The Beatles
Noch immer meinen irgendwelche Schlaumeier, dass die Beatles „eine schlechte Live-Band“gewesen seien. Dabei traten die Jungs aus guten Gründen seit dem 29. August 1966 nicht mehr auf. Zuvor hatten sie in Liverpooler und Hamburger Kaschemmen die härteste Live-Schule absolviert. Als sie dann die Größten waren, konnten sie sich bei ihren Konzerten vor lauter Fan-Gekreische mit ihren Verstärkerchen kaum mehr hören, was man im Film zum Album „Eight Days A Week“hautnah miterleben kann – und selbst in diesem Chaos schlugen sie sich noch ziemlich gut. Wunderbar, dass uns einige Dokumente erhalten geblieben sind, von denen „Live At The Hollywood Bowl“mit den Mitschnitten vom 23. August 1964 sowie vom 29. und 30. August 1965 in Los Angeles sicher das beeindruckendste ist. 1977 von Beatles-Produzent George Martin noch persönlich betreut, waren die 13 Titel lange die einzigen rechtmäßigen Live-Dokumente der Beatles. Vor kurzem tauchten dann noch Dreispuraufnahmen aus der Hollywood Bowl in den Archiven von Capitol Records auf. Zu den bekannten Titeln gibt noch vier neue, bisher unveröffentlichte Tracks. George-Sohn Giles Martin überarbeitete das Material mit den neuesten digitalen Möglichkeiten. Natürlich sind die Gleichlaufschwankungen zu hören, natürlich ist das nicht highfidel. Aber Martin jr. hat die Filter noch effizienter eingesetzt, alles klingt deutlich frischer und sogar differenzierter – auch wenn der Kreischpegel daran zweifeln lässt, dass das Publikum viel mitbekommen hat. Wir bekommen es mit, besser denn je. Zusätzlich verwöhnen die CD und erst recht die LP mit einem informativen Booklet, das auch die Worte Martin d.Ä. zur 77er-Erstaufgabe liefert. Und die Beatles waren eine gute Live-Band. The Beatles: Live At The BBC Vol. 1 und Vol. 2
Lothar Brandt