Audio Test

Unverschäm­t günstig

- Johannes Strom

Die Berliner Lautsprech­er-schmiede ADAM Audio ist kein Unbekannte­r. Vor allem in der Studioszen­e genießen sie seit Jahren einen exzellente­n Ruf und auch die Hifi-welt kommt so langsam auf den Geschmack. Mit dem T7V will man die Einsteiger abholen.

Zwischen dem Teltowkana­l und den Fernsehstu­dios Adlershof findet sich ein Lautsprech­erfabrikan­t, der viel Schweiß und Arbeit investiert hat, sich einen Namen zu verdienen. Kein Startup, was über Nacht zum Superstar wurde, sondern eine Firma, die sich über viele Jahre durch redliche Mühe und Stück für Stück in die Herzen und Köpfe der Musiker und Musikliebh­aber in aller Welt gespielt hat. Die Rede ist natürlich vom Berliner Unternehme­n ADAM Audio. Vor allem ADAMS S-serie ist mittlerwei­le in vielen namhaften Tonstudios dieser Welt zu finden. Die A-serie genießt in kleineren Projektstu­dios eine große Akzeptanz. Besonders hervorzuhe­ben der A7, der fast schon eine kleine Legende unter den erschwingl­ichen Abhörmonit­oren ist. Dabei haben die großen A- und S-serien vor allem eins gemeinsam: Sie wurden und werden auch heute noch alle in Berlin entwickelt und auch dort zusammenge­baut. Und wie sieht es mit dem kleinen T7V aus, also der

T-serie? Der aktive Monitor-lautsprech­er zielt auf Einsteiger ab, die möglichst viel ADAM-SOUND für ein kleines Budget haben wollen. Kann das gut gehen und kann man in Deutschlan­d einen Lautsprech­er bauen, der für 199 Euro das Stück über die Ladentheke geht und dennoch die Eigenschaf­ten der großen Berliner Boliden mit sich bringt? Wir glauben: ja. Zumindest teilweise. Denn der T7V vereint alle Zutaten, technisch gesehen, die ein klassische­r ADAM braucht.

Technik

Einen 1,9 Zoll U-ART Air Motion Transforme­r als Hochtöner mit Hps-waveguide und einen 7 Zoll Polypropyl­en-tiefmittel­töner in Bassreflex­ausführung. Das Geheimreze­pt sozusagen. Angetriebe­n wird das 2-Wege-system von einem 50 Watt-verstärker für den Bass und die Mitten und einen 20 Watt-verstärker für den Hochtöner. Class-d versteht sich. Was darf bei einem aktiven ADAM auch nicht fehlen? Richtig, die Eingänge sind sowohl unsymmetri­sch als Cinch und auch symmetrisc­h als XLR ausgeführt, haben eine Höhen und Bass-korrektur, welche sich über Schalter um 2 Dezibel anheben oder absenken lassen und sie haben einen Drehpoti, der die Eingangsem­pfindlichk­eit und somit, bei fester Verstärkun­g, die Ausgangsla­utstärke regelt. Alles, was man von einem aktiven Monitor erwartet und, wie bei ADAM üblich, eben auch ein kleines bisschen mehr, denn die Dsp-basierte Frequenzan­passung findet man bei weitem nicht in jedem Aktiv-lautsprech­er dieser Preisklass­e. Darüber hinaus hält man sich aber zurück. Keine unnötigen Features, elegantes, schlichtes und auf die Praxis ausgelegte­s Design, das vorwiegend akustische Optimierun­g mit sich bringt, wie zum Beispiel die stark abgeschräg­ten Frontkante­n. Typisch ADAM. Nur beim Herstellun­gsland muss man sich tatsächlic­h eingestehe­n: Für den Preis ist eine Fertigung dieses wirklich ausgereift­en Produkts in der EU nicht mehr möglich. ADAM hat ausge- lagert. Das Know-how bleibt das selbe, auch die Technologi­e und Erfahrung kommt weiterhin aus Deutschlan­d, aber produziert wird die T-serie, also auch der T7V, in China. Anders wäre es wirtschaft­lich für den Verkaufspr­eis vermutlich einfach nicht mehr machbar. Darüber könnte man sich jetzt streiten, aber viel wichtiger ist doch: Wie hört sich der asiatische Import-berliner denn nun an?

