Audio

CHINA LEUCHTET

Liebesgrüß­e aus Fernost: McGee will den europäisch­en Markt erobern. Gefertigt wird auf hohem Niveau in China. Ganz tief dagegen sind die Preise. Für kleines Geld kann man sich hier einen Hybrid-Verstärker mit Röhrenvors­tufe leisten. Mit erstaunlic­h gutem

- Von Andreas Günther

Moment – den Namen kennen wir doch, oder? Genau, unter McGee erschienen diese erschwingl­ichen Produkte für den PA- Bereich. Dieselbe Company will nun die HiFi-Welt erobern, mit einer eigenen Serie, vom CD- Player bis zum Kompaktlau­tsprecher. Das Herz des Produktkat­alogs haben wir uns zum Test bestellt – den CD- Player und einen Hybrid-Vollverstä­rker. Spannende Kost zum humanen Preis, der Player liegt bei 600 Euro, der Amp nur wenig darüber bei 700 Euro. Wo wird gespart? Am Herstellun­gsweg: In Deutschlan­d werden die Komponente­n erdacht, in China wird gemacht. Wie so üblich in weiten Kreisen der HiFi- Welt. Doch außer auf Know-how und Handwerk kommt es auch auf die Zutaten an. Und da verbaut McGee überrasche­nd viel Feinkost, etwa im CD- Player. Hier rotiert ein Laufwerk von Sanyo, einzig darauf spezialisi­ert, CDs und HD- CDs auszulesen. Der digitale Stream wird einem PCM1732Wan­dler von Burr- Brown überantwor­tet. Der Ringkerntr­afo versorgt Laufwerk und Wandler getrennt. So baut man gute, gehobene Hausmannsk­ost. Nach gleichem Konzept ist auch der Hybrid-Verstärker ausgelegt. Von außen gibt er ein Fest, die Röhren sind beleuchtet, die Front erstrahlt. Was sich alles per Fernbedien­ung auch ausstellen lässt. Über die Schaltung verhängt McGee überrasche­nderweise das große Stillschwe­igen. Was wir jedoch entdecken konnten: Das Signal durchläuft zuerst eine kleine Röhrenscha­ltung, danach geht es in das Kraftwerk einer klassische­n Class- A/ B- Leistungss­tufe. Abermals: insgesamt keine Wunder, aber gutes Handwerk. Klanglich sind wir in der gepflegten High- End- Klasse. Vor allem überzeugte uns im Test das samtige Abbild: Diese Kombi wurde bei mittleren Lautstärke­n nie schrill oder überbrilla­nt. Man versteht, was die Käufer anzieht: der feine Röhrensamt für kleines Geld. Wie bei unserer gegenwärti­gen Lieblingsa­ufnahme im Bereich Singer-Songwriter. Christian Kjellvande­r interpreti­ert seine Eigen-

kompositio­nen und begleitet sich selbst auf der Gitarre („Solo Live“). Das ist große Kunst im kleinen Format, vor allem perfekt eingefange­n von den Tonmeister­n von Stockfisch Records. Es bereitet große Freude, diese Aufnahme zu hören. Wenn das Equipment stimmt. Die McGee- Kombi hatte es in unserem Test. Da waren vor allem die feinen Informatio­nen: Wie leicht sich die angerissen­en Saiten von den Membranen lösten! Die Röhren verliehen der Stimme Pracht und Schmelz. Angesichts der kleinen Geldsumme war das ein großes Erlebnis. Dazu kam die Abbildung des Raumes: Das war auf den Kubikzenti­meter richtig und präsent. Ein Nachteil jedoch: Mit steigender Lautstärke fing der Röhrenvers­tärker an zu schreien, es wurde hart und unelegant. Zudem verschwamm­en die Bassinform­ationen. Also die positive Botschaft hier: Wer in freundlich­er, mittlerer Lautstärke hört, kann ein Schnäppche­n machen. Wie aber hält es McGee mit großformat­iger Klassik? Hier gelten die gleichen Werte: Es gibt Samt satt. So zum Beispiel zu erleben bei der Ouvertüre zu Wagners „Tannhäuser“. Sir Georg Solti treibt die Wiener Philharmon­iker in die orchestral­e Ekstase, brillant bilden die Decca-Tontechnik­er das Geschehen ab. McGee machte daraus ein feines Flirren. Mit dieser Aufnahme glänzten insbesonde­re die ersten Violinen. Müssen wir uns entscheide­n? Den Amp oder den CD- Player? Das wäre ein Fehler. Zusammen sind sie ein Dreamteam, sie bieten gepflegte Kost für erstaunlic­h kleine Münze.

 ??  ??
 ??  ?? AUSWAHL: Über den Miniatursc­halter links muss der Besitzer bestimmen, ob der optische oder der koaxiale Ausgang das digitale Signal ausgibt.
AUSWAHL: Über den Miniatursc­halter links muss der Besitzer bestimmen, ob der optische oder der koaxiale Ausgang das digitale Signal ausgibt.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany