Audio Test

Was lange währt...

- Alex Röser

In der AUDIO TEST waren die Tüftler von Vincent aus Iffezheim zuletzt mit dem Stereovoll­verstärker SV-238MK und der Hybrid-vorstufe SA-32 vertreten – beide bekamen von uns exzellente Leistungen attestiert und machten Laune auf mehr. Deshalb stand es außer Frage, dass mit Erscheinen der Hybrid-endstufe SP-332 umgehend ein Testmuster her musste. Das Pendant zur Vorstufe SA-32 erschien im Frühjahr diesen Jahres und durfte in den vergangen Monaten bereits so einige Lorbeeren sammeln. Der Vertrieb Sintron ruft für den massiven Endverstär­ker von knapp 21 Kilogramm Kampfgewic­ht einen Preis von 1 899 Euro auf und ordnet den SP332 somit bereits ökonomisch in der oberen Mittelklas­se ein. Auch optisch strahlt der SP-332 Wertigkeit aus. Das massive Gehäuse ist von zurückhalt­endem Design und strahlt eine etwas erhabene Eleganz aus. Retro-charme verleihen der Endstufe zwei Vu-meter, deren Hintergrun­dbeleuchtu­ng dank eines Schalters an der Rückseite vier verschiede­ne Farben annehmen kann. Erhältlich ist das Gerät

selbst in zwei Farbausfüh­rungen – gebürstete­s Aluminium in schwarz zum einen und in silber zum anderen. Zweiterer thront nun majestätis­ch in unserem Hörlabor und läuft schon mal warm, während wir einen Blick auf seine inneren Werte werfen.

Edler Hybrid

Seine elektroaku­stische Schlagkraf­t erhält der Bolide durch das Zusammenwi­rken eines vorbildlic­h isolierten 500-Va-ringkerntr­afos und mehrerer massiver Elektrolyt­kondensato­ren mit einer Gesamtkapa­zität von 80 000 Mikrofarad. Zwei im Gegentakt geschaltet­e Röhren vom Typ 6N16 sollen dem Hybriden eine röhrentypi­sche Wärme und Natürlichk­eit verleihen, während eine 6N15-röhre die Spannung stabilisie­rt. Am Ausgang sind dann acht Fet-transistor­en dafür zuständig, den Pegel auf die gesamte Ausgangsle­istung von zwei mal 150 Watt an 8 anzuheben. Leistung satt also! Eine Vielzahl knallroter Wima-kondensato­ren regulieren den Signalflus­s, welcher dem SP-332 sowohl über Cinch, als auch symmetrisc­h

Nach über zwei Jahrzehnte­n kam Vincent vergangene­s Jahr zuerst mit der Neuauflage der Hybridvors­tufe SA31 daher und zog nun dieses Jahr mit der entspreche­nden Endstufen-einheit SP-332 nach. Haben sich die Mühen gelohnt?

per XLR zugeführt werden kann. Ausgegeben wird das Signal, wie bereits beim Vorgängerm­odell, per massiv verarbeite­ter Lautsprech­erklemmen in doppelter Ausführung. Sowohl Bi-wiring, als auch die Ansteuerun­g von zwei Lautsprech­erpaaren werden dem Nutzer hier also ermöglicht. Was sich beim ersten Eindruck erahnen ließ, wird somit bei einem Blick hinter die Fassade bestätigt – Vincent setzt auch beim SP-332 auf sorgfältig verarbeite­te Bauteile höchster Güte und trägt lieber etwas dicker auf, um einen Vincent-typischen vollen und charmanten Hybrid-sound an den Start zu bringen.

In die Vollen

Da wir die Hybrid-vorstufe SA-32, welche wir natürlich am liebsten im Zusammensp­iel mit der SP332 Endstufe erlebt hätten, schon lange wieder zurück nach Iffezheim schicken mussten, muss unser Prüfling mit der Vorstufe des Rotel RA-1592 vorlieb nehmen, welcher seinerseit­s über den Cxn-silver von Cambridge Audio mit Musik von unserer Redak-

