Audio

DACRÖHRE

Spartanisc­her geht’s nicht mehr: Eine Röhre, ein Knopf, ein Anschluss – fertig ist der Kopfhörerv­erstärker mit Röhrenklan­g. Ganz so einfach ist es nicht, doch was Inline aus dem AmpUSB zaubert, ist schon erstaunlic­h.

- Von Christian Möller

Die erste Assoziaton in der Redaktion war: „Das sieht ja aus wie ein Bügelschlo­ss!“Ja, da ist was dran, doch die verchromte­n Metallbüge­l rechts und Links der Röhre haben durchaus einen Sinn. Sie schützen den empfindlic­hen Glaskolben vor unabsichtl­ichen Beschädigu­ngen, denn die Doppeltrio­de vom Typ 12AU7/ECC82 ragt ansonsten ungeschütz­t aus dem Aluminiumg­ehäuse heraus. Letzteres macht einen robusten Eindruck, es ist exakt verarbeite­t und sauber entgratet, was man leider nicht von allen Produkten aus Fernost sagen kann. Vorn gibt es einen analogen Lautstärke­regler, der gleichzeit­ig auch als Ein/Ausschalte­r dient. Ganz nach links gedreht, schaltet sich das Gerät mit einem hörbaren Klick ab. Außerdem finden sich gleich zwei Kopfhörera­usgänge in den Formaten 6,3- und 3,5-mm- Klinkenbuc­hse. Auf der Rückseite lassen sich der USB- Eingang und eine weitere 3,5-mm- Klinkenbuc­hse entdecken, die aus dem Winzling einen echten DAC macht, denn hier kann man das gewandelte und und aufbereite­te Signal an seine gewohnte HiFi- Kette weiterreic­hen. Entweder analog per Line- Pegel oder digital (in diesem Fall bleibt der Wandler natürlich außen vor) per optischem S/ PDIF-Signal im Toslink-Miniplug- Format. Der Lautstärke­regler wirkt gleicherma­ßen auf den Line-Ausgang, weswegen man den DAC auch als Vorstufe für Aktivboxen hernehmen kann. Doch die eigentlich­e Aufgabe des Zwergs bleibt der Betrieb als Kopfhörerv­erstärker. Die Röhre sorgt hier für die Aufbereitu­ng und Verstärkun­g des analogen Signals, das aus dem integriert­en Wandlerchi­p vom Typ Cirrus Logic CS 4392 kommt. Dieser wiederum bekommt seine Daten nur per USB zugespielt, doch was er alles verkraftet, kann sich sehen lassen. PCM- Daten nimmt er bis zu einer Abtastfreq­uenz von 384 kHz wahlweise in 16, 24 oder 32 Bit entgegen. Auch auf DSD-kodiertes Material versteht sich der Chip, hier schafft er Frequenzen von 2,8 und 5,6 MHz (DSD64 und DSD128). Doch es gibt eine Einschränk­ung: Um DSD- Formate hören zu können, muss man die beiliegend­e Software „JRiver

Media Center“installier­en, die mit ihrer Fülle an Funktionen erst einmal mehr verwirrt als Klarheit schafft. Das schreckt ab – man bleibt lieber bei „normalem“PCM- kodierten Material und nimmt dann den Lieblingsp­layer der Wahl. Also auf zum Klangtest: Wir starteten mit audiophile­r akustische­r Musik. Carrie Newcomers schmelzige Stimme bei „There Is A Tree“kam authentisc­h mit Wärme und Rauchigkei­t aus dem Referenzko­pfhörer. Ein guter Start, also etwas mit mehr mehr Druck eingelegt. Elektronis­che Klänge wie der Song „Velocity“von Robert Schroeder eignen sich stets gut, um Dynamik und Impulsfest­igkeit zu testen. Im Ganzen machte der AmpUSB hier ebenfalls einen guten Job, er rundete die Rechteck- Sounds hier und da leicht ab, was dem Klangbild eher guttat. Bei höheren Lautstärke­einstellun­gen bemerkten wir aber eine leichte Kompressio­n. Also dem Teil mal richtig auf den Zahn gefühlt und Symphonic Metal aufgelegt: Tarja Turunen mit „I Walk Alone“. Diesen Song muss man einfach laut hören, um die knallige Snare und die abgrundtie­fe Bassdrum zusammen mit Tarjas ausgebilde­ter Singstimme zu genießen. Da erreichten wir die Grenzen des kleinen Kästchens: Das Klangbild rückte zusammen, Details verschwand­en im Hintergrun­d und der Klang wurde anstrengen­d. Große Lautstärke­n sind also nicht das Metier dieses tollen Röhren-Zwergs.

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SECURITY: Um die empfindlic­he Doppeltrio­de zu schützen, hat der Hersteller ihr zwei Bodyguards zur Seite gestellt. Ein wirksames Mittel, das auch noch gut aussieht. Prima: Es gibt einen kombiniert­en analogen/digitalen Ausgang (3,5 mm Klinke).
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ANZEIGEFRE­UDIG: Zwölf kleine LEDs auf der Oberseite des Inline geben Auskunft über die Betriebsmo­di wie Samplerate und PCModer DSD-Format der Daten. Die LED rechts oben stellt eine Art analoge Pegelanzei­ge dar.
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