Dexys Let The Record Show: Dexys Do Irish & Country Soul
Es grenzte an eine Sensation, als Kevin Rowland die einstigen Dexys Midnight Runners als nunmehr Dexys 2012 zu neuem Ruhm führte: Das Album „One Day I’m Going To Soar“mit brandneuen Songs war genauso spektakulär wie der dazugehörige extravagante Kleidungsstil der Band. Der fantastische Sänger Rowland war Ende der 70er- Jahre mit seiner Band angetreten, um „großartige Kleidung zu tragen und seelenvolle Musik zu machen“, und hier löste er dieses Versprechen, diese Forderung an sich selbst voll und ganz ein. Für manchen Fan war „One Day …“sogar fast besser als die drei anderen, lange zurückliegenden Dexys-Werke „Searching For The Young Soul Rebels“(1980), „Too Rye Ay“(1982) und „Don’t Stand Me Down“(1985). Rowland und Kollegen, darunter Mick Talbot (ehemals Style Council), hatten etwas geschafft, was nach der langen Zeit und Rowlands irren Eskapaden kaum jemand für möglich gehalten hat- te. Offensichtlich hatte das viele Kokain dem Über- Künstler Rowland doch nicht den Verstand geraubt, was spätestens nach seinem Auftritt in Frauenkleidern auf dem Reading- Festival 1999 so mancher befürchtet hatte. Angeregt vom Erfolg, haben die Dexys nun ein Album mit Stücken anderer Künstler aufgenommen, etwas, was laut Rowland schon vor Jahrzehnten geplant war. Als irischstämmiger Brite fühlt er sich dem Liedgut seiner Vorfahren nahe, interpretiert hier aber interessanterweise auch viele Stücke ganz anderer Herkunft – etwa „You Wear It Well“von Rod Stewart (Schotte!), „40 Shades Of Green“von Johnny Cash oder „Both Sides Now“der Kanadierin Joni Mitchell. Auch vor dem von LeAnn Rimes populär gemachten „How Do I Live“macht er nicht etwa halt, sondern zeigt, wie gut dieser Song eigentlich ist. Faszinierend: Die ganze Platte klingt wie ein klassisches Dexys- Album, emotional, kraftvoll und soulful. Die Band hat sich diese zwölf Songs unterschiedlichster Provenienz ganz und gar zu eigen gemacht. Großes Kunstwerk.
Sebastian Schmidt