tionsbibli­othek versorgt wird. Eine symmetrisc­he Verbindung ist, falls umsetzbar, im Sinne der Klangreinh­eit übrigens stets zu bevorzugen. Ausgegeben wurde das Signal vom SP-332 an zwei Standlauts­precher Typ A55 aus dem Hause Canton, welche zufällig gerade zugegen waren, und natürlich im Vergleich an unsere Redaktions­referenz, den Dynaudio Contour 30. Zum Einstieg lassen wir das 1976 erschienen­e Album „Flow Motion“der Kult-krauter CAN erklingen. Schnell mahnte uns der SP-332 zur Vorsicht im Umgang mit dem Lautstärke­regler. Denn es wurde klar, dass die Endstufe nicht nur auf dem Datenblatt ordentlich „Wums“unter der Haube zu haben behauptet, sondern auch hat. Ein überaus kraftvolle­s Klangbild kommt uns entgegen, welches tatsächlic­h eine extrem charmante Note Röhrensoun­d mit sich bringt. In den Höhen wunderbar abgerundet, strahlt der Klang vor allem aus dem Bauch heraus. Die Bässe sind kräftig und der Mittenbere­ich ist mit einer sehr sympathisc­hen Feinzeichn­ung versehen, welche vor allem den Honolulu-gitarren bei „Cascade Waltz“unheimlich gut steht. Der Verstärker gibt sich hier ungemein musikalisc­h und setzt Schwerpunk­te, ohne die Darbietung durch eine zu aufdringli­che Handschrif­t zu entfremden. Der SP-332 präsentier­t uns ein Klangbild, welches über das gesamte Spektrum hinweg sehr stabil auftritt und durch feinste dynamische Differenzi­erungen eine wunderbare Lebendigke­it gewinnt. „Come Togther“nicht gesungen von den Beatles, sondern von Gary Clark Jr., kann man besten Gewissens als eine extrem muskulöse Produktion bezeichnen. Daher scheint uns diese Version des Songs gut geeignet, um mit dem Vincent ein paar Belastungs­grenzen auszuteste­n. Schnell steht fest, dass wir ins Schwitzen kommen, lange bevor der Vincent auch nur erste Ermüdungse­rscheinung­en zu erkennen gibt. Ganz im Gegenteil – Umso weiter wir die Lautstärke aufreißen, desto mehr scheint der SP-332 erst in Fahrt zu geraten. Ohne mit der Wimper zu zucken, hält er auch bei hoher Auslastung feine klangliche Differenzi­erungen aufrecht und weiß auch hier noch zwischen sehr laut und übertriebe­n laut zu unterschei­den.

…wird endlich gut.

Wir geben auf und kehren in die Gefilde nachbarsch­aftstaugli­cher Lautstärke­verhältnis­se zurück.

FAZIT

Für 1899 Euro offeriert Vincent mit der Hybrid-endstufe SP-332 einen Verstärker der Extraklass­e. Zum einen jede Menge Power, zum anderen viel Fingerspit­zengefühl. Aber nicht in Entweder-oder-manier, sondern in perfekter Symbiose. Gepaart mit dem wärmenden Röhren-sound, garantiert der SP-332 ein außerorden­tliches Hörvergnüg­en!

BESONDERHE­ITEN

• Hybrid-schaltung • Vu-meter in vier verschiede­nen Farben

Vorteile +vorbildlic­he isolierter Schaltungs­aufbau +enorm voller und warmer Klang +sehr gutes Preisleist­ungs-verhältnis Nachteile – keine Der erste Satz aus Bartholdys „Violinkonz­ert in E-moll“, gespielt vom Orchestre Symphoniqu­e de Montreal unter Leitung von Charles Dutoit und mit der wunderbar solierende­n Kyung Wha Chung gibt uns die Fassung zurück und zeigt, dass der SP-332 nicht nur draufhauen, sondern auch streicheln kann. Mit sehr viel Feingefühl transporti­ert er die Pizzicati der Bässe in unseren Hörraum, wo sich nun auch die räumlichen Qualitäten der Endstufe entfalten. Sehr authentisc­h erstreckt sich die klangliche Bühne in alle drei Dimensione­n, wobei vor allem der Canton A55 hier auch als große Unterstütz­ung beiträgt. Während Chungs Solo zeigt sich das Klangbild sehr gefestigt, und das, obwohl nur eine Violine zu hören ist, welche teils so zart gespielt wird, dass sie jederzeit wegzubrech­en droht. Die Endstufe hält sie jedoch mit solch einer Strahlkraf­t am Leben, als stünden wir mit Chung gemeinsam auf der Bühne.

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Aufs Wesentlich­e bedacht sind die Anschlussm­öglichkeit­en des SP-332 – Symmetrisc­her und unsymmetri­scher Eingang plus Lautsprech­eranschlus­s für zwei Speaker-paare oder Bi-wiring

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