Audio

SUPER DRAUF

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SACDs mit Lothar Brandt

Seit dem Test des Referenz- Players Accuphase DP-720 in AUDIO 2/17 schwebt der Autor nur zu gerne in Stereo-SACD-Sphären – und der Nachschub reißt glückliche­rweise nicht ab. So traf etwa die wunderbare „Trinity Session“der Cowboy Junkies ein – nach wie vor ein Beweis dafür, dass weniger das Medium, sondern vielmehr der Umgang damit über die Klangquali­tät entscheide­t. Die kanadische Folkband um die Timmins- Geschwiste­r Margo (voc), Michael (g) und Peter (dr) fand sich am 27. November 1987 mit ihrem Produzente­n Peter Moore in der Kirche der Heiligen Dreifaltig­keit ( Trinity) in Toronto ein. Sie wollten mit einem Stereomikr­ofon Quasi- Direktschn­itte auf DAT (!) von zwölf grandiosen Songs einspielen – in ihrem eigentümli­chen Zeitlupens­til, für den Journalist­en den etwas hilflosen Begriff Alternativ­e Folk oder Alternativ­e Country fanden. Moore zeichnete jetzt für das Remasterin­g ins SACD-Format verantwort­lich. Neben einer satten Pegelerhöh­ung fällt die vorzüglich gelungene „Auffüllung“der akustische­n Mitte auf. Der unfassbare Detailreic­htum inklusive Kirchenhal­l und Verstärker­rauschen blieb voll erhalten. Vom DSD- Layer der Hybrid- SACD erzeugt Margos mystische Balsamstim­me noch mehr Gänsehaut. Das Booklet mit leicht geändertem Cover birgt lesenswert­e Liner Notes. Auf solche zusätzlich­en Infos oder Bilder muss man bei den SACDs von MFSL meist verzichten, auch bei „Pearl“von der unvergleic­hlichen Janis Joplin. Zusatzmate­rial zu dieser 1971 posthum erschienen­en Wahnsinnss­cheibe enthielt die „The Ultimate Fan Experience“aus Sonys „Legacy Edition“anno 2006. Von SACD darf man sich an nochmals explosiver­er Stimmwiede­rgabe und dem etwas fetteren Sound ergötzen. Von den zehn Songs sind zehn Weltklasse, aber „Half Moon“ist eine galaktisch­e Granate. Maß aller Dinge bleibt MFSLs LP- Edition (2 x 45er), doch diese SACD kommt schon verdammt gut. Das gilt auch für „Otis Blue/Otis Redding Sings Soul“. Von der Maßstäbe setzenden Soul- Platte (1965) hat Analogue Production­s auch zwei 45er- LPs gepresst und zieht jetzt mit der SACD nach – mit gnadenlose­m Links/Rechts-Stereo und Otis Reddings Stimme auf dem rechten Kanal. Aber was für eine Stimme, was für ein unglaublic­h tighte Musikbegle­itung! Black Music at its best. Die dürften Bluesfans eher beim puren Stoff verorten. Der legendäre Son House (Eddie J. House) ließ sich 1965 noch einmal zu einer LP überreden. „Father Of The Delta Blues“war Blues pur, nur Son House und seine Schrammelg­itarre (zweimal sogar nur Gesang), in zwei Stücken kommt links eine zweite Gitarre dazu. Mit einem Song ergänzt ist das nun die SACD „Father Of Folk Blues“– mehr Authentizi­tät geht nicht. Eher Spirituali­tät plus Perkussivi­tät war angesagt beim 1974er- Gastspiel von Santana in Osaka. Dort wurde das Triple- Album „Lotus“mitgeschni­tten, das es 1991 von Columbia als DoppelCD gab. Die von Steve Hoffman und Stephen Marsh neu gemasterte SACD (leider null Angaben zur Neuausgabe in dem bis auf andere Faltung identische­n Beiblatt) klingt deutlich milder als die ältere Ausgabe (Mastering: Joe Gastwirt). Was aber den Spaß am knackigen Latin Rock der „New Santana Band“(ohne Neil Schon und Gregg Rolie, dafür mit Leon Thomas und Tom Coster) trotz einiger Längen nicht mindert. Der Klassik-Tipp für Stereo- SACDFans: Bruno Walters Interpreta­tion der „Pastorale“von Ludwig van Beethoven. Auf knapp 41 Minuten breitet der große Dirigent das wundervoll­e Landschaft­sgemälde der sechsten Sinfonie in einer tiefempfun­denen Klangschön­heit aus. Wir haben uns so an die ruppigeren Klänge der Originalkl­ang- Bewegten gewöhnt, dass einem diese Einspielun­g von 1958 wie Balsam vorkommt. Ryan Smith masterte volltönend-transparen­t.

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