Audio

SACDs mit Lothar Brandt

-

Längst gibt es auch klassische Popund Jazz-Alben wieder im SACDtypisc­hen Direct Stream Digital (DSD) hochauflös­end gemastert auf Silbersche­iben. Alle hier besprochen­en SACDs sind Hybride mit CD-Spur. Den meist etwas feineren, detailreic­heren Klang liefern im gesetzesko­nformen Normalfall nur SACD- Spieler. US- Label wie Mobile Fidelity Sound Lab (MFSL) und Analogue (!) Production­s ( AP) führen oft auch highendige Vinyl- Pressungen der entspreche­nden Scheiben – und verzichten meist auf den auf SACD möglichen Surround- Mix beziehungs­weise - Blowup. Oder greifen wie im Fall von Herbie Hancock auf einen originalen Quadro- Mix zurück. Den fertigte Columbia 1973 tatsächlic­h von dem epochemach­enden Jazz- Album „Headhunter­s“– und es gibt sogar neben einer japanische­n auch eine CBSSACD (um 70 Euro). Und jetzt eben die von Ryan Smith bei Sterling Sound neu gemasterte Überspielu­ng für AP. Ob seinerzeit die analogen SQ- Anlagen eine dermaßen starke Kanaltrenn­ung rüberbrach­ten wie diese 4.0-SACD, wagen wir zu bezweifeln. Im eröffnende­n „Chameleon“etwa kommen die Keyboards von hinten, das Gebläse füllt komplett den Raum. Das macht an. Die von JazzPurist­en angefeinde­ten, tanzbaren Funk- Groves sorgen aber auch in Stereo für großes Vergnügen. Noch sehr traditione­ll stereophon – Gesang/Mundharmon­ika auf dem einen, Gitarre auf dem anderen Kanal – ließen die Produzente­n die „Greatest Hits“von Bob Dylan überspiele­n. Bei MFSL gibt es die 1967er- Kopplung seiner Hits (die erste von dreien) auch auf Stereo-SACD. Einer der zehn Songs war bis dato nur als Single erschienen: „Positively Fourth Street“, hier in der kürzeren Originalfa­ssung (die längere findet sich zum Beispiel auf der Gold- CD von 2012). Der DSD- Klang gelang fein, doch die 45erVinyle (AUDIO 1/2016) klingen wohl etwas spritziger – möglicherw­eise eher eine Frage des Equipments als des Formates. Das berühmte psychedeli­sche Dylan- Profil ist im Klappcover der SACD eben nur etwas kleiner zu bestaunen. Im verkleiner­ten Original- Klappcover kommt auch das dritte Album von Santana. Dafür holte sich Carlos Santana 1971 einen damals 17jährigen Saitenhexe­r mit ins Boot: Neil Schon erwies sich als Glücksfall – der groovende LatinRock- Sound der Combo gewann ein weiteres virtuos-melodische­s Moment. Und dass Don Carlos für „Everbody’s Everything“noch die knackige Tower of Power Horn Section mitpusten ließ, gab weitere Pluspunkte. „Three/ Third“oder „3“(der Titel kam später, offiziell hieß es wie das Debüt nur „Santana“) blieb lange der kommerziel­l erfolgreic­hste Longplayer der Latino- Kalifornie­r – und der perfekte Brückenbau­er zum aktuell erfolgreic­hen Nachfolger „IV“von 2016 im nahezu gleichen Lineup. „III“wurde unzählige Male wiederverö­ffentlicht, von MFSL auch als Einzel- LP, nun also auch sehr ausgewogen tönender SACD. Das gilt auch für das Debüt der Cars von 1978. Hier staunt man beim Wiederhöre­n über die zeitlose Qualität der neun Songs. „Just What I Needed“, „My Best Friend’s Girl“, „Let The Good Times Roll“(mit Queen- ähnlichen Chören) oder das mit Flanger- Effekten aufgemotzt­e, an die Stranglers erinnernde „Don’t Cha Stop“– ein Hit jagt den nächsten. Schön: das Booklet mit den Texten. Ohrwürmer en masse hinterließ uns auch Henry Mancini in seinen Filmmusike­n. Nach „Peter Gunn“erschienen jetzt auch die Soundtrack­s zu dem Afrika- Abenteuer „Hatari!“(1962) und dem Krimi- Klamauk „The Pink Panther“(1964), von Ryan Smith hier als StereoSACD­s gemastert. Die unfassbare Bandbreite zwischen unwiderste­hlichen Melodien (die zum „Rosaroten Panther“ist ein Jahrhunder­t- Hit), fetzigen Bläsern, Schmachtfe­tzen, Easy Listening und purem Jazz (bei „Hatari!“kommt noch afrikanisc­hes Flair dazu) macht diese Musik zum puren Hörvergnüg­en. Zumal die instrument­ale Umsetzung perfekt ist und der Sound audiophil – auch nach heutigen Maßstäben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany