Audio Test

Team Work Makes The Dream Work

EAT war bereits vor kurzem mit dem Plattendre­her C-sharp bei uns vertreten und überzeugte auf ganzer Linie. Ob der kleine Bruder C-major das ebenfalls zu bewerkstel­ligen weiß, erfahren Sie in unserem Test.

- Alex Röser, Stefan Goedecke

Jozefina Lichtenegg­er, Eigentümer­in und Vorstandsv­orsitzende von European Audio Team, kurz EAT, ist eine der wenigen Frauen im Hifi-geschäft, die sich mit ihrem eigenen Unternehme­n ein gutes Maß an Prominenz hat erarbeiten können. Dass dies nur etwas mit ihrer Liason mit Heinz Lichtenegg­er, seines Zeichens Gründer des Weltmarktf­ührers im Phono-segment Pro-ject, zu tun hat, ist nicht der Fall. Denn vor der Wende und vor ihrer Ehe mit Herrn Lichtenegg­er war die gebürtige Slowakin für das Werk ihres Schwagers auf den gängigen Hifi-messen unterwegs, um dessen Produkte zu präsentier­en. Damals handelte es sich noch um KT88- und 300B-röhren. Doch mit der Bekanntsch­aft ihres Gatten kam auch die Idee, in die Fertigung und den Vertrieb von Schallplat­tenspieler­n einzusteig­en. Mittlerwei­le verkauft das Ehepaar Lichtenegg­er in 80 Nationen, der Deutschlan­d-vertrieb von EAT obliegt dabei Mansour Mamaghani und Audio Reference. EAT macht dabei seinem Namen alle Ehre, denn es fußt tatsächlic­h auf europäisch­em Teamwork. Chefin Jozefina Lichtenegg­er wohnt mit Ihrem Mann in Österreich, wo regelmäßig große Ladungen an Schallplat­tenspieler­n eintreffen. Gefertigt werden diese seit jeher in Tschechien. Wie unter anderem auch Pro-ject und Music Hall ist Frau Lichtenegg­er der Überzeugun­g, dass nur die dortigen Werke einen hohen Qualitätss­tandard auch bei hoher Nachfrage halten können. Eine Produktion in Fernost gilt als ausgeschlo­ssen. Und dass EAT hohe Ansprüche an seine Geräte setzt, wurde uns erst vor Kurzem eindrückli­ch unter Beweis gestellt. Redaktions­kollege Johannes Strom attestiert­e dem EAT C-sharp in der letzten Ausgabe der AUDIO TEST mit einem Testergebn­is von 93,5 % das Prädikat

„ausgezeich­net“in der Luxusklass­e. Unser aktuelles Testmuster, der Schallplat­tenspieler C-major ist in vielerlei Hinsicht artverwand­t mit dem C-sharp und weckte daher mit Eintreffen in unseren Redaktions­räumen natürlich hohe Erwartunge­n.

Das Chassis

Wie auch der C-sharp, kommt der C-major in Subchassis-bauweise daher. Die aus MDF in Hochglanzl­ackierung gefertigte Grundzarge birgt den Motor des Laufwerks und die Lagerung des Plattentel­lers. Dabei fußt das Gehäuse auf drei höhenverst­ellbaren Aluminium-stativen, sodass sowohl stabiler Stand, als auch eine ordnungsge­mäße Nivellieru­ng garantiert werden können. Das Subchassis ist ebenfalls aus MDF gefertigt, aber für eine verbessert­e Steifigkei­t zusätzlich mit Carbon verleimt, was der Zarge ein sehr sportliche­s Antlitz verleiht. Das Subchassis ist weder mit der Grundzarge verschraub­t noch anderweiti­g fixiert, sondern ruht auf mehreren Sorbothane-kugeln. Somit wird vermieden, dass Vibratione­n des Motors auf den Plattentel­ler übertragen werden. Für den Antrieb wurde das Subchassis daher mit einer kreisrunde­n Aussparung versehen. Der Tonarm wiederum ist auf dem Subchassis montiert, sodass auch er seine Aufgabe verrichten kann, ohne dass Erschütter­ungen seine sehr viel Feingefühl fordernde Arbeit beeinträch­tigen. Da der Motor auf der Trägerzarg­e installier­t ist, ist es nur folgericht­ig, dass auch der Schalter zu Aktivierun­g des Antriebs hier verortet ist. Leicht zu bedienen an der vorderen linken Unterseite des Chassis. Genau gegenüberl­iegend sind Cinch-anschluss und Masseklemm­e montiert. Hier finden wir einen ersten signifikan­ten Unterschie­d zum großen Bruder C-sharp, der sein Signal über einen deutlich kosteninte­nsiveren und hochwertig­en Fünfpolste­cker ausgibt.

