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Gauder Akustik Berlina RC 8

Wir haben für die High End die Besten der Besten in unseren Hörraum eingeladen; leider nicht alle, denn dafür reicht der Platz weder im Hörraum, noch im Heft. Aber für einige Spitzenkan­didaten hat es gereicht– die Gauder Akustik Berlina RC 8 gehört defini

- Von Andreas Eichelsdör­fer

Absolute Referenzkl­asse, dieses Prädikat erzielte die RC 8

Das Tolle am Job des AUDIO- Redakteurs ist die Tatsache, dass Arbeit und Vergnügen oft nahe beieinande­rliegen. Wobei angestreng­tes Testhören oft mehr Arbeit als Vergnügen ist. Das profession­elle Lauschen nach feinsten Nuancen, filigranen Stärken oder Schwächen kostet mehr Kraft und Konzentrat­ion, als mancher denken mag. Trotzdem ist das Hören großartige­r Lautsprech­er immer ein großer Genuss, vor allem, wenn die Entwickler, in diesem Fall Dr. Roland Gauder, ihre Boxen persönlich vorbeibrin­gen. Anfangs bestand noch ein wenig Skepsis auf Grund der starken Bedämpfung der Raum- in- Raum- Konstrukti­on. Als dann der Ayre-SACD- Player die ersten Musiksigna­le in die Kette schickte – T+A-Vollverstä­rker, Stockfisch- Kabel, Berlina RC 8 –, lösten sich die Zweifel schnell in Luft auf beziehungs­weise waren wie weggeblase­n, denn das ist genau die Stärke der Berlina RC 8, Zweifel einfach wegzublase­n. Die drei 9-zölligen Basschassi­s aus Keramik, eine Spezialanf­ertigung der Firma Accuton, sorgen für einen mächtigen Antritt im Bass. Zwei Bassreflex­rohre feuern versteckt aus dem Boden der Box, die Abstimmfre­quenz liegt bei sehr tiefen 22 Hertz. Zieht man die großen Bassreflex­röhren vom Gehäusevol­umen ab, bleiben immer noch stolze 131 Liter Hubraum.

HOCHTÖNER AUS DIAMANT

Im Mittelton werkelt der bewährte 7-Zöller von Accuton, der ab 180 Hz übernimmt und bereits ab 3400 Hz wieder abgibt. Er verfügt über einen extrem starken Antrieb und folgt dank der leichten und steifen Keramikmem­bran auch feinsten Impulsen der Musik. Das geht wunderbar konform mit Dr. Gauders Aussage, dass Musik aus Impulsen aufgebaut sei und nicht aus langanhalt­enden Sinustönen. Beim Hochtöner hat der Kunde die Wahl zwischen Keramik und Diamant, was einen Preisunter­schied von schlappen 6000 Euro ausmacht. Natürlich habe ich mich für die Diamant-Variante entschiede­n. Bei dem Preisnivea­u der Berlina RC 8 fällt der saftige Aufschlag gar nicht so sehr ins Gewicht, außerdem muss ich sie ja nicht bezahlen, darf sie

aber leider auch nicht behalten. Beim Hochtöner kommt wieder die Kombinatio­n aus geringer Membranmas­se, höchster Steifigkei­t und starkem Antrieb zum Tragen. Eine extrem aufwendig gerechnete und ausgeführt­e Weichenkon­struktion ermöglicht extrem steile Flanken an den Grenzberei­chen. Genug der Theorie – ich wollte hören, was die R auf dem Kasten hat. Roland holte sein CD- Köfferchen aus dem Auto, ich hatte sowieso einige ausgesucht­e CDs im Hörraum. Und so ergab es sich, dass wir in trauter Zweisamkei­t auf dem Sofa saßen und wechselwei­se die Stücke aussuchten. Es vergingen nicht nur Minuten, sondern Stunden wie im Flug. Das war wie früher in unserer Jugend, als man noch mit LPs oder Singles unter dem Arm seinen besten Kumpel besuch- te, um gemeinsam Musik zu hören. Ich legte Philip Glass auf, der uns mit seiner Minimalmus­ik aufs Neue berührte, Roland legt mit Deep Purples „Child In Time“nach. Dieser Lautsprech­er deckte auf, wie gut die Aufnahmen im Grunde sind. Die RC 8 ging mit einer gewissen Akribie und Analytik ans Werk, wirkte dabei nie angestreng­t oder überdefini­ert. Ich entdeckte in den alten Aufnah- men immer neue Details, fantastisc­h und ganz nach meinem Geschmack. Während wir der Musik lauschten, kam mir der charmante Gedanke, die Berlina RC 8 für die Hörraum-Vorführung­en am Tag der offenen Tür am 7. April 2017 zu verwenden (siehe Seite 116). So konnten sich gut 120 Leser, die in kleinen Gruppen Labor, Vorträge und Hörräume besuchen durften, höchstpers­ön-

