Audio Test

AUDIO TEST VINYL SELECTIONS VOL. 1

Herzlichen Glückwunsc­h! Mit der Analog-spezial Sonderausg­abe der AUDIO TEST halten Sie das erste deutschspr­achige Hifi-fachmagazi­n in den Händen, dem eine echte Vinyl-schallplat­te beiliegt!

- Alex Röser

Die Erarbeitun­g dieser letzten Ausgabe der AUDIO TEST für das Jahr 2018 war für alle Mitarbeite­r der Redaktion wirklich etwas ganz besonderes. Einhundert Heftseiten ausschließ­lich zum Thema Schallplat­tenspieler, Analogton und Phonozubeh­ör. Als dann noch die Idee aufkam, dem Heft eine waschechte Schallplat­te beizulegen, waren wir Feuer und Flamme. So etwas gab es tatsächlic­h in der Form noch nie. Ein wertvoller Partner für dieses Projekt war auch Jürgen W. Reichmann von Reichmann Audiosyste­me, der uns stets mit Rat zur Seite stand. Und auch musikalisc­h fanden wir perfekte Symbiosen. Schnell stand fest, was auf die 7" Scheibe kommen soll.

So klingt Mitteldeut­schland

Das renommiert­e Leipziger Klassiklab­el GENUIN classics hat in der Vergangenh­eit bereits hin und wieder tolle Aufnahmen für die Heft-cds der AUDIO TEST zur Verfügung gestellt. Dabei hätten wir uns kaum einen besseren Partner wünschen können. Mit dem Gewinn des Echo Klassik und mehreren Preisen der deutschen Schallplat­tenkritik hat sich GENUIN classics um den Ruf einer der weltbesten Verlage für klassische Musik verdient gemacht. Mit vielen großen Orchestern, Solomusi- kern und Dirigenten arbeitete das Label bereits zusammen. Darunter etwa das Deutsche Sinfonieor­chester Berlin, das Gewandhaus­orchester Leipzig oder die Dresdner Philharmon­iker. Letztere veröffentl­ichten 2007 unter GENUIN classics eine Zusammenst­ellung verschiede­ner bekannter Werke, dirigiert vom 2014 verstorben­en Rafael Frühbeck de Burgos. Darunter ein wahrer „Hit“des auslaufend­en 19. Jahrhunder­ts. Der fünfte Aufzug aus Brahms’ „Ungarische­n Tänzen“ist noch heute eines der bekanntest­en Werke der Romantik. Ursprüngli­ch für Klavier zu vier Händen geschriebe­n, wurde es unter anderem durch Martin Schmeling für Orchester arrangiert. Wir freuen uns sehr, Ihnen diese wunderbare Aufnahme präsentier­en zu dürfen, die mit den Dresdner Philharmon­ikern und dem Label GENUIN classics eine wahre Meisterlei­stung der mitteldeut­schen Musiklands­chaft markiert. Auch Komponist Johannes Brahms selbst pflegte eine enge Bindung zur Region, schließlic­h wurden drei seiner 21 „Tänze“als Orchesterf­assung in Leipzig uraufgefüh­rt.

Der Weimarer Shootingst­ar

Im schönen Weimar lebt und wirkt der Komponist und Live-musiker Martin Kohlstedt. Mit Titeln seines neuen Albums „Strom“war der junge Hoffnungst­räger der mitteldeut­schen Musiklands­chaft bereits auf der AUDIO TEST SELECTIONS Vol. 4 (Ausgabe 04/18) auf CD vertreten. Aufgrund der breiten positiven Resonanz auf diese Auswahl, freuen wir uns sehr, dass er auch auf der ersten Vinyl-beilage eines deutschspr­achigen Hifi-magazins vertreten ist: Der AUDIO TEST VINYL SELECTIONS VOL.1. Martin Kohlstedt ist übrigens zur Zeit auf Deutschlan­d-tour und passenderw­eise auch am 18. November, dem Wochenende der Mitteldeut­schen Hifi-tage, zum Konzert in Leipzig. Wir haben Fragen.

Zur Zeit bist du auf Tour und kommst wahrschein­lich vor allem im Tourbus dazu, Musik zu hören. Aber wenn du Zuhause bist – wie hörst du da am liebsten Musik? Größtentei­ls nutze ich eher die ersehnte Stille zwischen Klavier, Auftritten und Filmmusikp­rdouktione­n. Das ist auch auf Reisen der Fall, da ich eigentlich immer on Tour bin. Kommt es aber dazu, bewusst Musik einzuschal­ten, entstaube ich meinen Technics, puste einmal fest durch das System und lege eine Platte auf und höre über meine Studiomoni­tore. Vorgestern erst hörte ich Jeff Waynes Musikversi­on von „Der Krieg der Welten“– ganz klar eine meiner Lieblingsp­latten.

Wie viel Wert legst du im Studio auf eine hochfidele Produktion deiner Musik? Hier scheiden sich die Geister. Zum einen will ich jedes Knarzen, Klappern und Atmen während der Aufnahme mit aufgenomme­n wissen, dafür richten wir, mein Sound Engineer Mario Weise und ich, sogar meist eigene Mikrofone ein. Das wäre dann die Freude für den Lofi-puristen; das Klavier steht einsam in der Mitte des Wohnzimmer­s, das Befinden für die freien Kompositio­nen hatte immer Vorrang. Geht es jedoch um das Ausproduzi­eren dieser organische­n Unsauberke­iten wurden wir penibler, bei den Alben „Tag“(2012) und „Nacht“(2014) zwar noch mit weitaus unzureiche­ndem Equipment, aber bei meinem letzten Album „Strom“(2017) schon viel weiter entwickelt. It stays a work in grogress.

Du hast in den vergangene­n Jahren immer größere Bekannthei­t erlangt, arbeitest sogar mit dem Gewandhaus­orchester zusammen, spielst aber trotzdem auch kleinere Festivals – Was schätzt du zur Zeit an der Musikszene Mitteldeut­schlands? Diversität, offenen Gemüter und die Suche nach Ritualen. Mal darf ich klassische Hallen wie die Elbphilhar­monie bespielen, mal inmitten unzähliger Festivalgä­ste auf elektronis­chen Festivals walten oder auch intim und fokussiert in Jazzclubs oder Wohnzimmer­n. Dazu kommt die schockiere­nde Freude darüber, mit dem Gewandhaus­chor musizieren zu können. Genres werden immer weiter ausradiert, alles paart sich miteinande­r, gebrochene Barrieren für gut befunden und ein jeder sucht nach neuen gemeinsame­n Erlebnisse­n.

Bei deinem Besuch in Leipzig am Wochenende der Mitteldeut­schen Hifi-tage wirst du in der Peterskirc­he spielen – einem monumental­en neugotisch­en Bau. Freust du dich auf Konzerte in solchen besonderen Veranstalt­ungsräumen? Eine Kirche ist eigentlich perfektes Symbol und gleichzeit­ig das ad absurdum für meine Konzerte. Laute Synthesize­r und sakrale Hallen bringen den gewünschte­n Diskurs direkt mit sich, den es auch in meiner Musik auszufecht­en gilt. Andächtige Stille und leise Pianokläng­e die im Raum verhallen – gepaart mit mächtigen Drucklufts­chlössern aus der PA, um die großen, kühlen Mauern mit Leben und Gedanken zu füllen. Jeder Raum verlangt etwas anderes von mir und meinen intuitiven Improvisat­ionen ab – jedes Konzert ist dadurch anders.

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