AUDIO TEST VINYL SELECTIONS VOL. 1
Herzlichen Glückwunsch! Mit der Analog-spezial Sonderausgabe der AUDIO TEST halten Sie das erste deutschsprachige Hifi-fachmagazin in den Händen, dem eine echte Vinyl-schallplatte beiliegt!
Die Erarbeitung dieser letzten Ausgabe der AUDIO TEST für das Jahr 2018 war für alle Mitarbeiter der Redaktion wirklich etwas ganz besonderes. Einhundert Heftseiten ausschließlich zum Thema Schallplattenspieler, Analogton und Phonozubehör. Als dann noch die Idee aufkam, dem Heft eine waschechte Schallplatte beizulegen, waren wir Feuer und Flamme. So etwas gab es tatsächlich in der Form noch nie. Ein wertvoller Partner für dieses Projekt war auch Jürgen W. Reichmann von Reichmann Audiosysteme, der uns stets mit Rat zur Seite stand. Und auch musikalisch fanden wir perfekte Symbiosen. Schnell stand fest, was auf die 7" Scheibe kommen soll.
So klingt Mitteldeutschland
Das renommierte Leipziger Klassiklabel GENUIN classics hat in der Vergangenheit bereits hin und wieder tolle Aufnahmen für die Heft-cds der AUDIO TEST zur Verfügung gestellt. Dabei hätten wir uns kaum einen besseren Partner wünschen können. Mit dem Gewinn des Echo Klassik und mehreren Preisen der deutschen Schallplattenkritik hat sich GENUIN classics um den Ruf einer der weltbesten Verlage für klassische Musik verdient gemacht. Mit vielen großen Orchestern, Solomusi- kern und Dirigenten arbeitete das Label bereits zusammen. Darunter etwa das Deutsche Sinfonieorchester Berlin, das Gewandhausorchester Leipzig oder die Dresdner Philharmoniker. Letztere veröffentlichten 2007 unter GENUIN classics eine Zusammenstellung verschiedener bekannter Werke, dirigiert vom 2014 verstorbenen Rafael Frühbeck de Burgos. Darunter ein wahrer „Hit“des auslaufenden 19. Jahrhunderts. Der fünfte Aufzug aus Brahms’ „Ungarischen Tänzen“ist noch heute eines der bekanntesten Werke der Romantik. Ursprünglich für Klavier zu vier Händen geschrieben, wurde es unter anderem durch Martin Schmeling für Orchester arrangiert. Wir freuen uns sehr, Ihnen diese wunderbare Aufnahme präsentieren zu dürfen, die mit den Dresdner Philharmonikern und dem Label GENUIN classics eine wahre Meisterleistung der mitteldeutschen Musiklandschaft markiert. Auch Komponist Johannes Brahms selbst pflegte eine enge Bindung zur Region, schließlich wurden drei seiner 21 „Tänze“als Orchesterfassung in Leipzig uraufgeführt.
Der Weimarer Shootingstar
Im schönen Weimar lebt und wirkt der Komponist und Live-musiker Martin Kohlstedt. Mit Titeln seines neuen Albums „Strom“war der junge Hoffnungsträger der mitteldeutschen Musiklandschaft bereits auf der AUDIO TEST SELECTIONS Vol. 4 (Ausgabe 04/18) auf CD vertreten. Aufgrund der breiten positiven Resonanz auf diese Auswahl, freuen wir uns sehr, dass er auch auf der ersten Vinyl-beilage eines deutschsprachigen Hifi-magazins vertreten ist: Der AUDIO TEST VINYL SELECTIONS VOL.1. Martin Kohlstedt ist übrigens zur Zeit auf Deutschland-tour und passenderweise auch am 18. November, dem Wochenende der Mitteldeutschen Hifi-tage, zum Konzert in Leipzig. Wir haben Fragen.
Zur Zeit bist du auf Tour und kommst wahrscheinlich vor allem im Tourbus dazu, Musik zu hören. Aber wenn du Zuhause bist – wie hörst du da am liebsten Musik? Größtenteils nutze ich eher die ersehnte Stille zwischen Klavier, Auftritten und Filmmusikprdouktionen. Das ist auch auf Reisen der Fall, da ich eigentlich immer on Tour bin. Kommt es aber dazu, bewusst Musik einzuschalten, entstaube ich meinen Technics, puste einmal fest durch das System und lege eine Platte auf und höre über meine Studiomonitore. Vorgestern erst hörte ich Jeff Waynes Musikversion von „Der Krieg der Welten“– ganz klar eine meiner Lieblingsplatten.
Wie viel Wert legst du im Studio auf eine hochfidele Produktion deiner Musik? Hier scheiden sich die Geister. Zum einen will ich jedes Knarzen, Klappern und Atmen während der Aufnahme mit aufgenommen wissen, dafür richten wir, mein Sound Engineer Mario Weise und ich, sogar meist eigene Mikrofone ein. Das wäre dann die Freude für den Lofi-puristen; das Klavier steht einsam in der Mitte des Wohnzimmers, das Befinden für die freien Kompositionen hatte immer Vorrang. Geht es jedoch um das Ausproduzieren dieser organischen Unsauberkeiten wurden wir penibler, bei den Alben „Tag“(2012) und „Nacht“(2014) zwar noch mit weitaus unzureichendem Equipment, aber bei meinem letzten Album „Strom“(2017) schon viel weiter entwickelt. It stays a work in grogress.
Du hast in den vergangenen Jahren immer größere Bekanntheit erlangt, arbeitest sogar mit dem Gewandhausorchester zusammen, spielst aber trotzdem auch kleinere Festivals – Was schätzt du zur Zeit an der Musikszene Mitteldeutschlands? Diversität, offenen Gemüter und die Suche nach Ritualen. Mal darf ich klassische Hallen wie die Elbphilharmonie bespielen, mal inmitten unzähliger Festivalgäste auf elektronischen Festivals walten oder auch intim und fokussiert in Jazzclubs oder Wohnzimmern. Dazu kommt die schockierende Freude darüber, mit dem Gewandhauschor musizieren zu können. Genres werden immer weiter ausradiert, alles paart sich miteinander, gebrochene Barrieren für gut befunden und ein jeder sucht nach neuen gemeinsamen Erlebnissen.
Bei deinem Besuch in Leipzig am Wochenende der Mitteldeutschen Hifi-tage wirst du in der Peterskirche spielen – einem monumentalen neugotischen Bau. Freust du dich auf Konzerte in solchen besonderen Veranstaltungsräumen? Eine Kirche ist eigentlich perfektes Symbol und gleichzeitig das ad absurdum für meine Konzerte. Laute Synthesizer und sakrale Hallen bringen den gewünschten Diskurs direkt mit sich, den es auch in meiner Musik auszufechten gilt. Andächtige Stille und leise Pianoklänge die im Raum verhallen – gepaart mit mächtigen Druckluftschlössern aus der PA, um die großen, kühlen Mauern mit Leben und Gedanken zu füllen. Jeder Raum verlangt etwas anderes von mir und meinen intuitiven Improvisationen ab – jedes Konzert ist dadurch anders.