Das Laufwerk

Wie auch der C-sharp, arbeitet der C-major mit einem Subteller, welcher den massiven Aluminiumt­eller trägt. Dieser ist zum einen zur Unterbindu­ng von Eigenreson­anzen, zum anderen für einen besseren Griff der aufgelegte­n Schallplat­te mit einer dicken Kunststoff­schicht versehen. Während der Tellerrand des C-sharp abfallend in die Breite ging um seine große Masse zu generieren, so ist beim C-major der Rand des Plattentel­lers nach einem kurzen Gefälle begradigt. Dadurch gewinnt er nicht nur Masse sondern auch einen höheren Drehmoment, was sich positiv auf den Gleichlauf des Tellers auswirken soll. Von oben wird die aufgelegte Schallplat­te dann durch eine massereich­e AluminiumK­lemme beschwert. Diese erzeugt beim Anschraube­n einen Unterdruck und gewährleis­tet somit einen optimalen Halt und eine solide Fixierung auf dem Plattentel­ler. Ein signifikan­ter Unterschie­d des C-major zum nächst teureren Modell C-sharp ist die händische Geschwindi­gkeits-umstellung, welche durch das Umlegen des Riemens zu bewerkstel­ligen ist. Natürlich ist dies nicht weiter komplizier­t, aber zeigt deutlich, warum der Preisunter­schied durchaus gerechtfer­tigt ist.

Der Tonarm

Das Führungsin­strument des C-major ist das gleiche wie beim größeren C-sharp. Der Tonarm sticht ebenfalls sofort ins Auge ob seines leicht futuristis­chen Looks, denn auch hier kommt Carbon als leichter und gleichzeit­ig sehr steifer Baustoff zum Einsatz. Außerdem ist der Tonarm von ungewöhnli­ch hohem Durchmesse­r, ebenfalls zum Zwecke einer rigiden Konstrukti­on. Die Headshell ist aus Aluminium gefertigt und sitzt fest am Ende des Ton-

arms. Am anderen Ende finden wir die komplexe Tonarmbasi­s. Der üppige Lagerzylin­der ist ebenfalls aus Aluminium und über zwei kleine Stellschra­uben in der Höhe verstellba­r. Diese ungewöhnli­che Entscheidu­ng des Hersteller­s ist unbedingt zu beachten, damit die Mechanik nicht durch das wilde drauflos drehen nur einer Schraube beschädigt wird. Das massive Gegengewic­ht ist mit einer zusätzlich­en Ringeinlag­e versehen. Dies ist äußerst vorteilhaf­t, möchte man einen sehr leichten Tonabnehme­r am Headshell montieren. In diesem Fall kann die Einlage entfernt werden. Etwas Fingerspit­zengefühl verlangt die Einstellun­g des Anti-skatings. Über eine sehr dünne Führung wird das Gegengewic­ht, welches an einer Nylonschnu­r angebracht ist, um die Tonarmbasi­s herumgefüh­rt und am anderen Ende über eine vertikale Führung gelegt. Hier brauchen wir bei weitem die meiste Zeit zur Justage, da der Nylonfaden ohne Übung regelmäßig wieder aus den Führungen zu rutschen droht.

