Best Of Europa
Manchmal sind die schönsten Geschenke die, die man sich selbst macht. Der ATR Celebration 40 ist so ein Geschenk. Eine europäisches Gemeinschaftsprodukt noch dazu.
ATR ist das Kürzel des deutschen Hifi-vertriebs Audio Trade aus Mühlheim an der Ruhr. Aber vor genau 40 Jahren begann das Unternehmen, was heute so namhafte Marken im Portfolio hat wie Pro-ject, Ortofon, Cabasse oder Stax, zunächst damit, bereits bestehende Plattenspieler zu modifizieren. Man schnappte sich zum damaligen Zeitpunkt zum Beispiel einfach einen Thorens und baute ihn um. Optimierung, Tuning, Veredelung. Raus aus der Massenware, hin zum bestmöglichen Ergebnis. Man war also genau genommen bereits selbst Produzent, bevor man später zum Vertrieb wurde. Auf diese Wurzeln aufbauend, macht es nur Sinn, dass sich Audio Trade zum vierzigjährigen Firmenjubiläum in Zusammenarbeit mit den Herstellern Pro-ject und Ortofon etwas ganz spezielles hat einfallen lassen. Den Celebration 40. Ein echter Grund zu feiern. Ein „Best Of“des Sortiments. Der Celebration 40 besticht vor allem durch sein zeitloses, elegantes Design, aber auch die Technik kann sich sehen und hören lassen.
Technik
Die Basis des Plattenspielers bilden höhenverstellbare Alu-füße, die über thermoplastische Elasthomere, kurz TPE, mit dem Chassis verbunden sind. Das Chassis des Celebration 40 wurde zudem durch eine Metallgranulatfüllung resonanzoptimiert. Über ein magnetisch unterstütztes, invertiertes Keramik-lager ist der Aluminiumguss-plattenteller gekoppelt. Der Plattenspieler wird ab Werk bereits mit einer blauen Plattentellerauflage aus Leder ausgeliefert. Optional sind auch andere Farben erhältlich. Der 750 Gramm schwere Plattenpuck aus Messing ist exakt auf das Magnet-keramiklager abgestimmt und hält das Vinyl sicher auf Position. Angetrieben wird der Teller über einen weißen Rundriemen, der seine Kraft von einem im Chassis verbauten Motor bezieht. Die Motorsteuerung wird durch einen Sinus-generator vorgenommen, die Geschwindigkeitsumschaltung zwischen 33 und 45 Umdrehungen erfolgt elektronisch. Als Tonarm kommt ein 9 Zoll langes Rohr aus einem mehrschichtigen Verbund
aus Karbonfaser und Aluminium zum Einsatz. Alles an diesem Plattenspieler ist so konstruiert, dass das Gerät als solches so wenig resoniert, wie möglich. Das zeigt sich zum Beispiel auch darin, dass das Gegengewicht des Tonarms sehr dicht an der Basis liegt, weil sonst ein zu weit überstehender Arm für Resonanzen anfällig würde. Hier wurde wirklich an jedes Detail gedacht. Inklusive Acryl Abdeckhaube.
Superpack
Wir haben den Celebration 40 natürlich nicht einfach so getestet, sondern als so genanntes Superpack. Dabei handelt es sich um ein Bundle-angebot von ATR, welches wir an dieser Stelle ausdrücklich empfehlen möchten. Denn je nach Paket gibt es dann nicht nur ein äußerst hochwertiges Phono-kabel mit 5-poligem Tonarm-anschluss inklusive, sondern vor allem den SPU ATR C40 Mc-tonabnehmer, welcher wirklich fantastisch mit dem 9 Zoll-karbon-aluminium-tonarm harmoniert. Beim MC, der im Superpack inklusive ist, handelt es sich um einen Low Output-mc mit 0,2 mv Ausgangsspannung. Ein bisschen Saft braucht die Mc-vorstufe also, aber es lohnt sich. Denn der sphärisch geschliffene Diamant spielt bis 25 khz und zeichnet extrem fein auflösend und natürlich. Optional könnte man den C40 MC auch durch einen Ortofon ST-7 Übertrager schicken, der den Ausgangspegel nicht nur anhebt, sodass man den MC an einer Mm-vorstufe betreiben kann, sondern der auch noch für die, für Übertrager typische, Fülle der Abbildung und zusätzliche Brillanz in den Höhen sorgt. Den ST-7 gibt es ebenfalls als Superpack-angebot mit entsprechendem Preisvorteil. Der SPU und der Übertrager vertragen sich blendend. Ein tolles Team. Nur so als kleiner Tipp am Rande, falls man keine neue Vorstufe kaufen möchte.
Mad Fingers Ball
Ein wunderschönes Beispiel für den hochauflösenden Klang des Celebration 40 in der von uns getesteten Superpack-austattung ist Bjorn Berges „Mad Fingers Ball“von dessen gleichnamiger LP. In diesem Stück spielt er mithilfe von metallenen Finger Picks eine Akustik-gitarre in nahezu unmenschlicher Geschwindigkeit und mit einem faszinierenden, treibenden Groove im Bass. Dabei klingt es aufgrund der hohen Virtuosität des Musikers fast so, als würden mehrere Personen spielen. Dass metallisch gezupfte Gitarrensaiten zu den am schwierigsten darzustellenden Transienten gehören, die es bei natürlichen Instrumenten gibt – von synthetischer Musik und Schlagzeug mal abgesehen – kommt jetzt noch an Schwierigkeitsgrad hinzu. Die Musik ist in ihrem Informationsgehalt also sehr
komplex. Und dennoch vermag es der Celebration 40 diese ungeheure Geschwindigkeit und Vielschichtigkeit des Titels souverän aufzulösen, dabei spielt aus unserer Sicht vor allem die perfekte Kombination aus SPU MC und Tonarm eine große Rolle. Das Laufwerk hingegen verleiht dem Titel hingegen die nötige treibende Kraft, Lebendigkeit und Energie, die solch ein Arrangement braucht. Vor allem im Wechsel zum Refrain, wenn die gedoppelten Delays der Gitarre einsetzen, würde man dann einen schwachen Teller oder Antrieb ausmachen können. Wenn der Klang in sich zusammenbricht und an Energie verliert, anstatt aufzuklappen. Aber das passiert nicht. Im Gegenteil. Die Ruhe des Chassis eröffnet eine Plastizität, die es ermöglicht jede einzelne Reflexion des Effektes deutlich zu orten und dabei dennoch kein Picking zu verschlucken.
Aura
Eine Platte mit unheimlich viel Attitüde und Charakter ist unserer Meinung nach die LP „Aura“der rumänischen Jazz-sängerin Aura Urziceanu. Das im Jahre 1973 bei Electrecord in Bukarest aufgenommene und erschienen Debüt der Sängerin, die übrigens auch mit Größen wie Duke Ellington und Ella Fitzgerald auf der Bühne stand, ist überraschenderweise kaum bekannt. Zu Unrecht, wie wir finden, denn Aura schafft einen wunderschönen Spagat zwischen gescatteter Klassik zum Beispiel in Bachs Arie aus der Suite Nr. 3 in D-dur, besser bekannt als „Air“. Und aber auch folkloristischen Titeln, die auf dem Album zu Arrangements entwickelt wurden, die eher an frühe James Bond Filmmusiken erinnern, wie zum Beispiel bei „Cintec Din Oas“. Das Spektrum der Platte ist genauso enorm, wie die Stimm-farben der Aura Urziceanu. Durch die charakteristische Performance der Künstlerin versprüht jeder Titel einen enorm hohen Wiedererkennungswert. Kann der Celebration 40 diese LP authentisch abbilden, ist die Frage, die wir uns gestellt haben. Und um die Antwort vorweg zu nehmen: Ja, er kann. Seine Fähigkeiten in der technischen Unsichtbarkeit kommen ihm auch hier zugute. Denn was so ein Album – und um fair zu bleiben eigentlich jede Musik – benötigt, ist der richtige Raum, um zu wirken. Den stellt der Celebration 40 großzügig zur Verfügung.
FAZIT
ATR ist mit dem Celebration 40 ein wirklich ausgezeichneter Plattenspieler geglückt, der vor allem eins ist: Ein Statement. Die volle Erfahrung der Mühlheimer und natürlich auch die von Ortofon und Pro-ject steckt in diesem Produkt. Deutschland, Dänemark, Österreich und Tschechien waren daran beteiligt. Ein echtes Best Of Europa.
BESONDERHEITEN
• Superpack-angebote
Vorteile +Klang glasklar und
kraftvoll +gute Räumliche
Darstellung +ausgezeichnete
Verarbeitung
Nachteile – Vorkenntnisse empfehlenswert Selbst wenn es manchmal voll wird um Aura und ihr 40-köpfiges Orchester, so scheint der Plattenspieler von einer stoischen Ruhe beherrscht, die jede noch so abgedrehte Wellen-, respektive Rillenform, in ihrer Fülle und Unverfälschtheit darzustellen vermag.