BLACK BEAUTY
Perpetuum Ebner feiert den PE 4040 mit einer Sonderausgabe: Die Black Forest Edition kommt komplett in Schwarz lackiert und mit dem MC-Abtaster Ortfon Quintet Black S am Arm. Kein Grund, schwarz zu sehen – ganz im Gegenteil!
Das nennt man ein gelungenes Comeback. Als der gelernte Feinmechaniker, studierte Techniker, Betriebswirt und nicht zuletzt glühende Analogfan Wolfgang Epting vor rund einem Jahr die legendäre Plattenspieler- Marke Perpetuum Ebner wiederbelebte, da konnte man sich nicht so richtig sicher sein, ob das auch gutgehen würde. Nun ja, die Marke zählte vor der Übernahme durch Dual mal zu den absoluten Platzhirschen im Weltmarkt, aber das ist lange her. Und ja, das vom berühmten PE 2020 aus den späten 1960er- Jahren entlehnte Design der Neuen sah richtig lecker aus. Aber gut aussehende Dreher aller möglicher Stilrichtungen bietet der deutsche und internationale Markt ja reichlich.
Es hatte sich aber mit den „abern“– spätestens, als die ersten Novizen in die Redaktionsräume Einzug hielten. Was da aus den Fertigungsstätten im für feine Analogtechnik berühmten St. Georgen im Schwarzwald eintraf, entzückte auch gestandene Tester – und das nicht nur aus nostalgischen Gründen. Der Autor resümierte nach dem Test des PE 1010 in AUDIO 6/16: „Herzlich willkommen zurück in der modernen Analogwelt.“Seitdem wächst und gedeiht die Produktpalette – und damit der Mut von Firmenchef Epting, schon recht kurz nach der Rückkehr seinen Topspieler gleich mal in einer getunten Sonder- Edition aufzulegen. Und so gibt es den PE 4040 jetzt – und sicher nicht mehr lange – als Black Forest Edition (BFE). Sympathischerweise ist der Preis mit rund 4000 Euro unverändert. Was aber ist anders als in der Serie? Der BFE kommt, bis auf den zugelieferten Tonarm, komplett in Schwarz. Nun, so hätte man den für Bicolor- Optik ausgelegten „normalen“4040 auch haben können. Die etwa im Verhältnis 2:1 zweigeteilte Zarge ist zwar praktisch ein Markenzeichen, doch zum grundsätzlich schwarzen Tonarm-Teil rechts lässt sich der linke ebenso in schwarz ordern. Auch den Plattenteller bieten die Schwarzwälder ja standardmäßig in den Farben Silber und Schwarz an. Der wichtigste Unterschied findet sich ein bisschen abgehoben vom schwarzen Strukturlack des Chassis: Am Tonarmkopf ist das neue Ortofon Quintet Black S montiert. Und das ist eine Ansage, denn das Moving- Coil-System Black S kostet solo mit 830 Euro mehr als das Doppelte des Seriensystems Ortofon 2M Bronze (Moving Magnet) für 360 Euro. Das S steht für den nackten Abtastdiamanten, der nach der Shibata-Geometrie geschliffen wird, also bielliptisch mit Verrundungsradien von 6 und 50 Mikrometern. Gegen diese Tuningmaßnahme verblassen ein wenig das deutlich wertigere 1,8 Meter lange Cinch-Anschlusskabel und die Filzmatte (nicht im Bild), die beim BFE statt der normalen Vinyl-Slipmat auf den 3 Kilogramm schweren, innen bedämpften Alu- Plattenteller kommt. Womit wir bei den Übereinstimmungen wären. Der 4040 BFE hat das Subchassis beibehalten, mit dem auch
Die kleine, feine Riege von bezahlbaren Subchassis-Spielern freut sich über edlen Zuwachs