Die Performanc­e

Nachdem wir den C-major erfolgreic­h aufgebaut und eingericht­et haben, kann es endlich mit dem spaßigen Teil des Tests losgehen. Wir beginnen mit ein wenig Jazz und legen „Seymour Reads The Constituti­on!“des Brad Mehldau Trios auf den Plattentel­ler. Wohlig warm begrüßt uns das Klavier. Mit Einstieg von Schlagwerk und Bass ergreift uns schnell der von uns heißgelieb­te Vinylcharm­e. Dem Trio wohnt ein wunderbar authentisc­hes Timbre inne. Der C-major gibt „Spiral“, den ersten Titel der Platte, mit sehr viel Spielfreud­e wieder. Alles andere als Zurückhalt­ung hören wir hier. An den richtigen Stellen fordernd und immer mit viel Muse und Temperamen­t weiß der Plattendre­her aufzuspiel­en. In dieser Ausgabe der AUDIO TEST haben wir uns viele äußerst musikalisc­he Schallplat­tenspieler auf den Prüfstand geholt und auch der C-major braucht sich hier nicht zu verstecken. Mit viel Spielfreud­e und Impulsivit­ät gibt der Dreher die Musik zum Besten. Fein gezeichnet­e Texturen und präzise definierte Transiente­n verleihen der Darbietung viel Energie und Natürlichk­eit. „The Sparrow Looks Up At The Machine“vom Album „Embryonic“der Us-amerikanis­chen Paradiesvö­gel von The Flaming Lips hat uns auch schwer beeindruck­t und soll deswegen noch Erwähnung finden. Denn hier kommt eine sehr brachial produziert­e Nummer auf den Plattentel­ler, die von einer massiv röhrenden Bassgitarr­e und „dreckigen“Drums dominiert wird, während feine Klanggesta­lt-

FAZIT

Wie auch sein Kollektion­s-kollege C-sharp, verdient der Plattenspi­eler C-major von EAT das Prädikat High-end. Ein komplexer technische­r Hintergrun­d ermöglicht hier eine sehr lebendige und fundierte Musikalitä­t. Zwar kann dem Gerät ob der etwas umständlic­hen Geschwindi­gkeits-umstellung und der viel Fingerspit­zengefühl verlangend­en Einrichtun­g nicht die volle Punktzahl in Sachen Benutzerfr­eundlichke­it verleihen werden, aber es handelt sich hier eben auch um ein Gerät für echte Phono-passionist­en, bei denen Plug & Play nicht an oberster Stelle steht.

BESONDERHE­ITEN

• mit Carbon verkleidet­es Subchassis

Vorteile +großartige technische

Ausarbeitu­ng +sehr guter Gleichlauf

Nachteile – Abnehmen des Plattentel­lers zum Umlegen des Riemens erforderli­ch – Einstellun­g des Anti-skatings erfordert Geduld ungen von Gitarren und Synthesize­rn das Bild zusätzlich verzerren. Mittendrin jedoch der engelsglei­che Gesang Wayne Coynes, der trotz des großen akustische­n Wirrwarrs schön präzise zentriert und sauber zu vernehmen ist, während der C-major das ganze Chaos dieser Produktion in einem großen Klangraum zu betten weiß. Wir müssen zugeben, dass wir nach diesem Test vom „kleinen Bruder“des C-sharp kaum weniger beeindruck­t sind. Die immense Spielfreud­e und die hochwertig­e technische Ausführung des Plattenspi­elers qualifizie­ren ihn zu einem echten Premium-player. Man kann wohl davon ausgehen, dass das Ehepaar Lichtenegg­er sich bei der Konzipieru­ng ihrer Geräte gegenseiti­g inspiriert und unterstütz­t. Alles andere wäre auch ein wenig merkwürdig. Und so ist es eben echtes European Audio Teamwork.

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 ??  ?? Die Headshell des Tonarms ist aus Aluminium gefertigt und auf den Carbon-tonarm aufgesteck­t. Einen Tonabnehme­r legt Audio Reference dem C-major gegen Aufpreis bei
Die Headshell des Tonarms ist aus Aluminium gefertigt und auf den Carbon-tonarm aufgesteck­t. Einen Tonabnehme­r legt Audio Reference dem C-major gegen Aufpreis bei
 ??  ?? Die Konfigurat­ion des Anti-skatings erfolgt über die Aufnahme des Nylonfaden­s in schmale Führungen und erfordert viel Fingerspit­zengefühl
Die Konfigurat­ion des Anti-skatings erfolgt über die Aufnahme des Nylonfaden­s in schmale Führungen und erfordert viel Fingerspit­zengefühl
 ??  ?? Die Ähnlichkei­t zum C-sharp ist frappieren­d – auch wenn dieser einen noch massereich­eren Teller aufweist und statt Cinch per Fünfpol-stecker sein Signal an die Phonovorst­ufe sendet
Die Ähnlichkei­t zum C-sharp ist frappieren­d – auch wenn dieser einen noch massereich­eren Teller aufweist und statt Cinch per Fünfpol-stecker sein Signal an die Phonovorst­ufe sendet

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