Unverschämt günstig
Die Berliner Lautsprecher-schmiede ADAM Audio ist kein Unbekannter. Vor allem in der Studioszene genießen sie seit Jahren einen exzellenten Ruf und auch die Hifi-welt kommt so langsam auf den Geschmack. Mit dem T7V will man die Einsteiger abholen.
Zwischen dem Teltowkanal und den Fernsehstudios Adlershof findet sich ein Lautsprecherfabrikant, der viel Schweiß und Arbeit investiert hat, sich einen Namen zu verdienen. Kein Startup, was über Nacht zum Superstar wurde, sondern eine Firma, die sich über viele Jahre durch redliche Mühe und Stück für Stück in die Herzen und Köpfe der Musiker und Musikliebhaber in aller Welt gespielt hat. Die Rede ist natürlich vom Berliner Unternehmen ADAM Audio. Vor allem ADAMS S-serie ist mittlerweile in vielen namhaften Tonstudios dieser Welt zu finden. Die A-serie genießt in kleineren Projektstudios eine große Akzeptanz. Besonders hervorzuheben der A7, der fast schon eine kleine Legende unter den erschwinglichen Abhörmonitoren ist. Dabei haben die großen A- und S-serien vor allem eins gemeinsam: Sie wurden und werden auch heute noch alle in Berlin entwickelt und auch dort zusammengebaut. Und wie sieht es mit dem kleinen T7V aus, also der
T-serie? Der aktive Monitor-lautsprecher zielt auf Einsteiger ab, die möglichst viel ADAM-SOUND für ein kleines Budget haben wollen. Kann das gut gehen und kann man in Deutschland einen Lautsprecher bauen, der für 199 Euro das Stück über die Ladentheke geht und dennoch die Eigenschaften der großen Berliner Boliden mit sich bringt? Wir glauben: ja. Zumindest teilweise. Denn der T7V vereint alle Zutaten, technisch gesehen, die ein klassischer ADAM braucht.
Technik
Einen 1,9 Zoll U-ART Air Motion Transformer als Hochtöner mit Hps-waveguide und einen 7 Zoll Polypropylen-tiefmitteltöner in Bassreflexausführung. Das Geheimrezept sozusagen. Angetrieben wird das 2-Wege-system von einem 50 Watt-verstärker für den Bass und die Mitten und einen 20 Watt-verstärker für den Hochtöner. Class-d versteht sich. Was darf bei einem aktiven ADAM auch nicht fehlen? Richtig, die Eingänge sind sowohl unsymmetrisch als Cinch und auch symmetrisch als XLR ausgeführt, haben eine Höhen und Bass-korrektur, welche sich über Schalter um 2 Dezibel anheben oder absenken lassen und sie haben einen Drehpoti, der die Eingangsempfindlichkeit und somit, bei fester Verstärkung, die Ausgangslautstärke regelt. Alles, was man von einem aktiven Monitor erwartet und, wie bei ADAM üblich, eben auch ein kleines bisschen mehr, denn die Dsp-basierte Frequenzanpassung findet man bei weitem nicht in jedem Aktiv-lautsprecher dieser Preisklasse. Darüber hinaus hält man sich aber zurück. Keine unnötigen Features, elegantes, schlichtes und auf die Praxis ausgelegtes Design, das vorwiegend akustische Optimierung mit sich bringt, wie zum Beispiel die stark abgeschrägten Frontkanten. Typisch ADAM. Nur beim Herstellungsland muss man sich tatsächlich eingestehen: Für den Preis ist eine Fertigung dieses wirklich ausgereiften Produkts in der EU nicht mehr möglich. ADAM hat ausge- lagert. Das Know-how bleibt das selbe, auch die Technologie und Erfahrung kommt weiterhin aus Deutschland, aber produziert wird die T-serie, also auch der T7V, in China. Anders wäre es wirtschaftlich für den Verkaufspreis vermutlich einfach nicht mehr machbar. Darüber könnte man sich jetzt streiten, aber viel wichtiger ist doch: Wie hört sich der asiatische Import-berliner denn nun an?
Klang
Der T7V schafft es tatsächlich dem ADAM-SOUND treu zu bleiben. Warm und trotzdem natürlich. Weich und exakt zugleich. Der U-art-hochtöner leistet dabei ganze Arbeit und macht ermüdungsfreies Hören auch bei ausgedehnten Hörsessions möglich. Am Beispiel von Woodkids Titel „Stabat Mater“, welcher dem Lautsprecher eine große Balance zwischen brachialer Kick-bassdrum, breit gestaffelten Chören und sibilanter Stimme abverlangt, wird deutlich, wo die Stärken des Lautsprechers liegen: In der Abstimmung. Die ist tatsächlich sehr überzeugend. Sowohl die Höhen bis 25 Kilohertz, als auch der Bass bis immerhin 39 Hertz wirken solide geformt und stimmig. Die Übergangsfrequenz von 2,6 Kilohertz ist kaum ver-
nehmbar und frequenziell ist da nichts auszusetzen. Höchstens in der Phase, also zeitbezogen, wirken sie an dieser Stelle leicht ungenau, nicht ganz auf den Punkt, aber das geht insgesamt vollkommen in Ordnung. Wie es sich für Aktivmonitore gehört, ist, durch die örtliche Trennung der Endstufen und damit einhergehen der Kanäle, das Stereobild enorm deutlich zu orten. Vorausgesetzt man hat die Lautsprecher eingemessen und durch Feinjustage des Lautstärkepotis perfekt auf die Hörsituation kalibriert. Dafür benötigt man nicht zwangsläufig Messtöne, eine gut bekannte Referenz-aufnahme mit einer stabilen Phantommitte und ein geschultes Gehör reichen dafür völlig aus. Auch das Impulsverhalten der beiden Treiber kann überzeugen. Sowohl druckvolle, als auch feine Konturen werden souverän gezeichnet. An dieser Stelle ist die Erfahrung der Entwickler, die sich über die Jahre bei ADAM aufgebaut hat, klar zu erkennen und zu hören. Auch das Yuri Honing Trio mit der sehr eigenwilligen Interpretation von „Walking On The Moon“unterstützt die These, dass die T7V ihre Schokoladenseite in der authentischen und natürlichen Wiedergabe komplexer Signale zeigen. Die Transienten des Schlagzeugs und des Kontrabasses sind sauber und kontrolliert in ihrer Darstellung, was eine grundlegende Eigenschaft für natürliche Wiedergabe ist. Dass ein Einsteigerlautsprecher natürlich nicht das Ende der Fahnenstange markiert und sich in der Abbildung von räumlicher Tiefe, Plastizität, Klarheit und Mikrodynamik noch Luft nach Oben befindet, sollte klar sein. Genauso klar ist aber auch, dass es ADAM Audio tatsächlich gelungen ist ihr bewährtes Konzept, einen Signature Sound und eine Optik mit hohem Wiedererkennungswert, zu portieren und zum Kampfpreis auf den Markt zu bringen. Auch wenn nicht mehr „Made in Germany“darauf steht, wenn er sprechen könnte, würde er vermutlich trotzdem „Ich bin ein Berliner!“sagen. Vielleicht mit einem kleinen Mandarin-akzent. Aber hin oder her. Diesen Lautsprecher sollte man definitiv auf dem Schirm haben, denn er hat das Zeug zu einem echten Kassenschlager.
FAZIT
Der ADAM Audio T7V ist ein geglückter Spagat zwischen ansprechendem Preis und solidem Klang. Besonders gut gefällt uns die Ausgewogenheit der Abbildung und das ermüdungsfreie Hören. Dass der Lautsprecher nicht mehr in Deutschland gefertigt wird, zum Vorteil des Kunden, aber dennoch seinen Berliner Charme beibehalten hat, kann als Erfolg auf ganzer Linie bewertet werden.
BESONDERHEITEN
• U-art-hochtöner • Hps-waveguide Vorteile +frequenziell natürlicher Klang +tolle Abstimmung der Treiber +extrem ermüdungsfreies Hören Nachteile – schwache Mikrodynamik – mittelmäßige Tiefe der Bühne