Team Work Makes The Dream Work
EAT war bereits vor kurzem mit dem Plattendreher C-sharp bei uns vertreten und überzeugte auf ganzer Linie. Ob der kleine Bruder C-major das ebenfalls zu bewerkstelligen weiß, erfahren Sie in unserem Test.
Jozefina Lichtenegger, Eigentümerin und Vorstandsvorsitzende von European Audio Team, kurz EAT, ist eine der wenigen Frauen im Hifi-geschäft, die sich mit ihrem eigenen Unternehmen ein gutes Maß an Prominenz hat erarbeiten können. Dass dies nur etwas mit ihrer Liason mit Heinz Lichtenegger, seines Zeichens Gründer des Weltmarktführers im Phono-segment Pro-ject, zu tun hat, ist nicht der Fall. Denn vor der Wende und vor ihrer Ehe mit Herrn Lichtenegger war die gebürtige Slowakin für das Werk ihres Schwagers auf den gängigen Hifi-messen unterwegs, um dessen Produkte zu präsentieren. Damals handelte es sich noch um KT88- und 300B-röhren. Doch mit der Bekanntschaft ihres Gatten kam auch die Idee, in die Fertigung und den Vertrieb von Schallplattenspielern einzusteigen. Mittlerweile verkauft das Ehepaar Lichtenegger in 80 Nationen, der Deutschland-vertrieb von EAT obliegt dabei Mansour Mamaghani und Audio Reference. EAT macht dabei seinem Namen alle Ehre, denn es fußt tatsächlich auf europäischem Teamwork. Chefin Jozefina Lichtenegger wohnt mit Ihrem Mann in Österreich, wo regelmäßig große Ladungen an Schallplattenspielern eintreffen. Gefertigt werden diese seit jeher in Tschechien. Wie unter anderem auch Pro-ject und Music Hall ist Frau Lichtenegger der Überzeugung, dass nur die dortigen Werke einen hohen Qualitätsstandard auch bei hoher Nachfrage halten können. Eine Produktion in Fernost gilt als ausgeschlossen. Und dass EAT hohe Ansprüche an seine Geräte setzt, wurde uns erst vor Kurzem eindrücklich unter Beweis gestellt. Redaktionskollege Johannes Strom attestierte dem EAT C-sharp in der letzten Ausgabe der AUDIO TEST mit einem Testergebnis von 93,5 % das Prädikat
„ausgezeichnet“in der Luxusklasse. Unser aktuelles Testmuster, der Schallplattenspieler C-major ist in vielerlei Hinsicht artverwandt mit dem C-sharp und weckte daher mit Eintreffen in unseren Redaktionsräumen natürlich hohe Erwartungen.
Das Chassis
Wie auch der C-sharp, kommt der C-major in Subchassis-bauweise daher. Die aus MDF in Hochglanzlackierung gefertigte Grundzarge birgt den Motor des Laufwerks und die Lagerung des Plattentellers. Dabei fußt das Gehäuse auf drei höhenverstellbaren Aluminium-stativen, sodass sowohl stabiler Stand, als auch eine ordnungsgemäße Nivellierung garantiert werden können. Das Subchassis ist ebenfalls aus MDF gefertigt, aber für eine verbesserte Steifigkeit zusätzlich mit Carbon verleimt, was der Zarge ein sehr sportliches Antlitz verleiht. Das Subchassis ist weder mit der Grundzarge verschraubt noch anderweitig fixiert, sondern ruht auf mehreren Sorbothane-kugeln. Somit wird vermieden, dass Vibrationen des Motors auf den Plattenteller übertragen werden. Für den Antrieb wurde das Subchassis daher mit einer kreisrunden Aussparung versehen. Der Tonarm wiederum ist auf dem Subchassis montiert, sodass auch er seine Aufgabe verrichten kann, ohne dass Erschütterungen seine sehr viel Feingefühl fordernde Arbeit beeinträchtigen. Da der Motor auf der Trägerzarge installiert ist, ist es nur folgerichtig, dass auch der Schalter zu Aktivierung des Antriebs hier verortet ist. Leicht zu bedienen an der vorderen linken Unterseite des Chassis. Genau gegenüberliegend sind Cinch-anschluss und Masseklemme montiert. Hier finden wir einen ersten signifikanten Unterschied zum großen Bruder C-sharp, der sein Signal über einen deutlich kostenintensiveren und hochwertigen Fünfpolstecker ausgibt.
Das Laufwerk
Wie auch der C-sharp, arbeitet der C-major mit einem Subteller, welcher den massiven Aluminiumteller trägt. Dieser ist zum einen zur Unterbindung von Eigenresonanzen, zum anderen für einen besseren Griff der aufgelegten Schallplatte mit einer dicken Kunststoffschicht versehen. Während der Tellerrand des C-sharp abfallend in die Breite ging um seine große Masse zu generieren, so ist beim C-major der Rand des Plattentellers nach einem kurzen Gefälle begradigt. Dadurch gewinnt er nicht nur Masse sondern auch einen höheren Drehmoment, was sich positiv auf den Gleichlauf des Tellers auswirken soll. Von oben wird die aufgelegte Schallplatte dann durch eine massereiche AluminiumKlemme beschwert. Diese erzeugt beim Anschrauben einen Unterdruck und gewährleistet somit einen optimalen Halt und eine solide Fixierung auf dem Plattenteller. Ein signifikanter Unterschied des C-major zum nächst teureren Modell C-sharp ist die händische Geschwindigkeits-umstellung, welche durch das Umlegen des Riemens zu bewerkstelligen ist. Natürlich ist dies nicht weiter kompliziert, aber zeigt deutlich, warum der Preisunterschied durchaus gerechtfertigt ist.
Der Tonarm
Das Führungsinstrument des C-major ist das gleiche wie beim größeren C-sharp. Der Tonarm sticht ebenfalls sofort ins Auge ob seines leicht futuristischen Looks, denn auch hier kommt Carbon als leichter und gleichzeitig sehr steifer Baustoff zum Einsatz. Außerdem ist der Tonarm von ungewöhnlich hohem Durchmesser, ebenfalls zum Zwecke einer rigiden Konstruktion. Die Headshell ist aus Aluminium gefertigt und sitzt fest am Ende des Ton-
arms. Am anderen Ende finden wir die komplexe Tonarmbasis. Der üppige Lagerzylinder ist ebenfalls aus Aluminium und über zwei kleine Stellschrauben in der Höhe verstellbar. Diese ungewöhnliche Entscheidung des Herstellers ist unbedingt zu beachten, damit die Mechanik nicht durch das wilde drauflos drehen nur einer Schraube beschädigt wird. Das massive Gegengewicht ist mit einer zusätzlichen Ringeinlage versehen. Dies ist äußerst vorteilhaft, möchte man einen sehr leichten Tonabnehmer am Headshell montieren. In diesem Fall kann die Einlage entfernt werden. Etwas Fingerspitzengefühl verlangt die Einstellung des Anti-skatings. Über eine sehr dünne Führung wird das Gegengewicht, welches an einer Nylonschnur angebracht ist, um die Tonarmbasis herumgeführt und am anderen Ende über eine vertikale Führung gelegt. Hier brauchen wir bei weitem die meiste Zeit zur Justage, da der Nylonfaden ohne Übung regelmäßig wieder aus den Führungen zu rutschen droht.
Die Performance
Nachdem wir den C-major erfolgreich aufgebaut und eingerichtet haben, kann es endlich mit dem spaßigen Teil des Tests losgehen. Wir beginnen mit ein wenig Jazz und legen „Seymour Reads The Constitution!“des Brad Mehldau Trios auf den Plattenteller. Wohlig warm begrüßt uns das Klavier. Mit Einstieg von Schlagwerk und Bass ergreift uns schnell der von uns heißgeliebte Vinylcharme. Dem Trio wohnt ein wunderbar authentisches Timbre inne. Der C-major gibt „Spiral“, den ersten Titel der Platte, mit sehr viel Spielfreude wieder. Alles andere als Zurückhaltung hören wir hier. An den richtigen Stellen fordernd und immer mit viel Muse und Temperament weiß der Plattendreher aufzuspielen. In dieser Ausgabe der AUDIO TEST haben wir uns viele äußerst musikalische Schallplattenspieler auf den Prüfstand geholt und auch der C-major braucht sich hier nicht zu verstecken. Mit viel Spielfreude und Impulsivität gibt der Dreher die Musik zum Besten. Fein gezeichnete Texturen und präzise definierte Transienten verleihen der Darbietung viel Energie und Natürlichkeit. „The Sparrow Looks Up At The Machine“vom Album „Embryonic“der Us-amerikanischen Paradiesvögel von The Flaming Lips hat uns auch schwer beeindruckt und soll deswegen noch Erwähnung finden. Denn hier kommt eine sehr brachial produzierte Nummer auf den Plattenteller, die von einer massiv röhrenden Bassgitarre und „dreckigen“Drums dominiert wird, während feine Klanggestalt-
FAZIT
Wie auch sein Kollektions-kollege C-sharp, verdient der Plattenspieler C-major von EAT das Prädikat High-end. Ein komplexer technischer Hintergrund ermöglicht hier eine sehr lebendige und fundierte Musikalität. Zwar kann dem Gerät ob der etwas umständlichen Geschwindigkeits-umstellung und der viel Fingerspitzengefühl verlangenden Einrichtung nicht die volle Punktzahl in Sachen Benutzerfreundlichkeit verleihen werden, aber es handelt sich hier eben auch um ein Gerät für echte Phono-passionisten, bei denen Plug & Play nicht an oberster Stelle steht.
BESONDERHEITEN
• mit Carbon verkleidetes Subchassis
Vorteile +großartige technische
Ausarbeitung +sehr guter Gleichlauf
Nachteile – Abnehmen des Plattentellers zum Umlegen des Riemens erforderlich – Einstellung des Anti-skatings erfordert Geduld ungen von Gitarren und Synthesizern das Bild zusätzlich verzerren. Mittendrin jedoch der engelsgleiche Gesang Wayne Coynes, der trotz des großen akustischen Wirrwarrs schön präzise zentriert und sauber zu vernehmen ist, während der C-major das ganze Chaos dieser Produktion in einem großen Klangraum zu betten weiß. Wir müssen zugeben, dass wir nach diesem Test vom „kleinen Bruder“des C-sharp kaum weniger beeindruckt sind. Die immense Spielfreude und die hochwertige technische Ausführung des Plattenspielers qualifizieren ihn zu einem echten Premium-player. Man kann wohl davon ausgehen, dass das Ehepaar Lichtenegger sich bei der Konzipierung ihrer Geräte gegenseitig inspiriert und unterstützt. Alles andere wäre auch ein wenig merkwürdig. Und so ist es eben echtes European Audio Teamwork.