CHINA LEUCHTET
Liebesgrüße aus Fernost: McGee will den europäischen Markt erobern. Gefertigt wird auf hohem Niveau in China. Ganz tief dagegen sind die Preise. Für kleines Geld kann man sich hier einen Hybrid-Verstärker mit Röhrenvorstufe leisten. Mit erstaunlich gutem
Moment – den Namen kennen wir doch, oder? Genau, unter McGee erschienen diese erschwinglichen Produkte für den PA- Bereich. Dieselbe Company will nun die HiFi-Welt erobern, mit einer eigenen Serie, vom CD- Player bis zum Kompaktlautsprecher. Das Herz des Produktkatalogs haben wir uns zum Test bestellt – den CD- Player und einen Hybrid-Vollverstärker. Spannende Kost zum humanen Preis, der Player liegt bei 600 Euro, der Amp nur wenig darüber bei 700 Euro. Wo wird gespart? Am Herstellungsweg: In Deutschland werden die Komponenten erdacht, in China wird gemacht. Wie so üblich in weiten Kreisen der HiFi- Welt. Doch außer auf Know-how und Handwerk kommt es auch auf die Zutaten an. Und da verbaut McGee überraschend viel Feinkost, etwa im CD- Player. Hier rotiert ein Laufwerk von Sanyo, einzig darauf spezialisiert, CDs und HD- CDs auszulesen. Der digitale Stream wird einem PCM1732Wandler von Burr- Brown überantwortet. Der Ringkerntrafo versorgt Laufwerk und Wandler getrennt. So baut man gute, gehobene Hausmannskost. Nach gleichem Konzept ist auch der Hybrid-Verstärker ausgelegt. Von außen gibt er ein Fest, die Röhren sind beleuchtet, die Front erstrahlt. Was sich alles per Fernbedienung auch ausstellen lässt. Über die Schaltung verhängt McGee überraschenderweise das große Stillschweigen. Was wir jedoch entdecken konnten: Das Signal durchläuft zuerst eine kleine Röhrenschaltung, danach geht es in das Kraftwerk einer klassischen Class- A/ B- Leistungsstufe. Abermals: insgesamt keine Wunder, aber gutes Handwerk. Klanglich sind wir in der gepflegten High- End- Klasse. Vor allem überzeugte uns im Test das samtige Abbild: Diese Kombi wurde bei mittleren Lautstärken nie schrill oder überbrillant. Man versteht, was die Käufer anzieht: der feine Röhrensamt für kleines Geld. Wie bei unserer gegenwärtigen Lieblingsaufnahme im Bereich Singer-Songwriter. Christian Kjellvander interpretiert seine Eigen-
kompositionen und begleitet sich selbst auf der Gitarre („Solo Live“). Das ist große Kunst im kleinen Format, vor allem perfekt eingefangen von den Tonmeistern von Stockfisch Records. Es bereitet große Freude, diese Aufnahme zu hören. Wenn das Equipment stimmt. Die McGee- Kombi hatte es in unserem Test. Da waren vor allem die feinen Informationen: Wie leicht sich die angerissenen Saiten von den Membranen lösten! Die Röhren verliehen der Stimme Pracht und Schmelz. Angesichts der kleinen Geldsumme war das ein großes Erlebnis. Dazu kam die Abbildung des Raumes: Das war auf den Kubikzentimeter richtig und präsent. Ein Nachteil jedoch: Mit steigender Lautstärke fing der Röhrenverstärker an zu schreien, es wurde hart und unelegant. Zudem verschwammen die Bassinformationen. Also die positive Botschaft hier: Wer in freundlicher, mittlerer Lautstärke hört, kann ein Schnäppchen machen. Wie aber hält es McGee mit großformatiger Klassik? Hier gelten die gleichen Werte: Es gibt Samt satt. So zum Beispiel zu erleben bei der Ouvertüre zu Wagners „Tannhäuser“. Sir Georg Solti treibt die Wiener Philharmoniker in die orchestrale Ekstase, brillant bilden die Decca-Tontechniker das Geschehen ab. McGee machte daraus ein feines Flirren. Mit dieser Aufnahme glänzten insbesondere die ersten Violinen. Müssen wir uns entscheiden? Den Amp oder den CD- Player? Das wäre ein Fehler. Zusammen sind sie ein Dreamteam, sie bieten gepflegte Kost für erstaunlich kleine Münze.