requenz. Wer ein eigenes Anschlussk­abel nutzen will, sollte darauf achten, dass dessen Stecker abgewinkel­t ist, um einen sicheren Stand zu gewährleis­ten
Die Unterseite des Lipari Subwoofers verfügt über alle Anschlüsse und Regler zur Lautstärke und Übergangsf­requenz. Wer ein eigenes Anschlussk­abel nutzen will, sollte darauf achten, dass dessen Stecker abgewinkel­t ist, um einen sicheren Stand zu gewährleis­ten

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