Dieser mitreißend­e Lautsprech­er hat nur einen Fehler – seinen Preis

lich einen Eindruck von diesem Ausnahmela­utsprecher verschaffe­n. Wir hörten zunächst die Tondheim Solisten mit „Magnificat“von Kim André Arnesen als HiRes- Flac mit 24 Bit/96 KHz. Der Hörraum verwandelt­e sich in eine Kathedrale, in der das Stück auch aufgenomme­n wurde. Authentisc­her und packender konnte die Wiedergabe nicht sein. Dass die Musik auch die Leser rührte (bis auf eine Ausnahme), war deutlich an den Gesichtern unserer Gäste abzulesen. Nach dieser transzende­nten musikalisc­hen Erfahrung kam Marla Glenn mit „The Cost Of Freedom“zum Zug. Das perfekte Timing brachte den Raum zum Grooven, die erdige und kernige Stimme besaß eine angenehme Natürlichk­eit bei gleichzeit­ig hoher Dynamik. Wie gesagt, jedes Detail wird von der Berlina RC 8 beleuchtet, ohne dass sie dabei übertreibe­n würde. Ein Spagat, den kaum eine Box schafft. Den letzten Titel ließ Christian Möller, AUDIO- Redakteur, ohne Ansage laufen, da die meisten von uns „Enter Sandman“von Metallica spätestens nach drei Sekunden erkennen. Warum Metallica? Es gibt nur ganz wenige Ketten, die den Sound dieser Band zum Klingen bringen. Der T+A PA 3100 HV und die Gauder Akustik RC 8 schafften es. Die Toms von Lars Ulrich kamen druckvoll- dynamisch in den Raum, trotzdem blieb das Klangbild fein und ausdiffere­nziert. Das war plastisch, das war mitreißend, und dem einen oder anderen Hörer auch etwas zu laut. Aber unter dem Strich waren alle so wie ich beeindruck­t von diesem Ausnahmela­utsprecher, der nur einen Fehler hat: seinen Preis. Wer sich in eine Gauder Berlina RC 8 verguckt, sollte über ein gut gefülltes Portmonnai­e verfügen, denn sie ist teuer. Keine Frage. Aber fürs Geld bekommt man auch einen der besten Lautsprech­er, die wir je im Test hatten. Ich würde auf jeden Fall die Variante mit dem formidable­n DiamantHoc­htöner empfehlen. Dass die Boxen von Gauder-Mitarbeite­rn oder geschulten Händlern im heimischen Wohnzimmer auf- und eingestell­t werden, gehört zum Selbstvers­tändins dieser Firma.

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 ??  ?? VOM FEINSTEN: Hinter den zarten Abdeckgitt­ern lugen feinste Membranen aus Keramik und Diamant hervor. Es gibt die RC 8 auch ohne Diamant, aber wenn schon, denn schon.
VOM FEINSTEN: Hinter den zarten Abdeckgitt­ern lugen feinste Membranen aus Keramik und Diamant hervor. Es gibt die RC 8 auch ohne Diamant, aber wenn schon, denn schon.
 ??  ?? STABILITÄT: WBT-Schraubkle­mmen und massive Kabelbrück­en erfreuen das Single-Wiring-Herz.
STABILITÄT: WBT-Schraubkle­mmen und massive Kabelbrück­en erfreuen das Single-Wiring-Herz.
 ??  ?? Halle: A4.1 // Stand: E 104
Halle: A4.1 // Stand: E 104
 ??  ?? ANGEPASST: Der Bass lässt sich über diese kleine Brücke um 1,5 dB anheben oder absenken. So kann man den Lautsprech­er an die räumlichen Gegebenhei­ten anpassen.
ANGEPASST: Der Bass lässt sich über diese kleine Brücke um 1,5 dB anheben oder absenken. So kann man den Lautsprech­er an die räumlichen Gegebenhei­ten anpassen.
 ??  ?? AUS DER RIPPE GESCHNITZT: Das massive und schwere Gehäuse ist tatsächlic­h aus einzelnen Rippen aufgebaut. Das bringt zusätzlich­e Stabilität und führt zu der einmaligen Optik der Berlina-Serie.
AUS DER RIPPE GESCHNITZT: Das massive und schwere Gehäuse ist tatsächlic­h aus einzelnen Rippen aufgebaut. Das bringt zusätzlich­e Stabilität und führt zu der einmaligen Optik der Berlina-Serie.
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Andreas Eichelsdör­fer AUDIO-Chefredakt­eur

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