REINIGEN, BÜGELN, Pflegen
Schallplattenhören ist herrlich, Schallplatten sind wertvoll. Wir sollten ihnen Aufmerksamkeit und Zeit schenken, damit sie uns viel von dem zurückgeben können, was in ihnen steckt.
Es gibt immer noch Phrasen aus dem weiteren Vinyl-Umkreis, die den Autor auf die Palme bringen. „Schallplatten knistern und knacken“ist so eine, die ihm trotz seines fortgeschrittenen Alters auf die Seele dreschen. Nein, gutes und gut erhaltenes Vinyl knistert und knackt nicht. Schallplattenhören hat für den Schreiber dieser Zeilen nichts mit Lagerfeuerromantik zu tun, aber auch nichts mit postfaktischer Gefühlsduselei. Stellen wir uns den Tatsachen: Beim Aufsetzen der Nadel in die Einlaufrille entsteht ein vernehmliches „Plopp“, in der Auslaufrille weist uns periodisches Räuspern darauf hin, dass wir uns und die Nadel wieder erheben sollen. Natürlich erzeugt die bloße Reibung der Nadel in der Rille mechanischen Restlärm. Null Nebengeräusch geht analog nicht. Je besser aber das Polyvinylchlorid in Schuss ist, desto ungestörter und damit geräuschärmer kann der Abtaster seinen Job verrichten. Knistern und knacken darf dann höchstens das Kaminfeuer, mit dem mancher das Musikhören untermalen mag. Wir können eine Menge dafür tun, dass uns das Vinyl in Ruhe Musik hören lässt. Nachdem wir uns in AUDIO 7/16 vorwiegend mit den Plattenspielern und ihrer Einstellung beschäftigt haben, geht es diesmal um die Schallplatten selbst. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber alles selbst intensiv ausprobiert und zum Teil jahrelang angewandt. Nur gegen ein Unbill ist kein Kraut gewachsen: Mechanische Beschädigungen wie Kratzer lassen sich nicht beheben und nerven unwiderruflich. Und miese Pressungen bleiben mies. Aber zumindest bei Neuware kann man Glück haben. Der Autor erwarb von Leonard Cohens ergreifendem Abschiedswerk „You Want It Darker“eine Pressung, die auf der zweiten Seite durchgehend mit erbarmungslosem Geschabe und Gekrächze im rechten Kanal die intime Musik zerspante. Der Händler des Vertrauens tauschte anstandslos um – und höre, die neue Charge lief reibungslos. Also Mut zum Umtausch bei fehlerhaften Neuerwerbungen. Keine Glückssache sind die folgenden Tipps, Tricks und Tests, die das Plattenhören zum ungetrübten Dauervergnügen machen können.