schon der 1010 prunkt. Drei konische Kegelfedern entkoppeln Plattentellerlager und Tonarmbasis vom Hauptchassis, zusätzliche Sorbothan- Dämpfer zwischen Außenchassis, Motorplatte und Motor sollen alle schwingende Unbill von den mikrofeinen Auslesebewegungen der Nadel fernhalten. Das funktioniert auch tadellos: Klopft man beim Plattenhören seitlich an die Zarge oder auf den Stellplatz, so ist bei normaler Stärke kein „Plopp“zu hören. Top. Ein Subchassis ist aber nur so viel wert wie seine Justage. Entwarnung: obwohl drei Justageschrauben zugänglich sind, war beim Testmodell ab Werk alles perfekt eingestellt, sodass diese gefürchtete Fummelarbeit entfiel. Eine Arbeit muss man sich indes machen: Weil die drei Füße nicht höhenverstellbar sind, sollte der Spielplatz genau ins Wasser gestellt werden. Nur auf exakt waagerechter Unterlage dreht sich die 10Millimeter-Stahlachse ungestört in ihrem Sinterbronzelager, nur dann ergibt die zusätzliche Lager- Entlastung durch ein Magnetkissen auch wirklich Sinn. Ob denn der Systemtausch Sinn ergab? Und ob! Zunächst musste sich auch das Ortofon Quintet Black S erst einmal richtig einspielen. Erst nach und nach erzeugten die vom Saphir- Nadelträger bewegten, aus Aucurum (vergoldetes Kupfer) gewickelten Spulen jene Brillanz, die man von einem Pickup dieses Kalibers erwarten darf. Schien zu Beginn noch ein Hauch Hochton-Sternenstaub auf intensiv gestrichenen Geigensaiten oder gestreichelten Schlagzeugbecken zu fehlen, so kam der Glanz mit der Zeit. Angeschlossen an den Phono-Vorverstärker Accustic Arts Tube Phono II (AUDIO 2/17) verlangte das Black S dabei mit 100 Ohm die niedrigste schaltbare Abschlussimpedanz. Dann entfaltete sich das exquisite Drum- und Percussion-Spiel von Bernhard Schimpelsberger beim „Studio Konzert“mit Pianist Chris Gall (siehe Seite 127) in seiner ganzen differenzierten Pracht. Es war schon erstaunlich, wie viele Details in wie vielen Farbschattierungen der 4040 BFE mit diesem Pickup aus den Rillen holte. Der Autor hörte mit wachsendem Vergnügen, was diesen Monat so „Frisch gepresst“(Seite 126) auf den Teller kam.
Es dürfte kein wirkliches Geheimnis sein, dass er ein großer Fan der britischen Folkrockjazz- Band The Pentangle ist. Das exzellente Reissue ihrer DebütLP stellt hohe Anforderungen ans Equipment – und der schwarze Künstler ließ sie alle strahlen. Jacqui McShees Stimme in ihrer Engelsgleichheit, die feinen akustischen Gitarren, der sonore Kontrabass, das zarte Besenspiel in ihrem Signature- Song „Pentangling“– das alles erklang ohne Schärfe, aber mit der nötigen Attacke. Dynamisch nicht komprimiert, kamen auf dem rechten Kanal John Renbourns Gitarreneinwürfe mit beinahe überfallartiger Prägnanz. Im Mittelteil erlaubte sich der Tontechniker, Danny Thompsons Bass ein wenig zwischen den Kanälen wandern zu lassen, um ihn dann wieder schön festzunageln. Das alles brachte der Schwarzwälder absolut souverän und so gar nicht hölzern rüber. Den quirligen Abschlussteil mit mehrstimmigem Gesang, wirbelnden Brushes auf der Snare und sich fast überschlagenden Gitarren löste er, obwohl in die kritische Innenrille geschnitten, vorbildlich sauber von den Membranen der B&W 802 D3. Einzig die Kontrolle krachender Bassdrum- Gewitter gelang dem getunten 4040 nicht ganz so gut wie anderen, teils sehr viel teureren Laufwerken. Das ist aber kein echter Makel, eher ein angesichts des Gesamtpreises und der gebotenen Leistung absolut verzeihlicher Schönheitsfehler der edlen Black Forest Edition. Kein Grund, schwarz zu sehen.