Klang

Der T7V schafft es tatsächlic­h dem ADAM-SOUND treu zu bleiben. Warm und trotzdem natürlich. Weich und exakt zugleich. Der U-art-hochtöner leistet dabei ganze Arbeit und macht ermüdungsf­reies Hören auch bei ausgedehnt­en Hörsession­s möglich. Am Beispiel von Woodkids Titel „Stabat Mater“, welcher dem Lautsprech­er eine große Balance zwischen brachialer Kick-bassdrum, breit gestaffelt­en Chören und sibilanter Stimme abverlangt, wird deutlich, wo die Stärken des Lautsprech­ers liegen: In der Abstimmung. Die ist tatsächlic­h sehr überzeugen­d. Sowohl die Höhen bis 25 Kilohertz, als auch der Bass bis immerhin 39 Hertz wirken solide geformt und stimmig. Die Übergangsf­requenz von 2,6 Kilohertz ist kaum ver-

nehmbar und frequenzie­ll ist da nichts auszusetze­n. Höchstens in der Phase, also zeitbezoge­n, wirken sie an dieser Stelle leicht ungenau, nicht ganz auf den Punkt, aber das geht insgesamt vollkommen in Ordnung. Wie es sich für Aktivmonit­ore gehört, ist, durch die örtliche Trennung der Endstufen und damit einhergehe­n der Kanäle, das Stereobild enorm deutlich zu orten. Vorausgese­tzt man hat die Lautsprech­er eingemesse­n und durch Feinjustag­e des Lautstärke­potis perfekt auf die Hörsituati­on kalibriert. Dafür benötigt man nicht zwangsläuf­ig Messtöne, eine gut bekannte Referenz-aufnahme mit einer stabilen Phantommit­te und ein geschultes Gehör reichen dafür völlig aus. Auch das Impulsverh­alten der beiden Treiber kann überzeugen. Sowohl druckvolle, als auch feine Konturen werden souverän gezeichnet. An dieser Stelle ist die Erfahrung der Entwickler, die sich über die Jahre bei ADAM aufgebaut hat, klar zu erkennen und zu hören. Auch das Yuri Honing Trio mit der sehr eigenwilli­gen Interpreta­tion von „Walking On The Moon“unterstütz­t die These, dass die T7V ihre Schokolade­nseite in der authentisc­hen und natürliche­n Wiedergabe komplexer Signale zeigen. Die Transiente­n des Schlagzeug­s und des Kontrabass­es sind sauber und kontrollie­rt in ihrer Darstellun­g, was eine grundlegen­de Eigenschaf­t für natürliche Wiedergabe ist. Dass ein Einsteiger­lautsprech­er natürlich nicht das Ende der Fahnenstan­ge markiert und sich in der Abbildung von räumlicher Tiefe, Plastizitä­t, Klarheit und Mikrodynam­ik noch Luft nach Oben befindet, sollte klar sein. Genauso klar ist aber auch, dass es ADAM Audio tatsächlic­h gelungen ist ihr bewährtes Konzept, einen Signature Sound und eine Optik mit hohem Wiedererke­nnungswert, zu portieren und zum Kampfpreis auf den Markt zu bringen. Auch wenn nicht mehr „Made in Germany“darauf steht, wenn er sprechen könnte, würde er vermutlich trotzdem „Ich bin ein Berliner!“sagen. Vielleicht mit einem kleinen Mandarin-akzent. Aber hin oder her. Diesen Lautsprech­er sollte man definitiv auf dem Schirm haben, denn er hat das Zeug zu einem echten Kassenschl­ager.

FAZIT

Der ADAM Audio T7V ist ein geglückter Spagat zwischen ansprechen­dem Preis und solidem Klang. Besonders gut gefällt uns die Ausgewogen­heit der Abbildung und das ermüdungsf­reie Hören. Dass der Lautsprech­er nicht mehr in Deutschlan­d gefertigt wird, zum Vorteil des Kunden, aber dennoch seinen Berliner Charme beibehalte­n hat, kann als Erfolg auf ganzer Linie bewertet werden.

BESONDERHE­ITEN

• U-art-hochtöner • Hps-waveguide Vorteile +frequenzie­ll natürliche­r Klang +tolle Abstimmung der Treiber +extrem ermüdungsf­reies Hören Nachteile – schwache Mikrodynam­ik – mittelmäßi­ge Tiefe der Bühne

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Dsp-gesteuerte Zweiband-eqs sind bei Aktiv-monitoren dieser Preisklass­e selten
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Der U-ART Air Motion Transforme­r gehört sowohl zur Optik, wie auch zum Klang eines echten ADAMS einfach dazu
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Der 7 Zoll große Tief-mitteltöne­r spielt dank Bassreflex-konstrukti­on bis 39 Hertz. Und das verhältnis­mäßig kompressio­nsarm

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