AV-RECEIVER-FALLEN
Früher war alles besser, nein, vielleicht nicht besser, aber vieles war einfacher. Klassisches Stereo dominerte die deutschen Wohnzimmer. Es gab ein paar versprengte Liebhaber der Quadrophonie, aber in der Regel beschränkte sich das Ideal der HiFi- Anlagen auf zwei Kanäle. Zwei Lautsprecher, ein Vollverstärker, Plattenspieler, fertig war die Laube. Heute stehen wir vor den Regalen und haben die Wahl zwischen CD, Super Audio CD (auch Mehrkanal), DVD- Audio, Blu-ray Pure Audio. Und dann gibt’s auch noch die Filmfraktion, die im besten Fall nur nach zusätzlichen Rear-Speakern, Center und Subwoofer rufen. Wer’s kann, leistet sich ein eigenes Heimkino mit großer Leinwand und einer Dolby- Atmos- Anlage und geht zum Musikhören am besten in ein auf Raumakustik optimiertes Hörzimmerchen, in dem eine 30 000- Euro- Anlage steht. Alle anderen Normalverdiener, wie der Autor auch, die über keinen dezidierten Hörraum oder ein Kino im Keller verfügen, bleiben im Wohnzimmer. Also legen sich die meisten vorher fest: Zweikanal oder Multikanal. Wer es clever anstellt, macht beides – zwei Standboxen als Front- Lautsprecher, dazu einen Center und zwei kompakte Rears. Damit lässt sich, der entsprechend gut klingende AV- Receiver vorausgesetzt, beides sehr gut abdecken. Für diejenigen, die nicht wissen, wohin mit einem Subwoofer, die lassen ihn, so wie wir, einfach weg. Den Wummer- Job können die Standboxen leicht mit erledigen. Ob das Konzept aufgeht, zeigt unser Test zweier ausgesuchter 5.0- Setups.
Die einen schwören auf klassisches Zweikanal-HiFi, die anderen schwärmen von Mehrkanal-Musik, die Kinofans lieben Dolby-Surround. Gibt es eine Lösung, die alle glücklich macht?
Wenn Stereo nicht gut klingt, ist nicht selten die Einstellung des AV- Receivers daran schuld. Stereo-Stolperfallen lauern ausgerechnet bei hochwertigen Heimkinoverstärkern, weil die über besonders viele Klangregler verfügen. Auf diese Punkte sollten Sie achten:
FALLE 1: DIE EINMESSAUTOMATIK SPINNT
Die Einmess-Systeme von AV- Receivern versprechen optimalen Klang auf Knopfdruck: Sie gleichen die relative Lautstärke der Boxen an, verrücken sie mittels unterschiedlicher Verzögerungen zu einem virtuellen Kreis um den Hörer, lenken tiefe Frequenzen von bassschwachen Boxen zu den Großen um und bügeln zuletzt noch den Frequenzgang per Equalizer glatt. Doch nicht selten passieren dabei Fehler, weshalb man die vorgenommenen Einstellungen überprüfen und gegebenenfalls korrigieren sollte. Oft sind unterschiedliche Entfernungs- und Equalizer- Einstellungen für linken und rechten Lautsprecher die Ursache für ein verschwommenes Stereobild. Durch eine exakte, symmetrische Aufstellung der Frontlautsprecher und Platzierung des Messmikrofons lässt sich das Risiko falscher Korrekturen mindern.
FALLE 2: FALSCHER KLANGMODUS
AV- Receiver können zweikanaligen Ton auf vielerlei Art wiedergeben – Stereo ist also nicht gleich Stereo. Klangmodi wie Dolby Surround etwa machen aus Stereo Surround-Sound, und selbst bei den Stereo- Modi gibt es Unterschiede. Sie unterscheiden sich darin, welche Verarbeitungsstufen aktiv sind respektive welche Klangregler sich einschalten lassen: Typischerweise stehen im „Stereo“-Modus alle Schaltungen wie zum Beispiel Bässe/Höhen, EQ und Loudness zur Verfügung. Aus diesem Grund sollte der audiophile Hörer den Modus „Pure Audio“oder „Pure Direct“wählen, bei dem er in den Genuss der kürzestmöglichen Signalkette kommt.
FALLE 3: FEHLENDER SUB
Wer mit einem 5.0-System ohne Einmessautomatik arbeitet, sollte dem AV- Receiver sagen, dass der Sub fehlt, sonst werden den Standboxen im Mehrkanalbetrieb unterhalb der Grenzfrequenz die Bässe geklaut. Also:„Sub: Off“. Der Cambridge CXR200 wurde in AUDIO 8/16 getestet und überzeugte mit seinem opulenten und audiophilen Klang sowohl im Stereo- als auch im Surround-Betrieb. Er kostet 2500 Euro und spielt mit 105 Klangpunkten ganz oben in der AV-Receiver-Liga.