Was lange währt...
In der AUDIO TEST waren die Tüftler von Vincent aus Iffezheim zuletzt mit dem Stereovollverstärker SV-238MK und der Hybrid-vorstufe SA-32 vertreten – beide bekamen von uns exzellente Leistungen attestiert und machten Laune auf mehr. Deshalb stand es außer Frage, dass mit Erscheinen der Hybrid-endstufe SP-332 umgehend ein Testmuster her musste. Das Pendant zur Vorstufe SA-32 erschien im Frühjahr diesen Jahres und durfte in den vergangen Monaten bereits so einige Lorbeeren sammeln. Der Vertrieb Sintron ruft für den massiven Endverstärker von knapp 21 Kilogramm Kampfgewicht einen Preis von 1 899 Euro auf und ordnet den SP332 somit bereits ökonomisch in der oberen Mittelklasse ein. Auch optisch strahlt der SP-332 Wertigkeit aus. Das massive Gehäuse ist von zurückhaltendem Design und strahlt eine etwas erhabene Eleganz aus. Retro-charme verleihen der Endstufe zwei Vu-meter, deren Hintergrundbeleuchtung dank eines Schalters an der Rückseite vier verschiedene Farben annehmen kann. Erhältlich ist das Gerät
selbst in zwei Farbausführungen – gebürstetes Aluminium in schwarz zum einen und in silber zum anderen. Zweiterer thront nun majestätisch in unserem Hörlabor und läuft schon mal warm, während wir einen Blick auf seine inneren Werte werfen.
Edler Hybrid
Seine elektroakustische Schlagkraft erhält der Bolide durch das Zusammenwirken eines vorbildlich isolierten 500-Va-ringkerntrafos und mehrerer massiver Elektrolytkondensatoren mit einer Gesamtkapazität von 80 000 Mikrofarad. Zwei im Gegentakt geschaltete Röhren vom Typ 6N16 sollen dem Hybriden eine röhrentypische Wärme und Natürlichkeit verleihen, während eine 6N15-röhre die Spannung stabilisiert. Am Ausgang sind dann acht Fet-transistoren dafür zuständig, den Pegel auf die gesamte Ausgangsleistung von zwei mal 150 Watt an 8 anzuheben. Leistung satt also! Eine Vielzahl knallroter Wima-kondensatoren regulieren den Signalfluss, welcher dem SP-332 sowohl über Cinch, als auch symmetrisch
Nach über zwei Jahrzehnten kam Vincent vergangenes Jahr zuerst mit der Neuauflage der Hybridvorstufe SA31 daher und zog nun dieses Jahr mit der entsprechenden Endstufen-einheit SP-332 nach. Haben sich die Mühen gelohnt?
per XLR zugeführt werden kann. Ausgegeben wird das Signal, wie bereits beim Vorgängermodell, per massiv verarbeiteter Lautsprecherklemmen in doppelter Ausführung. Sowohl Bi-wiring, als auch die Ansteuerung von zwei Lautsprecherpaaren werden dem Nutzer hier also ermöglicht. Was sich beim ersten Eindruck erahnen ließ, wird somit bei einem Blick hinter die Fassade bestätigt – Vincent setzt auch beim SP-332 auf sorgfältig verarbeitete Bauteile höchster Güte und trägt lieber etwas dicker auf, um einen Vincent-typischen vollen und charmanten Hybrid-sound an den Start zu bringen.
In die Vollen
Da wir die Hybrid-vorstufe SA-32, welche wir natürlich am liebsten im Zusammenspiel mit der SP332 Endstufe erlebt hätten, schon lange wieder zurück nach Iffezheim schicken mussten, muss unser Prüfling mit der Vorstufe des Rotel RA-1592 vorlieb nehmen, welcher seinerseits über den Cxn-silver von Cambridge Audio mit Musik von unserer Redak-
tionsbibliothek versorgt wird. Eine symmetrische Verbindung ist, falls umsetzbar, im Sinne der Klangreinheit übrigens stets zu bevorzugen. Ausgegeben wurde das Signal vom SP-332 an zwei Standlautsprecher Typ A55 aus dem Hause Canton, welche zufällig gerade zugegen waren, und natürlich im Vergleich an unsere Redaktionsreferenz, den Dynaudio Contour 30. Zum Einstieg lassen wir das 1976 erschienene Album „Flow Motion“der Kult-krauter CAN erklingen. Schnell mahnte uns der SP-332 zur Vorsicht im Umgang mit dem Lautstärkeregler. Denn es wurde klar, dass die Endstufe nicht nur auf dem Datenblatt ordentlich „Wums“unter der Haube zu haben behauptet, sondern auch hat. Ein überaus kraftvolles Klangbild kommt uns entgegen, welches tatsächlich eine extrem charmante Note Röhrensound mit sich bringt. In den Höhen wunderbar abgerundet, strahlt der Klang vor allem aus dem Bauch heraus. Die Bässe sind kräftig und der Mittenbereich ist mit einer sehr sympathischen Feinzeichnung versehen, welche vor allem den Honolulu-gitarren bei „Cascade Waltz“unheimlich gut steht. Der Verstärker gibt sich hier ungemein musikalisch und setzt Schwerpunkte, ohne die Darbietung durch eine zu aufdringliche Handschrift zu entfremden. Der SP-332 präsentiert uns ein Klangbild, welches über das gesamte Spektrum hinweg sehr stabil auftritt und durch feinste dynamische Differenzierungen eine wunderbare Lebendigkeit gewinnt. „Come Togther“nicht gesungen von den Beatles, sondern von Gary Clark Jr., kann man besten Gewissens als eine extrem muskulöse Produktion bezeichnen. Daher scheint uns diese Version des Songs gut geeignet, um mit dem Vincent ein paar Belastungsgrenzen auszutesten. Schnell steht fest, dass wir ins Schwitzen kommen, lange bevor der Vincent auch nur erste Ermüdungserscheinungen zu erkennen gibt. Ganz im Gegenteil – Umso weiter wir die Lautstärke aufreißen, desto mehr scheint der SP-332 erst in Fahrt zu geraten. Ohne mit der Wimper zu zucken, hält er auch bei hoher Auslastung feine klangliche Differenzierungen aufrecht und weiß auch hier noch zwischen sehr laut und übertrieben laut zu unterscheiden.
…wird endlich gut.
Wir geben auf und kehren in die Gefilde nachbarschaftstauglicher Lautstärkeverhältnisse zurück.
FAZIT
Für 1899 Euro offeriert Vincent mit der Hybrid-endstufe SP-332 einen Verstärker der Extraklasse. Zum einen jede Menge Power, zum anderen viel Fingerspitzengefühl. Aber nicht in Entweder-oder-manier, sondern in perfekter Symbiose. Gepaart mit dem wärmenden Röhren-sound, garantiert der SP-332 ein außerordentliches Hörvergnügen!
BESONDERHEITEN
• Hybrid-schaltung • Vu-meter in vier verschiedenen Farben
Vorteile +vorbildliche isolierter Schaltungsaufbau +enorm voller und warmer Klang +sehr gutes Preisleistungs-verhältnis Nachteile – keine Der erste Satz aus Bartholdys „Violinkonzert in E-moll“, gespielt vom Orchestre Symphonique de Montreal unter Leitung von Charles Dutoit und mit der wunderbar solierenden Kyung Wha Chung gibt uns die Fassung zurück und zeigt, dass der SP-332 nicht nur draufhauen, sondern auch streicheln kann. Mit sehr viel Feingefühl transportiert er die Pizzicati der Bässe in unseren Hörraum, wo sich nun auch die räumlichen Qualitäten der Endstufe entfalten. Sehr authentisch erstreckt sich die klangliche Bühne in alle drei Dimensionen, wobei vor allem der Canton A55 hier auch als große Unterstützung beiträgt. Während Chungs Solo zeigt sich das Klangbild sehr gefestigt, und das, obwohl nur eine Violine zu hören ist, welche teils so zart gespielt wird, dass sie jederzeit wegzubrechen droht. Die Endstufe hält sie jedoch mit solch einer Strahlkraft am Leben, als stünden wir mit Chung gemeinsam auf der Bühne.