Michael Schenker’s Temple Of Rock On A Mission
Da kommen schon ein paar Jährchen Rock’n’Roll zusammen, wenn die deutsche Gitarrenlegende Michael Schenker (Jahrgang 1955) den Temple Of Rock öffnet. Mit der ehemaligen Rhythm Section der Scorpions – Francis Buchholz (bg, Jg 1954) und Herman Rarebell (dr, 1949) – kann in Sachen Melodic Hardrock schon mal wenig schiefgehen. Der unüberhörbar schottische Ex-Rainbow-Frontmann Doogie White am Mikro hat seine Stimme im Griff. Hochachtung, dass er die heute üblichen digitalen Gesangs„Optimierer“kaum in Anspruch nimmt. Einen Glücksgriff aber tat Schenker mit seinem Keyboarder, Co-Gitarristen und Backgroundsänger Wayne Findley, der ihn auch schon bei der Michael Schenker Group unterstützte. Der noch immer faszinierende Saitenhexer zelebriert beherzt Klassiker seiner Ex-Bands UFO, Scorpions, der MSG und Barock statt Rock: Who-Sänger Roger Daltrey als Star einer Oper? Allerdings! Freilich: „The Beggar‘s Opera“von John Gay, (Texte, 1685–1732) und Christopher Pepusch (Musik, 1667–1752) parodiert vielmehr das aufgeblasene, heroische Musikdrama der damaligen Zeit. Die Musik, schwungvoll dirigiert von John Eliot Gardiner, steht mit meist eher einfachen Songs im Dienste eines bitterbösesatirischen Schauspiels. Die Handlung mit ihrem abstrusen Schluss spielt komplett im Verbrechermilieu. Roger Daltrey singt brillant, auch die anderen Rollen sind superb besetzt. Leider entsprechen Ton- und Bildqualität der Fernsehproduktion aus dem Jahr 1983 nicht mehr den heutigen Ansprüchen. lbr des Temple Of Rock. Und kommuniziert dabei bestens gelaunt mit dem erstaunlich nahe an der Bühne mitgehenden Publikum. Im einstigen Theater Joy Eslava in Madrid entstand so eine heutzutage ungewöhnlich intime Atmosphäre mit direkter Kopplung von Publikum und Band. Musikalisch sollte man als Vergleich nicht unbedingt den fantastischen, aber auch 35 Jahre alten MSG-Mitschnitt „Live At Budokan“heranziehen, das war eine andere Zeit. Aber die 21 hier gebotenen Songs machen einfach Laune, das ist zeitlos firlefanzfreier Rock. Der Sound (auf Blu-ray sogar in Dolby Atmos!) kommt in Stereo wie im famos produzierten 5.1 erstklassig rüber, die Bildqualität ist gleichfalls erste Sahne, die Regie solide. Die Deluxe-Edition bietet dann noch eine bedingt sehenswerte Bonus-Blu-ray und das Programm auf zwei Audio-CDs. lbr Große Namen des Showbusiness werfen gewaltige Schatten auf jeden, der sich „à l’Olympia“wagt. Die US-Amerikanerin Melody Gardot tat dies mit siebenköpfiger Band im Oktober 2015 – und es ging gut. Die inzwischen ohne Stock (ein Unfall, der auch ihre Augen beeinträchtigte) auf der Bühne reüssierende Sängerin, Gitarristin und Pianistin stellte das elfteilige Programm aus ihren Erfolgsalben „Currency Of Man“und „My One And Only Thrill“zusammen. Die Band beherrscht von schrägem Blues über sanften Soul bis zu groovendem Funk alle Facetten virtuos. Der Sound wirkt vor allem im Stereo-Downmix ein bisschen matt. Es empfiehlt sich in jedem Fall die Blu-ray mit raumfüllendem Mehrkanalklang. Differenziertes Bild. lbr Sound-Magier Alan Parsons arbeitete einst als Toningenieur respektive Produzent für Paul McCartney und Pink Floyd („Dark Side Of The Moon“). Solo schuf der Londoner seit Mitte der 70er mit dem „Alan Parsons Project“hochkarätige Konzeptalben mit Progressive-Touch, die er auch live mit 70-köpfigem Orchester nebst Chor aufführt. Das passt zum teils mystischen Genre, das der Meister mit Inhalten von Edgar Allan Poe („Tales Of Mystery …“) oder Isaac Asimov („I Robot“) füttert. „Live In Colombia“inszeniert Parsons mit einer pointierten SongAuswahl – darunter „The Raven“,„The Turn Of A Friendly Card“, „Games People Play“und „Sirius“. Eine vor allem für Fans abendfüllende 104-minütige Liveshow, sehr schön eingefangen mit einem Klang der fein aufgelöst, plastisch und atmosphärisch-räumlich daherkommt. cd
Edel (BD; auch als DVD erhältlich)
Auch wenn dieser Mitschnitt von 2003 vom Montreux Jazz Festival schon einmal erschienen ist: Diese Blu-ray-Neuauflage erweckt das legendäre Happening am Genfer See und das famose Zusammenspiel der Art-Rock-Kultband zu neuem Leben: Sänger Jon Anderson, Gitarrist Steve Howe, Keyboarder Rick Wakeman, der sich hinter einer wagenburgartig aufgebauten Batterie an Synthies und Keyboards verschanzt, sowie Bassist Chris Squire und Drummer Alan White verschmelzen geradezu im unermüdlichen Zusammenspiel während 17 Songs auf 137 Minuten. „We Have Heaven“sprüht vor Esprit, ebenso wie „Magnification“oder „ Long Distance Runaround“nebst dem tollen „Solo Medley“von Wakeman. Ein Muss für Art-Rock-Fans. cd