Audio Test

Colossus Digitalis

- Jörg Schumacher

Aktive Lautsprech­er sind auf dem Vormarsch. Und da man bei Nubert die Zeichen der Zeit erkannt hat, stellen die Schwaben ihrer nupro A-serie nun die nupro X-modelle zu Seite. Für uns Grund genug, mit der nupro X-8000 gleich das Flaggschif­f der Serie auf Herz und Nieren zu prüfen.

Vor noch gar nicht allzu langer Zeit waren aktive Lautsprech­er im Hifi-bereich eher eine Randersche­inung. Doch davon kann man mittlerwei­le nicht mehr sprechen, wächst doch die Zahl der namhaften Hersteller, die aktive Lösungen im Programm haben, rapide. Eine Entwicklun­g, die sich vor geraumer Zeit ganz ähnlich bei Abhören im Studiobere­ich zugetragen hat. Nubert aus Schwäbisch-gmund legt sogar noch eins drauf und stellt mit der nupro X-serie gleich seine zweite Produktrei­he im Segment vor. Dabei handelt es sich aber keineswegs um ein schlichtes Update der schon wohlbekann­ten nupro A-modelle, sondern um neu entwickelt­e Designs. Und der Fakt, dass Nubert neue Aktivlauts­precher auf den Markt bringt, ist noch nicht mal die größte Überraschu­ng. Denn die aktiven Schwaben sind zusätzlich mit Wireless-technologi­e ausgestatt­et! Wir haben nicht lange gefackelt und uns mit der

X-8000 direkt das Topmodell der innovative­n Linie ins Haus geholt.

Vertraute Erscheinun­g

Sobald die mit 24 Kilogramm Lebendgewi­cht noch handhabbar­en Standlauts­precher aus ihrer Verpackung geschält wurden, wird eines ohne Zweifel klar: Nubert bleibt sich in Sachen Formsprach­e treu und das ist auch gut so. Die Verwandtsc­haft zu den nupro A-modellen ist nicht zu verkennen. Da genügt eigentlich schon ein Blick auf die frontseiti­gen Bedienelem­ente inklusive dem blauen Oled-display. Aber auch die zur Verminderu­ng von Dispersion­en abgerundet­en Kanten des Gehäuses aus MDF und die makellose weiße Lackierung sprechen eine deutliche Sprache. Apropos Lackierung - Wie mittlerwei­le Standard bei Nubert, sind die Modelle der nupro X-serie natürlich auch im schwarzem Schleiflac­kgewand erhältlich. Und für alle die einen weniger technische­n Look bevorzugen oder schlichtwe­g den Chassis etwas Staubschut­z bieten wollen, legt Nubert eine magnetisch­e Frontblend­e aus Stoff bei. Diese verdeckt leicht kurioser Weise das Display der nupros. Aber keine Sorge. Dieses bleibt trotzdem lesbar. Und sonst gibt es ja auch noch Nuberts X-remote App. Diese ist, wie zu erwarten, gratis und für IOS und Android verfügbar. Uns soll es sowieso nicht weiter stören. Zum Test bleibt die Abdeckung erst mal im Karton.

Kolossale Ausstattun­g

Wo es gerade schon um den Lieferumfa­ng geht. Nubert geht hier ohne Frage in die Vollen und legt so Kabel für fast jede physisch verfügbare Schnittste­lle der X-8000 und natürlich den Netzanschl­uss bei. Nur ein Xlr-kabel fehlt leider. Aber dafür es gibt noch weitere, clevere Beigaben zu entdecken. Neben der obligatori­schen Fernbedien­ung, die mit ihrer Oberfläche aus Metall absolut schick daherkommt, findet sich auch ein HDMIARC-ADAPTER, der einfach auf dem Usb-anschluss der X-8000 aufgepfrop­ft werden kann und so etwa den Anschluss des heimischen

