Arvo Pärt The Deer’s Cry
Vox Clamantis, Instrumentalensemble, Jaan-Elk Tulve
Von dieser Musik geht ein ganz eigener Zauber aus. Oder sollte man sagen: Er wohnt ihr inne? Der estnische Komponist Arvo Pärt hat nach avantgardistischen Anfängen seine Musiksprache gefunden. Entschleunigt, unaufgeregt, mit wenigen Reibungen, kaum schrillen Effekten, harmonisch, friedfertig – und doch meilenweit von nichtssagender Entspannungsmusik entfernt. Der Kammerchor Vox Clamantis aus Pärts estnischer Heimat hat lange die einstimmige Gregorianik gepflegt, und das hört man der wundervoll verblendeten Stimmführung und der klangintensiven Mikrodynamik bestens an. In zwei Stücken wird der 17-köpfige Chor von einem subtil eingesetzten Instrumentalensemble begleitet, einmal auch von einer Orgel, ansonsten singt er acapella, auf lateinisch, estnisch, englisch und deutsch (leider finden sich im schönen Booklet keinerlei Übersetzungen). Den vormals für Chor und Orchester gesetzten „Alleluja-Tropus“(zu hören auf „Adam’s Lament“) hat Pärt hier für unbegleiteten Chor arrangiert. Der mittlerweile stolze 81 Jahre alte Komponist war bei den Aufnahmen dabei, sie fanden 2013/2014 in der Tallinner Verklärungskirche mit ihrem samtglänzenden, hier trefflich eingefangenen Hall statt (ein Titel wurde bereits 2007 andernorts aufgenommen). Die Anwesenheit des Vox Clamantis: Filia Sion (ECM); Arvo Pärt: Adam’s Lament (ECM) Komponisten scheint Chorleiter Jaan-Elk Tulve und seine SängerInnen zusätzlich beflügelt zu haben. Die geistlich hochinspirierte Musik auf „The Deer’s Cry“hebt sich und ihre Hörer gen Himmel.
Lothar Brandt