DACRÖHRE
Spartanischer geht’s nicht mehr: Eine Röhre, ein Knopf, ein Anschluss – fertig ist der Kopfhörerverstärker mit Röhrenklang. Ganz so einfach ist es nicht, doch was Inline aus dem AmpUSB zaubert, ist schon erstaunlich.
Die erste Assoziaton in der Redaktion war: „Das sieht ja aus wie ein Bügelschloss!“Ja, da ist was dran, doch die verchromten Metallbügel rechts und Links der Röhre haben durchaus einen Sinn. Sie schützen den empfindlichen Glaskolben vor unabsichtlichen Beschädigungen, denn die Doppeltriode vom Typ 12AU7/ECC82 ragt ansonsten ungeschützt aus dem Aluminiumgehäuse heraus. Letzteres macht einen robusten Eindruck, es ist exakt verarbeitet und sauber entgratet, was man leider nicht von allen Produkten aus Fernost sagen kann. Vorn gibt es einen analogen Lautstärkeregler, der gleichzeitig auch als Ein/Ausschalter dient. Ganz nach links gedreht, schaltet sich das Gerät mit einem hörbaren Klick ab. Außerdem finden sich gleich zwei Kopfhörerausgänge in den Formaten 6,3- und 3,5-mm- Klinkenbuchse. Auf der Rückseite lassen sich der USB- Eingang und eine weitere 3,5-mm- Klinkenbuchse entdecken, die aus dem Winzling einen echten DAC macht, denn hier kann man das gewandelte und und aufbereitete Signal an seine gewohnte HiFi- Kette weiterreichen. Entweder analog per Line- Pegel oder digital (in diesem Fall bleibt der Wandler natürlich außen vor) per optischem S/ PDIF-Signal im Toslink-Miniplug- Format. Der Lautstärkeregler wirkt gleichermaßen auf den Line-Ausgang, weswegen man den DAC auch als Vorstufe für Aktivboxen hernehmen kann. Doch die eigentliche Aufgabe des Zwergs bleibt der Betrieb als Kopfhörerverstärker. Die Röhre sorgt hier für die Aufbereitung und Verstärkung des analogen Signals, das aus dem integrierten Wandlerchip vom Typ Cirrus Logic CS 4392 kommt. Dieser wiederum bekommt seine Daten nur per USB zugespielt, doch was er alles verkraftet, kann sich sehen lassen. PCM- Daten nimmt er bis zu einer Abtastfrequenz von 384 kHz wahlweise in 16, 24 oder 32 Bit entgegen. Auch auf DSD-kodiertes Material versteht sich der Chip, hier schafft er Frequenzen von 2,8 und 5,6 MHz (DSD64 und DSD128). Doch es gibt eine Einschränkung: Um DSD- Formate hören zu können, muss man die beiliegende Software „JRiver
Media Center“installieren, die mit ihrer Fülle an Funktionen erst einmal mehr verwirrt als Klarheit schafft. Das schreckt ab – man bleibt lieber bei „normalem“PCM- kodierten Material und nimmt dann den Lieblingsplayer der Wahl. Also auf zum Klangtest: Wir starteten mit audiophiler akustischer Musik. Carrie Newcomers schmelzige Stimme bei „There Is A Tree“kam authentisch mit Wärme und Rauchigkeit aus dem Referenzkopfhörer. Ein guter Start, also etwas mit mehr mehr Druck eingelegt. Elektronische Klänge wie der Song „Velocity“von Robert Schroeder eignen sich stets gut, um Dynamik und Impulsfestigkeit zu testen. Im Ganzen machte der AmpUSB hier ebenfalls einen guten Job, er rundete die Rechteck- Sounds hier und da leicht ab, was dem Klangbild eher guttat. Bei höheren Lautstärkeeinstellungen bemerkten wir aber eine leichte Kompression. Also dem Teil mal richtig auf den Zahn gefühlt und Symphonic Metal aufgelegt: Tarja Turunen mit „I Walk Alone“. Diesen Song muss man einfach laut hören, um die knallige Snare und die abgrundtiefe Bassdrum zusammen mit Tarjas ausgebildeter Singstimme zu genießen. Da erreichten wir die Grenzen des kleinen Kästchens: Das Klangbild rückte zusammen, Details verschwanden im Hintergrund und der Klang wurde anstrengend. Große Lautstärken sind also nicht das Metier dieses tollen Röhren-Zwergs.