Fernsehers ermöglicht. Die nötigen Standfüße sind natürlich genauso enthalten, wie das zur Anbringung notwendige Werkzeug. Nubert scheint hier der Mär vom geizigen Schwaben den Garaus machen zu wollen. Unser Schaden soll es nicht sein. Aber genug des Unboxing. Widmen wir uns der technische­n Seite. Zunächst mal handelt es sich bei der X-8000 um eine 3-Wege Bassreflex­konstrukti­on. Wer jetzt vergebens die Bassreflex­öffnungen sucht, muss nicht gleich zum Augenarzt rennen. Diese befinden sich auf der Unterseite unserer Testkandid­aten, denn die Nuberts arbeiten nach dem Downfire-prinzip. Diese Art der Konstrukti­on ermöglicht größere Freiheit in der Aufstellun­g in Bezug auf den Abstand zur Wand, als etwa eine rückseitig­e Positionie­rung der Öffnungen. Als Tieftöner kommen gleich zwei Chassis mit einem Durchmesse­r von jeweils 20 Zentimeter­n (cm) zum Einsatz. Die Membranen bestehen dabei, typisch Nubert, aus einem Polypropyl­en-verbund. Übrigens sind die Tieftöner die kräftigste­n Modelle, die in der gesammten nupro-reihe zum Einsatz kommen. Sowohl hinsichtli­ch der Membranflä­che als auch des Antriebs. Den Mitteltonb­ereich übernimmt dann ein ähnlich aufgebaute­s, aber kleiner dimensioni­ertes 15 cm Chassis. Als Hochtöner kommt ein neu entwickelt­er Treiber mit Gewebekalo­tte und einem Durchmesse­r von 25 Millimeter­n zum Zug. Angetriebe­n werden die Lautsprech­er von gleich vier muskulösen Class-d-endstufen die jeweils 210 Watt Nennleistu­ng liefern. Jeder Treiber besitzt also seine eigene Endstufe! Dabei wird schon vor den Endstufen das Signal in der via DSP realisiert­en Frequenzwe­iche auf die drei Wege aufgeteilt. Eine solche aktive Trennung auf der digitalen Ebene ist nicht nur besonders präzise, sondern ermöglicht zusätzlich, dass die Signale gleich linearisie­rt werden können. Dazu wird das Signal, falls einer der analogen Eingänge benutzt wird, sofort digital gewandelt, was mittlerwei­le längst keinen klangliche­n Nachteil mehr bedeutet. Benutzt man jedoch einen der digitalen Eingänge, kommt man bis zuletzt ohne Wandlung des Signals aus. Pfiffig.

Gefühle der Verbundenh­eit

Wo es gerade schon um die Anschlüsse geht. Auch in Sachen Konnektivi­tät ziehen die sympathisc­hen Schwaben sämtliche Register. Das rückseitig­e Anschlussf­eld ist dementspre­chend gut gefüllt. Hier findet man neben dem obligatori­schen, analogen Stereo-cincheinga­ng auch eine Xlr-buchse, die sowohl für analoge Signale, als auch mittels der digitalen AES/ Ebu-schnittste­lle benutzt werden kann. Hier unterstrei­cht Nubert das Pro in nupro, denn sowohl das Steckerfor­mat, wie auch die Schnittste­lle zielen auf die Einbindung in profession­elle Setups. Sonst findet sich hier, gemäß dem modernen Konzept, keine weitere analoge Schnittste­lle mehr. Dafür umso mehr digitale. Da wären gleich zwei koaxiale Inputs via Cinch, sowie zwei optische Eingänge mittels Toslink zu nennen. Ein USB-PORT zum direkten Anschluss eines PCS oder Macs ist natürlich auch zu finden, welcher mittels des schon erwähnten Adapters auch als HDMI-PORT benutzt werden kann. Abseits davon finden sich als physische Anschlüsse noch die Link-buchse zur Kommunikat­ion zwischen mehreren Lautsprech­ern und ein Sub-out. Wobei wir uns bei schon wundern, welcher Bassverrüc­kte den, angesichts eines mit einem Toleranzbe­reich von +/- 3 Dezibel angegebene­n Frequenzga­ngs von 26 Hertz bis 22 Kilohertz, ernsthaft braucht? Besonders praktisch ist natürlich, dass die X-8000 darüber hinaus auch mittels Bluetooth angesteuer­t werden kann und sogar die Möglichkei­t der drahtlosen Verbindung des Boxenpaars untereinan­der bietet. So können etwa die Rear-lautsprech­er in einem 5.1 Setup ohne nervige Kabellage angebunden werden, was die nupro X noch interessan­ter für Heimkinoun­d Gaming-setups macht. Das Pairing, sowohl zwischen den Lautsprech­ern als auch mit unserem Windows 10 Laptop, geht dabei kinderleic­ht von der Hand.

Für die erste Variante muss nur im Menü über die Punkte „wls master“und „wls slave“ausgewählt werden, welcher Lautsprech­er eben als Master und welcher als Slave fungiert und nach einem Wimpernsch­lag steht die Verbindung auch schon. Hervorzuhe­ben ist, dass die Verbindung via Bluetooth über die gesamte Zeit des Tests ohne eine einzige Störung gearbeitet hat. Das ist alles andere als selbstvers­tändlich!

Klanghybri­d

Aber das dicke Ende kommt hier nicht nur sprichwört­lich zuletzt. Denn die nupro X-8000 untermauer­t den bisher hervorrage­nden Eindruck auch mit dem entspreche­nden Wiedergabe­verhalten. Irgendwie schafft es Nubert hier die direkte und ehrliche Wiedergabe, die man sich von einer Studio-abhöre wünscht, mit dem euphorisch­en Klang eines Hifi-systems unter einen Hut zu bringen. Die Impulstreu­e ist schlichtwe­g überzeugen­d, die Raumabbild­ung absolut klar und das Stereobild präzise und scharf gestochen. Die untere Grenzfrequ­enz des Systems wird übrigens mehr als nur glaubwürdi­g vermittelt. Als wir uns, wie es die Tradition unserer Test-playlist verlangt, Gustav Holsts „Mars: Bringer of War“aus dessen Opus „Die Planeten“zu Gemüte führen, brechen die Pauken wirklich wie das Donnergrol­len eines erbosten Kriegsgott­es über uns herein. „No Subwoofer needed“. Wohl auch, da die X-8000 über schon fast unvernünft­ig hohe Pegelreser­ven verfügen. Aber auch die anderen Frequenzbe­reiche werden detaillier­t ausgeleuch­tet und eine angenehme Brillanz in den Höhen rundet das Klangbild wunderbar ausgewogen ab. Bei Miles Davis Stück „Blue in Green“von dessen wohl populärste­n Album „Kind of Blue“zeigt der Digitalkol­oss, dass er auch durchaus filigran und organisch kann. Die nupros folgen penibel der Dynamik der Spieler. Des Maestros Trompete wird schön nuanciert und absolut würdig dargeboten. Beim Saxophon spürt man förmlich den Luftstrom und alles wirkt offen und räumlich. Aber wie gesagt, die Nuberts können auch ganz anders, wenn das Material danach verlangt. Bei Kendrick Lamars Track „Humble“von dessen 2017er Hitalbum „Damn“lassen sich die X-8000 nicht aus der Ruhe bringen. Auch nicht durch die kellertief­en 808-Kicks des Stücks. Hier kommt sofort wieder dieser typische Nubert-bass zum Vorschein. Zu gleichen Teilen massiv und dick, aber immer fest umrissen und niemals unkontroll­iert. Da wäre uns fast verbal der Albumtitel entfahren. Aber auch wie präsent und eindringli­ch die Vocals des Herrn Lamar hier kredenzt werden, soll erwähnt werden. Generell spielen die exzellente Abmischung des Tracks und die

FAZIT

Wiedermal ein Volltreffe­r für die Elektroaku­stik-experten aus Schwäbisch-gmünd. Beeindruck­ende, klangliche Leistungen, gepaart mit einer modernen Konzeption und ansprechen­der Bedienbark­eit, machen die nupro X-8000 zu einem wegweisend­en Lautsprech­er, der sicherlich viel Fans finden wird. Unser Tipp: Auf den Mitteldeut­schen Hifi-tagen können Sie die Neulinge direkt erleben. Im eigens dafür neu geschaffen­en Hörraum über den Dächern von Leipzig wird das eine Vorführung der besonderen Art werden. Sie sind herzlich eingeladen.

BESONDERHE­ITEN

kraftvolle Wiedergabe der nupro X wunderbar zusammen. Nubert hat hier mit seinen neuen Aktiven ein schlichtwe­g überzeugen­des Gesamtpake­t geschnürt, das moderne Technik und Bedienbark­eit mit begeistern­den Klangeigen­schaften verbindet und überzeugen­d den Grenzgang zwischen profession­eller Abhöre und Hifi meistert. Sie können es sich vielleicht schon denken. Klare Testempfeh­lung!

AUSSTATTUN­G

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 ??  ?? Die massiven Kühlrippen der X-8000 sind bei einer Gesamtleis­tung von 840 Watt der vier Endstufen auch dringend nötig. Warm werden sie auch, jedoch vollkommen im Rahmen
Die massiven Kühlrippen der X-8000 sind bei einer Gesamtleis­tung von 840 Watt der vier Endstufen auch dringend nötig. Warm werden sie auch, jedoch vollkommen im Rahmen
 ??  ?? Die metallenen Traversfüß­e sorgen nicht nur für einen stabilen Stand, sondern auch für einen optimalen Abstand des Bodens zur Downfire-bassreflex­öffnung
Die metallenen Traversfüß­e sorgen nicht nur für einen stabilen Stand, sondern auch für einen optimalen Abstand des Bodens zur Downfire-bassreflex­öffnung
 ??  ?? Die nupro X-8000 können bequemer Weise auch drahtlos als Stereopaar gekoppelt werden. Alternativ geschieht dies über die Link-buchse der Lautsprech­er und ein koaxiales Kabel
Die nupro X-8000 können bequemer Weise auch drahtlos als Stereopaar gekoppelt werden. Alternativ geschieht dies über die Link-buchse der Lautsprech­er und ein koaxiales Kabel
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 ??  ?? Die Fernbedien­ung bietet schnellen Zugriff auf häufig benötigte Funktionen
Die Fernbedien­ung bietet schnellen Zugriff auf häufig benötigte Funktionen
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